Archiv für September 2014

Journal Montag, 29. September 2014 – Unerfreuliches

Dienstag, 30. September 2014

Vielen Dank für die guten Wünsche und das Daumendrücken! Der Termin gestern ging dennoch sehr unerfreulich zu Ende, auf vielerlei Ebenen. Wenn’s Zynismus in Medikamentenform gäbe – ich glaube, für ein funktionierendes Berufsleben würde ich inzwischen darauf zurückgreifen. Und das meine ich leider ganz unzynisch.

(Woher habe ich diese Krankheit des unzynischen Ernstnehmens? Vor 15 Jahren hatte ich die doch noch nicht. Als sei ich auch nur im Entferntesten in der Situation, mir solche Ansprüche rausnehmen zu können. Wieso geht mein Altern statt mit wachsender Gelassenheit über die Umstände der Welt ein mit wachsender Bedrückung über die Auswirkungen der etablierten Wirtschaftsmechanismen? Und wie hat die Mehrheit offensichtlich überhaupt kein Problem damit? Sagen Sie nichts, nicht als Fragen gedacht.)

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Vorher hatte ich aber noch so richtig frei und radelte hinaus ins Olympiabad zum Schwimmen. Während meiner 3000-Meter-Einheit wechselte es draußen von Nebel (die Innenstadt war nebelfrei gewesen) zu Sonne; es war ganz bezaubernd, das langsame Klarerwerden des Glitzerns am Beckenboden zu beobachten.

Vor dem Termin hatte ich noch Zeit für ein schönes Frühstück, ich ließ mich im Café Puck nieder.

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Das Wetter war neben sonnig auch warm geworden, die Außenplätze vor dem Café waren alle besetzt (zu zwei Dritteln in Oktoberfestverkleidung, auch in der Maxvorstadt gibt es kein Entkommen).

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Abends wusste ich dann nicht wohin mit mir. Ich dachte mir Einkäufe aus, um nochmal aus dem Haus zu kommen, lief Umwege durch die Innenstadt in spätsommerlicher Abenddämmerung.

Journal Samstag/Sonntag, 27./28. September 2014 – Arbeitswochenende

Montag, 29. September 2014

Lange geschlafen.

Es war ein schöner, sonniger Samstag, dennoch blies ich meine Sportpläne ab, weil ich einen Termin am Montag vorbereiten wollte.

Ins Draußen kam ich zumindest zum Einkaufen. Ich holte ein Stück Frankenlaib bei der Hofpfisterei – jawoll, es gibt noch Brot zu kaufen, das so gut ist wie mein selbst gebackenes. Ein wenig Obst und Milchprodukte im Biosupermarkt, Waschpulver in der Drogerie.

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Stundenlanges Arbeiten am Schreibtisch.

Abends kochte der Mitbewohner erstmals auf dem neuen Herd. Es gab Radicchio-Hackfleisch-Pfanne.

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Aber am Sonntag radelte ich zu einem ausgiebigen Lauf an die Isar ab Friedensengel. Erst lief ich unter Hochnebel, dann kam wie angekündigt die Sonne heraus. (Fotos alle mit Telefon iphone 5c aufgenommen. In der Totalen ist zwar meine kleine Lumix besser, das Telefon macht die deutlich besseren Nahaufnahmen – aber zum Laufen nehme ich nun wirklich nicht zwei Kameras mit.)

Eschensterben. Erst war es ein Pilz, jetzt kommt wohl ein Käfer dazu.

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Am Ende meines Laufs Herzrasen und leichte Atemnot – vielleicht hätte ich beim Fotografieren in der letzten Viertelstunde nicht immer die Luft anhalten sollen.

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Weitergearbeitet bis fertig. Einmal durchgetestet. Wenn Sie mir am heutigen Montagnachmittag gute Gedanken schicken könnten?

Abends kochte dann ich zum ersten Mal in der neuen Küche. Es gab Hokaido-Breckerl mit Nudeln. Und viel Parmesan.

