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Beobachtungen und Gedanken der Kaltmamsell.

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19.9.03 1:29 PM
Friday Five

1. Who is your favorite singer/musician? Why?
Maria Callas, weil sie auf ihrer wunderschönen Stimme spielte wie auf einem Meisterinstrument. Weil klassische Frauenstimmen nur allzu leicht ein bisschen unangenehm klingen, ihre aber süchtig macht.

2. What one singer/musician can you not stand? Why?
Eigentlich alle knödelnden Sänger, von Van Morrison bis Konstantin Wecker. Diese Stimmen drücke bei mir von innen an die Schädelplatte, bäh.

3. If your favorite singer wasn't in the music business, do you think you would still like him/her as a person?
Nö, Frau Callas riecht mittlerweile vermutlich ziemlich streng.
Und selbst wenn sie noch leben würde: Sopranistinnen sind meiner Erfahrung nach zu anstrengend.

4. Have you been to any concerts? If yes, who put on the best show?
In puncto Konzerte bin ich völlig denaturiert: Ich mag's lieber auf Platte. Aber seinerzeit fand ich lokale Bands unterhaltsam. Und von denen war die Augsburger Band APRON unschlagbar.

5. What are your thoughts on downloading free music online vs. purchasing albums? Do you feel the RIAA is right in its pursuit to stop people from dowloading free music?
Sorry, das gehört zu den Themen, bei denen mein Hirn umgehend auf Stand-By schaltet. Wenn ich eine Meinung haben muss: Die Downloadbarkeit ist nicht das eigentliche Problem. Also liegt RIAA falsch.
18.9.03 12:44 PM
Nachtrag: Keine Frau

Zwei weitere Indizien, dass ich keine echte Frau bin:
11. Ich bin höllenschlecht im Einpacken von Geschenken.
12. Ally MacBeal geht völlig an mir vorbei.
Ruhige Lage

Mit meiner Wohnung in München gebe ich ja gerne und oft an. Erstens ist sie riesig, zweitens ungewöhnlich, drittens wunderschön, viertens superzentral und trotzdem ruhig. Das letzte Attribut werde ich künftig wohl mit Vorsicht für Prahlerei einsetzen. Möglicherweise liegt das nämlich lediglich daran, dass ich immer nur an den Wochenenden hier bin, oder nachts.

An einem freien Tag wie heute (unternehmensintern als "Betriebserhaltungstag" - BET - bewitzelt, weil Arbeitszeitverkürzung mangels Aufträgen) hört sich das ganz anders an: Auf dem benachbarten Gelände wird wohl gerade ein Luftschutzbunker eingerichtet, es ertönen Flex, Presslufthammer und Bohrer. Zudem ist es ganz bemerkenswert, wie lange und laut andere Leute einparken.

Alle Fenster und Türen schließen? Aber dann rieche ich den Morgen doch nicht mehr!

17.9.03 1:43 PM
Auf der Schrauber-Couch

Mein Auto ist ein altes, nämlich ein Citroen 2CV6. (Kleiner Tipp: Die allerfalscheste Reaktion auf diese Information ist "Ach süüüüüüüß!")

Naturgemäß habe ich während der sechs gemeinsamen Jahre noch keine erwachsene Autowerkstatt von innen gesehen: Ein Citroen 2CV kommt bei Beschwerden zum Entendoktor. Von so einem Entenschrauber, einem Ent-usiasten also, wird gar nicht erst erwartet, dass er dem üblichen Bild eines Kfz-Mechanikers entspricht. Mein Entendoktor zum Beispiel ist ein Herr um die 50, der zwar ein bewegtes Leben hinter sich hat, aber ganz sicher keine Mechaniker-Ausbildung. Seine Kompetenz hat er vielfach bewiesen, also ist mir das egal. Da ich überhaupt keinen Nerv habe, mich um welches Auto auch immer zu kümmern (ich tanke, das muss reichen), habe ich die Ente einmal jährlich zu einem mehrtägigen stationären Aufenthalt in die Schrauber-Werkstatt gebracht. Dort wurde sie getestet, repariert, hohlraumversiegelt, per Hand gereinigt und gewachst. Kostet Geld, hält aber den Kopf frei.

Auswirkungen hat der unkonventionelle Hintergrund des Schraubers, nennen wir ihn Dr. ent., allerdings doch. An einem Zeitpunkt seines Lebens (zwischen seiner dritten Sahara-Fahrt mit Ente und dem Erwerb der 27. Ente?) hat er ein Psychologie-Studium absolviert. Davon geblieben ist ihm ein reichlich ungewöhnlicher Umgang mit Menschen.

