Journal Sonntag, 1. März 2015 – dunkelgrau zuhause

Montag, 2. März 2015 um 6:50

Nach Hustennacht gerädert aufgestanden. Das Draußen dunkelgrau, ein paar Schneeflocken.

Brot gebacken, und zwar Schwarzwälder Kruste, diesmal in einem Laib.

150301_04_Schwarzwälder_Kruste

Endlich wieder eine Stunde Crosstrainer – und HAT die gut getan! Selbst die nächtliche Verlegung im linken Oberrücken spürte ich danach nicht mehr.
Nachher:

150301_Verschwitzt_2

Zum mittäglichen Frühstück frisches Brot mit Guacamole. Herr Kaltmamsell, das sei hier endlich mal festgehalten, macht nämlich die Guacamole, die mir auf der Welt am allerbesten schmeckt. Diesmal verwendete er abweichend zu sonst auch frischen Koriander – was die Guacamole tatsächlich NOCH besser zu machen vermochte.

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Was Sie ebenfalls nicht mitbekommen: Ich habe den Beginn der Fastenzeit dieses Jahr zum ersten Mal für einen guten Vorsatz genutzt. Fastenzeitbeginn ist ja im Grunde dasselbe wie Silvester, nur nicht fürs ganze restliche Leben. Nämlich: Ich faste Nagelhautfieseln. Meine Finger sahen mal wieder aus wie die einer schwer gestörten Zwölfjährigen (die ich in meinem tiefsten Inneren schließlich bin) und waren mir peinlich. Da beschloss ich, Nagelhautfieseln zu fasten, weil Fastenzeit überschaubarer ist als das restliche Leben. An restliches Leben glaube ich in praktisch keiner Hinsicht, aber ein paar Wochen der Verlockung zu widerstehen, diese eine Ebene des Bewusstseins mit den Schründchen und Fitzelchen der Nagelhäute zu beschäftigen – das traue ich mir zu.

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Zeitungen der Woche und Wochenendzeitung aufgelesen.

Abends gab es Rinderbraten (dicke Schulter vom Herrmanndorfer) aus dem Römertopf, mit viel Wurzelgemüse aus Ernteanteil.

150301_Sonntagsbraten_

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Dieses Foto mit dem Film Modern Times von 1936 assoziiert. Den Abend genutzt, ihn nach vielen Jahren mal wieder anzusehen. Einfach großartig: Die Erzählökonomie, Chaplins Charme und Artistik, die bezaubernde Paulette Goddard, Metropolis-Ästhetik mit schulterzuckendem Humor. Empfehlung.

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Nicht nur freut es mich, wenn Leuten Motivationsposter genauso auf die Nerven gehen wie mir (weil sie dann vielleicht doch mal verschwinden). Manche machen sich auch die Mühe, sie auseinander zu nehmen.

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Mode kann so großartig sein. Zum einmal kräftig Durchlachen bitte hier entlang (die Models bekamen von Prada hoffentlich ein Schandzulage).

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Der schönste Nachruf auf Nimoy, den ich bisher gelesen habe:
“Postscript: Leonard Nimoy”.

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Leonard Nimoy und Deutschland. Er beschreibt selbst sein Verhältnis zu diesem Land 1999 in einem sehr bewegenden Artikel.
“They admired me as ‘Spock.’ But how would the Germans perceive me as a Jew?
And could I ever forgive them?”

In the mid ’90s, invitations to appear at Star Trek conventions in Germany arrived with drumbeat regularity and went quickly into the trash. I was intentionally rude and didn’t bother to reply. “Been there, done that!” But the drumbeat continued and was accompanied by my Star Trek colleagues’ animated reports on the massive German crowds attending the show. My curiosity aroused, I discussed my ambivalence about going to Germany with my wife’s cousin John Rosove, our rabbi at Temple Israel in Hollywood. “Do young German fans know that you’re a Jew?” he asked. “Perhaps a small number,” I replied. “Do they know that you introduced the Vulcan hand salute based on the letter SHIN and that it comes from your experience watching the kohanim (the priestly descendants of Aaron) at synagogue services?” “Perhaps only a small number would have heard about it,” I responded. He then said, “If you were to go and tell the story and identify as a Jew, it might have a profound effect. It might be a transforming experience for some of those young people to discover that this person whom they admire is Jewish.” And the moment he said it, I knew that I was headed for Germany.

via @mspro

die Kaltmamsell

25 Kommentare zu „Journal Sonntag, 1. März 2015 – dunkelgrau zuhause“

  1. Anke meint:

    Ich muss gestehen, ich finde die Prada-Kollektion toll. Die Farben!

