Essen & Trinken

Journal Dienstag, 12. März 2024 – Ackern für freien Tag

Mittwoch, 13. März 2024

Trotz gutem Nachtschlaf in tiefe Müdigkeit geweckt worden. Was mich aufmunterte: Ich hatte am Montag Gleitzeitausgleich für Mittwoch eingereicht und würde einen freien Tag haben – den ich ja mit Schlaf verbringen konnte! (as if)

Der Morgenhimmel auf dem Weg in die Arbeit war noch erfreulich hell, dann wurde das Wetter immer grauer.

Anstrengender Vormittag, aber mit Lösungen. Mittags lief ich raus, um in einer vertrauenswürdig aussehenden kleinen Metzgerei in der Gollierstraße Blut- und Leberwürste fürs Abendessen zu kaufen. An einer Tafel wurde auch frische Surhax1 angeboten, die hätte ich gern dazugenommen, doch sie stellte sich als warme Brotzeit heraus. Ein paar Schritte weiter ging ich schräg gegenüber auf einen Cappuccino.

Mittagessen war eine gelbe Kiwi (diesmal wieder geschält) und Blaukrautsalat vom Vorabend.

Viel Arbeit am Nachmittag, überraschend mühsam, weil ich so müde war. Außerdem hätte ich viel lieber das Schauspiel vor meinem Bürofenster verfolgt: Auf einer sehr neu aussehenden Hebebühne (“MingaLift”, gnihihi) standen zwei Männer in nigenagelneuer Berufskleidung/Sicherung und checkten die kürzlich montierten Außen-Jalousien.

Aber es half nichts: Ich hatte ja den Mittwoch frei genommen und konnte nichts dorthin schieben, also musste ich durchackern, um alles fertig zu bekommen (schlimme Erinnerungen an Zeiten, in denen fast jeder Arbeitstag so aussah).

Später Heimweg durch unangenehme Kälte, es tröpfelte leicht.

Zu Hause Yoga-Gymnastik: Ich geriet an die Folge, in der Adriene irritierenderweise bei einer langen Sequenz die zweite Seite vergisst. Video angehalten, andere Seite eigenständig geturnt, Video wieder gestartet.

Nachtmahl auf der Basis des Ernteanteil-Sauerkrauts:

Blut- und Lebernwurst schmeckten ok, die Blutwurst enthielt erfreulicherweise Speckwürfelchen. Und ich überlegte, ob man heutzutage als Migra die Integriertheit in die deutsche Leitkultur wohl eher mit Veganismus beweist oder mit Sauerkraut, Blut- und Leberwurst?

Nachtisch Schokolade, früh ins Bett zum Lesen.

§

Jahreszeitliches:
“Als Muslime zu Ramadan im Kölner Dom beteten”.

Im Jahr 1965 feierten türkische Gastarbeiter das Ende des Ramadan im Kölner Dom – mit kirchlichem Segen. Über einen Akt religiöser Toleranz vor fast 60 Jahren

§

dasnuf hat sich interessante und ernsthafte Gedanken über den Ursprung eines Klischees gemacht, von dem ganze Generationen von Comedians leben:
“Meckernde Frauen”.

  1. Norddeutsch: Eisbein[]

Journal Montag, 11. März 2024 – Naomi Alderman, The Future

Dienstag, 12. März 2024

Guter Schlaf, einmal unterbrochen durch eine laut und wirr rufende Männerstimme vorm Schlafzimmerfenster.

Der Morgen sonnig und knackig kalt.

Die Magnolien ganz kurz vorm Platzen.

Emsiger Vormittag, die Sonne und der blaue Himmel vorm Fenster machten sich dennoch hervorragend. Mittagscappuccino bei Nachbars.

