Journal Sonntag, 25. Juni 2017 – Generalversammlung des Kartoffelkombinats, wir bauen eine Lagerhalle

Montag, 26. Juni 2017 um 6:53

Zum Morgenkaffee auf dem Balkon war es noch trocken (wenn auch recht frisch), doch dann setzte Regen ein. Nichts wars also mit Radeln zur jährlichen Generalversammlung des Kartoffelkombinats, Herr Kaltmamsell (seit vergangenem Jahr ebenfalls Genosse) und ich nahmen U- und Straßenbahn.

Bericht zum Geschäftsjahr 2016 (die Zahlen sind so herrlich übersichtlich im Vergleich zu den Bilanzen, mit denen ich bislang beruflich zu tun hatte) sowie Entlastungen von Vorstand und Aufsichtsrat waren gar kein Problem.

Zum Status Quo berichteten die Vorstände über das erste halbe Jahr in der eigenen Gärtnerei – und es ist atemberaubend, welche Unbillen das Team bewältigte, und mit denen es die Genossenschaftsmitglieder bislang unbehelligt ließ: Wetter zum einen (erst zu trocken, dann stand das Wasser) – aber Wetter ist ja in der Landwirtschaft der bekannteste Risikofaktor. Doch dass beim Ausschachten der Bewässerungsanlage eine Leitung der Telekom dran glauben musste (und ein Nachbarort zwei Tage kein Internet hatte – SORRY!), dass beim Graben verbuddelte Pflanzenschutzmittelbehälter auftauchten (das Erdreich ist mittlerweile ausgewechselt, keine messbare Belastung), dass eine Lieferung Setzlinge vom Laster fiel, dass ein Landratsamt wegen fehlender Unterlagen meinte, das da auf dem Gelände seien alles Schwarzbauten (mittlerweile hat der Vorstand fast alle Unterlagen aus 60 Jahren aus Archiven gewühlt) – das ist dann doch unerwartete Aufregung und Beschäftigung.

Zum Glück hatten Daniel und Simon auch eine Menge Erfolge zu berichten, unter anderem von der ersten im Kartoffelkombinat selbst geernteten Kartoffel – hurra! Außerdem ist der Anbau so richtig angelaufen, in Gewächshaus und Freiland, wir hatten bereits reichlich Gemüse aus eigener Gärtnerei in den Ernteanteilen.

Wichtigstes Thema gestern aber war die nächste Großinvestition nach dem Kauf der Gärtnerei: Bau einer Halle fürs Lagern von Wintergemüse, auch für die Kühlung des Frischgemüses bis zum Packen der Kiste und der gepackten Kisten bis zum Transport am nächsten Morgen zu den Verteilerpunkten. Zudem soll in der Halle Raum fürs Kistenpacken sein. Da verantwortungsbewusst gebaut werden soll (Material, Energieversorgung), ist das eine große Investition. Wie immer wurden uns Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftlern alle Hintergründe, Pläne und Zahlen auf den Tisch gelegt – wir bekamen sogar drei Alternativen zu diesem kostspieligen Bau einer eigenen Lagerhalle durchgespielt. Nach ein paar Nachfragen erteilten wir dem Vorstand das Mandat, die Sache wie vorgestellt voranzutreiben.

Ganz planmäßig verläuft das Wachstum der Mitgliederhaushalte: Wir sind derzeit über 1100 Haushalte, und derzeit werden wieder weitere aufgenommen. Hier stehen die Ziele und Werte des Kartoffelkombinats: Wenn Sie in München oder Umland wohnen, Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette Ihres Gemüses übernehmen möchten (bio, regional, fair für alle Beteiligten – alle), wenn Sie damit idealerweise eine Alternative zur Konsumgesellschaft schaffen wollen – dann könnten Sie hier nachlesen, wie eine Teilnahme funktioniert, und sich hier für einen sechswöchigen Test anmelden.

Ja, das Ganze ist so einmalig, wie es sich auf den ersten Blick liest, das Kartoffelkombinat leistet in sehr vieler Hinsicht Pionierarbeit (seit gestern weiß ich, dass wir sogar in der Bundestagsdebatte ums Genossenschaftsrecht als positives Beispiel genannt wurden). Derzeit wird pioniert mit dem Aufbau einer mittelgroßen professionellen Gärtnerei, die als Ziel 80 Prozent des Gemüsebedarfs von 1600 Haushalten decken soll (20 Prozent werden weiterhin von Partnerbetrieben zugekauft). Das ist so begeisternd, dass sogar der betreuende Banker von unserer kreditgebenden Bank Genossenschaftler wird.

Wenn Sie Erfahrungsdetails meiner fast vierjährigen Mitgliedschaft wissen möchten, schreiben Sie mir gerne eine E-Mail (Adresse links oben) oder fragen Sie in den Kommentaren.

§

Auf dem nachmittäglichen Rückweg hatte der Regen aufgehört. Daheim erledigte ich Erledigungen, las aber Zeitung, statt wie geplant zu bügeln. Der Strandurlaub in Galicien zwischen Wanderung und Madrid ist immer noch nicht entschieden.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Sonntag, 25. Juni 2017 – Generalversammlung des Kartoffelkombinats, wir bauen eine Lagerhalle“

  1. Elfe meint:

    Einfach toll – und in Ihren alltäglichen, oft beiläufigen Berichten vom Kartoffelkombinat sind Sie die beste Botschafterin.

  2. Joël meint:

    Ich habe es Ihnen das schon einmal gesagt, aber ich wiederhole es gerne: Ich BENEIDE Sie um ihr Kartoffelkombinat. BENEIDE Sie… ;-)

    Das muss doch auch bei uns machbar sein!

  3. creezy meint:

    Meine Kartoffelqueen! <3

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