Das kann sehr bewegend und schön sein: Letztes Jahr hatte die Ente sich einen ausgesprochen ungünstigen Moment für den Beginn ihres Winterschlafs ausgesucht, nämlich die zwei Stunden, die ich am 31. Dezember im Kino saß, um anschließend auf eine Silvester-Party zu fahren. Das Drehen des Zündschlüssels (bei der Ente übrigens links vom Lenkrad) ergab - nichts. Gar nichts, keinen Muckser. Auf die Party kam ich durchaus, den Führerschein für Münchens öffentliche Verkehrsmittel habe ich. Da ich ja eigentlich gar kein Auto brauche, stand die Ente dann bis März an einer vielbefahrenen Ausfallstraße, bis ich sie mit Hilfe von Dr. ent. wiedererwecken wollte. Im frühesten Morgenlicht stand ich neben meinem kleinen Auto und wartete auf ihn. Er rollte in seiner Lieferente an und stieg lächelnd aus. Doch an dem Punkt, an dem andere Menschen die Hand zur Begrüßung vorstrecken, neigte er sich vor und legte sie mir sanft auf die Wange: "Guten Morgen." Diese eigenartige Geste eines fremden Menschen wärmte mir noch Tage danach das Herz.

Jetzt steht sie wieder, das ungehorsame Vieh. Diesmal reagiert sie auf das Drehen des Zündschlüssels zwar mit "iha-iha-iha", doch das erlösende "Wrrrrumm" will nicht eintreten. (Hey, in der US-Radiosendung "Car Talk"reichen diese Symptome für eine Diagnose!) Und jetzt reicht's mir wirklich. Ich brauche gar kein Auto, echt nicht. Hätte mein allerliebster Bruder mir die Ente seinerzeit nicht geschenkt (das ist eine andere Geschichte), hätte ich bis heute kein Auto. Also weg damit.

Nun hatte ich dem Dr. ent. regelmäßig versprechen müssen, dass ich die Ente, wenn überhaupt, dann an ihn verkaufen würde. Heute war der Tag des tödlichen Griffes zum Telefonhörer. Ich meldete mich wohlerzogen mit Namen und wurde sofort mit einem "Ahhhh, die wunnnnderbare Kaltmamsell!" begrüßt. Noch bevor ich mein hellblaues Auto anbieten konnte, servierte mir Dr. ent, den ich seit März nicht mehr gesprochen habe, eine Charakter-Analyse: "Wissen Sie, Sie sind ein enorm sensibler und empfänglicher Mensch. Ich habe viel über Sie nachgedacht. Sie spüren alles, Ihnen gehen sehr viele Dinge sofort sehr nahe. Sie müssen daran arbeiten, sich eine dickere Haut zuzulegen."

Na, den Wortlaut hätte ich eher im Horoskop einer billigen Frauenzeitschrift erwartet - einfach schon, weil sich wohl jede Frau gerne so empfindsam sähe. Nur dass ich (siehe unten) keine echte Frau bin. Bislang ist mir immer genau das Gegenteil von Zartgefühl bescheinigt worden: "Gnadenlos" taucht in Beschreibungen meiner Person gerne mal auf, "hart", "belastbar". Abgesehen davon halte ich nichts von Horoskopen.
Es kostete mich ein wenig Zartgefühl (also vielleicht doch?), Dr. ent. von seinen Betrachtungen meines "faszinierenden Charakters" abzubringen, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Letztendlich machten wir den Deal: Weil er momentan wenig Geld hat, ich wiederum es unredlich fände, um die geschenkte und vernachlässigte Ente zu schachern, nimmt er sie für ein paar hunter Euro über den Winter zu sich, richtet sie her und versucht, sie im Frühjahr zu Beginn der Entensaison Gewinn bringend loszuschlagen. Von dem Gewinn, schlug Dr. ent. vor, würde er mir dann nochmal etwas Geld vorbei bringen. Finde ich in Ordnung.
16.9.03 9:07 AM
Stilvoller Wandschmuck 4


So. Und damit ist hoffentlich klar, dass auf meine Aussage "nö, ich hab im Wohnzimmer gar keine Bilder" NICHT die adäquate Reaktion ist: "Oh, das muss ja ganz schön kahl aussehen."