Zu Mittag gab es dann Hüttenkäse, außerdem Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn. Und ein wenig Nachlesen der Oscarnacht, auch dieses Jahr war mir die Anstrengung des Live-Guckens zu groß im Verhältnis zu den wenigen selbst gesehenen Filmen. Ich freute mich über die Oscars für Poor Things: Hauptdarstellerin Emma Stone, Bestes Szenenbild, Beste Kostüme, Beste Maske – fehlte nur der Oscar für bestes adaptiertes Drehbuch. Allerdings kann ich den Gewinner in dieser Kategorie, American Fiction, nicht beurteilen, weil halt nicht gesehen.

Der Nachmittag wurde ein wenig stressig, weil Dinge kompliziert waren und ich sie nicht allein lösen durfte, sondern abstimmen musste. (Ich erkenne inzwischen SO klar, dass ich keine Team-Playerin bin.) Außerdem ein seltsamer Abschied.

Auf dem Heimweg (immer noch recht frisch, ich war dankbar um Mütze und Handschuhe) ein paar Supermarkt-Einkäufe.

Kaiser-Ludwig-Platz

Zu Hause eine Runde Yoga-Gymnastik, tat sehr gut. Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell das Ernteanteil-Blaukraut auf meinen Wunsch zu Rohkostsalat mit Feta verarbeitet (doppelt so viel Blaukraut, doppelt so viel Feta). Ich hatte mich den ganzen Tag schon darauf gefreut, schmeckte auch wundervoll. Nachtisch Schokolade.

Im Bett die nächste Lektüre, wieder eine vorzeitig verfügbare Vormerkung in der Münchner Stadtbibliothek: Wolf Haas, Eigentum.

§

“Katja Diehl: ‘Wir zahlen für die Autos der Anderen. Ist das gerecht?'”

Wir müssen dieses Narrativ von „wir müssen alle mitnehmen“ hinterfragen. Mein Eindruck ist: Wir tun so, als wenn der jetzige Zustand der Garten Eden ist, in dem es allen gut geht. Und dann kommen diese Leute und wollen uns die Autos wegnehmen. Das stimmt aber einfach nicht.

(…)

Menschen in Armut spielen immer dann eine Rolle, wenn die Benzinpreise steigen oder ähnliches. Ansonsten kümmert man sich aber nie um sie. Dann hätten wir ja zum Beispiel die Gehälter in der Pflege deutlich erhöht. Warum verdienen Menschen in der Pflege so viel weniger als Menschen, die ein Auto herstellen? Es geht dabei nicht darum, die Armut in Deutschland zu beenden. Wir kümmern uns darum, die Autoabhängigkeit aufrecht zu erhalten.

In den Kommentaren habe ich für Sie schonmal vorgearbeitet.

§

Naomi Alderman, The Future.

Der Roman spielt in einer nahen Zukunft, in der die Klimakatastrophe deutlich weiter fortgeschritten ist, und dort zum einen in der Welt der Online-Milliardäre (Amazon, Apple/Microsoft und Facebook/Twitter sind recht klar hinter den drei Techno-Unternehmen mit Weltmacht zu erkennen), zum anderen in der Welt der Prepper, die sich auf ein Überleben der Apokalypse vorbereiten. Die beiden zentralen Figuren sind Martha Einkorn – die engste Mitarbeiterin eines dieser Online-Milliardäre, die als Jugendliche der Weltuntergangs-Sekte entkam, in der sie aufgewachsen war – und Lai Zhen, eine junge Survivaltechnik-Influencerin und -Journalistin, die die Zerstörung ihrer Heimatstadt Hongkong überlebte.

Das Genre ist speculative fiction, das what if lautet:
1. Was, wenn der direkte und indirekte Einfluss von Online-Plattformen auf menschliches Verhalten durch subversive Kräfte konstruktiv und zum Guten genutzt würde?
2. Was, wenn Künstliche Intelligenz durch Zugriff auf wirklich alle Echtzeit-Daten hinter diesen Online-Plattformen zur wichtigsten Lebensrettungstechnik würde?

