Brighton 2013 – Ausflug in einen Brightoner Vorort

Donnerstag, 14. Februar 2013 um 21:10

Bevor wir uns heute nach London aufmachten (bekanntlich ein beliebter Vorort von Brighton), ließen wir uns von der ganz ungewöhnlichen Stimmung am Strand beeindrucken: Nach morgentlichem Regen war es schlagartig warm geworden, und der Himmel riss auf. Eine gute Vorbereitung auf die Turners in der Tate Gallery.

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Gestern war es noch so kalt und windig gewesen, dass wir unseren Spaziergang nach Rottingdean nach wenigen Minuten abbrachen, weil es einfach nur greislich war – wir sind schließlich im Urlaub.

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Ehrlich gesagt wollte ich in London hauptsächlich bei Neal’s Yard Dairy ganz viel britischen Käse kaufen. Aber wenn ich schon mal da war, konnte ich ja auch in ein Museum gehen. Im Tate Britain war ich möglicherweise seit mehr als 15 Jahren nicht mehr. Und damals war ich gleich im ersten Saal wie vom Donner gerührt an den Cholmondeley Ladies hängen geblieben.

Diesmal kam ich deutlich weiter, nämlich bis ins 20. Jahrhundert der englischen Malerei, bis meine Aufnahmefähigkeit erschöpft war.

In Neal’s Yard Dairy ließ ich mir Käse empfehlen (immer verbunden mit einem Schnitz zum Probieren), bis – nun, bis der Mitbewohner auf meine Frage über die Schulter “noch einen?” sehr, sehr energisch den Kopf schüttelte. Ausgepackt und durchgefuttert wird erst zuhause in München, Bericht folgt dann.

Den benachbarten Borough Market sahen wir uns ebenfalls in der heutigen Ausgabe an. Zur Brotzeit teilten wir uns einen köstlichen Huntsman Pie (“For the hunter in you” – mich kriegt man damit).

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Doch dann entdeckten wir, dass des Mitbewohners Großvater, der ehrwürdige Bürgermeister selig von Westheim, möglicherweise Londoner war. Des Mitbewohners liebstes comfort food ist nämlich heißes Käsebrot, wie es ihm sein Opa beigebracht hat: Zwei Scheiben Roggenbrot buttern, in der Pfanne mit noch mehr Butter und Öl von einer Seite anbraten, mit Käse auf der gebratenen Seite zusammensetzen, nochmal von beiden Seiten langsam braten, bis der Käse geschmolzen ist. Das Brot muss gleichmäßig goldbraun (mehr Gold als Braun) sein. Und praktisch exakt dieses wurde auf dem Borough Market verkauft.

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Das Dauerfeuer von Werbung und Marketing hat dafür gesorgt, dass hier alles im Valentine’s-Fieber ist – und alle Restaurants ausgebucht. Wir ducken uns in unserem Ferienappartment davor weg.

die Kaltmamsell

24 Kommentare zu „Brighton 2013 – Ausflug in einen Brightoner Vorort“

  1. Stefanie meint:

    Das Käsesandwich kenne ich so aus den USA einfach als “grilled cheese”.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Ah, danke, Stefanie – ich hatte unterschätzt, wie verbreitet Sauerteigbrot in den USA ist.

  3. Uschi meint:

    Liebe Kaltmamsell, ich reise mit, fühle mit – und schau Du bei Gelegenheit mal hier: http://ronnenberg.blogspot.de/2012/09/brighton-tag-1-sonntag.html sowie Folgebeiträge – ist noch gar nicht so lange her und offenbar sehr ähnliches Wetter…

  4. giardino meint:

    Woah. Die Fotos mit dem Pier-Gerippe im Dunst sind großartig.

  5. mariong meint:

    Vielen Dank für die Cholmondeley Ladies. Ein sehr beeindruckendes Bild. Jetzt habe ich den Wunsch, es mal im Original anzusehen.

  6. Bettina meint:

    Oh der pure Neid beschleicht mich Turner in der Tate Galerie ,das ist mein Lieblingsort in London. Freue mich auf den Bericht ,weiterhin einen schönen Urlaub!

  7. Ilse meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  8. lihabiboun meint:

    Ich will so-fort an dieses wunderbare grauschleirige Meer ….. und gefatscht werden die Kindl anscheinend nicht nur in Bayern!

  9. kid37 meint:

    So aus der Ferne sieht das leicht trübsinnige Wetter in Brighton sehr apart aus.

  10. Julia meint:

    1 Käsebrot dieser Variante bitte ans Sendlinger Tor. Danke!

  11. Wortmischer meint:

    Frau Kaltmamsell, Herr Giardino, weiß man eigentlich, was aus dem Metallgerippe des abgebrannten Piers werden soll. Warten die jetzt, bis die Gezeiten alles abtransportiert haben? – Schön schaurig!

  12. Sebastian meint:

    Schönes Bild, schönes Brot. Das gibt’s dann gleich morgen zum Fußballhören! Diesmal noch mit gekauftem Zubrot.

  13. giardino meint:

    @Wortmischer: Laut Wikipedia denkt man an einen Wiederaufbau des Piers im Zusammenhang mit einer 180m hohen Aussichtsplattform.