  2. Lempel meint:

    Und ich kann mir die Fotos nicht anschauen. Etwas in mir möchte den Models zurufen: ” Wie schaust du denn aus! Deine Knie! Nur Haut und Knochen! Kind, iss was!”

  3. die Kaltmamsell meint:

    Kein body shaming in diesem Blog, Lempel, gegen keine (!) Form. Keine Be- oder gar Verurteilung von Körpern hier.

  4. Lempel meint:

    Oh, das tut mir leid, wenn das für Sie unter body shaming fällt. Das war definitiv nicht so gemeint. Ich schaue mir sonst so gut wie nie Modefotos an und ich war echt entsetzt angesichts der knochigen Knie. Und zwar nicht wegen der Optik, sondern weil die Mädchen richtig krank und ungesund aussehen. Wahrscheinlich habe ich zu viel mütterliche Hormone in mir. Das ist so, wie ich manchmal jungen Damen auf der Straße auch zurufen möchte: “Kind, zieh dir was an! Du wirst dich verkühlen!” Oder: “Geh runter von dem kalten Stein! Du wirst dir die Blase erkälten!”

  5. Trulla meint:

    Und was ist mit der gnadenlosen Modeindustrie, die Kinderkörper um jeden Preis verlangt, u.a. auch um den Preis des Dauerhungers, die ist doch eigentlich gemeint mit der Kritik. Wie viele junge Mädchen eifern diesem “Schönheitsideal” nach, entwickeln ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper und gefährden damit ihre Gesundheit.

    Grundsätzlich hat natürlich jede natürliche Körperform ihre Berechtigung, das steht doch wohl nicht zur Debatte.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Die Modeindustrie anzugreifen, Trulla, halte ich für sehr berechtigt. Doch einer Frau wegen ihrer Körperform was auch immer zu unterstellen, zum Beispiel dass sie hungert oder dass sie krank ist, halte ich für sehr gefährlich.

  7. Lempel meint:

    Sie haben mich nicht verstanden. Es geht mir nicht um ein Schönheitsideal oder dass ich irgendjemanden wegen seiner Körperform herabwürdigen möchte. Meine Aussage entsprang einem inneren Reflex heraus, der sich um andere Menschen Gedanken macht und sich um deren Wohlbefinden sorgt. Ich habe auch schon in der Stadt Jugendliche/Kinder angesprochen, weil sie deutlich alkoholisiert waren. Oder sorge mich um leicht verkühlbare Mädchenblasen. Na gut, man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass mich das alles gar nichts angeht. Dass mir mein Gegenüber grundsätzlich egal sein kann. Stimmt natürlich. Aber diese Einstellung halte ICH für gefährlich.

  8. die Kaltmamsell meint:

    Das ist genau das Problem Lempel. Jeder Mensch betrachtet die Welt stereotypisierend, aber Sie reflektieren die Ihren nicht und beharren jetzt auf Ihren Unterstellungen – nämlich dass die Damen auf den Modefotos hungern oder krank sind.

  9. Lempel meint:

    Ich verstehe Sie schon, aber was ist denn die Alternative? Doch nur die Scheißegal-Einstellung. Ich wehre mich dagegen, dass mir mein Umfeld scheißegal sein soll, nur weil ich vielleicht mal stereotypisiere und nicht genug reflektiere.