Das 2. wird am Ende mit einer Pointe beantwortet, die mich besonders amüsierte.

Die Handlung wird nicht chronologisch erzählt: Sie fängt gleich mal mit dem Weltuntergang an und blendet von dort in verschiedene Zeiten zurück. Die Wirkung dieser Nicht-Linearität fand ich anfangs etwas verwirrend, doch damit werden Effekte erzielt, die anders nicht zu erreichen wären.

Die Erzählinstanz ist offensichtlich in der Online- und Computerwelt daheim: Zum einen erinnern viele Passagen, vor allem die mit Action, an Ego-Shooter-Perspektiven. Zum anderen, und das gefiel mir gut, spielen Online-Foren eine große Rolle, aus einem wird immer wieder in eigenen Kapiteln zitiert. Die Schilderung menschlicher Interaktionen in solchen Online-Foren deckt sich mit meinen Erfahrungen: Sie werden mit Respekt abgebildet und ernst genommen. Unter anderem wird realistisch erzählt, wie aus der Mischung aus fachlichem und zwischenmenschlichem Austausch richtig große Dinge entstehen können. Und an einer Stelle sorgen sich Forumsmitglieder um eines, dem es nicht gut zu gehen scheint, jemand kümmert sich und sieht nach – auch das habe ich mehrfach erlebt. Für mich war das der erste Roman, in dem ich diese Realität literarisch verarbeitet las.

Das Ergebnis gefiel mir insgesamt sehr gut, unter anderem weil die Handlung viele spannende Technikeinsätze schlüssig durchspielt. Die Grundidee trägt meiner Ansicht nach allerdings nicht so gut durch einen ganzen Roman wie die von Aldermans Meisterwerk The Power. Und er enthielt mir ein paar besinnliche Belehrungen zu viel.

Ich rate dazu, keine Besprechungen des Romans vor der Lektüre zu lesen: Der Plot enthält einige Überraschungen und Wendungen, die man sich dadurch verderben würde.
Danach empfehle ich die Besprechung von Ian Wang in der New York Times:
“In ‘The Future,’ Earth Barrels Toward Fiery Destruction”.

Außerdem die von Stephanie Merritt im Guardian:
“The Future by Naomi Alderman review – survival of the fittest”.

Und die von Ilana Masad in der Los Angeles Times:
“In ‘The Future,’ as in the present, it’s billionaires vs. cult leaders vs. influencers”.

Hier außerdem ein Feature über Naomi Alderman:
“Novelist Naomi Alderman: ‘When I’m feeling distressed I go very intellectual. Which is a defence’”.
(Das Zitat in der Überschrift? It me.)

Journal Samstag, 9. März 2024 – Strahlender München-Tag mit Besuch aus Oldenburg

Sonntag, 10. März 2024

Beim Aufwachen um kurz nach sechs versuchte ich den Schlaf durch Herablassen des Rollladens vorm Schlafzimmerfenster zu verlängern, klappte aber nicht ganz.

Auch Jahreslauf: Ich muss den Rollladen im Wohnzimmer immer weniger weit herablassen, damit die Sonne mich nicht blendet – sie steht immer steiler oben. Im tiefsten Winter muss er fast ganz runter. (Das sind übrigens nicht etwa schmutzige Fenster: Das ist aktiver Vogelschutz.)

Der herrliche Sonnenschein kam grad recht, denn der Besuch aus Oldenburg wollte spazieren: Die Hälfte des Besuchs hatte einige Jahre in München gelebt.

Herr Kaltmamsell und ich bekamen friesischen Käse und brabanter Butter als Geschenke, große Freude. Nach Wohnunggucken und erstem Kuscheln und Updaten brachen wir zu dritt auf: Herr Kaltmamsell musste arbeiten, übernahm aber die Zubereitung des Abendessens.