die Kaltmamsell


15.9.03 3:57 PM
10 Indizien, dass ich keine echte Frau bin

1. Ich kann rechts und links unterscheiden.
2. Ich hasse Hochzeiten.
3. Mir fällt immer etwas ein, was ich anziehen könnte.
4. Ich verstehe Frauen nicht.
5. Ich fürchte mich nicht vor Spinnen.
6. Ich liebe Hemingway.
7. Ich sehe meinen Partner nicht als Gegener im Geschlechterkampf.
8. Mir fehlt jeder Mutterinstinkt.
9. Ich hasse "Shopping".
10. Ich halte Männer nicht für frauenfeindlich.
Marketing-Fortbildung

Warum solltet Ihr da draußen effektiv arbeiten dürfen, wenn ich vor lauter Lachtränen in den Augen nichts mehr auf dem Bildschirm sehe, hm?
Hier die ganze Wahrheit über die Nigeria Connection:
"Write better emails. Make more moneys."
via Lyssa
14.9.03 7:54 PM
Ich als Blogger

Mir ist schon klar, dass das mit dem Blog so nie was wird: Ein paar Tage gar nichts schreiben, dann wieder der heutige Anfall von Graphorrhöe (Lyssa, hab ich eigens für dich gebastelt). Aber eben habe ich hier eine ungemein coole Definition von Weblogs gefunden. Die mir einmal mehr klar gemacht hat, wie wenig Trend-kompatibel ich bin.

Neue Moden finde ich fast durchwegs grässlich. Ich fange erst dann an, mich daran zu gewöhnen oder ihnen sogar etwas abzugewinnen, wenn man sie bereits bei Woolworth am Wühltisch haben kann.

Nehmen wir zum Beispiel die Musik, die damals "Independent" hieß (für die jüngeren Leser: gemeint sind die späten 80er und frühen 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts). Gerade meine Kommilitoninnen aus dem Allgäu waren da sehr bewandert, besuchten ständig in der hintersten Provinz Konzerte von Bands mit lustigen Namen, hatten Sex mit den entsprechenden Bassisten. Ich wiederum fand das alles, äh, interessant, aber dann doch ein wenig zu lärmig. Aus wissenschaftlicher Neugier ließ ich mir von meiner Freundin Anne (die mittlerweile Chefin ihres eigenen Plattenlabels ist, aber das nur nebenher) dennoch die eine oder andere Kassette mit ihrem Lieblingslärm aufnehmen. Heute höre ich mir das durchaus gerne mal an, so zum Wohnungsrenovieren.

Oder die Sache mit den Klotzschuhen. Als sie aufkamen (ebenfalls vergangenes Jahrhundert), war ich ständig an einen Spielkameraden meiner frühesten Kindheit erinnert, Peter, der mit Klumpfüßen auf die Welt gekommen war, und deshalb eigenartig klotzige Schuhe aus dem orthopädischen Fachgeschäft tragen musste. Ehrlich gestanden habe ich mich bis heute nicht daran gewöhnt, dass gesund gewachsene junge Mädchen auf 12 cm hohen Türstoppern aus Gummi übers Pflaster staksen.

Und jetzt diese Sache mit den Blogs. Vor einem Jahr geriet ich in eine Diskussion über den möglichen Marketing-Einsatz von Blogs - und musste mir erst mal erklären lassen, wovon die Rede war. Gerade fühlte ich mich drei Tage lang als Speerspitze der Web-Technik, weil niemand in meiner Umgebung von Blogs wusste - da muss ich mich bereits von Herrn Praschl darüber aufklären lassen, dass ich bereits in der äußeren Umlaufbahn des Mondes gelandet bin. Ich geb's auf.
Stilvoller Wandschmuck 3

Die erste deutsche Teenie-Zombie-Komödie

Frühstück mit S., die eine Casting-Agentur hat. Und damit natürlich immer haarsträubende Geschichten parat hält. Diesmal von der Produktion der "ersten deutschen Teenie-Zombie-Komödie", für die sie Nebenrollen besetzt hat. Nacht der lebenden Loser wird sie heißen. Oder so ähnlich.

So nutzte S. auf dem Set die Gelegenheit, zum Mal in ihrem Leben einen echten Flammenwerfer zu betätigen (Neid!!). Ihr Kommentar: "Hatte ich mir aufregender vorgestellt, aber die Fotos von vorne schaun echt geil aus!" Als für den Showdown eine Hütte am Starnberger See abgefackelt wurde, hatte sie leider schon andere Verpflichtungen.

