Archiv für Oktober 2010

Tag 30 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt?

Sonntag, 31. Oktober 2010

Zu jedem Buch, das etwas taugt, gibt es bereits Filmbilder: die in meinem Kopf. Deshalb vermisse ich keine.

Doch grundsätzlich wundere ich mich darüber, dass in England die Klassiker aus dem 19. Jahrhundert alle paar Jahre neu und meist spannend verfilmt werden, und dass das in Deutschland höchst selten passiert. Dass es Dutzende Filme gibt, die auf den Motiven von Shakespeare-Dramen basieren und kaum deutsche Filme die großen deutschen Dramen durchscheinen lassen. Mag das mit der unumstößlichen Wahrheit zu tun haben, dass Material, das im Schulunterricht behandelt wurde, danach gehasst wird? Was ist zum Beispiel mit Faust? Großartiges Material, klasse Motive – warum gibt es keinen halben Meter mit DVDs der Verfilmungen, ob nun direkt, entlehnt oder verwurstet?

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Tag 29 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt?

Samstag, 30. Oktober 2010

Man kann aus jedem Romanstoff einen guten Film machen, man kann aus jedem Romanstoff einen schlechten Film machen. Die beiden Medien erzählen Geschichten mit so unterschiedlichen Mitteln, dass ein Vergleich meist hinkt. Wenn mich eine Romangeschichte aber gerade wegen der Buchstaben-inhärenten Erzählweise begeistert, zucke ich bei der Information, dass sie verfilmt wird. Zuletzt ging es mir so mit Audrey Niffeneggers The Timetraveler’s Wife, von dem ich hier geschwärmt habe.

Die geniale Grundidee funktioniert nur durch Niffeneggers Erzähltechnik ein ganzes Buch lang, und die ist untrennbar von der Linearität einer Buchstabenfolge. Den Film von 2009 wollte ich von Vornherein nicht sehen. Und wenn ich so von denen höre, die ihn gesehen haben, ist auch nichts eigenständig Sehenswertes daraus geworden.

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Tag 28 – Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!

Freitag, 29. Oktober 2010

John Irving, Garp und wie er die Welt sah

Mein damaliger Freund nahm mich 1987 in Augsburg in das Programmkino Filmbühne mit, um mir diesen Film von 1982 zu zeigen. Das Buch schenkte er mir auch gleich; er kritisierte, „gute Literatur“ sei immer deprimierend, was in seinen Augen die Sachen waren, die ich las (damals war ich noch lange nicht mit der Liste an Büchern durch, die mein Griechisch-Leistungskurs-Lehrer Nusser empfohlen oder auch nur erwähnt hatte). Mit Garp wollte er mir beweisen, dass auch offiziell minder geschätzte Romane, die nicht deprimierend waren, gut sein konnten. Beim Nachschlagen heute Morgen musste ich über seine Widmung auf der ersten Seite schmunzeln:

Viel Spaß bei diesem Buch, das Dir vielleicht ein paar neue Gedanken in Sachen „Feministinnen“ vermitteln kann.

Ich fand das Buch großartig: Über den Film hatte ich John Irving entdeckt. Ein Glück! Mit dem Film entdeckte ich auch Glen Close, und John Lithgow wird für mich immer Roberta sein, egal in welcher Rolle ich ihn seither sehe.

Den Roman las ich mindestens zweimal auf Deutsch, später auch auf Englisch. Irving hat sich hier erzähltechnisch ausgetobt wie in keinem anderen seiner Romane: Eingearbeitete Kurzgeschichten, extrem geschicktes Forecasting, indirekte Informationsvermittlung (z.B. durch die plötzliche und lange nicht thematisierte Abwesenheit einer Figur – ich will Ihnen ein möglicherweise erstes Leseerlebnis nicht verderben und zu viel verraten). Eine der Besonderheiten des Romans: Er erzählt die Geschichte weit über die Gegenwart hinaus.

The World According to Garp ist Irvings zentraler Roman. Andere mögen runder sein, stimmiger – aber alle sind sie in der einen oder anderen Weise in Garp angelegt, hier laufen die Fäden zusammen.

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Right now – Wiederholung 4

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Kleine Serie, hier begonnen, vom Erfinder ganz anders gemeint, hier, hier und hier fortgesetzt.

