Journal Freitag, 15. Dezember 2017 – Weihnukka

Samstag, 16. Dezember 2017 um 7:59

Dann wieder ein sonniger Tag mit dramatischen Wolken – dieser Dezember hat sich beim Kumpel April bedient.

Ich machte früh, also sogar mit Unterstunden Feierabend (ha! geht doch! na gut: eine Lieferung war nicht eingetroffen, die mir weiterarbeiten ermöglicht hätte) und fuhr in die Innenstadt für weitere Weihnachtseinkäufe. Idee 1 zerschlug sich, als ich vor der “Schatztruhe” am Platzl stand: Den Laden gibt es nicht mehr, das Ladenlokal war eine Baustelle. Doch zum Glück kann ich mich auf die Ideenfabrik in meinem Hirn verlassen: Idee 2 führte mich in einen Laden, in dem es zu Idee 3 und 4 inspiriert wurde, gefolgt von Idee 5, die mich auf dem Weg in ein Geschäft brachte, das ein paar zusätzliche Kleinigkeiten hatten.

So kam ich zwar mit müden Füßen nach Hause, aber auch mit der Erleichterung, alle Weihnachtsgeschenke inklusive Verpackung abgehakt zu haben. Die war so groß, dass ich mich fast nicht ärgerte, dass die Großflasche Duschgel, die ich abschließend nachgekauft hatte, in Wirklichkeit Körperlotion war. (Dabei hatte ich Lesen immer für eine meiner Kernkompetenzen gehalten.)

Wie Weihnachten war definitiv, dass mich daheim ein Packerl erwartete: @MlleReadOn hatte mir aus Irland nicht nur die erbetene Ausgabe des Guardian mit dem Gespräch zwischen Hillary Clinton und Mary Beard geschickt, sondern gleich allerlei Leckereien in Süß und Salzig dazu gepackt.

Auf einem Abendspaziergang kam ich an der Synagoge vorbei und sah die Menorah davor zum ersten Mal im Dunklen, also beleuchtet – dachte natürlich sofort an meine Wohltäterin, die in Dublin in der diasporaigsten Diaspora Chanukka feiert.

Chag Sameach!

Tatsächlich bin ich ziemlich stolz darauf, in einer Stadt mit solch einer schönen neuen Synagoge an solch einem zentralen Platz zu wohnen (obwohl ich nichts dazu beigetragen habe; Stolz – eines der seltsamsten Gefühle überhaupt). Und tief empfinde ich die Bitterkeit, dass sie rund um die Uhr von Polizei bewacht werden muss. (Wenn es jetzt noch eine ebenso schöne und zentrale Moschee gäbe, wäre mein Bild einer deutschen Heimatstadt rund. Aber ich weiß inzwischen, dass das unter anderem wegen der großen Vielfalt der Glaubensrichtungen der Münchner Muslime ausgesprochen kompliziert ist.)

Abendprogramm: Die großartige Anke Engelke hat sich wieder auf Recherche gemacht, um herauszufinden, wie das mit der Angst ist – “Sowas wie Angst – Eine Suche mit Anke Engelke”; zum Glück in der Mediathek nachguckbar.

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Ein Jahr später finde ich immer noch interessant, was nach deren Tod an Geschichten über die Herren erzählt wurde, über David Bowie, über Prince und über George Michael. Ich nehme an, dass es vielen ging wie mir: Dass ich einen menschlichen mords Respekt vor dem als Schnulzensänger abgetanen Michael bekam. (Dass Carrie Fisher ein wundervoller Mensch war, wusste ich zum Glück schon vor ihrem viel zu frühen Tod. Ich stelle sie mir immer wieder in der aktuellen Hollywood-#metoo-Debatte vor.)
Legen wir also nach mit einer Geschichte über die Entstehung des durchdringendsten Weihnachtsohrwurms:
“Still saving us from tears: the inside story of Wham!’s Last Christmas”.

Dringend auch das eingebundene Originalvideo anschaun: DIE FRISUREN!
(Ich tippe auf mindestens 87 Dosen Schaumfestiger auf der Materialliste.)

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Everybody has a voice: Die gebürtige Deutsche Christiane erzählt auf ihrem Behindertenparkplatz, wie und warum sie jetzt britische Staatsbürgerin wurde:
“Finally British”.

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https://youtu.be/q_kU3pCjL2A

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Freitag, 15. Dezember 2017 – Weihnukka“

  1. Hauptschulblues meint:

    Ja, rund um die Synagoge ist es wirklich schön in München, nicht zu vergessen die Nachbarschaft von Glockenbachwerkstatt und Bellevue di Monaco. Und Hauptschulblues ist froh, dass ein Problem des Münchner Nordens würdevoll zu Ende gebracht wurde: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachauallach-opfer-ohne-namen-1.3793670

  2. arboretum meint:

    In den Kommentaren zum Guardian-Artikel verlinkte jemand das Last Christmas Deconstruction Special der Point Blank Music School und diese Version von Kotaro Oshio – kennen Sie die schon?

  3. vered meint:

    “Unterstunden”: Was ist nun sympathischer, das Ding oder das Wort?
    Made my day, ebenso die schöne Chanukkia. Möge sie die Finstenris allüberall vertreiben helfen, das haben die Welt und wir bitter nötig. Chag urim sameach!

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