Anstrengend war ihrem Bericht nach das Chauffieren der riesigen und voluminösen schwarzhäutigen Darstellerin der "Dschungel Mama" (ich glaube, den Film muss ich mir dann doch anschauen), die nur Französisch sprach, das aber eigentlich auch nicht, da sie sich als enorm stoisch und schweigsam erwies. S. dazu: "Ich dachte mir im Auto ständig, Du musst dich doch mit ihr unterhalten! Fast hätte ich ihr ein Kompliment wegen ihrer schönen braunen Beine gemacht. Gott sei Dank ist mir nicht sofort eingefallen, wie man das auf Französisch sagt."
Unter ihresgleichen

Er: „Ich hab ja gar nichts dagegen, solange die unter ihresgleichen bleiben, und nicht andere, äh…, bei anderen, also wenn die nicht so auffallen.“
Sie: „Die sollen ja auch im Alltag ganz besonders nett sein. Ich habe gehört, die Erika hat erzählt, die kennt einen, der arbeitet als Verkäufer, und sie sagt, der ist viel netter als sonst Männer.“

'Aha,' dachte ich mir, als ich diesen Dialog eines älteren Paares aus der offensichtlichen Provinz mithörte, 'der übliche homophobe Meinungsaustausch.'

Er wäre nicht der Erwähnung wert, hätte er nicht ausgerechnet mitten auf dem Münchner Gärtnerplatz stattgefunden. Und damit mitten im ältesteingesessenen Schwulenviertel Münchens (die jungen, hippen Schwulen wohnen in der Gegend nebenan, im Glockenbachviertel). Das Touristenpärchen stand gerade vor dem Gärtnerplatztheater, bewunderte seine klassizistische Architektur. Und übersah völlig, dass links und rechts von Ihnen eisschleckende Schwulenpärchen Hand in Hand vorbeiflanierten, bemerkte nicht, dass unter den auffallend vielen Männern um sie herum auffallend viele mit Schnauzbart, schwarzen Stiefeln und Ketten an den hochgekrempelten Jeans waren. Ganz besonders nett.
Stilvoller Wandschmuck 2

12.9.03 12:41 PM
Stilvoller Wandschmuck 1

Friday Five

Interessieren diese Friday Five wirklich irgend jemanden?

1. Is the name you have now the same name that's on your birth certificate? If not, what's changed?
Oh ja, und damit bin ich die einzige in meiner Familie,

2. If you could change your name (first, middle and/or last), what would it be?
Ich finde meine Namen so klasse, dass ich sie gegen Ehenamen und geänderte Familiennamen verteidigt habe.

3. Why were you named what you were? (Is there a story behind it? Who specifically was responsible for naming you?)
Meine Eltern wollten einen Namen, den man möglichst nicht verballhornen kann.

4. Are there any names you really hate or love? What are they and why?
Ich fühle mich nur unwohl bei Namen, die für mich anstrengend auszusprechen sind.

5. Is the analysis of your name at kabalarians.com accurate? How or how isn't it?
Es treffen zu:
- quick-minded
- freedom of expression
- mix easily with people
Allgemeinplatz, weil das vermutlich jeder von sich denkt:
- you inwardly lack self-confidence and will-power
Das meiste geht voll an mir vorbei, unter anderem:
- you live in your desires, longing for conditions and people to be as you would like them to be
- you have many ideas, plans, and ambitions
- you seek change in order to have the opportunity for travel, new experiences, and new friends and associates
11.9.03 1:32 PM
Fett krank?

Über die vergangenen 16 Monate habe ich enorm zugenommen. Waagen meide ich schon immer, doch der schrittweise Umstieg von Konfektionsgröße 36/38 auf 44/46 legt nahe, dass es sich um 16 bis 20 Kilo handelt.

Durch diese Gewichtszunahme habe ich viele neue Erfahrungen gemacht, jede davon unangenehm, denn so dick war ich noch nie. Zu diesen Erfahrungen gehört das peinliche Schweigen.

Eine Frau bekommt erfahrungsgemäß nie so lautes, unmittelbares und vorbehaltloses Lob wie angesichts deutlicher Gewichtsabnahme. Das Dickwerden, so meine neueste Erfahrung, wird höflich totgeschwiegen, selbst von der eigenen Familie. Es wird betreten darüber hinweggesehen wie – ja, wie über schlimmen Ausschlag im Gesicht, über Haarausfall durch Chemotherapie.

