Essen & Trinken

Journal Freitag, 2. Mai 2025 – St. Brück im Mai-Sommer

Samstag, 3. Mai 2025

Mittel erholsame Nacht, aber das war bei dem vielen Wein und dem abschließenden Espresso eingepreist. Zumindest musste ich gestern im Gegensatz zu Herrn Kaltmamsell nicht in die Arbeit.

Bloggen, Räumen u.a. für Übernachtungsgast, das alles mit verkatert unzuverlässiger Konzentration – aber ich schaffte es unterm Strich und machte nichts kaputt. Ebenfalls schaffte ich sogar, das Fertigmachen für eine Schwimmrunde in dieses Räumen einzufädeln. Mit der Aussicht auf sonnige 25 Grad hatte ich das Dantebad für Schwimmen unter freiem Himmel angepeilt, aber rechtzeitig nach Öffnungszeiten gesehen: Es sind gerade Wir-bereiten-die-Sommersaison-vor-Wochen, das Dantebad ist bis 14. Mai geschlossen. Also halt auf Olympiabad umgeplant, auch das schaffte ich.

Sehr besonnenes Radeln zum Olympiapark, schließlich musste ich durch den Werktagsverkehr. Baustellen derzeit vor allem im Bahnhofsviertel, dort aber neben denen für den Bahnhof selbst (ich habe mit mir selbst die Wette laufen, ob ich die Fertigstellung noch erleben werde) und für Neubauten immer wieder überraschendes Straßenaufreißen.

Im Schwimmbecken der erhoffte deutlich ruhigere Verkehr, nur die Hälfte anderer Menschen auf meiner Bahn waren Geräteschwimmer. Körperlich und geistig problemlose 3.000 Meter geschwommen.

Auf dem Heimweg stoppte ich am Alnatura u.a. für Obst; zum Frühstück kurz nach zwei gab es Apfel sowie Quark mit Joghurt und Banane – auf dem Balkon sitzend, den ich mit Markise vor Hitze schützen musste.

Blick von einem Balkon die Hauswand entlang auf die Reihe anderer Balkone am Haus, links eine riesige blühende Kastanie

Deutschland deine Balkone. Ich habe den Verdacht, dass es sich um etwas Typisches für Deutschland / deutschsprachige Regionen handelt, dessen sich die Einheimischen gar nicht bewusst sind (ähnlich wie Schrebergärten); eine systematische Untersuchung der Balkonkultur im internationalen Vergleich (Deutschland: zentrales Kriterium bei Wohnungssuche / eigene Themenbereiche für Ausstattung in Gartencentern, Tchibo-Katalogen) fände ich interessant.

Trotz Müdigkeit ging ich nochmal raus in die Innenstadt: Da ich den Samstag für eine Wanderung nutzen wollte, blieb nur dieser Nachmittag für Besorgungen weiter ab von den täglichen Wegen. Erfolg nur mittel (ich suche seit einiger Zeit eine 400- bis 500-ml-Blechdose, gerne in Schlicht und Schön, das ist offline schwieriger als vohergesehen) (OFFLINE!). Viel Volk in der sonnigen Fußgängerzone, zum größten Teil in Hochsommerkleidung und Schatten suchend (das Thermometer in der Sendlinger Straße zeigte 29 Grad an).

Zurück daheim Zeitungslektüre, bis ich erste Handgriffe fürs Samstagsbrot tat: Es sollte mal wieder das 7-Pfünder Hausbrot geben. Während die Körnermischung dafür kochte, turnte ich die Abschlussfolge der Pilates-Woche, ab jetzt gibt’s wieder Yoga.

Als Nachtmahl verwandelte Herr Kaltmamsell den vorerst letzten Ernteanteil-Spinat in Eggs florentine.

Aufsicht auf einen großen Glasteller mit Blattspinat, verlorenen Eiern, zwei englischen Muffins, Sauce hollandaise, rechts daneben auf einer weißen Serviette Messer und Gabel

Die Sauce hollandaise war ihm nicht recht gelungen, die englischen Muffins waren innen noch roh und mussten nachgebacken werden – Herr Kaltmamsell war verärgert (ihm misslingt selten ein Gericht). Aber insgesamt schmeckte das alles sehr gut.

Gläserne Auflaufform von der Seite, man sieht Schichten weißer Creme und dunkler Biskuitlöffel, angeschnitten die Kakao-bedeckte Oberfläche

Zum Ausgleich war mir diesmal das Tiramisu gelungen: Wir waren uns einig, dass wir diese Variante inklusive Espressopulver besonders mochten.

Abendunterhaltung (wie so oft an besonders müden Tagen nach zu wenig Schlaf wurde ich jetzt nochmal munter): Eine Doku auf arte über einen meiner Allzeit-Lieblingsfilme, Modern Times:
“Chaplins ‘Moderne Zeiten’. Der Abschied vom Stummfilm.”

Eine interessante Einordnung des Films in Chaplins Gesamtwerk und in seine Biografie. Allerdings wunderte ich mich über das eine oder andere Detail, unter anderem die Aussage, der Tonfilm habe zur Industrialisierung des Filmwesens in Hollywood geführt – Monumentalfilme gab es durchaus schon vorher, die Wirtschaftsmacht des Studiosystems mit seinen künstlerischen Einschränkungen hatte bereits weit vorher (1919) dazu geführt, dass Charles Chaplin, Douglas Fairbanks Sr., Mary Pickford und David Wark Griffith selbst ein Filmstudio gründeten: United Artists. Doch die mir neuen Informationen über die Hintergründe von Modern Times lassen mich das Kunstwerk jetzt sogar noch mehr wertschätzen.

