Journal Sonntag, 18. September 2016 – Tschick

Montag, 19. September 2016 um 7:23

Der Tag begann mit einem Geburtstagskuchen und vielen Kerzen.

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Es regnete weiter unablässig, zur Turnstunde am Ostbahnhof nahm ich lieber U- und S-Bahn – zumal die mich auch unter dem Oktoberfestumzug durchführten.

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Viel Spaß bei Stepaerobic.

Nach Hause ging ich zu Fuß: Zehn Minuten davon regnete es nicht mal, außerdem wollte ich Pokémon fangen.

Nachmittags lud ich den Geburtstagsmann ins Kino ein: Ums Eck im City läuft Tschick – ich wurde bestens unterhalten. Nicht zufällig übernimmt der Film sogar den Schriftzug des Romans: Er hält sich sehr an die Vorlage. In Kombination mit zwei perfekt besetzten Hauptdarstellern (ich hoffe sehr, dass ich Anand Batbileg bald in weiteren Rollen sehe) wurde ein wirklich schöner Film daraus. Herrndorfs Dialoge sind einfach Kracher, die gleichzeitige befangene Unsicherheit und das selbstvergessene Bravado von 14-Jährigen ist wunderbar eingefangen, der Einfall mit den Windrädern ein Geniestreich. Zu meckern habe ich bloß an der Besetzung von Isa: Sie war gleich ein paar Jahre zu alt. Zudem: Wie hätte es sich wohl auf dem Film ausgewirkt, wenn wirklich als einzige Musik Clayderman verwendet worden wäre? (Und wurde Herr Clayderman eigentlich schon gefragt, wie er seine Rolle in der Geschichte findet?)

Zur Feier des Tages durfte Herr Kaltmamsell selbst kochen: Er wollte chinesisches velveting (Fleischzartmachen mit Backnatron) ausprobieren.

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Funktionierte gut, schmeckte sehr gut.

§

Der britische Schauspieler Riz Ahmed erzählt von seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart – und den sich verändernden Stereotypen, auf die er sich einstellen musste.
“Typecast as a terrorist”.

As children in the 1980s, when my brother and I were stopped near our home by a skinhead who decided to put a knife to my brother’s throat, we were black. A decade later, the knife to my throat was held by another “Paki”, a label we wore with swagger in the Brit-Asian youth and gang culture of the 1990s. The next time I found myself as helplessly cornered, it was in a windowless room at Luton airport. My arm was in a painful wrist-lock and my collar pinned to the wall by British intelligence officers. It was “post 9/11”, and I was now labelled a Muslim.

(…)

As I’ve travelled more, I’ve also done more film work, increasing the chances of being recognised by the young Asian staff at Heathrow. I have had my films quoted back at me by someone rifling through my underpants, and been asked for selfies by someone swabbing me for explosives.

Sehr interessant finde ich Ahmeds Beobachtung zu Selbstbild vs. gesellschaftlicher Realität in UK und USA:

Producers all said they wanted to work with me, but they had nothing I could feasibly act in. The stories that needed to be told in the multicultural mid-2000s were about the all-white mid-1700s, it seemed. I heard rumours that the Promised Land was not in Britain at all, but in Hollywood.

The reason for this is simple. America uses its stories to export a myth of itself, just like the UK. The reality of Britain is vibrant multiculturalism, but the myth we export is an all-white world of lords and ladies. Conversely, American society is pretty segregated, but the myth it exports is of a racial melting-pot, everyone solving crimes and fighting aliens side by side.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Sonntag, 18. September 2016 – Tschick

  1. Butzele meint:

    Velveting mit Backnatron? Das klingt nach einer angenehmen Abkürzung, aber auch ein bisschen bäh. Sie hätten nicht zufällig Lust, den Gatten zu einem Bericht in seinen eigenen Schreibhallen zu nötigen?!

  2. Anke meint:

    Die Frage zu Clayderman hat sich auch die TAZ gestellt.

  3. dickakroell meint:

    Na, dann war ich ja gestern nicht die Einzige, die Geburtstag hatte und in Tschick gegangen ist.

  4. Jennifer meint:

    Auch ich war gestern in Tschick und fand ihn sehr gelungen.
    Sonnige Grüße

  5. Herr Kaltmamsell meint:

    >Velveting mit Backnatron?

    Ich schreibe noch etwas darüber, aber erst nach ein paar mehr Versuchen. Darauf gekommen bin ich über diese merkwürdig weichen Fleischscheiben beim Chinesen. Recherche: Heißt velveting. Mit Backnatron einreiben (evtl mit Paste daraus und Wasser), fünfzehn Minuten wirken lassen, danach abspülen.
    Beim ersten Mal: Ja, das ist der Trick. Aber mein Fleisch war zu gut und zu dünn geschnitten, so dass es am Schluss fast von selbst zerfiel. Nächster Versuch: Dickere und billigere Stücke. Dann verbloggen.

  6. Sarah meint:

    Ich bin der letzte Mensch der jetzt mitbekommen hat, dass Herr Kaltmamsell auch blogt. Nur wo?

  7. der Mitbewohner meint:

    Ich bin nicht schwer zu finden, aber gar nicht so interessant; die Diskretion hat wohl eher historische Gründe. Ab und zu gibt es Spuren im Blog hier; wenn in nächster Zeit keine kommt, kann ich mich ja melden.

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