Denn nur um absichtliches Totschweigen kann es sich handeln – es ist unübersehbar, dass aus einer kräftigen, aber tendenziell schlanken Frau eine veritable russische Kugelstoßerin geworden ist. Ich weiß nicht, ob mir dieser vermeintliche Takt behagt. Oder ob mir meine dumme Oma näher steht, die bei jedem Treffen wieder ausruft: „Hast Du zugenommen!“
10.9.03 1:25 PM
Zu wenige Wörter

Die Frisur, die der Ballspieler Beckham letztes Jahr hatte - Ihr wisst schon, so mit den mittleren Haaren nach oben, aber nicht stachelig - so eine Art Hahnenkamm, herzallerliebst - mit dem dann 15% der jungen Männer in der Londoner U-Bahn herumsaßen - und die der Volkssänger Robbie Williams in seinem Münchner Konzert ebenfalls trug...
Wie heißt die eigentlich? Wieso gibt es dafür kein Wort?

Immer nur nöhlen gilt nicht. Deshalb haben Douglas Adams (wir greifen gedenkend zum Handtuch) und John Lloyd seinerzeit The Meaning of Liff veröffentlicht, und für alltägliche unbenamste Erscheinungen einfach passende Ortsnamen verwendet.

Die Suche nach dem Namen für diese Frisur hatte heute für mich ein Ende: Es handelt sich um einen "Fauxhawk", Word Spy sei Dank.
9.9.03 11:59 AM
Ihre Empfehlungen

Die Süddeutsche, die Zeit und sicher noch andere schlaue Zeitungen haben schon daran herumgedacht, wie sich Amazon-Empfehlungen auf das Leben auswirken.

Ich finde dieses Feature ja einen Meilenstein des E-Commerce in vorauseilendem Kundenservice. Ich möchte es wirklich nicht mehr missen. Allerdings kenne ich auch das Gefühl von Betretenheit, wenn mir Diät-Bücher angetragen werden, bloß weil ich einmal etwas über Gymnastik gekauft habe. (Reicht ja schon die tägliche SPAM mit "Lose 50 lb and start an new and happy life" - haben die Kameras an meinem Bildschirm installiert oder was?!)

Immer öfter ertappe ich mich allerdings, wie ich versuche, der Empfehlungsliste für Bücher etwas beizubringen. Das mag daran liegen, dass ich schon lange keine Offenbarung mehr in den Empfehlungen gefunden habe. Aber kann mir jemand verraten, wie ich der Maschine klar mache, dass ich englischsprachige Autoren immer, immer, immer im Original lese? Dass es nicht nur deshalb sinnlos ist, mir die Bücher, die ich auf Englisch bei Amazon gekauft habe, nochmal auf Deutsch zu empfehlen? Gleichzeitig habe ich Angst, den Amazon-Computer aus dem Gleis zu werfen, wenn ich die englischen Versionen mit fünf von fünf Punkten bewerte, bei den deutschen dann aber "kein Interesse" anklicke. Vor meinem inneren Auge entstehen Bilder von qualmenden Großrechnern im Halbergmooser Industriegebiet...

Ein weiteres Erziehungsziel wäre es rüberzubringen, dass das Bestellen eines Sachbuchs aus einem bestimmten Themenkreis keineswegs bedeutet, dass ich in sechs Monaten einen Hochschulabschluss in diesem Fach abschließen will. Wenn ich also ein Buch über Depressionen bestelle, will ich nicht 28 weitere empfohlen bekommen.

Zumindest habe ich gelernt, Wunschbücher nicht etwa in einer Moos ansetzenden Bestellliste gammeln zu lassen, die ich eventuell vielleicht irgendwann einmal abschicke. Sondern meine Wunschliste zu pflegen. Wenn ich jetzt noch meine Verwandtschaft ins WWW bringe, ist der Zufluss gesichert.
8.9.03 5:24 PM
Bloggerei

Viel lieber hätte ich hier schon die Kommentar-Funktion. Doch einerseits habe ich schon vor einigen Jahren angefangen, Dinge zu definieren, die ich NICHT lerne, obwohl sie mich interessieren. Dazu gehört einiges, was mit Computerei zu tun hat, unter anderem das Einrichten von Blogs mit Kommentarfunktion. Zum anderen ist mein Blog-Heinzelmännchen verreist. Es wird also noch mindestens eine Woche dauern, bis Mitleser ihre Mitleserschaft durch Kommentare bezeugen können.