  14. barbara meint:

    1x Meer mit Stimmung mit 1x Käsekniefte und alle Cheddars aus dem Laden bitte.
    Diese Hände da, die geben das Brot gleich in den Kontaktgrill? Aus der Pfanne heraus ist es sicher noch saftiger.
    In meiner Kinheit gab’s ähnliches aus dem Ofen, unter dem Käse eine Schicht Tartar, war auch sehr fein.

  15. Martin meint:

    Tolle Bildstimmung da am Meer

  16. Wortmischer meint:

    :-) @Giardino: Puh! Bin ja beruhigt, dass zumindest kein Ölbohrturm geplant wird. Die Engländer scheinen sensible people zu sein.

  17. Nina meint:

    Ich liebe Neil’s Yard Dairy. Ein Bekannter arbeitet in der Nähe von Covent Garden. Da ist auch ein Laden. Da habe ich schon mächtig viele Pfünder gelassen. Das französische Landbrot, was sie dort verkaufen, ist auch sehr zu empfehlen, aber leider recht teuer. Viel Spass noch in GB.

  18. die Kaltmamsell meint:

    Der West Pier in Brighton hat eine sehr bewegte Geschichte, giardino, wortmischer, die ich seit etwa zwölf Jahren bei Besuchen mitverfolge. Ich hatte sogar vor dem verheerenden Sturm und Feuer (Brandstiftung) das Glück, ihn einmal zu begehen – damals war gerade das Geld beisammen, den West Pier als Kulturzentrum wiederaufzubauen. Das war nach der Zerstörung natürlich hinfällig.

    2015 soll eine vertikale Version des Piers stehen, i360.

    Die Ruine des alten West Pier soll tatsächlich einfach langsam verfallen. Der West Pier Trust fordert Fotografen auf, diesen Verfall zu dokumentieren und für die Galerie auf ihrer Website einzusenden.

    Der Mitbewohner und ich müssten eigentlich aus den vergangenen zwölf Jahren genug Aufnahmen für eine eigene Galerie haben – mal sehen.

  19. Muyserin meint:

    Das dritte Bild vom Pier sieht aus wie eine Fata Morgana oder eine Szenerie von einem fantastischen Wüstenplaneten – wobei, streichen Sie das, da gäbe es ja dann wohl kein Meer …

    Da Sie es ja bereits ins Food for Friends geschafft haben, ist der Valentine’s-Engpass wohl zu verschmerzen. (Übrigens, Sie als Münchnerin: wann feiert man eigentlich den Karl-Valentin(s)-Tag?)

    Was ist Ihre Meinung zum i360? Ich finde es ja ein wenig schade, dass er nicht ins Meer gebaut wird, begehbar meinetwegen über einen Pier oder einen Unterwasser-Tunnel … (O.k., bei näherem Nachdenken fallen mir diverse Katastrophenfilm-Szenarios à la Weißer Hai ein, also vielleicht lieber doch nicht.)

    Als Mutter, die es bisweilen etwas schwierig findet, sich im Alltag mit Kind einen Rest erotischer Ausstrahlung zu bewahren, kommen mir »The Cholmondeley Ladies« immer wie ein Meta-Kommentar zum »Portrait Gabrielle d’Estrées und eine ihrer Schwestern« vor.

    Zuletzt eine Frage: korrigieren Sie mich bitte, aber ist die Identität des Mitbewohners nicht ein gut gehütetes Geheimnis? Welches nun durch die kleine Indiskretion den Großvater betreffend den Ehrgeiz sämtlicher Hobby-Ahnenforscher wecken muss?

    Vielen Dank für die wunderschönen Brighton-Eindrücke, they really make my day.

  20. die Kaltmamsell meint:

    Den i360 schaue ich mir gerne an, wenn er mal steht, Muyserin. Doch auch diesmal bekomme ich das Gefühl nicht los, dass die Betreiber des Palace Pier (die seit Jahrzehnten gegen jede Aktivität um den West Pier angehen), einen Schraubenschlüssel ins Getriebe geworfen haben: Es ist sicher kein Zufall, das sie sich ein edles Riesenrad hingestellt haben, das genau den Ausblick bietet, der die Anziehungskraft von i360 werden sollte.

    Die wenigen Leserinnen, die sowohl beim Mitbewohner als auch bei mir mitlesen, haben unsere Zusammengehörigkeit ohnehin schon längst entdeckt. Und gehen damit angenehm diskret um.

  21. Sabine meint:

    Zum Thema Brighton und Piers bekam ich letztens das Videos eines Stunts empfohlen, der zwar beiläufig aussieht, aber offensichtlich von langer Hand minutiös geplant war und für den man sich mit Wellen und Wetter hervorragend auskennen muss:

    Kitesurfer jumps Brighton Pier

    Unser Nachbar ist begeisterter Kitesurfer; mir kommt es wie die ultimative badassery vor, die mich vor die Frage stellt, was ich eigentlich in meinem Leben falsch gemacht habe.

  22. walküre meint:

    Das dritte Bild schaut aus wie ein echter Turner, halt eben fotografiert.

    Ansonsten gilt: Gerne gelesen !

  23. die Kaltmamsell meint:

    HEILIGE SCHEISSE, Sabine!

  24. Sabine meint:

    Noch ne Perspektive, noch irrer.

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