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Herta Müller (von der ich noch viel mehr lesen möchte, ihre scheinbar schlichte Sprache wirkt auf mich magisch – warum komme ich eigentlich dieses Jahr so wenig zum Bücherlesen?) schreibt:
“Schönheit ist politisch”.

Jahre später in der Stadt habe ich dann die Schönheit der Sprache entdeckt. Ein schöner Satz ist wie ein schönes Kleidungsstück oder wie ein schönes Haus oder wie eine schöne Pflanze. Schönheit war damals politisch. Im Sozialismus, im Stalinismus, war alles hässlich. In der Architektur gab es nach dem Krieg zwar einige Prachtbauten als Kulissenarchitektur. Aber im Alltag war alles elend. In Rumänien gab es in neu gebauten Wohnungen keine Türen mehr, der Fußboden war grober Beton, und in den Badezimmern waren die Abwasserrohre nicht abgedichtet. Man konnte von oben in das darunter liegende Bad schauen. Es war die gebaute Entwürdigung. Ich bin überzeugt davon, dass diese Hässlichkeit zum Programm der Diktatur gehörte. Es war ein Unterdrückungsmechanismus. Durch Hässlichkeit wird man genauso beeinflusst und unterdrückt, wie durch die Taten und das stereotype Gerede der Politiker. Man wird auch durch das Auge, durch den Blick, durch die Trostlosigkeit entmündigt, weil man nichts daran ändern kann.
(…)
Es geht dabei um Würde. Wenn man sich aus der Hand gibt, dann hat man natürlich keine Würde mehr. Eitelkeit ist vielleicht sogar übertriebene Würde. Oder Würde da, wo man sich etwas beweisen will, wo es nicht unbedingt sein müsste. Ich glaube, dass ich auch beweisen wollte, ich bin intakt. Dem Geheimdienstler, der mich verhörte, wollte ich damit sagen, du hast mich noch nicht fertiggemacht. Ich lass mich nicht unterkriegen. Mit Worten konnte man das ja nicht tun. Das tat dann die Kleidung.

Das ist die Gegenperspektive zur gesellschaftlicher Erwartung von Hübschheit und Gefälligkeit, die ja in gewisser Weise auch repressiv ist. Dass sie in einer Umgebung von Gewalt und Diktatur überlebenswichtig sein kann, begreife ich jetzt erst. Eitelkeit als “übertriebene Würde” – mir fallen umgehend Menschen ein, auf die das fast schmerzlich zutrifft. Und denen es auffallenderweise nie in den Sinn kommen würde, auf andere wegen eines Fehlens dieser Eitelkeit herabzuschauen.

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Und dann natürlich die Sensation:
“Internationally acclaimed barrister Amal Alamuddin marries an actor”.

He’s been quoted as saying he was ‘marrying up’… we agree.

Journal Freitag, 26. September 2014 – beruflicher Oktoberfestbesuch

Sonntag, 28. September 2014

Der zweite Eintrag zum Freitag. Es war der Tag, an dem ich aufs Oktoberfest musste.

Eigentlich war es zu dieser Reservierung auf Bitte eines ausländischen Kunden gekommen. Ich hatte alles darangesetzt sie zu ermöglichen (inklusive angstwacher Nächte, denn wir wissen doch alle, dass Oktifestreservierungen ohne Kundennummer praktisch unmöglich sind). Doch auf meine erleichterte Erfolgsmeldung hin wurde mir beschieden, dass der Kunde die zugehörige Veranstaltung in München abgeblasen hatte, die Reservierung also gar nicht brauchte. Kurzerhand, und wenn man schonmal Tische hatte, übernahm sie die Agentur, für die ich arbeite.

Zumindest weiß ich jetzt, wie das mit der Reservierung von Tischen für das Oktoberfest geht und kann das hier festhalten (und mich so ein wenig für die hilfreichen Erklärtexte von Novemberregen revanchieren).

Erst mal bewirbt man sich so früh wie möglich bei den Festzelten um eine Reservierung, und zwar schriftlich, je nach Festzelt per Fax (meist) oder per E-Mail (seltener) – die gewünschte Medienart steht auf den verlinkten Websites der Bierzelte. Wichtige Details erläutert Christian Schottenhammel: “Auf die Bestellung gehören die Anzahl der Gäste und der gewünschte Termin.”