  10. antje meint:

    @Lempel:
    Ich – seit Jahrzehnten 50kg/1,68m Kleidergrösse 34 – verbitte mir jede Art von wie auch immer gut gemeinte Bevormunden um meines angeblichen “Wohlbefindens” willen. Ich mache gerne mal ein bullshitbingo zu dem Thema auf, aus dem was ich mir – alles nur gutgemeint – alles anhören muss(te). Und was man mir alles nicht glaubt (das kann gar nicht sein, dass es dir gut geht – so dünn wie du bist. Du isst sicher nicht genug und gibst das nur nicht zu.)

    Sie würden sich mit Krampfadern auch verbitten dass ich Ihnen “gutgemeint” den Rat gebe diese doch endlich mal operieren zu lassen. Das geht mich nichts an und das Aussehen anderer Sie nichts. Schon gar nicht wenn diese erwachsen sind.

    Fragen ob jemand Hilfe braucht, ist was anders. Urteilt aber auch nicht.

    Antje

  11. Lempel meint:

    Außerdem habe ich nie behauptet, dass die Damen krank sind, sondern dass sie so aussehen.

  12. Lempel meint:

    Antje, ich würde Sie nie so ansprechen, das müssen Sie mir glauben. Aber wo ist denn die Grenze zur Scheißegal-Haltung? Sind Sie wirklich der Meinung, dass man sich niemals nie Gedanken um sein Gegenüber machen und diese Bedenken auch äußern darf?

  13. Wortmischer meint:

    Zu den Prada-Fotos hätte ich auch mal eine Frage. Oder zwei: Ist es heutzutage unabdingbar, über den großen Onkel zu latschen, um als Hipster(in) durchzugehen? Und wenn ja, gilt das auch für ältere Herren; sprich, sollte ich das auch lernen, um mein öffentliches Image aufzupeppen?

  14. Sebastian meint:

    Böser, böser Sartorialist. Aber er hat ja liebe Kommentatoren.

    Ich glaube schon, dass man Leuten sagen darf, dass man sich Sorgen um sie macht, wenn Sie nicht gesund aussehen. Aber man sollte Ihnen dann nahe stehen – das tun Betrachter von Modebildern nicht und zufällige Passanten auf der Straße auch nicht. Familie und Freunde schon eher, und glaube ganz naiv, dass die das dann in den meisten Fällen und bei den meisten auch in aller Vorsicht und Mühe um Schutz dabei tun.

    Die Gefahr, dass so eine Ansprache auf der Straße einfach nur verletzt, kann groß sein, größer als die Unwahrscheinlichkeit, dass das nicht schon oft gesagt wurde. Und ganz platt – die Gefahr, dass Sie verletzt werden, Lempel, steckt da auch drin.

  15. antje meint:

    @Lempel: nein, glaube ich Ihnen nicht. Weil vielleicht sehe ich ja krank oder ungesund aus – und den unzulässigen Rückbezug zu meinem Gewicht / meiner Figur machen Sie gemäss ihrer eigenen Beschreibung ja nicht nur bei Modelphotos.

    @Sebastian: Es geht mir nicht um (meine) Verletzung, da hätte ich viel zu tun, wenn ich bei jedem “so dünn wie du bist, bist du keine richtige Frau ” – verletzt wäre. Es steht einfach niemand zu, mir seine Meinung über mich ungefragt ins Ohr zu drücken. Das ist übergriffig. Und einfach das Maul zu halten ist keine Scheiss-egal-Haltung sondern bedeutet, einem Menschen zuzugestehen, dass er für sich selbst verantwortlich ist. Dafür bin ich erwachsen geworden.

    antje

  16. Lempel meint:

    @Antje: wo habe ich geschrieben, dass ich im realen Leben Rückbezüge mache zwischen Gesundheit und Figur? Woraus schließen Sie, dass ich das mache?

    Meine Beispiele bezogen sich eben auf Kinder/Jugendliche und meinen mütterlichen Impuls, sich um deren Wohlergehen zu sorgen. Die Mädchen auf dem Laufsteg empfand ich beim ersten Durchklicken eben nicht als erwachsene Frauen wie Sie, die selbstverantwortlich ihr Leben führen. Ich schrieb doch gerade, “Kind, iss was!”

  17. Pippilotta meint:

    Einer fremden, erwachsenen Person zuzurufen ”Wie schaust du denn aus! … Kind, iss was!”, fände ich tatsächlich übergriffig.