Der Besuch wollte aus persönlicher Gerschichte vor allem Haidhausen gucken, wir fuhren vom Marienplatz mit der S-Bahn zum Ostbahnhof. Von dort aus mäanderten wir durch Haidhausen, guckten in Läden in der Weißenburger Straße, blieben sehr lang hängen im winzig-verwinkelten Küchenbedarfsladen in der Schloßstraße gegenüber vom ehemaligen Brause- und Wannenbad. Und wir
erzählten einander unsere Haidhausen-Geschichten, hier hatte ich ja in meinen ersten vier Münchner Jahren in zwei PR-Agenturen gearbeitet.

Am Wiener Platz machten wir eine kleine Kaffee-, Kuchen- und Wasserpause, der Markt wimmelte, die Sitzplätze in der Sonne wurden genutzt. Auch wir hatten nach und nach Knöpfe und Reißverschlüsse unserer Jacken geöffnet, die Schals gelockert. Durch die Grünanlagen an der Isar schlenderten und guckten (Eichhörnchen! Fische!) wir zur Luitpoldbrücke, dort Slackliner.

Über die Eisbachwelle gingen wir unter recht vielen Menschen im Englischen Garten zum Biergarten am Chinesischen Turm – dort war deutlich mehr los, als ich prognostiziert hatte. Besuch trank Bier, ich frühstückte Breze.

Weiteres Spazieren über Hofgarten zur Theatinerkirche, dort Innenbesichtigung. Eine Besichtigung zu der ich drängte: Die einzige Spatzen-Population hinterm Rathaus. Noch ein Einkaufseinkehren beim Radspieler (so viele schöne Dinge!), dann ging der Besuch ins Hotel zum Ausruhen, ich nach Hause zur Vorbereitung der Abendessen-Peripherie.

Herr Kaltmamsell hatte gekocht: Pav Bhaji, Aloo Gobi, Butter Chickpeas, mit Beilagen (Reis, Limetten, Korianderblätter, gehackte Zwiebel, gekauftes Auberginen-Chutney, in Butter angebratene Milchbrötchen). Zum Aperitif gab’s Riesling-Sekt, als Wein zu den eher milden Currys hatte ich den baskischen Txakoli Gorrondona ausgesucht, der gut passte. Nachtisch Zitronencreme mit karamlisierten, gebratenen Zitronenscheiben – an Letzteren muss ich noch arbeiten.

Vor allem aber viel Erzählen über Leben und Veränderungen – nach dreieinhalb Jahren seit unserem letzten ausführlichen Austausch war viel aufzuholen (das meiste gut, alles daran interessant).

Abschied mit heftigem Ziehen am Herzen. Nicht weit nach Mitternacht kruschte und räumte ich noch ein wenig, war nicht mal sehr müde.

Journal Donnerstag, 7. März 2024 – Der Nicht-Nudelsalat

Freitag, 8. März 2024

Wieder eine normalgute Nacht.

Der Regen hatte aufgehört, ich marschierte zu einem kalt-nebligen Tag in die Arbeit. Der Vormittag bot Abwechslung und Interessantes, mittags ging ich auf einen Cappuccino zu Nachbars, dann weiter zu kleinen Einkäufen – vor allem um einen Anlass für Bewegung an der Draußenluft zu haben.

Mittagessen zurück am Schreibtisch: Pumpernickel mit Butter, Birne und Kiwi, Sahnejoghurt (eigentlich nicht mein Ding – anders als Sahnequark -, war aber übrig von nicht umgesetzten Backplänen).

Über den Nachmittag Kleinteiliges und viel Information, dazu Austausch, ob tägliche sorgfältige Bekleidung samt Styling eher Disziplin oder Selfcare ist.

Auf dem Heimweg (kalt!) nochmal Lebensmitteleinkäufe: Herr Kaltmamsell hatte Details des Ernteanteils durchgegeben, der Ruccola würde nicht für Salat reichen, also plante ich um.

