Archiv für August 2007

Buchvertrag für Münchener Bloggerin

Freitag, 31. August 2007

Manchmal trifft es einfach die Richtigen: Mrs Delicious, aka Nicky, hat sich mit ihrem wunderschönen und wundervollen Foodblog delicious days einen Buchvertrag erbloggt: Im Herbstprogramm 2008 von Gräfe und Unzer erscheint auf Deutsch und Englisch das Delicious-Days-Kochbuch, laut Nicky nach ihrem eigenen Konzept, mit ihren eigenen Fotos, und sogar das Layout macht sie selbst. Ganz dicke Gratulation raus nach Haidhausen!

Ob Bloggen die Welt zu einer besseren macht, ist dadurch immer noch nicht entschieden – aber auf jeden Fall schon mal zu einer schöneren mit besserem Essen.

Der Meister liegt im Schaufenster

Freitag, 31. August 2007

Als ich die altmodische Glastür zum Eckladen öffne, kommt Leben in den Mann, der mit angewinkelten Knien im Fenster liegt. Er richtet sich mühsam auf: „You want a haircut?“ Ja, genau deshalb bin ich hier.

Er reibt sich die Augen, streicht sich kurz über die Bartstoppeln, zieht seine Fußballershorts hoch, während er irgendwas von wegen heftiges Wochenende murmelt. Ob ihm das wohl eine besonders ruhige Hand beim Haareschneiden verleihe oder eine eher zittrige, frage ich ihn heiter. Er lächelt höflich über meinen Witzelversuch, ich verdrehe innerlich die Augen ob meines German humour.

Von selbst hätte ich diesen schraddligen Men’s Barber jenseits der Brightoner Western Road sicher nicht gefunden. Und selbst wenn – ich wäre sicher nicht reingegangen: Durch die großen vorhanglosen Fenster unter dem abblätternden Schild Headroom hätte ich die Lücken in den Bodenfliesen gesehen und das Alter der Barbierstühle, die abgeschlagenen Waschbecken, gesprenkelt mit Haarschnipseln in allen Farben – insgesamt genau das Gegenteil eines vertrauenswürdigen Friseurs.

Doch der sicherste Weg, einen guten Haarschneider zu finden, ist, jemanden mit gutem Haarschnitt anzusprechen. Als ich also im Food for friends eine Bedienung mit auffallend akuratem, sehr kurzem Bob sah, der auch noch hervorragend zu ihrem Gesichtchen passte, sprach ich sie sofort an. Oh, meinte sie, das sei bloß ein Herrenfriseur bei ihr ums Eck gewesen – „aber Sie glauben gar nicht, wie oft ich schon auf meine Haare angesprochen worden bin“. Dann beschrieb sie mir die Lage des Ladens, und wir waren uns einig, dass sie dort eigentlich Prozente bekommen müsste, weil sie so viele Leute dort hinschickte.

Jetzt sitze ich auf einem der kunstledernen Barbierstühle bei eben diesem Friseur, habe einen fleckigen Umhang um den Oberkörper, und der Mann aus dem Fenster fragt nach meinen Wünschen. Alles kürzer bitte, außerdem schildere ich ihm den Deppenpony (ich versuche es mit „idiot’s fringe“), den ich gerne hätte. Er vergewissert sich: „You don’t want that or you want that?“ Haarewaschen ist nicht, wie eben bei Männerfriseuren üblich, die Schere schneidet ins Trockene. Hin und wieder versichert sich der Schnippler, ob’s so passt, und während die Haarschnippsel fliegen, macht er Konversation. Dass ich aus Deutschland komme, hat er gleich gehört (Mist), wie’s denn bei mir so sei. Ich wiederum weise brav auf die Kundin hin, die mich auf seinen Stuhl gebracht hat, und dass die sich doch wohl einen kostenlosen Haarschnitt verdient habe. Als es reinpasst, erzähle ich, dass ich gerne an fremden Orten zum Friseur gehe und werde darob als „adventurous“ bezeichnet. Nu, meine ich, „it’s not plastic surgery“.

Nach 15 Minuten habe ich einen mehr als anständigen Haarschnitt, wenn auch mit einem schmeichelhaften statt einem Deppenpony. Mit Ausnahme des umhangbedeckten Teils meines Oberkörpers kleben an mir überall Haarschnippsel, für deren Entfernung der Friseur sich nicht zuständig zu fühlen scheint. Ich wische mit einem Taschentuch an meinem Gesicht, Hals und in meinen Ohren herum, zahle acht Pfund, gebe ein Pfund Trinkgeld (vermutlich viel mehr als ortsüblich: Für den Dank wird der Friseur richtig wach). Draußen kippe ich mir erst mal meine Ex-Haare aus den Jeansaufschlägen.

Furchtlos essen

Mittwoch, 29. August 2007

Was der Asienreisenden gegrillte Heuschrecken und Kakerlaken am Spieß, ist der Englandurlauberin die weite Welt des Fritierten.

breakfast.jpg

Mit “fried bread” zum Frühstück meinte dieses Strandcafé tatsächlich eine fritierte Scheibe Brot. Zu zwei Bissen konnte ich mich überwinden. Ich bin immer noch nicht darüber hinweg.

