Bahnsprech heute

Mittwoch, 14. April 2004 um 11:07

Scheint zu einer Rubrik zu werden. Na gut.

Diesmal fiel mich die Eigenart des Bahnsprechs bereits vor dem Einsteigen an. Aus den Lautsprechern am Bahnhof hieß es nämlich: „Der Eurocity 415 nach Straßburg steht abweichend auf Gleis 17.“ Hm, sollte man eigentlich regelmäßig machen, abweichend stehen.

Auf der Fahrt selbst übte ich den beidhändigen Zeitungsüberschlag. Die aufgeschlagene Zeitung seitlich halten und dann mit möglichst wenig Ausholen die Mitte zu sich her schleudern, durch ein Zusammenführen der Hände hinter der Zeitung das Blatt halbieren. Kloleser haben den Zeitungsüberschlag vermutlich schon in früher Jugend drauf, ich bin aber keine Kloleserin und leistete mir immer große Tische, auf denen meine Süddeutsche Zeitung gesamt Platz hatte. Noch versage ich bei der Übung völlig und habe ein zerknittertes Zeugs in der Hand, das sich nur im Stehen oder unter Belästigung des Sitznachbars handlich und lesbar machen lässt.

Belästigung ist ein schönes Stichwort. Auf der heutigen Fahrt begegnete ich einem der Störgeräusche, die mich zur Mörderin machen könnten: Räuspern in einer Frequenz von über alle zwei Minuten. Und ich hatte nicht mal ein Bonbon dabei, das ich der vor mir sitzenden Räusperin mit funkelndem Blick anbieten hätte können: „Für Ihre trockene Kehle, gnnnnrrrrrrrrr.“

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Bahnsprech heute“

  1. Jim meint:

    Meist klingen Durchsagen auf den Bahnhöfen ja eher wie „Droirozitti*knarzpfiff*nastrsbrg*flöt*abweichendaufff*tüüüt*" … Ich verstehe diese Durchsagen nie. Und das liegt nicht an meinen Ohren.

  2. r.bovier meint:

    bahnsprechs sind eigens dafür KONZIPIERT, nicht verstanden zu werden, semantisch wie akkustisch. so braucht sich niemand zu rechtfertigen, wenn sie nicht stimmen.

    und was das zeitungsaufschlagen betrifft:hoffnungslos – das ist ein eigenes gen!
    so wie das fürs
    zungenrollen bzw fürs pullover-mit-über-die-schulter-greifenden-händen-ausziehen. ich hab nur ersteres. (bzw. mittleres.)

  3. meike meint:

    jaaa, jaaa jim! genauso isses – danke für mein erstes kichern seit langem!

  4. Thomas J. meint:

    Das geht im Nahverkehr auch. "Wichtige Durchsage für Fahrgäste der Linie 19: wueeeeeeeeeeeeeeee heeeeeeeeeeee heeeeeeeeeee heeeeeeeeee"… und schon ist der Rest durch die einfahrende Bahn verschluckt.

  5. ix meint:

    schlimmer noch als superhäufiges räuspern finde ich superhäufiges nasenrotz hochziehen, meist begleitet mit feuchten blubber geräuschen. dabei zieht sich oft vor belästigung und ekel mein steissbein zusammen.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Ständiges Nasehochziehen gehört bei mir definitiv zu den spontanen Aggressionsauslösern – allerdings die trockene Variante, weil eben anscheinend komplett unmotiviert. Wenn man diesen Leuten ein Taschentuch anbietet, reagieren sie gerne mit: "Nein danke, es geht schon." (Und in mir schreit es NEIN ES GEHT EBEN NICHT!)

  7. Charivari » Blog Archive » Oane geht no - Zweite Bayerische Bloglesung meint:

    […] Frau Klugscheisser führt durch die Veranstaltung und eröffnet nach den allfälligen Rauch- und Fotografierhinweisen mit Let me be your underwear oder warum man nicht wirklich anderer Leute Unterhose sein will. Don Alphonso liest als Nächster. Nach einem eher mißlungenene Versuch, etwas von den Ärzten vorzusingen – eine gelungenere musikalische Einlage folgt später – trägt er aus der Serie “Die Skalpe meiner Feinde” eine Geschichte über die Semantik der Rolex Oyster Perpetual Datejust in Ingolstadt vor. Es folgt die mir bisher unbekannte Martina Kink mit Wenn Kippen Kalorien hätten oder die Möglichkeit sich entweder für schöne Wangenknochen oder für einen schönen Busen zu entscheiden, wenn frau nicht die Schönheitschirurgie zu Hilfe nehmen will. Leider bin ich im hinteren Teil des Lokals, so daß ich nicht sehen kann, wofür sie sich entschieden hat. Erste herzliche Lacher im Publikum sind das Resultat, die sich noch deutlich verstärken, als Banana von der Allee der Spackonauten und der Allee der Ölsardinen uns in die Geheimnisse der Olivenschiffchen und warum man sich davor dringend in Acht nehmen soll einführt. Anschließend liest Frau Kaltmamsell einen bislang unveröffentlichten Text über das Dicksein und was da wo wogen, schwappen und reiben kann. Nach der Pause setzt sie mit mehreren Textstücken aus der Serie Auf meinem Weg in die Arbeit fort, die sich mit dem deutschen Dialekt Bahnsprech und seinen Merkwürdigkeiten befassen (u.a. wie ein Zug “abweichend stehen” oder “enden” kann und wie man “gerne erwartet” wird): Türsteher, Schlangenmensch, Bahnsprech – Schaffners Frust, Bahnsprech heute und Bahnsprech . Anschließend liest Hessen-Import Banana, nachdem er sich intensiv mit Äbbelwoi gestärkt hat und erzählt von seinem Aquarium und dem ungehorsamen Scheibenlutscher (”wenn ich den rufe, dann kommt er eh nicht”) – hier als MP3 Audio. Es folgen Martina Kink mit einem unpublizierten Text (ich hab ihn jedenfalls nicht gefunden) über eine Hochzeit in Italien und das Dasein am am Singletisch, anschließend Don A. mit einem sehr schönen Text Real Life 4 mm über eine Berliner Punkerin aus Bayern. Eine gelungene musikalische Darbietung von “Smartass and the Block Boogie Boys”, Smartass aka Frau Klugscheisser mit Gesang und Altsaxofon begleitet von zwei Spezln an E-Baß und -Gitarre schließt sich an – über die Schwierigkeiten des Parkens in der Großstadt und was bzw. wen sie alles für einen Parkplatz eintauschen würde. Den Zugabenteil eröffnet Martina Kink mit Gedanken über ihren Schutzengel, der ganz bestimmt Clara heißt – hier auch als MP3 Audio verfügbar. Zusammen mit Banana und Traube Holunder oder die Todeskralle gegen eine Maus hat sie wieder alle Lacher auf Ihrer beider Seite. Als Abschluß beantwortet Frau Klugscheisser die Frage, warum Frauen in der Öffentlichkeit meist in Grüppchen auf die Toilette gehen, eher unbefriedigend, bleibt weiterhin unterhalb der Gürtellinie und und führt uns mit Blood on the Dancefloor in die Details der Menstruation ein, die ich in dieser Detailliertheit gar nicht wissen wollte. […]

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