Journal Donnerstag, 1. Mai 2025 – Vormittags Isarlauf, abends Sterneküche

Freitag, 2. Mai 2025

Gut geschlafen, früh aufgewacht. Das Draußen sah nach Sommermorgen aus, doch es war zunächst noch angemessen kühl.

Ich wünschte mir sehr einen Lauf an der Isar, fürchtete aber, dass die böse linke Wade nicht mitspielen würde. Dem arbeitete ich mit allem gegen, was mir einfiel: Dehnen, Massieren, Aufwärmen durch erstmal 15 Minuten strammem Marsch rüber an die Isar. Und ich versuchte, meinen Vorfußlauf abzuflachen: Nachdem die Wade replizierbar bei den Pilates-Übungen zwickte, die mit Zehenstand verbunden waren, kam ich auf die Idee, dass meine Beschwerden mit meinem (ganz natürlichen, schon immer dagewesenen) Vorfußlaufen zu tun haben könnten.

Und das klappte! Ich hatte meine Route Richtung Thalkirchen gelegt, hier verliefen genug Buslinien, die mir jederzeit Abbruch und Heimfahrt ermöglichten – doch ich brauchte sie nicht. Nach einer Weile konzentriertem Ferseuntenhalten konnte ich meine Gedanken fließen lassen. Zwar meldete sich die Wade allersachtest mit Existenzinfo, doch weder nach 45 Minuten noch nach einer Stunde blockierte sie, ich kam auf die ersehnten anderthalb Stunden – und freute mich sehr.

Alter, parkähnlicher Friedhof in Sonne und Frühlingsgrün

Alter, parkähnlicher Friedhof im Sonnenlicht, links die hohe Friedhofsmauer mit Grabmälern, die in leichtem Schwung nach rechts biegt

Alter Südfriedhof

Blick aus einem Fußgängertunnel hinaus ins Frühlingsgrün

Blick zwischen Bäumen über Brückengeländer auf Flussbett, am Ufer sitzen auf einer Mauer zwei Menschen

Blick einen breiten Holzsteg mit Holzgeländer entlang, sonnenbeschienen

Erneuerter Flauchersteg – hier roch es herrlich nach Schreinerei (und bereits nach Holzkohlefeuer, aber noch nicht nach Grillgut).

Schmale, sehr hohe Brücke von unten vor knallblauem Himmel

Großhesseloher Brücke von unten, ich war auf der östlichen Seite gelaufen.

Sonniges Kiesufer eines Flusses vor grünen Bäumen, einige Menschen stehen in Badekleidung mit den Füßen im Wasser

An der Marienklausenbrücke, Badeversuche scheiterten an mangelnder Wassertiefe.

Selfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren und Sonnenbrille, schwarzes Oberteil vor Flussauen

Glückliche Läuferin.

Als ich den Westermühlbach entlang heimwärts lief, hörte ich deutlich Blasmusik vom schwulen Maibaum herübertönen. Abschließender Semmelkauf beim Bäcker.

Zu Hause verlangte mein iphone nach einem Betriebssystem-Update – mache ich ja brav immer, wegen Sicherheit. Mitinstalliert wurde “KI”; da ich nicht wollte, dass Apple dafür meine Daten abgreift, schaltete ich für alle Apps das “Lernen” aus – einzeln, anders geht das nicht.

Nach Frühstück (Apfel, Körnersemmeln mit Butter und Marmelade) beglich ich eine kulinarische Rechnung: Nach dem jüngsten Fehlschlag (Löffelbiskuitsuppe) bereitete ich nochmal Tiramisu zu.

Dann war ich sehr müde und hätte gerne Siesta gemacht, aber es war bereits zu spät dafür: Herr Kaltmamsell und ich würden bald zu unserem Abendessen-Termin aufbrechen. Weil nämlich.

Vom Augsburger Restaurant August in der Inkarnation, als Herr Kaltmamsell und ich noch in Augsburg lebten, habe ich nach meinem letzten Besuch 2004 in einem Blogpost bereits geschwärmt. Schon lang ist das Lokal umgezogen, schon lang hat es sich Sterne erkocht. Und seit einigen Jahren spielen wir mit dem Gedanken, noch einmal dort zu essen, um die Geschichte abzurunden (-> closure). Jetzt machten wir ernst.

Das Lokal öffnet nur drei Abende die Woche, man kann nur für 18:30 Uhr reservieren, bereits vor zwei Monaten hatte ich das für gestern gemacht. Eine Website gibt es zwar inzwischen, doch die wirkt höchstens pflichtschuldig, bietet auch lediglich Fotos und Kontaktinformation. Zusätzliche Info zu Parkmöglichkeiten und zur Lage des Restaurants bekam ich in einer E-Mail vor einer Woche.

So machten wir uns gestern fein, ließen uns von einer Regionalbahn nach Augsburg fahren, von einer Tram zum Rathausplatz, spazierten von dort in warmer Sonne über Erinnerungsumwege (hier hatte ich acht Jahre gewohnt) Richtung Jakobertor und zur Villa Haag.

Durch spiegelnde Scheibe Blick auf Sonnenlandschaft mit Gleisen, Rapsfeld, Wald

Unterwegs Raps.

Seitenmauer eines vierstöckigen Wohnblocks mit detaillreicher Bemalung in Grüntönen, Dschungel- und Tiermotive

Kurz vor Villa Haag ein Mural, das ich auf den ersten Blick als von Video SCKRE erkannte.

Prächtige Gründerzeit-Villa aus Sandstein, umgeben von Bäumen, Blickwinkel vom Fuß der Anfahrt

Die Villa Haag. Wir mussten klingeln, im Restaurant im ersten Stock begrüßte uns Wirt und Koch Christian Grünwald. Auch die Maitre war uns von unserer früheren August-Geschichte vertraut.

