Katholisches langes Wochenende

Dienstag, 16. August 2011 um 13:16

Lieber wäre mir als Ungläubiger ja das englische System der bank holidays statt all der überholten religiösen Feiertage. Wie viele Menschen haben gestern wohl wirklich Mariä Himmelfahrt gefeiert? Aber solange man mir noch aus den religiösen Gründen der Minderheit frei gibt, nehme ich das Frei halt.

Samstag probierte ich es mal wieder mit Schwimmen im Olympiabad. Das schöne Wetter lockte mich zwar an die Isar, doch wehren sich meine unteren Waden immer heftiger gegen Läufe, die länger als 45 Minuten dauern – und weniger lohnt sich nicht. Es schwomm sich ganz wundervoll auf den spärlich genutzten Sportbahnen; nachdem ich am Samstag davor nach zweieinhalb Kilometern schon nicht mehr konnte / wollte (es ist ja nicht so, dass ich untergegangen wäre – ich hatte nur sehr aktiv keine Lust mehr), glitt ich diesmal meine gewohnten drei Kilometer dahin.

Das Heimradeln in schönster Sonne unterbrach ich mit ein paar Einkäufen.

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Dem Tierpark Hellabrunn fühle ich mich so verbunden, dass ich mir einbilde, alle halbe Jahr durchzuspazieren; tatsächlich ist es aber dann doch nur einmal im Jahr (zuletzt war ich im September 2010 dort gewesen). Die Berichterstattung in der Süddeutschen Zeitung sorgt für zusätzliche Nähe.

Diesmal neu: Bei der Tauben-Show lernte ich Taubenflöten kennen. Abgerichtete Tauben bekommen Pfeifen ins Schwanzgefieder gesteckt, mit denen sie im Schwarm sphärische Klänge erzeugen – wurde bereits in der Antike für Effekte genutzt.

Von meinen besonders geschätzten Ameisenbären fand ich nur noch einen vor, der sah dafür ausgesprochen gesund und gut aus (in den letzten Jahren hatte ich in Hellabrunn auch schon ziemlich zerrupfte Exemplare gesehen). Laut Tierbestandsdatei gab es Ende 2010 noch drei – was mag aus den anderen beiden geworden sein? Allerdings entnehme ich einem Interview mit ihrem Tierpfleger, dass sie immer schon einzeln gehalten wurden.

Wir schauten bei den Vielfraßen vorbei (der Mitbwohner meinte, dass das Gehege auf mehr Interesse stieße, schriebe man seinen englischen Namen Wolverine prominent auf ein Schild). Das ist im Moment wohl auch nur ein Exemplar – das sich auch noch versteckte.

Gezielt besuchten wir das neue Elefantenbaby – und hatten sogar das Glück, es noch kurz zu erwischen, bevor alle Elefanten in ihre Behelfsunterkunft geführt wurden. Das schöne, alte Elefantenhaus wird ja derzeit renoviert.

Die Lemuren haben in Hellabrunn ein weitläufiges Außengehege. Aber ob sie es nutzen wollen, liegt bei ihnen. Am Samstag wollten sie wohl nicht: Obwohl das Tor nach außen offen stand, blieben die Kattas und Varis lieber drin. Kulturelle Verschiebung: Während meine Begeisterung für Kattas auf eine alte Tier-Doku mit John Cleese zurück geht und auf Douglas Adams’ Ausführungen zu ihnen, standen die Kinder am Samstag vor dem Katta-Gehege und riefen ihnen zu: „I like to move it move it!“ – Sie kannten Kattas aus dem Film Madagascar.

Lange standen wir vor dem Orang-Utan-Freigehege (die Orang Utans schienen mehr Lust aufs Draußen zu haben als die Halbaffen): Ein zweijähriger, noch ganz kleiner Orang Utan vergnügte sich akrobatisch mit den vielen Feuerwehrschläuchen, die Dschungel simulieren.

Das Eisbärengehege wollten wir unbedingt sehen: Letztes Jahr war es zur Hälfte fertig, jetzt steht die Endfassung. Viel Platz, beeindruckende Spielmöglichkeiten. (Die beiden Bewohner schliefen gerade unbeweglich in Ecken.)

Kurz vor Zooschließung erlebten wir fast noch ein Abenteuer: Wir wurden im Bereich des Kinderzoos von einem Ziegenbock verfolgt. Er schlenderte freundlich und offensichtlich in Erwartung von Leckerlis um uns herum, während wir Meerschweinchen, Lamas und Papageien betrachteten – nur schlenderte er halt eindeutig auf der falschen Seite des Zauns. Ein Tierparkangestellter, der in einem Elektroauto vorbei kam, bestätigte uns, dass es sich um die falsche Seite des Zauns handelte, fluchte ein bisschen und meinte, da müsse er wohl den Chef holen. So wurden wir Zeugen, wie Zoo-Direktor Andreas Knieriem höchstselbst durch beherzten Griff an die Ziegenhörner den Bock energisch zurück schob.

Auf der kleinen Insel der Pelikane haben sich derzeit Kormorane ziemlich breit gemacht. Im Verzeichnis stehen sie nicht, ich gehe also von einer feindlichen Übernahme aus (eimerweise lecker Fisch!). Das wird vermutlich nicht so bleiben können.

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Am Sonntag guckte ich mir vom Fitnesstudio aus beim Strampeln auf dem Crosstrainer die große Busparade an: Da der Pasinger S-Bahnhof übers lange Wochenende gesperrt war, wurden wohl alle Busanbieter der Region für den Ersatzverkehr beauftragt. So lernte ich Busmodelle und -hersteller kennen, von denen ich vorher noch nie gehört hatte.

Nachmittags Backen: Erst mal wieder die wunderbare Schwarzwälder Kruste (auch diesmal nicht aufgesprungen, auch diesmal herrlich geschmeckt), dann eine Pizza Wild Yeast, allerdings nur mit vorhandenem reifen Weizensauerteig (ganz ok, aber nicht mein Lieblingspizzateig).

Dazwischen war ein paar Stunden richtig Hochsommer. Wir nutzten die Hitze für ein Eisessen bei Balla Beni (Ingwer-Schokolade, Amarena, Torrone – zum Probieren Milch-Minze), spazierten durch Touristenmassen und sensationell gute Straßenmusiker zurück nach Hause auf die andere Seite der Innenstadt.

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Am Montagmorgen wollte ich meine Waden unbedingt zu einem Isarlauf überreden, Regen hin oder her – die Sehnsucht war zu groß. Ich wurde dann auch mit einem nur leicht beregneten Lauf belohnt, und die Wadenschmerzen blieben erträglich.

In der Tram nach Hause wunderte mich das Gefühl, dass der Schweiß im Nacken nicht nur nach unten, sondern auch nach oben rann. Das abtrocknende Taschentuch löste das Rätsel: Es war ein großer krabbelnder Käfer, kein rinnender Schweiß.

Nach Butterkuchenbacken und Bügeln machte ich mich im nun wieder strömenden Regen auf den Weg zu den Museumslichtspielen, um Bridesmaids zu sehen. Nur dass dieser Film, obwohl er jetzt in der vierten Woche läuft, ausverkauft war. Im weiterhin strömenden Regen zurück nach Hause – dort sah ich mir halt endlich Cold Comfort Farm an, den mir der Mitbewohner seit Monaten zeigen will.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Katholisches langes Wochenende“

  1. alexamalex meint:

    Danke für den indirekten Balla Beni-Tipp; ich war am letzten Wochenende in München und das Hotel lag nur wenige Schritte von dort entfernt und das Eis war wirklich sehr sehr lecker!

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