Eine ganz persönliche Bitte: Nie wieder Spiegelschau

Dienstag, 28. August 2007

Es gibt unter all den Manierismen der Erzähltechnik einen, den ich nie wieder sehen möchte, bitte: Die Beschreibung einer erzählenden Person durch Blick derselben in den Spiegel. Nennen wir diesen scheinbaren Kunstgriff hiermit „Spiegelschau“, in Anlehnung an die „Mauerschau“, die wir aus dem Drama kennen. Fast hätte ich das erste Buch von Friedrich Ani, das ich in die Finger bekam, nicht weiter als bis Seite 21 gelesen – und in Folge nie wieder etwas von diesem Autor, den ich mittlerweile sehr schätze. Denn da hieß es, nachdem wir bis dahin die gesamte Handlung aus der Perspektive dieser Sonja erlebt hatten:

Mit der Unterseite der linken Faust wischte sie einen Kreis in den beschlagenen Spiegel, etwa so groß wie ihr Gesicht, und betrachtete sich. Ihre grünen Augen, ihre hohe Stirn, auf der ein paar Wassertropfen glitzerten, die schmale Nase, deren Spitze zaghaft nach oben zeigte, was sie ein wenig ärgerte, ihre Lippen, deren perfekte Form sie immer wieder bewunderte, vor allem wenn sie sie glutrot schminkte …

Und so weiter und so fort. Niemand, nie-mand schaut sich mit diesen Gedanken im Spiegel an: „Meine graublaugrünen Augen, meine etwas welke Stirn, meine kräftige Nase…“ Das gibt es nur in der Spiegelschau, der Notlösung für Personenbeschreibungen aus der untersten Schublade des Autorennähkästchens.

Eben erst bin ich im sonst ganz ausgezeichneten The Eyre Affair von Jasper Fforde wieder auf solch eine Passage gestolpert. Dabei war der Autor in diesem Fall sogar ganz dicht an der hundertmal besseren Lösung:

I opened the drawer of my desk and pulled out a small mirror. A woman with somewhat ordinary features stared back at me. Her hair was a plain mousey colour and of medium length, tied up rather hastily in a ponytail at the back. She had no cheekbones to speak of and her face, I noticed, had just started to show some rather obvious lines. (…) I shuddered, placed the mirror back in the drawer and took out a faded, slightly dog-eared photograph. It was a photo of myself with a group of friends taken in the Crimea when I had been simply Corporal T.E.Next

Die Ich-Perspektive macht das ganze noch schlimmer. Warum hängt Fforde die Beschreibung nicht an der Betrachtung des Fotos auf? „Damals hatte ich mir die Haare noch nicht wachsen lassen. Und wie glatt und faltenlos mein Gesicht noch war.“ Wäre doch viel eleganter.

Sollten Sie also vorhaben, jemals eine Geschichte mit Personenbeschreibung zu verfassen: Bitte nicht per Spiegelschau. Ja?

Auf ein Wort

Dienstag, 28. August 2007

Dein Handy? abwesend
Dein/e Partner/in? nebenan
Deine Haare? verschlafen
Deine Mama? energiegeladen
Dein Papa? verschlossen
Lieblingsgegenstand? Brille
Dein Traum von letzter Nacht? Gröner (Nee ehrlich: Wir waren zusammen auf einem Kundentermin bei Audi, sie hat mich vorgestellt.)
Dein Lieblingsgetränk? Tee
Dein Traumauto? ICE
Der Raum, in dem du dich befindest? Wohnzimmer
Dein/e Ex? verheiratet
Deine Angst? Schmerzen
Was möchtest du in zehn Jahren sein? Berlinerin
Mit wem verbrachtest du den gestrigen Abend? Computer
Was bist du nicht? nett
Das letzte, was du getan hast? Café-con-leche-Machen
Was trägst du? Seidenmorgenmantel
Dein Lieblingsbuch? ungelesen
Das letzte, was du gegessen hast? Schokolade
Dein Leben? da
Deine Stimmung? Urlaub
Deine Freunde? wenige
Woran denkst du gerade? Hautarzttermin
Was machst du gerade? Deutschlandradiohören
Dein Sommer? zerstückelt
Was läuft in deinem TV? Standbylichtlein
Wann hast du das letzte Mal gelacht? Banksy
Das letzte Mal geweint? Wutausbruch
Schule? Mitbewohnerarbeitgeber
Was hörst du gerade? Radionachrichten
Liebste Wochenendbeschäftigung? Isarlaufen
Traumjob? Literaturwissenschaftsprofessorin
Dein Computer? alt
Außerhalb deines Fensters? Kastanienbäume
Bier? später
Mexikanisches Essen? achjo
Winter? englisch
Religion? menschenverachtend
Urlaub? jetzt
Auf deinem Bett? Riesendecke
Liebe? tief

via Anke

Zum Stand der Deppenapostrophe

Montag, 27. August 2007

apostrophes_2007.jpg

Hier eine wundervolle Anhäufung des so genannten „Greengrocer’s Apostrophe“.
Nein, liebe Kinder, auch im Englischen wird die Mehrzahl nicht mit Apostroph gebildet.

apostrophes_2_2007.jpg

Während ich hier erstmals auf eine ganz revolutionäre Variante gestoßen bin.

In der Reihe: Käse aus aller Welt

Sonntag, 26. August 2007

Vielen Dank für die Glückwünsche zum Geburtstag! Ich habe ihn zum Großteil in London verbracht, erst in der National Potrait Gallery, dann bei einem ausgiebigen Einkauf in Neal’s Yard Dairy, Borough Market (via Mittagesser, dort auch Fotos vom Inneren des Ladens, den ich sehr, sehr empfehle).

englischer_kaese.jpg

Hier sehen Sie die Beute, aber fragen Sie mich nicht, was was ist. Laut Kassenzettel liegen auf dem Teller
– Caerphilly (das ist der auf 11 Uhr; ich erkenne ihn wieder, auch wenn er gar nicht nach dem Caerphilly aussieht, wie ich ihn aus dem Supermarkt kenne)
– Ticklemore
– St. Tola
– Crockhamdale
– Woolsery
– Stichelton
– Spenwood