Ohne Kundennummer hat man die größten Aussichten auf Erfolg mit einem Wunschtermin mittags von Montag bis Donnerstag. Denn Wochenenden, Feiertage (dieses Jahr auch Freitag, 3. Oktober) und Abende geben die meisten Festzelte von vorneherein als ausgebucht an.

Da der Kunde eine größere Veranstaltung um den Oktoberfesttermin herum organisieren wollte, musste es ein Freitag sein, blieb in Ermangelung des 3. Oktober nur Freitag, der 26. Oktober. Um die Erfolgsaussichten zu erhöhen, schrieb ich alle Festzelte an, zumal ich Ende Februar verhältnismäßig spät dran war mit meinem Anliegen.

Ob die Reservierung erfolgreich ist, erfährt man erst Mitte April, nämlich wenn der Stadtrat festgelegt hat, wie viel Prozent der Plätze überhaupt reserviert werden dürfen (den Titel “Wiesn-Chef” führt der Wirtschaftsreferent der Stadt). Das wird jedes Jahr neu verhandelt und beschlossen. Ziel der Quote ist ein Mittelweg zwischen dem Interesse der Oktoberfestwirtinnen, durch Reservierungen möglichst gut planen zu können, und dem Wunsch des gemeinen Volks aus München und der ganzen Welt, auch spontan in ein Bierzelt zu gehen und einen Platz zu finden.

Absagen auf meine Reservierungsanfragen bekam ich von umgehend bis in den Mai hinein, immer mehr Zelte musste ich streichen. Eine partielle Zusage für die Hälfte der beantragten Plätze traute ich mich nicht anzunehmen, schießlich plante der Kunde ja eine größere Veranstaltung. Umso tiefer war meine Erleichterung, als ich endlich eine Zusage mitsamt Kundennummer bekam, und dann auch noch von der renommierten Ochsenbraterei: Freitag, 26. September, 12 bis 16 Uhr.

Damit ist allerdings lediglich die erste, wenn auch größte Hürde für einen reservierten Besuch auf dem Oktoberfest genommen. Um die Reservierung zu fixieren, muss man sich zu einem Mindestverzehr pro Kopf verpflichten. Er besteht meist in zwei Maß Bier und einer Mahlzeit, unterscheidet sich aber von Zelt zu Zelt. Und zwar verpflichtet man sich schriftlich dazu, noch bevor die Preise festgelegt sind, das werden sie nämlich erst im Juni.
Erst wenn man das Geld für diesen Mindestverzehr (oder mehr) überwiesen hat, ist die Reservierung wirklich bindend. Man erhält im Gegenzug Gutscheine für Getränke und Speisen, mit denen man im Zelt bezahlt.

Dann muss man nur noch pünktlich am reservierten Tisch erscheinen, sonst erlischt die Reservierung im letzten Moment. Die Reservierungen des Tages hängen am Haupteingang der Zelte aus (Name, auf den reserviert ist, sowie Reihen- und Tischnummer), so können sich alle Gäste zurechtfinden.

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Nicht erst als klar war, dass die Agentur diese Oktoberfestreservierung übernehmen und eigene Kunden einladen würde, hatte ich meine große Abneigung gegenüber der Veranstaltung klargemacht. Ich betonte mehrfach, wie sehr ich da nicht hin wollte, doch man bestand darauf – obwohl ich in dieser Agentur in keiner Weise Bezugsperson für die Gäste bin. Klar hätte ich mich krank lügen können, aber solche blanken Lügen, vor allem im Arbeitsleben, hebe ich mir dann doch für lebenswichtige Umstände auf.

Fast ebenso unnachgiebig verlangte man von mir, den Termin in Oktoberfestverkleidung anzutreten, knickte aber zumindest in diesem Punkt ein, als ich die Kosten dafür von der Agentur erstattet haben wollte.