Unverwunderlich ist, dass ich durch das eigene Bloggen anderer Leute Blogs beschnüffle. Anke Gröner scheint ja ein Klassiker und Meilenstein zu sein - verständlich. Ich bin mit dem Lesen von rückwärts erst im April dieses Jahres angekommen, freue mich aber allein schon darüber, dass eine Frau ohne Partner so unsinglig schreibt. Sie interessiert mich sehr, diese Person. Ich neide ihr allerdings, dass sie so echt schreiben kann. Aus vielerlei Gründen (u.a. berufliche Existenz ...) verstecke ich mich lieber hinter einem Alias.

Ebenfalls als Blog bezeichne ich die HalloGabel Website von Flaccus. Er nennt sie "Elektro-Sketchbook", aber die Einträge sind umgekehrt chronologisch geordnet und enthalten halt statt Worten Zeichnungen und Fotos. Na und?

Mit neun Jahren habe ich angefangen, Tagebuch zu schreiben. Es wurden über die 26 Jahre hinweg zwölf Bücher. Seit einem guten Jahr nicht mehr. Ich habe viel öfter und stärker den Impuls, Gedanken in die Tastatur meines Computers fließen zu lassen als meinen schönen Kolbenfüller mit schwarzer Tinte auszupacken. Die Bücher sind unten in meinem Kleiderschrank verstaut. Falls später mal jemand sich für die frühen Jahre interessiert.
Visualisieren

Zum ersten Mal habe ich ein Büro mit Whiteboard. Nicht dass ich darum gebeten hätte, man hat es wohl für den höchstdotierten Vorkollegen installiert.

Nun ist es aber so, dass ich nicht zeichnen kann. Gar nicht. So nicht, wie es sich niemand von einem Menschen vorstellen kann, der körperlich unversehrt und geistig sogar überdurchschnittlich begabt ist. Meine übliche Formulierung lautet: Von allem, was ich nicht kann, kann ich Zeichnen und Malen am wenigsten.

Deshalb nutze ich das Whiteboard bislang auch lediglich für das Faksimile eines alten Werbeplakats der Reederei Cunard.

Umso stolzer bin ich, dass ich heute zum ersten Mal etwas darauf gezeichnet habe. Na ja, genau genommen geschrieben. Ich hatte Besuch von einem Kollegen, der etwas von mir wollte, was ich ziemlich unklug fand. Lösungsorientiert wie ich bin, hatte ich einen Gegenvorschlag, der sein eigentliches Ziel viel leichter erreichen würde. Und dafür *TUSCH* stand ich von meinem Stuhl auf und skizzierte meine Idee auf besagtem Whiteboard.

Ja wie? Banal? Das war ein riesiger Schritt für mich! Auch wenn der Stift rosa war.
Lieblingswörter

(in Erinnerung an Gundas Jurastudium)

"Fortsetzungsfeststellungsklage"

"einseitig fehlgeschlagener Doppelselbstmord"
5.9.03 1:13 PM
Friday Five

*hüstel *
*räusper*
Na gut denn, meine ersten Friday Five

1. What housekeeping chore(s) do you hate doing the most?
Staubwischen. Konnte ich noch nie erklären. Danach kommt Staubsaugen, aber das wird aufgepeppt durch die Tatsache, dass ein Elektro-Spielzeug involviert ist.

2. Are there any that you like or don't mind doing?
Geschirrspülen macht mir fast nichts aus. Das mag daran liegen, dass man danach ein Ergebnis sieht, und dass viel Wasser dazu gehört.

3. Do you have a routine throughout the week or just clean as it's needed?
Weder noch. Es gibt immer den einen Punkt, an dem ich bemerke, dass ich ungern heimkomme. Dann weiß ich, dass der Dreck ungemütlich geworden ist. Wenige Tage später putze ich, dann am liebsten anfallartig alles.

4. Do you have any odd cleaning/housekeeping quirks or rules?
Woher soll ich wissen, was an meiner Putzerei unüblich ist? Ich sehe so gut wie nie anderen Leuten beim Putzen zu, habe auch noch nie ein Lehrbuch „Putzen - aber richtig“ gelesen.