Daheim aber erstmal eine Runde Yoga-Gymnastik, dann Brotzeitvorbereitung. Zum Nachtmahl machte ich eine Variante des Nicht-Nudelsalats, den ich sonst immer nur für mich allein zubereite (ist unter anderem ideales Ferienwohnungsessen). Frische Paprika und Tomaten, Lupinenkerne aus dem Glas, Ernteanteil-Ruccola und frisch gekochte Spiralnudeln in einer Joghurtsauce mit ein wenig Knoblauch.

Schmeckte ausgezeichnet. Nudelsalat kann das allein deshalb nicht sein, weil ich Nudelsalat nicht mag. qed.
Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Bananarama gehörte in meinen 80ern nicht zu meinen Favoriten: Ich nahm diesen hübschen weißen, dünnen, blonden Mädchen die wilde Attitüde nicht ab. Doch den Rückblick von zweien der drei Bandmitglieder im Gespräch mit Boy George las ich sehr gern.
“‘I Was a Grumpy Bitch’:
Bananarama,in Conversation With Boy George”.

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Einfach als Information, die manche interessieren könnte: Die Bayerische Staatsbibliothek hat begonnen, das gesamte Bildarchiv der Fotografin Isolde Ohlbaum online zu stellen (frohes Klicken und Scrollen! ich finde besonders faszinierend, dieselben Menschen in verschiedenem Alter zu sehen, zum Beispiel Martin Amis, Pieke Biermann oder Margaret Atwood).

So unter uns Autor*innen: Wie würden Sie gern von Isolde Ohlbaum fotografiert werden / worden sein?
(Selbst kam ich raus bei: Direkt nach 3.000 Meter Schwimmen im Olympiabad.)

§

Sollte es auch Sie immer reißen, wenn Medien Schauspieler*innen fachliche Fragen zur Rolle stellen, die Sie spielen, statt zur Schauspielerei (“Die Psychiaterin, die sie in dieser Serie darstellen, kämpft ja leidenschaftlich um die Essgestörten, mit denen sie täglich arbeitet. Was halten Sie für die Ursachen für das Ansteigen von Essstörungen?”): Für Übermedien schreibt Schauspieler Tristan Seith in der Serie “Sachverstand” über das, was Schauspieler*innen tatsächlich tun und worüber sie selten interviewt werden:
“Der dunkle, tiefe Abgrund an handwerklichem Unwissen über die Schauspielerei”.

Journal Mittwoch, 6. März 2024 – Kalter Regentag, Pizzaabend

Donnerstag, 7. März 2024

Weckerklingeln zu Regengeräuschen.

Fußmarsch in die Arbeit unterm Regenschirm. Den Hauptteil des Vormittags verbrachte ich in einer internen Informationsveranstaltung an anderem Ort, zu dem ich unterm Schirm zu Fuß marschierte (Frischluft!). Nach viel Gelerntem marschierte ich auch zurück, war nur wenige Minuten nach den Kolleg*innen im Büro, die den Bus-Shuttle genutzt hatten.

In meiner Abwesenheit war überraschend viel aufgelaufen, das ackerte ich erstmal weg.

Spätes Mittagessen: eine Portion Eintopf vom Vorabend, ein wenig Weißkraut-Kimchi.

Büronachmittag mit emsigem Abarbeiten, darunter Angst wegen Anfragen, zu denen mir nicht sofort eine Lösung einfiel. Eine musste ich nach ein paar Rechercher-Runden absagen, aber das ist ja auch eine Lösung – am schlechtesten ertrage ich es, in der Luft zu hängen.

Dazwischen Abendessen-Abstimmungen mit Herrn Kaltmamsell: Ernteanteil war weggegessen, schon am Dienstag wälzten wir die Idee, aushäusig Pizza zu essen. Die Wunsch-Pizzeria war bereits ausgebucht, wir würden also einfach mal drauf losgehen. (In München muss man bereits seit Jahren selbst für Kaffee-Verabredungen reservieren, mal sehen, wann nicht mal Döner mehr spontan geht.)