Unter einem großen roten Sonnenschirm ein Tisch mit Metallfüßen und Glasplatte, rechts sitzt daran im Sonnenlicht ein Mann in grünem Hemd, der nach hinten in die Weite blickt

Gedeckt war zunächst auf der Terrasse rechts an der Villa (als es in der Dämmerung kühler wurde, bat man uns in den wunderschönen Salon), und dann begann ein viereinhalb-stündiger Reigen an Lukullitäten. Der Tisch, an dem wir aßen, hatte eine Schublade unter der Glasplatte, die nicht nur unterschiedlich leuchtete, sondern auch für die Vorbereitung folgender Gänge eingesetzt wurde.

Neben den beiden genannten Personen tauchten im Service zwei weitere auf (eine davon wohl auch in der Küche unterstützend), die Erklärung der Teller und die Anweisungen für die Ess-Reihenfolge gab meist Christian Grünwald selbst.

Wir starteten mit einer langen Folge abgefahrener Kleinigkeiten, die “Snack’s” genannt wurden, und einem Glas Champagner, ließen uns danach mit Weinen begleiten.

Abgefahren war alles an allen Tellern, die jeweils aus mindestens zehn Geschmacksquellen komponiert waren. Zum Teil heimische und jahrezeitliche Zutaten (u.a. Fichtenspitzen, getrocknete Erbeerscheiben, Morcheln, Spargel, Blüten von der eigenen Terrasse), zum Teil selbst konserviert (u.a. Tomate, Blütenparfüm), zum Teil von weiter her (u.a. Iberico-Schwein, Lamm, Aubergine). Jeder Gang und jedes Detail ein Abenteuer.

(Ich bitte Sehbehinderte um Entschuldigung für fehlende Alt-Texte der folgenden Bilder – heute und bei der Fülle von Fotos sind sie mir zu mühsam. Soll eine Ausnahme bleiben, versprochen.)

Feuchte Tücher zum Händewaschen.

Foto: Herr Kaltmamsell

Lassen Sie sich nicht verwirren: Sie sehen Durchsichtiges auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel den nächsten Snack zwischen Deko-Scherben unter der Glasplatte des Tisches.

Jetzt begann das Menü, das wir auf einer Karte mitnehmen konnten. Jeder Gang hatte einen Titel wie ein Gemälde.

“Mit den Füßen im Sand”: Links im Glas heißer Spargelsud mit Butter.

Unter dem Löcherteller versteckte sich “Mit den Füßen im Sand” 2.

“Wenn das Meer das Land verdeckt” – der Schaum war mal eine Auster.

Der Salon mit Aussicht auf einen Balkon.

“Samt” – die Kombination Mohn/rote Paprika gefiel mir besonders gut.

“Holzgereift” – u.a. Pata-negra-Schwein.

“French classic” – mit u.a. einer Apfel-gefüllten Morchel und Foie aus Aubergine.

“Terroir mon amour” – Maibock und unter anderem Kornelkirsche.

Zum Nachtisch Kopfsalat mit Erdbeeren.

Außer uns war den Abend über nur ein weiterer Tisch besetzt, mit einem weiteren Paar. Wir hörten mit, wie Christian Grünwald im Abschiedsgespräch mit diesen beiden erzählte, dass er nur drei Abende öffne, weil er die anderen vier Tage der Woche zur Vorbereitung benötige.

Kurz nach elf baten wir um ein Taxi, das uns zum Augsburger Hauptbahnhof brachte, wo wir die letzte Regionalbahn nach München nahmen – trotz des vielen Weins lediglich angetrunken, aber sehr müde.

Daheim auf direktestem Weg ins Bett, Herr Kaltmamsell muss ja am heutigen Freitag arbeiten – auch wenn er sich einen deutlich späteren Arbeitsbeginn als sonst genehmigte.

§

Das Wunder moderner Medizin hört nicht auf mich zu faszinieren (das wird auch nicht durch unfassbare Fehlschläge gemindert). katatonik beschreibt ihr jüngstes Erlebnis:
“Prosecco und Disko für frisch Operierte”.

§

Seit gestern gelten in Deutschland neue Namensregeln. Ich hoffe mal wieder, dass damit der Druck auf Frauen sinkt, bei Eheschließung mit einem Mann hinter seinem Nachnamen zu verschwinden (Männer verspüren diesen Druck umgekehrt statistisch erheblich seltener):

Auch Kinder, deren Eltern sich gegen einen Doppelnamen entscheiden, können nach dem neuen Namensrecht einen Doppelnamen bekommen. Wenn die Eltern nach der Geburt ihres Kindes keinen Familiennamen bestimmen, bekommt das Kind sogar automatisch einen Doppelnamen.

(Quelle)

Um auch den Wunsch nach Loswerden eines verhassten Nachnamens von der Übernahme des Ehepartner-Namens zu entkoppeln (auch das eine regelmäßig gehörte Erklärung von Frauen), wünsche ich mir jetzt noch eine Erleichterung der Nachnamensänderung ohne Eheschließung.

Journal Montag, 28. April 2025 – Recht auf Familiengeschichte?

Dienstag, 29. April 2025

Was mich dieser Tage beschäftigt:

Wenn Eltern selbst als Kinder/Jugendliche sehr Schlimmes erlebt haben, gar in der eigenen Familie: Wie gehen sie damit gegenüber ihren Kindern um? Erzählen sie es überhaupt? Wann, wie, wieviel erzählen sie, sollten sie erzählen? Auch wenn es wahrscheinlich sehr auf den Einzelfall und die konkreten Personen ankommt: Wo ist die Grenze zwischen Schonen und Verheimlichen?

