Journal 12. März 2010

Samstag, 13. März 2010 um 8:52

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Das SZ-Magazin macht sich Gedanken über Paare, die kein gemeinsames Schlafzimmer haben. Hier auf der Vorspeisenplatte haben wir das Thema ja schon vor Jahren erschöpfend diskutiert: Schlaf in der Ehe. Doch Cathrin Kahlweit behauptet in ihrer Geschichte, das Geständnis eigener Schlafzimmer sei etwas höchst Peinliches. Nun halte ich mich ja für eine Meisterin des Peinlichkeitsgefühls – mir kann Lippenstift auf dem Eckzahn peinlich sein, die Unkenntnis des Namens eines Kollegen, den ich eigentlich kennen müsste, gerne auch mein dröhnendes Lachen in vornehmer Gesellschaft. Aber dass ich mein eigenes Schlafzimmer habe, kam nie auch nur in Sichtweite von Peinlichkeit.

Außerdem würde ich hiermit bitte gerne wortklauben: Wenn Geschwister eigene Schlafzimmer haben – wird da auch von „getrennten“ Schlafzimmern gesprochen? Wohl nicht. Ebensowenig haben der Mitbewohner und ich „getrennte“ Schlafzimmer: Da war nie etwas zu trennen. Jeder hatte schon immer sein eigenes Schlafzimmer. Hätten wir nur noch eines, handelte es sich um ein „zusammengelegtes Schlafzimmer“.

In den vergangenen Jahren habe ich allerdings Menschen kennengelernt, die unter der nächtlichen Zwangsgemeinsamkeit leiden – und sie gerade deshalb bevorzugen. Mag ein Indiz für die Grundhaltung sein, dass Liebe nur eine echte solche ist, wenn sie weh tut. Ich Memme.

Zudem stelle ich auch anhand dieses Artikels fest, wie wenig ich Frau bin: Ich gehe später ins Bett und stehe früher auf, ich schlafe auch bei Minusgraden mit offenem Fenster, Muster kommt mir keines auf meine Bettwäsche.

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Frohe Kunde: Herr Paulsen wird auch in München aus seinem Monsieur, der Hummer und ich lesen!
Dienstag, 13. April, 20 Uhr
Literatur Moths

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Mehr Christoph Waltz? Hier in der Tonight Show kurz nach der Oscarverleihung – sehr souverän, wohlerzogen und sympathisch (wer bitte sonst wird auf die Oscarparty von Madonna eingeladen und denkt dort in erster Linie daran, sich bei der Gastgeberin für die Einladung zu bedanken?). Leider ist der Schluss abgeschnitten.
Aktualisierung 14. März: YouTube geht nicht mehr, aber NBC hat das Interview jetzt ganz.

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Auf dem Heimweg von der Arbeit kurzer Abstecher in meinem liebsten Wäscheladen. Da ich lediglich ein BH-Modell, das ich bereits besitze, in anderer Farbe haben wollte, verblüffte ich die wundervolle Besitzerin damit, dass ich auf die Schublade des Winzelladens deuten konnte, in der das Modell lagert. Aus dem Augen- und Ohrenwinkel wurde ich mal wieder Zeugin, wie die Dame eine Kundin bekehrte: Erst wehrte sie sich gegen die Empfehlungen dieser besten Wäscheexpertin, die mir je begegnet ist („Nein, das ist falsch, ich habe sonst immer Größe XY.“ „Aber diese Form steht mir doch nicht.“), bis sie sich nach Anprobe des ersten in die Kabine gereichten BHs in Wachs in den Händen der Wäschedame verwandelte („Oh, der ist ja süß.“).

die Kaltmamsell

19 Kommentare zu „Journal 12. März 2010“

  1. Nathalie meint:

    Man sieht sich am 13. April?

    Und vielen Dank für die Dessous-Geschäft-Empfehlung. Meine “Beraterin” in einem anderen Geschäft, auf die ich immer hörte, ging vor einem Jahr in Rente … seitdem suchend.

  2. Thea meint:

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    Gerne gelesen

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  3. croco meint:

    “Ich gehe später ins Bett und stehe früher auf, ich schlafe auch bei Minusgraden mit offenem Fenster, Muster kommt mir keines auf meine Bettwäsche”
    Bis auf das geöffnete Fenster bin ich auch kein Mädchentyp. Aber wer ist das schon. Wenn man mal außerhalb der Tussiwelt rumfragen würde, fände man sicher mehr solcher Wesen ohne Blümchen auf der Bettwäsche.
    Leider ist der Wäscheladen in München und somit weit weg von hier.
    Ich stampfe durch x Geschäfte, bis ich was passendes in meiner Größe gefunden habe. Und dann kaufe ich drei davon. Wenn nach ausführlichem einsamem Rumsuchen und Fündigwerden die Verkäuferin unaufgefordert hinter dem Vorhang erscheint und fragt “Kann ich helfen?” , dann ist ein Bitte-Nicht fällig.

  4. fressack meint:

    Heisst das im Umkehrschluss: der Mitbewohner schläft bei geschlossenem Fenster in Blümchenbettwäsche? Am Ende noch Biberbettwäsche?
    Ich bin erschüttert.