Auf dem Heimweg brauchte ich keinen Schirm mehr, es war ohne Regen kalt und ungemütlich. Lebensmitteleinkäufe bei Edeka und im Süpermarket Verdi. Zu Hause hängte ich nur noch schnell Wäsche aus der programmierten Maschine auf und goss Pflanzen, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell Richtung Hauptbahnhof zum Ca D’oro, wo wir vor Jahren schonmal gute Pizza bekommen hatten.

Der Teig schmeckte mir sehr gut, der Belag schon auch – aber die Hälfte davon hätte gereicht. Ich schaffte die Pizza ohne Überfressung, doch es ging keinerlei Schokolade mehr. Dafür gab’s bis zum Einschlafen Basilikum-Rülpserchen.

§

Auf Mastodon fand ich einige Hinweise auf diesen Deutschlandfunk-Beitrag von Andi Hörmann:
“Gefallener Engel
Marieluise Fleißer und ihre Heimat Ingolstadt”.

Sehr schön gemacht. Man hört Fleißer auch selbst, aber vor allem viele Menschen, die im heutigen Ingolstadt mit ihr und ihrem Werk zu tun haben. (Nebenbei erfuhr ich, dass die Buchhandlung Gerd Stiebert, an der ich seinerzeit lernte, dass es auch kleine Buchläden gibt, nicht mehr vom Namensgeber geführt wird. Wo hat die Fleißer wohl davor in Ingolstadt ihre Bücher gekauft?)

Das freute mich besonders, weil ich in letzter Zeit oft an die Fleißer denke. Eigentlich seit Jahren jedesmal, wenn die Lebensgeschichte von Künstler*innen erzählt wird, die sich gegen ungeheure Widerstände durchsetzten, “an sich glaubten” und damit Erfolg hatten. Marieluise Fleißer ist die Patronin all derer, die sich irgendwann nicht mehr gegen die Widerstände stemmten, sondern nicht mehr konnten und wollten, die aufgaben. Deren Geschichte wird halt nur sonst nie erzählt. Erst aus diesem Hörstück lernte ich, dass der Fleißer-Preis genau zu diesem Thema ausgeschrieben ist: “Der Marieluise-Fleißer-Preis wird an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, in deren Werk wie bei Fleißer der ‘Konflikt zwischen unerfüllten Glücksansprüchen und alltäglichen Lebenswelten’ zentrales Thema ist.”

Ich seh sie dann immer vor mir, wie sie im Tabakladen ihres Ehemanns mitarbeitet, bis er endlich stirbt und sie sich zu ihren eigenen Interessen zurückziehen kann. Wenn ich mein Ingolstadt erklären möchte, verweise ich immer noch auf Fleißers Theaterstück Der starke Stamm und auf ihren einzigen Roman Eine Zierde für den Verein.

§

Gestern Abend erfuhr ich, dass es für “Dankbarkeiten” im kleinsten Theater Münchens eine zusätzliche Aufführung gibt, eine Matinee um 15 Uhr am Ostersonntag, 31. März: Vielleicht bekommen Sie hier noch Karten dafür.

§

Man sieht nur mit dem Herzen gut? Uoah – das Herz hat dazu auch eine Meinung.

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https://youtu.be/_i72tIEvFaE?si=fgAPB-dcTvEwedh4

Journal Montag, 4. März 2024 – Nur Arbeitsmontag

Dienstag, 5. März 2024

Schlafunruhe im Mittelteil der Nacht, nachdem mich ein sehr lauter, englischsprachiger Streit vorm Schlafzimmerfenster geweckt hatte: Ich schlief lang nicht wieder ein.

Herrn Kaltmamsell stattete ich mit Keksdosen, Taschen und Tablett in allen Händen aus und schickte ihn so in die Arbeit.