Haben auch Mütter und Väter ein Recht darauf, das Wiedererleben durch Erzählen zu verweigern?

Ich erinnere mich nur an Lektüre der Kinder-Perspektive, sei es in der Fiktion oder als Sachtext: Da geht es um Menschen, die entweder “dunkle Familiengeheimnisse entdecken”, wie es gern formuliert wird,1 oder die mit der Last der elterlichen Erlebnisse fertig werden müssen. Aber was ist mit den eigentlichen Opfern in einer Eltern-Position?
Gibt es vielleicht dafür professionelle, spezialisierte Begleitung?

Denn sicher interessieren sich Kinder beim Heranwachsen irgendwann für die Biografien ihrer Eltern, sei es aus persönlicher Zugewandtheit, aus Neugier auf die Familiengeschichte oder weil sie ihre Eltern besser verstehen möchten. (Im schlechteren Fall weil irgendwas in der Beziehung zu ihnen schief läuft.) Gibt es ein moralisches Recht auf Familiengeschichte?

§

Letzte Schlafphase vor Weckerklingeln mit unangenehmen Träumen, in denen sich Menschen mir gegenüber illoyal verhielten, bei denen mich das besonders schmerzte.

Marsch zur Arbeit in angenehmer Frühlingsluft, geordnete Bürotätigkeit, während es draußen immer sonniger wurde.

Spaziergang zu Mittagscappuccino im Westend über Apotheken-Einkauf und bereits hemdsärmlig.

Auf dem Fensterbrett eines Cafés auf einem Metalltablettchen Cappuccino und ein Gläschen Wasser, eine Vase mit Blumen, davor sonnenbeschienene Straße

An einer hellen Altbaufassade in der Sonne klettert eine lila blühende Pflanze

Der Duft!

Ein schöner Juni-Vormittag mit Hitze-Ahnung. Nur dass es halt noch April ist.

Am Schreibtisch tauchte ich tief in die Umsetzungsvariante des Bundesreisekostengesetzes ein, die für mich relevant ist, summte beim Durchrauschen meiner gut bezahlten Arbeitsstunden das Mantra: “Es geht nicht darum Geld zu sparen, sondern die Regeln einzuhalten.” (Hat der Bundesrechnungshof eigentlich schonmal eine öffentliche Einrichtung gerügt, weil sie Steuergelder für zusätzliche Stellen zur Einhaltung der Bundesrechnungshof-Anforderungen vergeudet?)

Zu Mittag gab es selbstgebackenes Dänenbrot sowie Mango mit Sojajoghurt (immer noch nicht langweilig – und die gestrige Version besonders köstlich).

Bisschen Stubenfliegenhirn-iger Nachmittag, draußen weiter Sommer.

Heimweg über kurzen Obstkauf, zu Hause die Tages-Ration Pilates. Dann zog ich mich wieder vollständig an, denn Abendessen sollte es aushäusig geben: Auf dem Frühlingsfest auf der Theresienwiese.

Buntes Karussel in der Sonne, wenige Menschen davor

Autoscooter vor blauem Himmel mit einem großen Schriftzug "Distel"

Im Vordergrund auf einer weißen Papierserviette ein Langos mit viel geriebenem Käse, im Hintergrund ein Jahrmarktskarussel

Es gab Langos mit Sauerrahm und Käse, köstlich. Als Nachtisch bekam ich eine Schoko-Banane – in perfektem Reifezustand, ich genoss sie sehr. Stand der Volksfest-Kulinarik: Jetzt auch an mehreren Ständen die Leuchtschrift “vegan” (z.B. bei Churros).

Vor blauem Himmel ein Holzgestell mit einem Schild "Proseccostüberl", im Hintergrund ein Kirchturm

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie München kann es werden?

Buntes Karussel mit Schriftzug "Musik-Express" vor blauem Himmel in Abendsonne

Awww, das gab es schon in meiner Jugend!

Auch der Spaziergang in der Abendsonne und ohne Jacke war wundervoll. Daheim noch Osterschokolade.

§

Kürzlich erzählte ich Herrn Kaltmamsell von einem Menschen, den ich eben persönlich kennengelernt hatte, und schloss die Beschreibung des Kennenlernens mit: “War mir sympathisch.” Worauf Herr Kaltmamsell mich fragte, ob das auch mal anders sei. Erst dadurch wurde mir klar: Neue Menschen persönlich sind mir eigentlich immer erstmal sympathisch. Selbst wenn ich befremdet bin, selbst wenn ein Teil von mir vor ihnen auf der Hut ist – erstmal Wohlwollen. Ich muss schon als Erstes an ihnen persönlich und live eine böse Tat sehen (z.B. Aggression oder Arschlochigkeit), damit sie mir auf den ersten Blick unsympathisch sind.

§

Auch mal loben. Das tut zum Beispiel Kathrin Hollmer in Übermedien die Apotheken Umschau:
“Frauen, die die Welt erklären”.

Bis vor ein paar Jahren habe bei der Auswahl von Expert:innen niemand auf deren Geschlecht geachtet, sagt Julia Rotherbl im Gespräch mit Übermedien. Als sie 2021 Chefredakteurin der „Apotheken Umschau“ wurde, fing sie an, in den Ausgaben durchzuzählen. „In manchen Heften wurden 80 Prozent Experten und 20 Prozent Expertinnen zitiert“, sagt sie. Ihr liebstes Beispiel: In einem Artikel über Mammographie antwortete auf die Frage, ob die Untersuchung schmerzhaft sei, ein Mann, der einer gynäkologischen Fachgesellschaft vorsitzt. „Das ging mir so gegen den Strich“, sagt Rotherbl. „Man muss keine Brüste haben, um ein Brustkrebsexperte zu sein, aber bei der Frage sollte doch wohl jemand mit Brüsten zu Wort kommen.“

  1. Floskeliert? Antrag auf Einführung dieses Begriffs für Formulieren als Floskel. []

Journal Sonntag, 27. April 2025 – Holpriger Sonnensonntag

Montag, 28. April 2025

Ausgeschlafen – als ich sehr erfrischt und im Hellen wach wurde, war es unerwartet aber erst halb sieben.