Mir war übel und ich fror, als ich mich am Freitag kurz vor zwölf in den Menschenstrom von der Hackerbrücke zum Oktoberfest einreihte. Zu meiner Überraschung war der Weg gesäumt von lebenden Statuen – oder wie heißen diese Menschen in Verkleidung und Bemalung, teilweise sehr aufwändig, die auf Podesten stehen und dafür Geld möchten?

Die Betreuung in der Ochsenbraterei war sehr freundlich und professionell. Kaum saßen wir am reservierten Tisch, kam eine Bedienungsvorarbeiterin, begrüßte uns und erklärte das Prozedere. Sie schlug vor, die Gutscheine gleich mal einzusammeln (ich gab ihr zwei Drittel) und deren Wert abschließend mit der Zeche zu verrechnen (es ist also keineswegs so, dass mit der Bestellung eines halben Liters Wasser gleich die 9,90 Euro für eine Maß weg sind). Zusätzliches konnte man bar und mit EC-Karte begleichen.

Die Kapelle war, wie alle Oktoberfestkapellen, musikalisch hervorragend. Kurz nachdem ich meine Radlermaß bekommen hatte, spielte sie den Gefangenenchor aus Nabucco, ich amüsierte mich, und dass gefühlt das gesamte Bierzelt gerührt schunkelnd mitsang (auf “Lalala”, nicht etwa mit Operntext), ist für mich bis auf Weiteres das bezeichnendste Bild für die Veranstaltung.

Ein Geschäftspartner der Firma saß mir gegenüber und machte freundlich Konversation, ich rettete mich von Viertelstunde zu Viertelstunde. Eine liebe Kollegin kam eigens an meine Tischseite, um mich für meine Haltung zu loben, ich war mir noch peinlicher also ohnehin schon.

Nach anderthalb Stunden, als die Gruppe auch Essen bestellt hatte, sah ich meine arbeitsvertragliche Pflicht für erfüllt an, schob einem Kollegen den Umschlag mit den restlichen Gutscheinen rüber und ging zurück ins Büro. Selten habe ich mit größerem Enthusiasmus einen Berg Arbeit weggeschafft. (Und wenigstens eine Hand voll Nüsse gegessen, bislang hatte ich nichts heruntergebracht.)

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Als ich abends heimkam, war ich völlig durch den Wind: Nachmittags war auch noch ein unerwartetes, dringendes Projekt aufgetaucht. Um irgendwie runterzukommen, verfiel ich erst mal in wahlloses Räumen in der neuen Küche (der Mitbewohner hatte bereits den ganzen Nachmittag hindurch geputzt und geräumt).

Eine bessere Idee war der anschließende Ausflug in eine garantiert Oktoberfest-freie Bar: Auroom.

Champagnercocktail Orange Blossom:

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Thymian-Gimlet:

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Dazu gab es Bar-Food, ein wenig war mein Appetit zurückgekehrt: mit Mandeln gefüllt Oliven, gebratene Speckdatteln, Saté-Spieße.

Journal Freitag, 26. September 2014 – Vorläufiger Küchenvollzug

Samstag, 27. September 2014

Gestern nahmen wir unsere Küche in Betrieb (Fotos gibt’s erst wieder, wenn sie komplett ist, beräumt und beleuchtet).

Morgens kam mein Vater zur Aufsicht über den Tag, kurz darauf der Elektriker, der auch die Wasseranschlüsse erledigte. Laut meinem Vater testeten sie alles einmal durch, er war zufrieden. Zur Komplettierung fehlten noch Maler und Schreiner, aber als bis Mittag niemand aufgetaucht war, fuhr mein Vater heim. Wann genau diese Restarbeiten erledigt werden, konnte mir auch die Küchenplanerin nicht sagen.

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Ich weiß, was Sie als Erstes fragen werden: Hat der Backofen denn auch eine Webcam?
Antwort: Nein, hat er nicht.

