Journal Montag, 21. August 2017 – Spanienurlaub 2, Neñao nach Laxe

Dienstag, 22. August 2017 um 8:34

Puh, das war sehr schön, aber anstrengend. Statt der 22 angegebenen Kilometer summierte sich die Strecke auf fast 25 (der Umweg durch falsche Abzweigung bereits rausgerechnet), und diese zusätzlichen (fast acht statt angekündigter fünf) waren auch noch der unerwartet auf- und abstiegreiche Schlussabschnitt. So waren wir mit zwei nicht besonders langen Pausen mehr als acht Stunden unterwegs.

Eine Ankündigung die eintraf: Das Wetter. Es war sehr heiß, und da ein Großteil des Weges abseits der Küste ins Inland führte, kühlte kaum ein Wind. Dennoch war ich die meiste Zeit frohgemut und genoß die herrlich abwechslungsreichen Wege und Aussichten; erst am Ende, als wir auf schmalen Pfaden immer noch eine Bucht umrundeten und noch eine, als das Wasser aus war und unser Ziel nie erreichbar schien, grantelte ich. Erschöpfung und Granteln führen zu Stolpern, eine Wurzel brachte mich schließlich zu Fall (nichts passiert, nur Kratzer, Dreck und Grantverstärkung).

Wir hatten den Wecker auf sieben gestellt, um früh loszukommen und so lange wie möglich die Morgenkühle zu nutzen, doch es wurde erst um acht überhaupt hell. Also ließen wir uns mit dem Frühstück Zeit, ganz altmodisch café con leche und tostada (ich fürchte, viel mehr hätte die Bar im Hotel auch nicht hergegeben).

Für den ersten kurzen Abschnitt brauchten wir sehr lang, denn in der Ría gab es einen aufregenden Vogel nach dem nächsten zu entdecken. Keine Fotos, weil Herr Kaltmamsell seine Superduperkamera diesmal nicht mitschleppen wollte.

Ausgesprochen bezaubernd war der Mühlenweg, Rego dos Muiños, mit ganz vielen kleinen ehemaligen Mühlengebäuden, hier auf Spanisch ein wenig Hintergrund und eine Skizze der (für mich ungewöhnlichen) Funktionsweise dieser Mühlen.

Zum kleinen Gemüsegarten scheint hier Mais zu gehören.

Icon-Atavismus: Wer kann sich wohl noch erinnern, dass so mal Fotoapparate ausgesehen haben?

Bronzezeit-Siedlung Castro de Boneiro (die Schilder mit der Bitte, nicht auf die Mauern zu steigen, nur auf Galicisch):

Auf dem Weg lag auch die archäologische Ausgrabung eines Dolmen (Dolmen von Dombate). Das Gebäude, das über den Fund gebaut wurde, war architektonisch interessant – und kühlte ganz hervorragend (mittlerweile hatte eine stechende Mittagshitze eingesetzt).

Außerdem spiegelte die Verglasung genau richtig.

Hier hatten wir eigentlich Mittagspause geplant, doch die schönen Bänke am Museumsgebäude lagen im Süden und damit in der prallen Hitze. Wir gingen nur aufs Klo und wanderten weiter.

Das war der zweite öffentliche Brunnen, an dem wir vorbeikamen, hier bei Fontefría (das war wohl mal das Waschhaus). Der Wanderführer hatte behauptet, an der gesamten Strecke im Hinterlang gebe es keinerlei Versorgungsmöglichkeit – aber er hatte ja auch behauptet, dass Leitungswasser sei hier nicht trinkbar und man solle unbedingt Flaschenwasser kaufen. Letzteres hatte mich bereits zum Kopfschütteln gebracht: 1. Woraus glauben die, wird ihr Morgenkaffee im Hotel zubereitet? 2. Wie bitte? Ja, hier wird das Trinkwasser gechlort, das schmeckt einer Deutschen nicht recht (wobei auch in München das Wasser in Ausnahmefällen, nämlich nach vielem sehr starken Regen, leicht gechlort wird), aber ihm gleich die Tauglichkeit für menschlichen Verzehr abzusprechen (ein anderer Grund für das Urteil fällt mir nicht ein weil: EU)? Das Brunnenwasser schmeckte übrigens nicht gechlort, wir tranken uns daran satt und füllten unsere Flaschen wieder nach.

Tatsächlich Mittag machten wir dann an einer praktisch unbefahrenen Straße in einem Pinienwaldstück, während über uns die Pinienzapfen in der Hitze mit Knarzen und Knacken barsten.

Nächstes Ziel war der Monte Castelo do Lourido, zu dem es natürlich bergauf ging, der aber zum Dank eine sensationelle Aussicht bot. Hier begegneten wir zum ersten Mal anderen Wanderern (ich machte sogar Wander-Smalltalk! auf Spanisch!).

Aus dem Ort oben waren wir am Morgen aufgebrochen.

Und hierhin sollte die Tagesetappe uns führen.
Der Abstieg ging durch einen Ort mit herrlichen Pfirsichbäumen.

Hier startete der letzte Abschnitt des Tages, nämlich die Küste entlang, siehe oben.