Marsch in meine Arbeit unter unentschlossenem Himmel, er entschied sich kurz darauf für einheitliches Grau. Es wurde kalt neblig. In der Beethovenstraße haben sich einige Bäume als Schlafstätten für Krähenschwärme etabliert, die Kot-Schicht auf dem Gehweg darunter ist inzwischen fast geschlossen.

Die Magnolien machten wacker weiter mit Blüh-Vorbereitung.

Kurz getakteter Arbeitsvormittag, aber ich kam zu meinem Mittagscappuccino bei Nachbars.

Mittagessen: Ein Rest Rote-Bete-Linsen vom Samstag, Orange.

Mein gefürchteter Jourdienst sorgte für so viel Unruhe (Anfragen, Anrufe), dass ich irgendwann den Versuch konzentrierten Arbeitens bleiben ließ und nur Kleinscheiß erledigte.

Nach Feierabend in unangenehm klammer Kälte über Lebensmittel- und Drogerie-Einkäufe nach Hause. Dort hatte ich richtig Lust auf Yoga-Gymnastik und turnte die Adriene-Folge von vergangenem Donnerstag nochmal – tat rundum gut.

Das Nachtmahl bestand aus Resten: Sehr guter kalter Braten vom Sonntag, dazu Meerrettich, Käsereste, Selleriesalate, eine rote Paprika hatte ich aus Bedürfnis nach etwas Frischem dazugekauft (schmeckte nach nichts, gerechte Strafe für unsaisonale Gelüste). Nachtisch Süßigkeiten.

Herr Kaltmamsell erzählte Spannendes von der neuen Schule, das Gebäck hatte geschmeckt. Früh ins Bett zum Lesen, sehr müde.

§

Der Virologe Prof. Thomas Mertens verlässt die Ständige Impfkomission. Ein Interview in der taz (seltsame Überschrift, ich unterstelle ein unrealistisches Wissenschaftsbild):
“‘Es war nie mein Ziel, erkannt zu werden'”.

Ich habe noch selbst gegen Pocken geimpft und schon als junger Professor Vorlesungen in Immunologie gehalten. Das Thema Impfungen lag mir ganz nah. Ich bin überzeugt davon, dass Impfungen eine der genialsten Errungenschaften der Medizin sind. Bei meiner Abschiedsvorlesung habe ich aber auch gesagt, dass der große Erfolg der Impfungen zugleich ihr Problem ist. Menschen in Deutschland kennen keine Diphtherie, Kinderlähmung oder Pocken mehr. Krankheiten, die menschheitsgeschichtlich eine immense Bedeutung hatten, sind durch Impfung so zurückgedrängt, dass sie im gesellschaftlichen Bewusstsein keine Rolle mehr spielen.

(…)

Was mich tatsächlich erstaunt und erschreckt hat, ist das tiefe Misstrauen mancher Menschen gegenüber Fachleuten. Es wird einem unterstellt, dass man nicht primär aus inhaltlichen Gründen auf der Grundlage von Daten agiert, sondern aus unlauteren Beweggründen. Wo kommt das her? Ist das die Lebenserfahrung dieser Menschen oder handeln sie selbst so?

(…)

Welche Lehren sollten wir in Sachen Kommunikation ziehen?
Der einfachste Grundsatz ist, dass ich nichts sage, wenn ich nicht Bescheid weiß.

§

Tumbleweed als Sinnbild für komplette Ödnis? Nächstes Mal vielleicht überdenken.
“‘Tumblemageddon’: thousands of tumbleweeds roll into Utah towns”.

via @sauer_lauwarm

Journal Sonntag, 3. März 2024 – Kurze Laufhosen, Sonntagsbraten

Montag, 4. März 2024

Guter Nachtschlaf, um vier unterbrochen von lauten Menschen vorm Fenster. Ich schloss das Fenster gleich mal gegen aufbrandenden Vogellärm.