5. What was the last thing you cleaned?
Meine Milchkaffee-Tasse heute morgen.
Zehn Dinge, die mich ein wenig seltsam machen

1. Ich gehe gerne allein ins Kino. Kinos mag ich am liebsten fast leer.

2. Bei Käsebroten passt unter die Käsescheibe am besten Marmelade. Rote Marmelade.

3. Zwischen 1984 und Februar 2003 habe ich nie eine Armbanduhr getragen. Öffentliche Uhren, anderer Leute Armbanduhren, Kirchturmglocken, Computer-Displays, Wecker und Handy-Displays haben durch alle Lebenslagen und Jobs hindurch genügt. Von einem Tag auf den anderen gehe ich ohne Armbanduhr nicht mehr aus dem Haus.

4. „Crisp“ hat in Schokolade nichts zu suchen.

5. Kinder sind mir völlig fremd, die meisten mag ich nicht mal. Vor einem Marsbewohner könnte ich nicht befremdeter stehen. Ich verstehe nicht, wie jemand sich Kinder wünschen kann.

6. Ich bin sehr gerne ganz allein. Ich bin sehr gerne auf Parties.

7. Ich fühle mich Menschen, die ich über E-Mails kennen gelernt habe, näher, als solchen, die eigentlich meine Freunde sein sollten.

8. Am liebsten wäre ich tot. Auch wenn es mir blendend geht.

9. Ich hasse Hochzeiten. Mit Leidenschaft.

10. Höchstfeine Schokolade (Hachez) schmeckt mir am besten in Mengen. Von der Tafel abgebissen wie von einem Wurtbrot und mit vollen Backen gekaut.
4.9.03 1:38 PM
Automatische generierte Nachricht (bitte ignorieren)

Es macht *pling* und in der Mailbox steckt von Absender
"Messaging Server"
eine Mail mit dem Betreff:
"Automatische generierte Nachricht (bitte ignorieren)"

Ich bitte Euch: WELCHER halbwegs ernst zu nehmende Mensch löscht das ohne Weiteres? Also *doppelklick*.
Es erscheint:

Verehrter Lotus Notes Benutzer
Dies ist eine Status Nachricht, die Informationen über
die Konfiguration Ihres Mailagenten enthält. Diese Nachricht wird automatisch verarbeitet und gelöscht.
Bitte ignorieren Sie diese Nachrichten in Zukunft, da sie ausschließlich für interne
Zwecke verwandt werden.

Sieht auch jeder den enormen erhobenen Zeigefinger des Admin, der hinter dieser Botschaft steckt? Der "wir haben doch geschrieben BITTE IGNORIEREN, was musst Du Dumpfnuss dann hier rumlesen" - Zeigefinger?

Ich bin beleidigt.
Beam me up

Der Müllwagen, der unter meinem Bürofenster die Speisereste der Kantine abholt, macht beim Rückwärtsfahren ein elektronisches Warngeräusch. Das klingt absolut wie der Klang des Beamens in der alten Star Trek TV-Serie. Da frage ich mich doch: War der Sound-Designer beim Hersteller des Mülllasters ein Trekkie? Oder ist der große orange Laster in Wirklichkeit ein Transporter ganz anderer Art? Hallo? Scottie?
3.9.03 1:46 PM
Alte Schule

Die Tschechen können das halt noch: Höflichkeit der Alten Schule. Und es ist ganz erstaunlich, wie gut das tut.

Weil die Kolleginnen aus verschiedenen Gründen verhindert waren, ging ich heute allein in die Kantine zum Mittagessen. Als ich bereits weit in meinen Salat-Teller vertieft war, setzte sich ein tschechischer Kollege zu mir. Dieser Herr am jüngeren Ende mittleren Alters verbringt einige Monate in der deutschen Zentrale, um später Führungsaufgaben in unserem tschechischen Werk zu übernehmen.

Wir hatten uns bei einem hausinternen Seminar kennen gelernt (er hatte mir freundlich beigebracht, dass Tschechen sehr, sehr ungern als Osteuropäer bezeichnet werden, Prag liege schließlich westlicher als Berlin). Heute beim Mittagessen unterhielten wir uns gepflegt über unsere Erfahrungen mit ausländischer Küche, wie unterschiedlich man Länder auf Geschäftsreisen erlebt im Vergleich zu Urlaubsreisen, woran man in New York ein gutes chinesisches Restaurant erkennt (Resopal-Tische, Neonlicht, lauter Chinesen).

Anschließend hatten wir noch ein paar Meter gemeinsamen Weg zurück in unsere jeweiligen Büros. Und als wir uns trennten, verabschiedete der Herr sich nicht nur, sondern fügte hinzu: „Danke, ich habe mich über unser Gespräch gefreut.“
Ganz schlicht und einfach.
Medienkonvergenz ist, ...