Ich fürchte, ich bin zu doof für einen Wanderstock. Nachdem so viele Leserinnen und Leser hier davon schwärmten, war Herr Kaltmamsell tatsächlich losgezogen und hatte ein Paar gekauft. Das teilten wir uns gestern. Und während der Herr exakt so sofortbegeistert war, wie Sie es in den Kommentaren geschildert hatten, stellte der Stock für mich eine Belastung dar: Wenn ich schnell etwas fotografieren wollte, war er im Weg – ich ging dazu über, ihn einfach von mir zu werfen, wenn ich fotografieren wollte, und ihn danach wieder einzusammeln. Auf breiten und bequemen Wegen störte er nicht, doch die sehr schmalen Küstenpfade stellten mich vor das Platzproblem: er oder meine Stiefel. Ständig musste ich für den Stecken mitdenken statt einfach zu gehen. Bei einigen sehr steilen Felsen, für deren Überwindung ich beide Hände brauchte, stand er mir so im Weg, dass ich ihn hoch oder runter warf und hinterher kletterte. Heute lasse ich ihn im Koffer, den Einsatz probiere ich lieber erst wieder auf vertrauten Strecken aus.

§

An unserem Zielort Laxe fielen wir erst mal in eine Bar ein und tranken etwas. Hotel ist diesmal mehr als anständig, und das mit dem Abendessen hatte auch geklappt. Herr Kaltmamsell zwang mich, meinen tagsüber geäußerten Plan umzusetzen, noch im Atlantik zu baden (sonst werde! er! mitgehen!). War wirklich sehr kurz, denn der Strand war voll und ich hatte Angst, nach einem weitergreifenden Schwumm nie wieder mein kleines Kleidungshäuflein bestehend aus Sandalen, Hemd und Handtuch zu finden. Aber bitte! Ich war im Atlantik.

Nach Duschen und Fotosortieren (Herr Kaltmamsell guckte so lange spanische Fernseh-Quizshows) war es Abendessenszeit. Man gab uns typisch Spanisches: Gemischten Salat mit Dosenspargel sowie wirklich gute merluza (Seehecht, den ich als default-Speisefisch von meiner spanischen Familie kenne) mit ausgesprochen guten Salzkartoffeln. Im Glas diesmal ein Ribeiro, ich hatte keine Energie, mich nach Details zu erkundigen.

Während Herr Kaltmamsell im Bett las, bloggte ich. Und stellte den Wecker auf sieben, um vor dem Frühstück noch die Bilder für den Blogpost zu bearbeiten. Hm – auf Dauer mag ich nicht zwei bis drei Stunden meiner Urlaubstage fürs Bloggen verwenden, ich muss mir was überlegen.

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Journal Montag, 21. August 2017 – Spanienurlaub 2, Neñao nach Laxe“

  1. Sabine meint:

    Das sieht verlockend, wenn auch mühsam aus. Aber an dem schönen Badewasser hätte ich nicht vorbeilaufen können, egal, wie lange der Weg noch wäre.

    Am meisten bringen mir Stöcke, wenn ich beide verwende und die Länge ständig justiere, um möglichst effizient vierbeinig zu gehen. Gerade bergab ist das eine echte Erleichterung für Füße und Knie. Aber es ist wohl wahr, dass es aus dem Stand nicht so einfach ist.

    Ich wünsche frohes Wandern für den heutigen Tag!

  2. Sigrid meint:

    Danke fürs mitnehmen! Und heute einen wunderschönen Tag! Genießen sie ihn!

  3. Joël meint:

    Ja das mit den 2 bis 3 Stunden Bloggen im Urlaub war auch bei mir so. Aber nur die ersten Tage, danach ging es flotter. Ich brauchte dann nur noch maximal anderthalb Stunden. Reiseblogging ist was anderes als Homeblogging.

  4. iv meint:

    Ich hab mir gestern schon gedacht: Puh Respekt, da hätte ich mich am Anreisetag nicht mehr hingesetzt und alles verbloggt. Ich lese das hier zwar tagesaktuell ausgesprochen gern – aber ebenso gerne läse ich am Ende eine längere zusammenfassende Reportage (sofern es Deinem Bloggerethos nicht widerspräche).
    Wie dem auch sei: Frohes Weiterwandern!

  5. Ulla meint:

    …oder nur eine Kurzbeschreibung und 2-3 Fotos! Lese ansonsten ausgesprochen gerne mit.

  6. Karin meint:

    Danke!

  7. marthe meint:

    …vielen Dank für die 3 Stunden,das sind ja unglaublich schöne Aussichten! Danke , daß Sie die Wanderung auf diese Weise mitteilen!

  8. Schneizel meint:

    Ich habe die Stöcke beim Wandern nur dabei, wenn lange An- und Abstiege drohen. Auch dann bleiben sie meist zusammengeschoben am Rucksack befestigt (wichtigstes Detail an meinem neuen Rucksack: die raffinierten Schlaufen für die Stöcke, damit ich wirklich die Hände frei habe und die Dinger mir auch sonst nicht im Weg sind). Wenn ich müde werde beim Anstieg, ist es herrlich, sich mit den Armen den Berg hochziehen zu können, ebenso bin ich immer sehr froh, wenn ich mich beim Abstieg abstützen kann.

  9. Croco meint:

    Tolltolltoll!
    Ich möchte wieder hin, ganz schnell.
    Und ich freu mich sehr auf die weiteren Berichte, auch wenn sie erst später kommen. Das macht nichts.

  10. Sjule meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  11. Eva meint:

    Herrlich! Vielen, vielen Dank fuer’s Teilhabenlassen.

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