Das war selbstverständlich das Erste gewesen, was ich die Küchenplanerin zu recherchieren gebeten hatte. Es ist mittlerweile 6 Jahre her, dass Don Dahlmann mir diesen Floh ins Ohr setzte (Originalblogpost nicht mehr zu finden), der ja nicht mal ein Floh ist, sondern ein wirklich sinnvolles Feature: Im Wohnzimmer am Rechner sitzen und jederzeit nachgucken können, was das Brot oder der Kuchen im Ofen gerade so macht.
Seit Jahren wird vom “Internet der Dinge” geredet, und auf jeder Messe präsentieren Anbieter aller möglichen Fachrichtung triumphal ihre neuesten Sensationen: Ein Kühlschrank! Der von selbst! Merkt! Dass die Milch alle ist! Und neue bestellt!
Ähm… Ernsthaft?
Erstens steckt die Lieferlogistik für Lebensmittel noch in selbst gehäkelten Babyschühchen, vor allem wenn jemand auch nur den Hauch von Umweltbewusstsein hat und nicht in Verpackungsmaterial ertrinken möchte.
Zweitens ist Lebensmittelkauf der so ziemlich einzige Einkauf, der mir Freude bereitet – ich werde den Teufel tun, mir diese durch Belieferung nehmen zu lassen.
Drittens halte ich zwar wirklich viel von Maschinenfertigkeiten, aber dass die Milch ausgeht, traue ich mir immer noch schneller zu merken zu.
All die Energie, die in die Entwicklung solch eines Blödsinns fließt, wäre wirklich bei der Webcam im Backofen besser aufgehoben.
Wäre, denn die Küchenplanerin fand schnell heraus: Nein, gibt’s nicht.

Aus der anderen Richtung wurden zwar Mini-Backöfen entwickelt, die sich an den Rechner anschließen lassen. Aber denen fehlt’s natürlich hinten und vorne an Backleistung.

Hier also der Appell an Hersteller von Küchengeräten:
Bietet uns eine Webcam im Backofen an! Nicht nur können wir damit aus etwas Entfernung Backfortschritte beobachten, wir Food- und vor allem Brotbloggerinnen könnten das aufnehmen und im Zeitraffer zur besseren Anschauung zu unseren Rezepten stellen.

Vielleicht hat man Ihnen schon beigebracht, dass die Kommunikation in Social Media eine bidirektionale Sache ist. Also nicht nur Bloggerinnen irgendwas zum Testen anbieten, sondern vielleicht auch Träume von Bloggerinnen umsetzen? Wie wäre es zum Beispiel mit Entwicklungspatenschaften? Eine Bloggerin begleitet den Entwicklungsprozess eines Features, zum Beispiel den einer Webcam für den Backofen, und bloggt zu angemessenem Zeitpunkt darüber?

Besonders passend stelle ich mir das bei BSH nach der Komplettübernahme durch Bosch vor. Die Firma könte sich mit einer Backofen-Webcam profilieren. (Und nun hoffe ich, dass BSH Bosch und Siemens Hausgeräte ein sauberes Social-Media-Monitoring hat und diesen Appell findet.)

Nachtrag: Über Twitter wurde ich auf diesen IFA-Blogpost hingewiesen – AEG scheint schon ziemlich nah an meinem Traum zu sein. (Vielleicht sollte ich PR-Texte in Foodblogs nicht ganz so konsequent wegklicken.)

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Und so kamen wir zur neuen Küche:
Durch den Gang zu einer Küchenplanerin.

Unsere alte Küche hatten wir vor 15 1/2 Jahren von den Vormietern übernommen. Sie war in sehr Vielem gar nicht, wie ich sie gerne gehabt hätte, aber sie war nun mal da und funktionsfähig; ich wollte sie auf keinen Fall zu Müll erklären. Wir beschlossen, sie dann zu erneuern, wenn sie kaputt ging.
Es war dann gar nicht so einfach den Moment zu erkennen, in dem all die kleinen Macken und Funktionsstörungen in der Gesamtheit ein “kaputt” ergaben, schießlich traten sie vereinzelt über einen langen Zeitraum auf, und wir fanden für alles einen Work-around. Erst als die Waschmaschine vom Fachmann für irreparabel erklärt wurde und eine Neuanschaffung anstand, ging uns auf, dass es so weit war. Zu diesem Zeitpunkt erinnerte mich unsere Küche bereits an die ersten Autos, die meine Altersgenossen mit 18, 19 hatten und meist bereitwillig ausliehen: Es handelte sich damals durchwegs um sehr Gebrauchtwagen, und eine Übergabe war mit langen Erläuterungen verbunden, wie man mit den Macken und Funktionsstörungen zurecht kam – vom Aufschließen des Wagens bis zu hochkomplexen Kombinationen von Gasgeben, Kuppeln und Schalten.