Wiedermal erlebte ich, wie sehr ein früher Freitagfeierabend mit Verabredung das Wochenende verlängert: Ich war überrascht und hoch erfreut, dass noch ein ganzer freier Sonntag vor mir lag.

Herr Kaltmamsell verabschiedete sich nach Morgenkaffee zum aushäusigen Frühstück, ich bloggte gemütlich fertig. Einen Tick früher als durchschnittlich war ich bereit für Sonntagssport: Radeln zum Olympiabad, dort Schwimmrunde. Das Wetter war sonnig und klar, allerdings Stirnband- und Handschuh-frisch.

Radfahrt und Schwimmen gut, im Wasser mal wieder ein Reality-Check zur Vielfalt von Körperformen – Training für die Freibad-Saison. Beim Heimradeln waren weder Stirnband noch Handschuhe nötig, allerdings ruinierte ich eines meiner Bremsseile, als eine Radlerin vor mir überraschend anhielt und ich voll reingriff. Jetzt lässt sich der Besuch bei meinem Radlschrauber wirklich nicht mehr vermeiden.

Beim Heimkommen Turnschuhwaschen. Ich habe nämlich ein Paar Sportschuhe zu Straßenschuhen laisiert: Meine vor langer Zeit als Aerobicschuhe gekauften Turnschuhe, die ich konsequent nur in Turnhallen trug, lagen seit Jahren nahezu ungenutzt im Sportschrank, lediglich zu ein paar Mal Wohnzimmer-Hanteltraining im Jahr holte ich sie raus. Dafür, ging mir auf, waren sie zu schade, ich erklärte sie mit ihrem hellen Mash-Obermaterial zu Sommerturnschuhen. Nur dass das helle Obermaterial über die Jahre der Nutzung etwas schmutzig-bräunlich geworden war, ich wollte sie gerne reinigen. Tipps und Warnungen waren online einfach zu finden, ihnen folgend steckte ich die Turnschuhe in die Waschmaschine. UND JETZT SIND SIE SAUBER!
(Manchmal verstehe ich dann doch, warum Menschen hier lesen: Solche übermenschlichen und sensationellen Erfolge bekommen Sie sonst nirgends.)

Frühstück um halb zwei: Apfel, selbstgebackenes Dänen-Roggenbrot (die zweite Hälfte aus der Gefriere) mit Butter und Marmelade.

Das herrliche Frühlingswetter draußen wurde immer wärmer. Ich setzte meinen Plan um, zur Auer Dult (Maidult) zu spazieren, genoss den Anblick der Wetter-genießenden Menschen beim Flanieren oder Draußensitzen.

Auf dem letzte Stück Weg in der Au wurde mir leider die Contenance verdorben: Als ich an der letzten roten Ampel vor der Dult wartete, schrie mir plötzlich eine Frau irgendwas Unverständliches mit “Heidi” in den Nacken, sie hatte sich angeschlichen. Und das während ich mich eigentlich gerade sammelte, weil ich 50 Meter vorher wegen eines plötzlich neben mir martinshornenden Feuerwehrautos erschrocken hochspringen und schreien musste. Ich bat die Frau (gepflegt und völlig unauffällig gekleidet) um Erklärung, doch als sie mit großen ausweichenden Bewegungen und wanderndem Blick sowie dem lauten Befehl “Ruhe!” reagierte, wurde mir klar, dass sie nicht zurechnungsfähig war.

Ziemlich durch den Wind ging ich auf der Dult dann sehr gezielt zu dem einen Geschirrstand, bei dem ich etwas suchte. Das fand ich nicht, laut Erklärungen der Händlerin würde ich das bei ihr auch nie wieder bekommen. Meinen Rückweg legte ich über eher Menschen-arme Seitenstraßen. In der weiter steigenden Wärme trug auch ich bald meine Jacke unterm Arm.

Blick von Brücke auf sonnige Flusslandschaft in der Stadt, am Ufer sitzen viele Menschen

Allerdings sind Isarbrücken halt immer voller Menschen.

Daheim las ich die (später am Tag doch noch aufgetauchte) Freitags-Süddeutsche nach, inklusive Magazin. Danke, Marvin Ku, für die Wut auf Alltagsrassismus:
“Japanische Pepsi”.

Pilates, Brotzeitvorbereitung, fürs Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Ernteanteil-Rote und Gelbe Beete sowie -Pilze verwendet, mit Linsen und Avocado kombiniert.

Aufsicht auf einen großen Glasteller mit einer Knolle Roter und einer Gelber Beete, außerdem Linsen, gebratene Pilzstücke und Scheiben Avocado

Vorbereitungen für Putzmann-Einsatz am Montag und die (herrlich kurze) Arbeitswoche.

§

Frieden schließen als Innenstadtbewohnerin mit Tourismusmassen, Maximilian Buddenbohm macht’s vor.

In einer uninteressanten Stadt möchte man auch nicht wohnen.