... wenn die Mitarbeiter eines Unternehmens per E-Mail die Bitte erhalten, sie mögen doch in ihren Büros nachschauen, ob die Rohrpost-Kapsel C19 bei ihnen gelandet ist ...
2.9.03 9:01 AM
Für Leute, denen ihr eigener Erfolg ein schlechtes Gewissen bereitet

Ich glaube nicht an Zufall.
Die Menschen, die in der Welt vorwärtskommen, sind die Menschen, die aufstehen und nach dem nötigen Zufall Ausschau halten.
(George Bernard Shaw)

Die Stunde der Stubenhocker

Leerer Blick, tonlose Stimme: „Wir wussten einfach nicht, was wir machen sollten ...“ Mehrfach habe ich diesen Satz gestern gehört. Von all den Kolleginnen, die in den vergangenen Monaten Montag für Montag begeistert von all ihren aufregenden Wochenendabenteuern erzählt hatten: Roller-Bladen am Lech entlang, Radeln um den Ammersee mit anschließendem Segeln auf demselben, Ausflug in die Berge inklusive Wandern, Tauchschein-Prüfung.

Vergangenes Wochenende regnete es ihnen endlich ihre Schwindel erregende Betriebsamkeit weg. Die Folge: völlige Ratlosigkeit. Diese Leute haben keinerlei Erfahrung im Nichtstun. Und endlich schlägt meine Stunde – die Stunde der Stubenhocker. Endlich war ich es, die begeistert von ihrem Wochenende erzählte. Wie ich den Samstagvormittag damit verbracht hatte, mit einer Tasse Milchkaffee auf dem Sofa sitzend, Laptop auf dem Schoß, bei ebay nach Kleidung zu stöbern. Wie ich mich sorgfältig gereinigt und gecremt hatte, dann spaßige Kleidung und Schuhe für den Tag ausgesucht, die ich in meinem konservativen Job nicht tragen kann. Wie ich dann in der Stadt Leckereien für den Abend eingekauft hatte, und gleich noch Backzutaten. Wie ich Kuchen gebacken hatte und englisches Hähnchen zubereitet, stundenlang mit meinem Liebsten geschlemmt hatte. Und wie ich nach ausgiebigem Schlaf am Sonntag Eltern und Geschwister besucht hatte.

Es soll sich aber niemand einbilden, diese Art des Wochenend-Vergnügens falle einem in den Schoß. Es erfordert lange Übung und vor allem ein eisernes Ignorieren des Wetters über lange Zeit. Nur wer lesend auf dem Sofa sitzen bleibt, selbst wenn nach fünf Regentagen mal wieder die Sonne scheint, weil ihn sein Buch jetzt eben fesselt, hat sich aus der Unterdrückung durch das Wetter befreit. Endlich ein Rezept für spanische Vanilletorte gefunden - aber draußen hat es über 25 Grad? Ignorieren! Ab in die Küche! Der neue James Bond läuft im Kino an - aber es ist Biergartenwetter? Pah, Premierentag ist nur einmal! Der Arzt empfiehlt frische Luft? Das gemütliche Wohnzimmer hat drei Fenster, die man alle öffnen kann.

Sollte es für diese Freizeitbeschäftigung ein eigenes Wort brauchen, empfehle ich: Extrem-Sandling.
1.9.03 12:52 PM
Schlimmer als 404

Anruf eines ranghohen Managers im Hause:
„Sie sind doch fürs Internet zuständig.“
Die gebildete Kaltmamsell erkennt die Metonymie, die das Ganze für den Teil setzt: „Ja, ich betreue unsere Website.“
„Weil da is a Seide“, (der Anrufer ist Franke), „die stimmd ned.“
„Oh das tut mir leid. Das korrigieren wir natürlich.“
„Der schreibt, dass er Lizenzpartner ist, des isser aber nimmer.“
„Auf unserer Website www.meinarbeitgeber.com?“
„Nein, da im Internet. Können Sie die Seite nicht rausnehmen?“

Ich brauche zwei geschlagene Sekunden, um meine Fassung wiederzugewinnen. Die scheinen dem Anrufer aber zu genügen, um Verdacht zu schöpfen, er könnte gerade Blödsinn geredet haben: „Oder soll ich bei dem selber anrufen?“
Meine Fassung reicht noch für eine höfliche Verabschiedung, bevor ich den Hörer auflege, in schallendes Gelächter ausbreche und die Begebenheit auf dem Gang herumerzähle.