Weder der Mitbewohner noch ich interessieren uns für Küchenmöbel, zudem nur oberflächlich für Küchengeräte. Wir neigen beide dazu, uns mit Vorhandenem zu arrangieren. Doch auch dazu muss erst mal etwas vorhanden sein.
Anstatt uns also durch wochenendlange Besuche von Möbelhäusern, durch Wälzen von Katalogen und Vergleichen von Prüfberichten eine Expertise anzurecherchieren, die wir genau einmal im Leben brauchen würden, und die wir nach Vollzug nicht mal nachbessern können würden – wandten wir uns an jemanden, der nichts anderes macht als Küchen zu planen. Ich suchte online nach einem solchen Büro in der Innenstadt und nahm Kontakt auf.

Wir ließen der jungen Frau ziemlich freie Hand und legten vor allem ein Budget fest. Ich berichtete unsere Küchen- und Kochgewohnheiten und wies darauf hin, dass ich typische Küchenmöbel durchwegs scheußlich finde, egal in welchem Stil (mit “Landhaus-” allerdings am untersten Scheußlichkeitsende, Volledelstahl nur knapp geschlagen). Wichtig war mir auch ein Brotback-tauglicher Ofen, den ich selbst als Einziges bereits vorrecherchiert hatte. Induktionsherd hätten wir beide aus eher technischem Interesse durchaus ausprobiert, doch dafür fehlte der notwendige Drehstrom.

Die Küchenplanerin nahm zunächst meine Aufforderung, gerne auch originell zu denken, etwas zu ernst und schlug einen Gasherd mit externer Gasflasche vor (unsere Wohnung hat keinen Gasanschluss). Ich lehnte vorsichtig, aber deutlich ab. Von da an waren alle Vorschläge brauchbar und erfreulich, zum Beispiel der, Waschmaschine und Geschirrspüler nach oben zu verlegen. Bereits den ersten Entwurf der Kücheneinrichtung nahmen wir an, modifizierten lediglich Details wie mehr kleine, flache Schubladen statt großem Schuber, Erhöhung zweier Schränke, Zurücksetzen des Schranks, der den nie verwendten Heizkörper überdeckt.

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Meine Einrichtungs-interessierte Mutter fragte irgendwann, von welchem Hersteller unsere Küchenmöbel nun seien. Die lange Bestellliste ließ das nicht erkennen, so fragte ich die Küchenplanerin. Doch es sind wohl mehr als fünf Hersteller (keiner der Namen sagte mir irgendwas, was nichts heißt, da ich mich ja überhaupt nicht auskenne), aus deren Sortiment sie Korpusse, Zwischenwände, Fronten, Griffe, Innenleben zusammengestellt hat. Den Backofen hat Miele produziert, Waschmaschine, Geschirrspüler und Kühlschrank Siemens.

Letzterer sorgte gestern für amüsante Abendlektüre, denn die Gebrauchsanleitung erklärt gute Geräusche und schlechte Geräusche:

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Ja, wir mussten ein bisschen nachdenken. Aber dann ist die Erklärung eindeutig und genial.

Die Kosten für die Küche liegen mit Allem etwa bei denen für einen neuen Kleinwagen. Allerdings ist der Spritverbrauch deutlich niedriger.

Journal Donnerstag, 25. September 2014 – Reparaturen

Freitag, 26. September 2014

Nochmal Morgenkaffee vom Bäcker (Instant-Espresso bräuchte ja Milch, die ich ohne Herd nicht erhitzen kann).

Da der Mitbewohner und ich beide den ganzen Tag außer Haus waren, sprangen meine Eltern zum Handwerkerbeistehen ein – wie schon vergangenen Donnerstag. Ich hätte es eigentlich ahnen können: Mein Vater kann nicht einfach herumsitzen (Lesen beschäftigt ihn nicht länger als 15 bis 30 Minuten), er muss sich irgendwie beschäftigen. Und das nimmt fast unweigerlich die Form von Reparieren an.