Der Tag brach mit blauem Himmel an. Nach Bloggen mit Milchkaffee und Wasser gab es eine Kanne Lapsang Souchong: Ich hatte einen frischen Wasserfilter eingebaut. Wieder Mal Neid auf Gebiete mit weichem Wasser, die ihren Tee immer so gut bekommen wie ich nur einmal im Monat.

Frühling unterm Küchenbalkon.

Vor Fertigmachen für Laufrunde knetete ich Teig für Kleckerkuchen, die Streusel hatte ich schon am Vorabend zubereitet.

Zur Sonne waren richtig warme Temperaturen angekündigt, ich schlüpfte zum ersten Mal im Jahr in kürzere Laufhosen, ließ Mütze und Handschuhe daheim.

Mit der U-Bahn nach Thalkirchen, zwischen vielen Kinderwagen und Kindern, offensichtlich auf dem Weg in den Tierpark.

Es wurde ein wunderbarer Lauf, nach der ersten halben Stunde wurden meine Beine immer leichter, und der Rückweg von Pullach fühlte sich an, als liefe ich durchwegs bergab.

Blick von der Großhesseloher Brücke, unten Espressowagerl.

Pullach

Nach den Meeren von KrokusWinterlingSchneeglöckchen in den vergangenen Wochen sah ich schon die Blüh-Nachfolger.

Huflattich

Leberblümchen

Neu lernte ich die Alpen-Pestwurz kennen (ein “Schuttüberkriecher”, wie bezaubernd!).

Am Ende meiner gut anderthalb Stunden besorgte ich in Thalkirchen noch Frühstückssemmeln.

Daheim bereitete ich erstmal die Füllungen für den Kleckerkuchen vor, dann erst duschte ich. Zum Frühstück um halb zwei gab es Semmeln und Orangen (bald bin ich durch mit der Kiste).

Kleckerkuchenkleckern und -backen.

Für Herrn Kaltmamsells neue Kolleg*innen, er hatte gestern zudem Wedges of decadence gemacht.

Nochmal raus in den massiven Frühling: Wahrscheinlich werde ich mir nämlich noch einen Übergangsmantel kaufen. Der Kapuzen-Parka ist für manche Übergangstemperatur zu dünn, außerdem habe ich mir sagen lassen, dass es völlig normal ist, von einer Sorte Mantel mehrere Exemplare zu besitzen, bei Durchwechseln halten die ja auch länger. Und am Samstag hatte ich nach Kauf des Kapuzenmantels beim Vorbeigehen ein interessantes Exemplar in einem Schaufenster gesehen, das ich Montag nach der Arbeit kaufen könnte.

Es erwies sich: Nein, lieber nicht. Zum einen nicht so schön wie aus dem Augenwinkel, zum anderen mir viel zu teuer.

Dafür holte ich mir im Nußbaumpark nochmal die volle Ladung Krokus.

Zeitunglesen. Fürs Abendessen machte ich zum Schweinsbraten, den ich mir gewünscht hatte, aus dem Ernteanteil-Sellerie Salat (gekocht, gewürfelt, größten Teil mit Vinaigrette, kleineren mit restlicher Majonaise vom Freitag).

Gutes Sonntagsessen! (Auch wenn Herr Kaltmamsell darauf hinwies, dass Sonntagsbraten zu Mittag serviert wird, nicht zu Abend.) Nachtisch Schokolade.

§

Rebecca Kelber recherchiert für Krautreporter zur Ungleichheit zwischen Reich und Arm in Deutschland. Ihre Serie beginnt sie mit sieben Grafiken (und Erklärung des Hintergrunds) zur Verteilung von Einkommen und Vermögen, nicht alle davon erwartbar. Diesen Artikel darf ich Ihnen schenken:
“Diese sieben Grafiken zeigen, wie ungleich Deutschland ist”.


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