§

Die Schriftgestalterin Chris Campe aus Hamburg hat mit ihren Demoschildern gegen die AfD einen Award des Type Directors Club gewonnen.

via @formschub

Journal Samstag, 26. April 2025 – Wandern zwischen Obstbäumen im Chiemgau

Sonntag, 27. April 2025

Guter und ausreichender Schlaf (allerdings zuletzt geträumt, dass mein Handy in einem Wanderurlaub mit Malware infiziert wurde und ich als einzige App eine Diät- und Pornoseite angezeigt bekam, an nichts von meinen Daten mehr rankam – zum Glück wurde mir irgendwann bewusst, dass das ein Traum war). Das Wetter war beim Aufstehen düster und kühl, vom Himmel drohte Regen – nicht das Ideal für die geplante Wanderung im Chiemgau, aber bei Weitem nicht abschreckend.

Der Plan war, erst am späten Vormittag aufzubrechen, um die Wanderung um etwa Abendessenszeit abzuschließen – das verschaffte mir genügend Zeit für ausführliches Bloggen samt Recherchen dazu, auch für eine Runde Pilates.

Wir wollten mal wieder den Obst- und Kulturwanderweg Ratzinger Höhe ab Prien gehen; eine Kundschafterin aus der Familie hatte am Donnerstag durchgegeben, dass an den Obstbäumen durchaus noch geblüht wurde. Wir sorgten für frühes Einsteigen in den Zug nach Salzburg, der erfahrungsgemäß von vielen München-Touristi*innen genutzt wird. Doch es waren gleich drei Züge aneinandergekoppelt im Einsatz: reichlich Platz. Unterwegs Zeitunglesen (viel Papst, ein wenig Ukraine) und Landschaftschauen, das frische Frühlingsgrün, zum Teil noch als Schleier über Laubbäumen, und die blühenden Sträucher und Bäume sahen herrlich aus.

Mittagscappuccino (überraschend kräftig) in der Bäckerei am Priener Bahnhof, dann marschierten wir los.

Rechts asphaltierter Fußweg, der zwischen Wiesen und Obstbäume führt, links ein elaboriertes Wegkreuz, darüber düsterer Himmel

Wiese unter dunklem Himmel, aber mit Sonnenschein, im Hintergrund Bäume, manche davon weiß blühend

Im Vordergrund ein weiß blühender Zweig, im Hintergrund Wiese mit Bäumen, zum Teil blühend

Diese Fotos vom Start der Wanderung in Prien zeigen repräsentativ den Stand der Obstbaumblüte an der Strecke: Einige Bäume waren schon durch damit, doch ein geschätztes Drittel noch mittendrin. Wir fühlten uns beide fit und gesund, genossen die Bewegung. Seltsames, eher kühles Wetter: Der Himmel durchgehend dunkelwolkig, auf der anderen Seite des Chiemsees sahen wir von Anhöhen Regenschleier, doch wir wanderten gleichzeitig fast durchgehend im Sonnenschein. Dazu kam kräftiger Wind im Gesicht und in den Haaren, der angenehm durchpustete.

Blick hinauf zu einer großen, alten Villa auf einem Hügel mit links Türmchen

Aaronstab-artige Blüten in Grün und bodennah im Sonnenlicht

Auf einer Wiese ist ein großes Rechteck gemäht, an den kurzen Seiten stehen Fußballtore, links ein sphaltierter Weg mit einem mächtigen Baum, im Hintergrund Wald

Der idyllischste Fußballplatz.

Von einer Anhöhe weiter Ausblick unter dunklem Himmel auf hügelige Landschaft  und entfernt einen großen See

Blick von der Ratzinger Höhe.

Eine asphaltierte Straße schwingt sich bergab, rechts eine Person in hellblauer Wanderjacke und dunkler Wanderhose mit roter Kappe und kleinem Wanderrucksack, er blickt rechts hinunter über Wiesen und Bäume auf einen entfernten See

Der Simssee schien mir besonders wenig Wasser zu führen.

Brotzeit nach knapp zweieinhalb Stunden auf einer bereits bekannten Bank kurz vor Ulperting, ich hatte ein Glas Mango (musste weg, weil überraschend dunkle Stellen) mit Sojajoghurt dabei.

Blick leicht hinauf zu einem großen Baum imit erstem grün, links davon angeschnitten ein gemauerter Stall, rechts ein Weggkreuz

Rechts ein altes, voralpenländisches Wirtschaftsgebäude, dreigeschoßig mit weißen Mauern und Giebeldach, links auf einem Hügelchen eine kleine Kapelle, dazwischen eine schmale Straße, drumrum Wiese und Bäume in erstem Grün

Grabl-Mühle kurz vor der sich schlängelnden Prien, die man auf dem Rückweg nach Prien dreimal auf Brücken kreuzt.

Als wir nach knapp viereinhalb Stunden am Ende unserer Runde standen, war es erst halb fünf – zu früh für ein Einkehren, wir waren noch sehr satt von unserer Brotzeit. Also planten wir um: Nächster Zug zurück nach München, auf dem Heimweg Einkäufe für ein selbst (Herr Kaltmamsell) gekochtes Abendessen. Auch der Zug von Salzburg war nicht so überfüllt, wie wir es zu fürchten gelernt hatten, ich hatte reichlich Platz für die Lektüre der restlichen Wochenend-Süddeutschen.

Einkäufe auf dem Heimweg beim Süpermarket Verdi. Doch ich lief nochmal raus, um ein Paket mit Crowdfarming-Käse abzuholen: Diesmal war per UPS versendet worden, und deren Website hatte mich nicht zur Sendungsverfolgung und zur dort vermuteten Wahlmöglichkeit “vor der Tür abstellen” gelassen (“Funktion nicht verfügbar, versuchen Sie es später nochmal”). Also klebte nur ein Zettel am Hoftor (immerhin!), der Abholeladen war gerade noch lang genug offen.