Am Telefon hatte er mir bereits erzählt, dass er letzte Woche die Deckenlampe im Wohnzimmer gereingt habe – weil dort so viele tote Insekten ruhten, habe er vorher ein örtliches Bestattungsinstitut informieren müssen. Nun stellte sich heraus, dass er sich auch um das kaputte Schloss (abgebrochener Schlüssel) des alten Garderobenschranks im Flur gekümmert hatte: Da drei Schlüsselläden behauptet hatten, oh, das sei schwierig, das müsse man einschicken und maßfertigen lassen (kein handwerklicher Ehrgeiz), hatte mein Vater im Baumarkt einen schlichten einbärtigen Schlüssel besorgt und in seiner kleinen Werkstatt so lange bearbeitet, bis er passte (handwerklicher Ehrgeiz).

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Als Hiwi arbeitete ich während meines Studiums bis Mitte der 90er für einen Professor (Englische Literaturwissenschaft), der bei seiner wissenschaftlichen Recherche keine Quellen notierte. Wenn er seine Aufsätze zur Veröffentlichung fertig machte, bat er dann uns Hiwis, die Quellen für die verwendeten Zitate zu recherchieren und als Fußnoten einzufügen. (Das verschwieg ich, als ich später als Dozentin den Studierenden einbläute, bei Notizen immer gleich die Quelle abzuschreiben.) Es minderte seinerzeit ein wenig unseren fachlichen Respekt vor dem Professor, doch lernten wir Hiwis so nicht nur die Bibliothek gründlich kennen, sondern hatten am Ende unseres Studiums alle vorhandenen wissenschaftlichen Zeitschriften mal in der Hand gehabt und die Gesamtwerke praktisch aller großen Schriftstellerinnen und Denker mindestens einmal durchgeblättert. In verschiedenen Ausgaben. Vor der Verfügbarkeit digitaler Versionen.
Nietzsche? Kenn’ ich. Ich musste einmal einen einzelnen Satz in seinem Gesamtwerk finden. (Von Verstehen hat niemand was gesagt.)

Daran musste ich gestern denken, als ich gebeten wurde, in den Dateien der Firma etwas aus dem Jahr 2012 zu finden. Von jemanden, der das Material damals erstellt und abgelegt hat.

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Wo kam eigentlich die ganze Arbeit her? Und dann auch noch so viel?

Mittags den Teil des Ernteanteils verarbeitet, der wirklich schnell gegessen werden muss: Blattsalat. Dazu Tomaten und Frühlingszwiebeln aus dem Ernteanteil. Den Spinat hatte ich meinen Eltern mitgegeben.

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Abends Termin bei der Kosmetikerin – in der Küchenumbruchszeit eigentlich blöd, doch den Termin hatte ich schon vor zwei Monaten vereinbart, Abendtermine sind rar. Und damals sollte ja alles in der ersten Septemberwoche rum sein.

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Der Mitbewohner wollte daheim essen und hatte eine Discounterbrotzeit angerichtet. Immerhin mit einem vom Kollegen gebackenen Brot.

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Der Stand der Küche. Die Spülenseite, noch ohne Wasserhahn:

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Gegenschuss Herdseite, noch ohne Herdanschluss:

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Nochmal alles zusammen:

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Es fehlt noch das Anschließen von allem, das eine oder andere Stück wurde nicht oder falsch geliefert, die Unterseite der Hochschränke links sollte eigentlich Lämpchen enthalten. Wie’s halt so ist. Von Lampen ganz zu schweigen.
Dafür muss ich Ihnen zeigen, wie zauberhaft der Mülleimer unter der Spüle einer solchen Luxusküche aussieht:

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Mit Schäufele und Besen!

