Archiv für März 2006

Auf meinem Weg in die Arbeit (34): Double Standards

Freitag, 31. März 2006

Wenn Sie sich eine Kinokarte für die preisermäßigte Vorstellung am Montagnachmittag kaufen: Erwarten Sie dann, dass Sie damit wahlweise auch die Vorstellung am Freitagabend besuchen können?

Wenn Sie über Frühbucherrabatt das Ticket für einen Billigflug im Touristenbomber nach Malaga gekauft haben: Gehen Sie dann davon aus, dass Sie damit auch ein paar Tage früher den Linienflieger nehmen können?

Wenn Sie im Kaufhaus die heruntergesetzte Seidenbluse zurücklegen haben lassen: Verlangen Sie beim Abholen statt dessen eine reguläre Bluse zum selben Preis?

Wenn Sie sich als Journalistin für eine Presseveranstaltung akkreditiert haben: Wundern Sie sich, dass Sie beim Einlass Schwierigkeiten bekommen, möglicherweise nicht eingelassen werden, weil Sie Ihren Presseausweis daheim vergessen haben?

Nein?

Warum echauffieren sich dann so viele Bahnreisende, dass ihr Billigticket, das sie mit Frühbucherrabatt für einen ganz bestimmten Zug an einem ganz bestimmten Tag gekauft haben, nicht für einen anderen Zug an einem anderen Tag auf dieser Strecke gilt und sie nachzahlen müssen? Oder dass man ihnen den Bahncardbesitz ohne Bahncard nicht glauben will?

Geruchsüberfall

Freitag, 31. März 2006

Warum überfällt mich ausgerechnet in diesem Moment die Erinnerung an diesen ganz speziellen Geruch? Den in der Küche des Landhauses meiner spanischen Großmutter in den Bergen Nordkastiliens, morgens, wenn sie auf dem Gasherd in einer billigen emaillierten Stielkasserolle (außen erdfarben, innen hellblau) die Milch für den café con leche erhitzte (fertig gestellt, indem man in der grünen Glastasse einen Teelöffel löslichen Kaffees in die heiße Milch rührte, deshalb keine Kaffeeduft-Note in diesem Geruch). Der kühle Fliesenboden, die sonnige Morgenfrische gefiltert durch das Holzrollo und Fliegengitter des Fensters, das Gasfeuer, die gekalkten Wände, die Ahnung des Bratfetts, mit dem das Abendessen in der Nacht zuvor zubereitet wurde.

Zwei Nahrungsmittelempfehlungen

Donnerstag, 30. März 2006

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1. Der beste Naturjogurt der Welt ist Andechser Jogurt mild (mit natürlichem Fettgehalt mindestens 3,7%). Der einzige weiße Jogurt, den ich so, wie er ist, pfundweise futtere.

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2. Meine Bitterschokoladenentdeckung der vergangenen Jahre: Vivani Feine Bitter 85 %. In dieser Kakaogehaltsklasse kenne ich nichts Besseres – eine ganz dünne Tafel, mild mit leichter Rum-Note, nur eine Andeutung von Rauch, völlig frei von bitterem Nachgeschmack.

Spamfilter, erweitert

Dienstag, 28. März 2006

Ich wünschte, ich könnte den Zutritt zu meinem Büro ebenso filtern wie meinen E-Mail-Eingang. Manche Menschen haben alle Eigenschaften von Spam.

The Producers

Montag, 27. März 2006

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Ist ja schon schlimm genug, einen Ohrwurm zu haben. Ihn dann aber nicht mal singend rauslassen zu können, weil man dann den Text „Springtime for Hitler“ tirillieren würde, ist besonders hart.

Weil: 37 Jahre nachdem er mit seinem Erstling The Producers Filmgeschichte machte, hat Mel Brooks die Musical-Version neu verfilmt. Und das habe ich mir gestern angeschaut. (Wenn ich nicht zufällig vor Capote einen Trailer für die Neuverfilmung gesehen hätte, wäre der Film komplett an mir vorbei gegangen. Soll er geheim bleiben?)

Was soll ich sagen: Ein richtiger Musik- und Tanzfilm in der Tradition der alten MGM-Musicals! Klar, Matthew Broderick ist kein Gene Kelly (dafür ein Spitzenkomiker mit echter Slapstick-Begabung, wer hätte das gedacht?), aber die Sets (durchwegs Studio, wie sich das gehört, und selbst das Licht ist ganz MGM 50er Jahre), die Musik (weitere Ohrwürmer: „We can do it“, „Keep it gay“), die Choreografien (Busby Berkeley wird ein weiteres Mal zitiert, nämlich mit einem Tanz der old girls und ihren Zimmer frames*, eine wundervolle Stepeinlage)!

Die Handlung des Musicals spielt in den 50ern und ist die des Films von 1968: Max Bialystock (großartig: Nathan Lane) ist ein Broadway-Produzent, dessen gute Tage längst vorbei sind. Sein neurotischer Buchhalter Leo Bloom (Broderick) stellt fest, dass ein Produzent auch mit einem totalen Flopp viel Geld machen kann: indem er vorher erheblich mehr eintreibt, als er zur Finanzierung von genau einer Vorstellung braucht. Nach einem völligen Misserfolg fragt keiner mehr nach dem Rest. Die beiden holen sich das schlechteste Musical der Welt: „Springtime for Hitler“ von einem durchgeknallten Nazi. Als Regisseur engangieren sie die Supertunte Roger deBris (Gary Beach) samt seinem Village-People-Team. Die kandierte Kirsche auf der Sahnetorte ist die schwedische Sexbombe Ulla (Uma Thurman, wow, die kann tanzen!) als Star des Musicals.

Das Ding ist schnell, laut, komisch, bunt und auf eine wundervoll altmodische Art geschmacklos. They don’t make them like that any more – mit eben dieser einen Ausnahme.
Heißer Tipp: Bis ganz zum Ende des Abspanns sitzen bleiben, dafür gibt’s eine besondere Belohnung.

*Gibt es im Deutschen kein exakteres Wort als „Gehhilfe“?

Nur ein paar Bilder

Sonntag, 26. März 2006

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Karolinenplatz mit Frühlingssymptomen.

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Bäckerei in der Nähe einer Schule.

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Im Völkerkundemuseum.

Die Krähenfrau

Samstag, 25. März 2006

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Stand da an der Isar und las ihre Bildzeitung, während sich zu ihren Füßen und in der nächsten Baumkrone Krähen sammelten und gemütlich um sie schlenderten.