Ich lese … Pressemitteilungen, E-Mails, Broschüre, Intranet, Jobliste.

Ich trage … Endlich mein neues Ringelshirt (dunkelrosa-lila) auch in die Arbeit, weil mir eine Büo-taugliche Kombination dazu eingefallen ist.

Ich habe … Schwierigkeiten mit meinem Serotonin- (und sehr wahrscheinlich auch Noradrenalin-)Haushalt.

Ich höre … die Lüftung und das vereinzelte Klappern der Kolleginnentastaturen.

Ich trinke … Bergtee, nach dem mich beim Heißwasserholen am Automaten auch heute ein Kollege gefragt hat („Was ist DAS denn?“). Mittlerweile sollten sich eigentlich alle 200 Menschen informiert haben, die in diesem Gebäude arbeiten.

Ich esse … erst in ein paar Stunden etwas, wenn mein Appetit erwacht ist, der deutlich länger dafür braucht als der Rest des Körpers und Geistes.

Ich stehe … wohl mal wieder unfreiwillig an einem Wendepunkt.

Ich gehe … immer noch nicht.

Ich lache … eisern, wo es angebracht ist.

Ich sehe … zu viel, meine Augen und mein Kopf schmerzen davon.

Ich mag … wieder mal richtig mögen können.

Ich schreibe … und schreibe und schreibe.

Ich weiß …, dass ich wissen müsste, dass es auch wieder besser wird. Ich kann es mir nur einfach nicht vorstellen.

Ich möchte … nicht.

Tag 27 – Ein Buch, dessen Hauptperson dein „Ideal“ ist

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Astrid Lindgren, Pippi Langstrumpf, seit ich sie kennengelernt habe und bis heute.

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Tag 26 – Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Es gibt keine meine Kinder – womit diesen vor der Existenz bewahrten Menschen ein mindestens so großer Gefallen getan ist wie mir selbst (es sollte einen Nichtmutter-Tag geben). Variiere ich also und mache daraus: Welches Buch hat dich am meisten beeindruckt, aus dem dir als Kind vorgelesen wurde.

Franz Kafka, Die Verwandlung.

In der 6. Klasse, 1978, war ich elf Jahre alt – und definitiv noch ein Kind. In Deutsch unterrichtete uns der Referendar Willi Plankl. Er las uns am Ende jeder Deutschstunde ein Stückchen aus einer Geschichte vor, die anders war als alles, was ich bis dahin gehört und gelesen hatte. Völlig nüchtern wurde dort geschildert, dass jemand zu – ja was? – wohl einem riesigen Käfer geworden war. Ich gruselte mich ziemlich, habe aber nicht nur deshalb aufs Lebendigste vor Augen, wie sehr sich dieses Wesen quälte, die Ausweglosigkeit seiner Situation, mit der es irgendwie fertig werden musste.

Als ich den Namen des Autors erfuhr, wollte ich mehr von ihm lesen. Ich tat, was ich bis dahin bei Entdeckung eines interessanten Autors immer getan hatte: Ich ging in die Pfarrbücherei und lieh mir alles von ihm aus, was ich dort fand. Der Prozeß und Das Schloß waren dann die vermutlich ersten Bücher meines Lebens, die ich nicht zu Ende las: Ich verstand überhaupt nichts und merkte, dass ich noch viel zu jung dafür war.

Dass auch die Kafka-Geschichte, die uns der Deutschlehrer vorgelesen hatte, keine Kindergeschichte, sondern ein Klassiker der Weltliteratur war, habe ich erst viel später erfahren.

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Tag 25 – Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt

Dienstag, 26. Oktober 2010

Die Titelheldin in Elizabeth Strout, Olive Kitteridge. Eine böse, bittere, scharfsinnige und unglückliche Frau, die zu sich selbst fast so gemein und rücksichtslos ist wie zu ihrer Umgebung, ein gequältes Ekel. Der kleine neuengländische Ort, in dem sie wohnt, ist geduldig mit ihr, weil sie einen besonders freundlichen und netten Ehemann hat. Allerdings ist Olive im Unterschied zu mir selten etwas peinlich, und im Gegensatz zu mir entschuldigt sie sich nie. (Ich habe das Glück, dass meine Umgebung mich ziemlich sicher nicht so sieht.)

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