Journal Mittwoch, 24. September 2014 – uigurisch scharf

Donnerstag, 25. September 2014

Morgens schnell Cappuccino beim Bäcker geholt, um halb acht kam der Elektriker, um Steckdosen und Schalter anzubringen. Ein Telefonat, das hoffentlich zur deutlichen Erhellung meiner Zukunft gehört – ich gebe Ihnen noch den Einsatz zum Daumendrücken.

Gerade als ich dem Elektriker hinterhergesaugt hatte, klingelten die Küchenmöbelmenschen. Sie luden eine überraschend große Anzahl an Kisten aus ihrem Lkw und stellten damit die Eingangshalle des Hauses, das Treppenhaus und unseren Flur voll.

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Shana Tova!

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Beim Heimkommen war ich überrascht, wie viele Kisten mit Küchenmöbeln noch im Treppenhaus und im Flur standen. Doch der Mitbewohner versicherte, die Schreiner hätten von früh bis spät gearbeitet.

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Abendessen beim Uiguren.

Gurkensalat mit viel Knoblauch:

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Din Din Caumian kannten wir schon (geschnitte uigurische Nudeln mit Gemüse und Lamm, gewürzt unter anderem mit Piment und Sternanis, recht scharf):

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Die Suppe Suikax mit Lamm, Gemüse (ich schmeckte Stangensellerie heraus, außerdem Korianderblätter) und Nudelflecken, ebenfalls recht scharf:

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Stand der Küche:

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Journal Dienstag, 23. September 2014 – Missverständnisse zwischen Kindern und Eltern

Mittwoch, 24. September 2014

Crosstrainerstrampeln und Rudern im Sportstudio.

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Gelächter mit Kollegin, als wir uns über Missverständnisse zwischen Eltern und kleinen Kinder unterhalten.
Zum Beispiel hat ihr britischer Vater ihr und ihren Schwestern in früher Kindheit als Bettgeschichte Alice in Wonderland vorgelesen, was sie total langweilig fanden – die Schwestern der Kollegin schliefen sofort weg. Das fand die Kollegin unhöflich bis beleidigend, wo ihr Vater sich doch so anstrengte: Sie setzte alles daran, wach zu bleiben um seine Mühe zu würdigen. Als sie kürzlich mit ihrem Vater darüber sprach, seufzte dieser in Erinnerung an seine Plagen: “Dich hat man nicht mal mit den langweiligsten Geschichten zum Schlafen gebracht!”

Ich wiederum erinnerte mich an meinen Vater, der mich Vorschulkind mit dem Abfragen der Haupstädte lateinamerikanischer Länder gequält hatte. Und der, als ich ihn als Erwachsene darauf ansprach, aus allen Wolken fiel: “Aber das hat dir doch immer so viel Spaß gemacht!”

Kennen Sie solche Missverständnisse auch aus eigener Kindheit oder Elternschaft?

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Heftige Arbeit mit hoher Schlagzahl, technische Probleme, mittags eine hervorragende Mango zum Schnitz Manchegokäse, das ganze untermalt von Partymusik aus dem Biergarten vorm Büro aka Oktifest II.

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Während ich nach Feierabendheimkehr nochmal rausging, um Geburtstagsgeschenkarrangements zu treffen, holte der Mitbewohner Pizza zum Abendessen aus der nächstgelegenen Pizzerei, auch wenn wir wussten, dass sie dort lediglich passabel ist.

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Stand der Küche, nachdem der Maler durchgeweißelt hat:

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Der Mitbewohner hatte den Boden eine Stunde lang geschrubbt – der Schatz! (Mit Badreiniger – Elektriker und Küchenmöbeleinbauer werden Atemschutz brauchen.)

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John Oliver über den Schönheitswettbewerb “Miss America”:

The Miss America Pageant…how is this still a thing?
They claim to give more scholarships to women than any other organization, and, unfortunately, they’re right.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/oDPCmmZifE8

Unter anderem sehenswert, weil Oliver auch vorführt, dass die teilnehmenden jungen Damen durchaus beeindruckend gescheit sind.

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Der Fotograf Sandro Miller stellte weltberühmte Fotos nach – mit John Malkovich in allen Hauptrollen.
“Photographer Recreates Famous Portraits With John Malkovich As His Model”.


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