    Aber wie bitte stellen Sie es sich vor, die Modeindustrie für ihren Schlankheitswahn zu kritisieren, wie wollen Sie das gesellschaftliche Diktat einer bestimmten Körperform durchbrechen, ohne klar auszusprechen, dass die Models auf den Laufstegen zu dünn sind?

    Es geht doch nicht darum, dünne Frauen als Individuen für ihre Körperforum zu verurteilen (body shaming) oder zu unterstellen, sie seien krank, sondern es geht darum, gesellschaftliche Zwänge zu durchbrechen. Dazu muss man sie aber erst einmal offen benennen (dürfen).

  18. Sebastian meint:

    Exakt, @antje ungefragtes ins Ohr drücken geht nicht, ob es den anderen stört oder nicht. Kindern auf der Straße sagen, dass sie sich ordentlich anziehen sollen? No go. Kollegen die einem zum Meeting mit besorgter Miene sagen, wie müd man aussieht? Schleichts Euch.

    Aber sehr nahe Menschen dürfen mich vor mir warnen und wenn mir jemand sehr am Herzen liegt und der dies auch schätzt, dem leg ich schon mal mein Herz auf die Zunge. Wenn man sich lange und gut kennt, weiß man besser wann was zu sagen ist und wie.

    Erwachsen ist ein gutes Stichwort – denn Eltern sollten ihren jugendlichen Kindern sowas sagen können, mindestens jn funktionierenden Familien (in denen Erwachsen nicht nur eine Zahl ist und Eltern auch auf ihre Teenager hören).

    Aber auch unter sehr guten Freunden und Paaren erwarte ich das ebenso wie das richtige Feingefühl dafür. Kann das am eigenen Leib bestätigen, im Negativen wie im Positiven, und bin froh, solche Menschen in der Nähe zu haben (bzw. mich der anderen wehren zu können). Ich finde, zur Selbstreflexion gehört auch, sie durchlässig zu halten, sonst wirds zur Spiegelbrille und kann in Krisen zum schweren Panzer wachsen.

  19. die Kaltmamsell meint:

    “Wie schaust du denn aus!” finde ich als Kommentar zu jedem Körper übergriffig, Pippilotta. Das ist eine ganz andere Ebene als darauf hinzuweisen, dass man offensichtlich stark untergewichtig sein muss, um bei Prada als Model laufen zu dürfen.

  20. Anikó meint:

    Ich muss gestehen, die beiden knielangen Mäntel aus dem ersten Bild würde ich auch tragen, aber die restlichen Stoffe sehen irgendwie unbequem aus … Und liegt es am Winkel des Photographen und den kurzen Kleidungsstücken, dass die Füße von den Damen so groß in den Schuhen aussehen?
    Und danke für die beiden Links über Mr. Nimoy, ich habe tatsächlich nicht oft auf dem Schirm, wer der bekannteren Persönlichkeiten jüdisch ist und was sie für Gefühle Deutschland gegenüber haben.

  21. Maphisti meint:

    Irgend etwas scheint hier aus dem Ruder zu laufen und wirkt doch sehr verwirrt – eh- verwirrend.

  22. MissJanet meint:

    Ich fand den Nachruf auf Leonard Nimoy auch sehr schön. Auf eine genz undramatische Art trauere ich sehr um diesen Menschen, der den Helden meiner Kindheit, Spock, mit so viel Menschlichkeit dargestellt hat, dass diese Menschlichkeit bis heute geradezu ausstrahlt.

  23. Trippmadam meint:

    Gute Besserung, liebe Mamsell. Ach, diese Hustennächte…irgendwann hört das hoffentlich wieder auf.

  24. Pippilotta meint:

    Das hier passt zum Thema Nimoy und zum Thema Frauenkörper:

    http://www.stern.de/lifestyle/leute/leonard-nimoy-lieber-nackte-frauen-statt-mr-spock-2177049.html

  25. juniwelt meint:

    Gegen Nagelhautfieseln hilft bei mir das wunderbare Nagelöl von Anny :-)
    Und gute Besserung!

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