  5. suseganz meint:

    Habe es immer schon mit Virginia Woolf gehalten: “A room of one`s own” http://ebooks.adelaide.edu.au/w/woolf/virginia/w91r/chapter1.html

    Und sonst: Ja, einschlafen zusammen ist wunderschön, Ohropax – die moderneren, konischen, aus Schaumstoff – helfen, wenn ich liegenbleiben möchte, und es ist ein wahnsinnig beruhigendes und gleichermaßen befreiendes Gefühl, jederzeit “rüber” gehen zu können. Und, ja, Distanz tut zuweilen gut. Und nicht zuletzt ist es schön, in einem Raum zu schlafen, der den ganz persönlichen “genius loci” atmet.

  6. croco meint:

    Übrigens ist das Video auch niedlich. Dem Herrn Waltz gelingt es, den österreichischen Charme ins amerikanische zu verfrachten. Schön .

  7. Mareike meint:

    Danke für den Link zum Video. Und danke @croco für den Kommentar, sonst hätte ich in der heutigen Hektik nicht draufgeklickt. Wundervoll.

  8. katha meint:

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    Gerne gelesen

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  9. the-sun meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  10. Arztgatten(ex)ehefrau meint:

    Darf ich was Groteskes loswerden: aufgrund meiner Schlafstörungen würde ich gerne getrennt schlafen, aber mein Partner nimmt die Störungen seines Schlafes lieber in Kauf, als auf meine Anwesenheit zu verzichten. Ist das nicht süss? Bloss Argumente für das eigene Schlafzimmer fallen mir dann keine weiteren ein.
    Wenn es nach mir ginge, müsste jeder sein eigenes Bad und sein eigenes Schlafzimmer haben.

  11. creezy meint:

    In eine ordentliche Ehe gehört ein eigenes Bad, ein eigenes Schlafzimmer, ein eigener Kleiderschrank, eine eigene Küche, ein eigenes Arbeitszimmer. Den Kamin kann man ja teilen.

    Das Waltz-Video existiert leider nicht mehr …

  12. Sigourney meint:

    Ich erzähle ungern, dass wir getrennte Betten bewohnen. (Aus genau den in der SZ genannten Gründen, mein Schlaf ist leicht und schnell gestört.
    Eine Erleichterung zu lesen, dass das “normal” ist, ich dachte schon, ich sei überempfindlich.)
    Ich rede dann von meinem und seinem Zimmer und lasse Details unerwähnt.
    Aber ich werde offensiver dank Ihres Einflusses.

  13. Kai meint:

    Pffff, getrennte Zimmer. Manchmal schlafe ich mit drei Frauen gleichzeitig! In einem Raum! In einem Bett wäre dann doch arg eng.

    (…Ok, zwei sind noch Minderjährig und zum Glück höchstens einmal die Woche – schnarchen können wir aber alle vier :)

  14. trillian meint:

    Wenn ich von solchen Wäscheläden lese, bin ich traurig, dass ich in der niederrheinischen Provinz lebe…. denn mir fehlt ein solcher Laden, in dem es insbesondere auch Wäsche in etwas exotischeren Größen gibt.

    Ich denke, dass es in den nächsten Jahren auf getrennte Betten hinauslaufen wird, da ich eine empfindliche Schläferin bin und mein Liebster ein extremer Schnarcher ist. Im Moment haben wir nicht die räumlichen Möglichkeiten – aber der nächste Umzug wird es dann zeigen…

  15. Sabine meint:

    Vielen Dank für den Wäscheladentipp! Dort habe ich heute eingekauft und war hingerissen von der sachkundigen und charmanten Verkäuferin, der ich natürlich gleich erzählt habe, woher ich von ihr wusste. Jetzt bin ich zwar ein wenig ärmer, aber viel besser gelaunt und viel wohlgeformter.

  16. die Kaltmamsell meint:

    Es freut mich sehr, Sabine, dass mein Tipp nützlich war. Fast schon bedauerlich: Beratung und Ware sind so gut, dass ein Kauf eigentlich nur alle paar Jahre nötig ist.

  17. Sabine meint:

    Die Dame bat, Sie möchten sich doch beim nächsten Besuch identifizieren. Ich muss schon sagen, die dort erhältlichen BHs dienen nicht nur der Hebung der Büste, sondern auch gleich noch des Selbstwertgefühls, bei der guten Beratung. Und Gründe für neue Unterwäsche kann man doch sicher an dern Haaren herbeiziehen.

  18. dickakroell meint:

    Auch von mir herzlichen Dank für den Tremel-Tipp!
    Normalerweise ist BH-Kauf für mich die für Frauen mit üppigeren Maßen übliche Tortur und der Kauf fast immer ein Kompromiß – ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt einen wirklich gut sitzenden BH getragen habe.
    Die Tremel-Inhaberin ist exakt so reizend und sachkundig wie von Ihnen geschildert – und hat an mir gestern ein Wunder vollbracht: sie hat mir 3 BHs in die Kabine gereicht, von denen jeder einzelne so wunderschön und so perfekt sitzend war, daß ich gleich alle 3 genommen habe – das ist mir wirklich noch nie passiert!

  19. Julia meint:

    Das ist ja lustig: Der Laden ist seit Jahren mein Lieblingsladen. Hier habe ich mir u.a. die Hochzeitsunterwäsche gekauft. Nirgends gibt es bessere und freundlichere Beratung! Ein “Hoch!” auf Tremel.
    PS: Wir hatten zu Beginn unserer Ehe (und über etwa 2 Jahre Beziehung) sogar noch “getrennte” Wohnungen (im gleichen Haus). Ein äußerst luxuriöser Zustand, der in München aber leider kaum zu finanzieren ist. So schön dann das Zusammenziehen war (und ist), waren das doch auch sehr charmante Zeiten.

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