Als Aperitif rührte ich Negronis, Herr Kaltmamsell servierte Mafaldine mit Aubergine, Knoblauch und Chili nach Rachel Roddy.

Aufsicht auf einen weißen Teller gefüllt mit breiten Bandnudeln, Auberginenstücken, Chiliflocken, rechts daneben auf einer blauen Serviette Löffel und Gabel

Gut! Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

Journal Freitag, 25. April 2025 – Ein besonderer Blick in die Schatzkammer der Münchner Residenz

Samstag, 26. April 2025

Ganz normal gut geschlafen: Schnell eingeschlafen, ein Klogang, bis Weckerklingeln geschlafen und einfach wach aufgestanden. Wenn’s immer so wäre, würde ich die Qualität meines Nachtschlafs hier gar nicht erwähnen, aber seit den Schlafstörungen erst durch kaputte Hüfte, dann wegen menopausalen Hormon-Turbulenzen ist sie ein Thema.

Der Boden draußen war nass, sogar mit vereinzelten Pfützen, doch das war bei Weitem noch nicht genügend Regen.

Gestern ging ich schon wieder unter wenigen Wolken und im Trockenen in die Arbeit.

Eine weite, asphaltierte Fläche, von Bäumen umgeben, unter blauem Himmel, im Vordergrund ein Aufsteller "Feuerwehrzufahrt", ganz im Hintergrund zahlreiche Kleinlaster

Vorbereitungen für den Theresienwiesenflohmarkt, schon am Donnerstagabend hatte ich beim Kreuzen der Theresienwiese die ersten Dutzende parkende Händler gesehen. Ich werde auch dieses Jahr aussetzen, statt dessen ist eine Wanderung mit Herrn Kaltmamsell geplant.

Emsiger Arbeitsvormittag, Mittagscappuccino bei Nachbars.

Mittagspause mit leicht angefressener Laune: Meine Süddeutsche war mal wieder nicht gekommen, das Abteilungs-Exemplar bereits ausgelesen im Müll gelandet, Mittagspause ohne Zeitungslektüre. Wann soll ich denn arbeitstags sonst bitte meine Zeitung lesen? Zu essen gab es Apfel, Muesli mit Joghurt, Trockenfeigen.

Emsiger Arbeitsnachmittag, der allerdings besonders bald endete: Ich machte vorzeitig Feierabend für eine Verabredung, auf die ich mich sehr freute – Historikerin @mirabilia7 gab Herrn Kaltmamsell und mir in der Schatzkammer der Münchner Residenz eine Sonderführung zu ausgewählten Objekten. Sie hatte die Informationen für einen anderen speziellen Anlass zusammengestellt, Material dafür auf ihrem ipad in Präsentationsform gesammelt – und wir durften davon profitieren.

Gestern Nachmittag war ziemlich reger Betrieb in Residenz und Schatzkammer, die Münchner Innenstadt brummt gerade von Touristen (manchmal fühle ich mich hier als Bewohnerin schon fast wie ein störender Fremdkörper). Frau Mirabilia erläuterte auf ihrem ipad erstmal als Hintergrund die bayerische Geschichte, die überhaupt zu der Sammlung in der Schatzkammer geführt hatte: Wer hatte da wann etwas gesammelt? Dass das Volk wie wir die Preziosen heute bewundern kann, ist in erster Linie den Wittelsbachern zu verdanken, die seit 800 Jahren als Herrschergeschlecht Bayern prägen.

Und so war auch der Schwerpunkt ihrer Erklärungen neben “Was ist das eigentlich?” der Weg der Objekte von ihrer Entstehung bis zum Platz in einer Vitrine dieser Schatzkammer. Wir erfuhren neben gesellschaftshistorischem viel politischen und wirtschaftlichen Hintergrund inklusive der damaligen Protagonist*innen.

Die Geheimwaffe, die Frau Mirabilia auf ihrem ipad mitführte und die uns auch zu nicht vorbereiteten Ausstellungsgegenständen Fragen beantwortete: Das “Raumbuch” – ein nüchternes Text-PDF mit Informationen zu jedem einzelnen Ausstellungsobjekt, zu finden über die bis zu vierstellige Nummer am Objekt. Unbedingt vor dem Besuch runterladen, in der Schatzkammer gibt es keinen Mobilfunkempfang (und kein WLAN) – was mir bei der Koordination der Verabredung in letzter Minute mittlerweile ungewohnte Probleme bereitete.

Große Begeisterung über die Pracht der Dinge und die Geschichte, die sie erzählen konnten. Allerdings wünschten wir uns sehr eine tiefere und zeitgemäße Präsentation – es war nur mit Mühe an Informationen heranzukommen. Ja, sowas ist multimedial viel Aufwand: Konzeption, Umsetzung und Pflege kosten Geld (allein den Aufwand für die Installierung eines WLANs in den Räumen stelle ich mir größer vor). Aber vielleicht mögen die Wittelbacher diesmal von dieser Seite einspringen?

Einer der rote Fäden der gestrigen Erläuterungen war die Beziehung Bayerns zur Pfalz – die uns abschließend in die Pfälzer Weinstube einkehren ließ.

Das innere einer Wirtschaft. Blanker, heller Holztisch im Vordergrund, darauf gefüllte Wein- und Wassergläser ohne Stiel, im Hintergrund Menschen im Gastraum, in den Wänden sehr hohe Fenster mit zurückgebundenen Vorhängen, von der Decke ein Kronleuchter

Aufsicht auf gefüllte weiße Teller: Einer mit zwei Dampfnudeln, eine Sauciere mit heller Sauce, ein Suppentöpfchen mit Kartoffelsuppe

Herr Kaltmamsell bestellt das Tagesgericht (er hat auch das Foto aufgenommen): Dampfnudeln mit Salzkruste (und Weinschaum), traditionell pfälzisch serviert mit Kartoffelsuppe (Lobpreis der energisch regional geprägten deutschen Küche).

Heller Wirtshaustisch mit Gläsern und Tellern, im Vordergrund ein Brett mit reichlich verschiedenen Jäsen, roten Zwiebelringen, Salzstangen

Ich hatte die Käsevariationen, rechts von mir wurde Spargelsalat gegessen. Und alle tranken wir pfälzer Weine dazu.

Die Pfälzer Weinstube ist weiterhin der Geheimtipp in der Münchner Innenstadt, weiterhin vor allem frequentiert von (sehr) alten Einheimischen – allerdings fiel uns gestern im Lauf dieses späten Nachmittags bis Abends auf, dass sich doch auch jüngeres Volk (jenseits der 30, also nichts verwegen Junges) unters Publikum mischte. Einerseits freuten wir uns über Nachwuchs, doch sofort getrübt von der Furcht vor einer zerstörerischen Influencer-Schwemme darunter, die Herrn Kaltmamsell und mich ja bereits aus einstigen Favoriten wie dem Schnitzelgarten gespült hat. Noch sahen wir keine Selfie-Aktionen, bitte diesen Tipp nur an Menschen mit Follower-Zahlen im höchstens vierstelligen Bereich weitergeben.

Wir drei hatten eine schöne Zeit mit angeregten Gesprächen, ich profitierte vom sensationellen Wissensschatz unserer Schatzkammer-Informantin. Noch im Hellen spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell nach Hause, dort hatte ich selbst nach der Riesenportion Käse noch Platz für Osterschokolade.

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Letzter Teil einer 4-teiligen Reihe auf Arte: “Stadt. Klima. Positiv: Eine Reise in die Zukunft des Bauens”. Hier geht es eine halbe Stunde lang um die jüngsten Projekte in Barcelona und Paris.

via @sinnundverstand

Journal Donnerstag, 24. April 2025 – Arbeitstag mit Menschlichkeiten

Freitag, 25. April 2025

Mein erster Blick nach dem Aufstehen galt dem Draußen: Die Straße war nass, doch die vielen trockenen Stellen zeigten, wie kurz es nur geregnet hatte. Himmel düster, die Luft hatte deutlich abgekühlt, wie ich auch auf dem Arbeitsweg feststelle.

An einer roten Ampel stand ich sogar gern: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wartete nämlich eine Frau, die besonders ungewöhnlich und sehr sorgfältig gestylt war, schon auf die Entfernung bekam ich viel zu sehen. Ich hatte den Impuls, sie dazu mit einem Kompliment anzusprechen (“Tolles Styling!”), doch sie trug große Kopfhörer und würde mich ja doch nicht hören. Als die Ampel auf Grün schaltete, lächelte ich sie bei der Begegnung zumindest an – und da war sie es, die sagte: “Schöne Schuhe!” (Ich trug meine goldenen Camper Pelotas.)

Unerwartet emsiger Bürovormittag, ich lernte Menschen kennen. Mittagscappuccino im Westend, auf dem Rückweg ein paar Regentropfen, die mich sogar zur Kapuze greifen ließen.

Zu Mittag gab es Mandarinen (köstlich, aber kernreich) und Quark mit Joghurt.

Der Himmel den ganzen Tag dunkeldüster und Regen verheißend – aber der kam nur in spärlichen Tropfen.

Sehr erhöhte Sicht auf eine Großstadt, Bürogebäude im Vordergrund, sehr dunkle Wolken darüber

Nicht zu später Feierabend, ich marschierte zu meiner Hausarztpraxis fürs bestellte Rezept, dort musste ich vor 18 Uhr eintreffen. Das klappte, ich genoss die Bewegung. Allerdings bekam ich ein Papier-Rezept, da ich ja erst beim Abholen meine Versicherungskarte dabei hatte.

Anschließend Lebensmitteleinkäufe beim Alnatura.

Daheim eine Runde Pilates (Kampf mit Krampfversuchen der bösen Wade und beider Füße), dann machte ich zum Abendessen den eben geholten Ernteanteil-Salat an, servierte ihn mit einer Crowdfarming-Avocado, dann noch Käse. Nachtisch ein wenig Reisauflauf (Herr Kaltmamsell hatte experimentiert), reichlich Osterschokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, das Thema des aktuellen Granta, “Dead friends”, interessiert mich sehr: Meiner Ansicht nach wird die Tragweite von Freundschaft ohnehin zu gering geschätzt, die Gefühlstiefe steht für mich nicht der romantischen Liebe nach – und ist oft haltbarer. Im Granta geht es um Rückblicke auf verstorbene Freunde, alle aus einen deutlich größeren Abstand, als ihn Nachrufe ermöglichen.

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Na gut, auch hier mehr Papstwahl – aber die wirklich interessanten Aspekte (Manches davon im Film Conclave thematisiert):
“The Tech That Safeguards the Conclave’s Secrecy”.

In 2005, cell phones were banned for the first time during the conclave, the process by which the Catholic Church elects its new pope. Twenty years later, after the death of Pope Francis, the election process is underway again. Authorities have two priorities: to protect the integrity of those attending the meeting, and to ensure that it proceeds in strict secrecy (under penalty of excommunication and imprisonment) until the final decision is made.

By 2025, the Gendarmerie corps guarding Vatican City faces unprecedented technological challenges compared to other conclaves. Among them are artificial intelligence systems, drones, military satellites, microscopic microphones, a misinformation epidemic, and a world permanently connected and informed through social media.

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Hinreißender animierter Kurzfilm (9 Minuten):
“Sleeping Betty”.

via @slowtiger