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Beobachtungen und Gedanken der Kaltmamsell.

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30.8.03 6:48 PM
Der Modesommer 2004

Südengland ist modisch Süddeutschland immer etwa ein Jahr voraus. Das heißt, dass ich bei meinen jährlichen Sommerurlauben in England bereits einen Eindruck davon bekomme, womit mein zartes Modegefühl ein Jahr später im heimischen Alltag fertig werden muss.

2002 zum Beispiel beobachtete ich kopfschüttelnd, wie die jungen Mädchen Englands in Gummischlappen durch die Straßen schlurften – nicht einmal die anmutigste unter ihnen erreichte auch nur die Spur von Haltung oder Eleganz. Deshalb bildete ich mir tatsächlich ein, süddeutsche Mädels würden sich vielleicht bescheuert fühlen mit den Latschen? Reine Illusion natürlich, der lange lange Sommer 2003 hieß im südlichen Deutschland, den Anblick schlappender und schlurfender Mädchen und Frauen zu ertragen.

Worauf also, fragt sich die geneigte Leserin, müssen wir uns im Sommer 2004 gefasst machen? Sommerstiefel! Sie werden zu kurzen Röcken und nackten Beinen getragen, sind aus weichem Material (Wildleder oder Stoff), mit kaum Absatz.

Alternativ dazu werden sich sehr freizügige Pantoffel halten, allerdings nicht mehr die Gummi-Schlurf-Variante, sondern die zivilisierte Fortführung: Gerne als Zehensandalen, fast immer mit Absatz, aus Stoff oder Leder, sehr wenig Material, das aber gerne mit Glitzer.
Der Renner unter den coolsten: Birkenstock Modell Madrid, gerne auch als Plagiat.

Dauerbrenner: Turnschuhe, die jetzt Sneaker heißen. Besonders trendy sind die Modelle, die sich die Mode wohl von den Kletterern abgeschaut hat, das heißt: sehr flach und weich, Sohle gerne mal seitlich über den Rand hochgezogen und genoppt, Klettverschluss. Prada hat damit vor bereits zwei Jahren angefangen, dieses Jahr war es bereits das Puma-Modell Mostro.

Die ersten Herbstdekorationen der enlglischen Schuhläden sind allerdings der reine Horror: Lack in Neonfarben mit weiß. Die 80er schlagen mit flachen, spitzen Damenschuhen zurück.
28.8.03 3:08 PM
Die Wolke

Sie sieht gepflegt und appetitlich aus, arbeitet gründlich und bleibt dabei freundlich. Hat für jeden der Bürohocker, für den sie zuständig ist, ein nettes Wort.

Ihrem grauen Haar und dem schmalen, müden Gesicht nach ist sie weit über 50. Der putzige Akzent in ihrem singenden Deutsch verrät die rumänische Abstammung.
Zweimal die Woche höre ich es vor der Bürotüre rascheln, kurz darauf öffnet sie die Tür, einen Müllsack in der Hand. Wenn sie wieder geht, sind die Papierkörbe leer, manchmal die Schränke entstaubt.

Doch vor allem hängt dann ein durchdringender Schweißgeruch in der Luft. Jedesmal. Ob Winter oder Sommer. Ich kann den Besuch der Duftfahne nur durch Öffnen von Fenster und gleichzeitig Tür abkürzen, sonst sitze ich eine halbe Stunde in der Wolke.

Und dennoch werde ich mir die Peinlichkeit nicht antun, ihr ein Deo zu schenken. Zweimal die Woche - das wird doch wohl auszuhalten sein.
25.8.03 5:19 PM
Kinder-Konflikte

So sind wir ja hoffentlich erzogen worden, wir alle: Auf Schwächere nimmt man Rücksicht, und man teilt immer schön mit anderen.

Unter uns Erwachsenen funktioniert das auch ganz gut: Beim Skifahren warte ich immer wieder auf die langsamere Freundin, Gästen biete ich immer etwas zu trinken an, in die Arbeit bringe ich gerne auch mal frisch gebackene Muffins mit.

Wie aber sind die gesellschaftlichen Regeln im Umgang mit kleinen Kindern?

Ich halte ein Päckchen in der Hand, das ich gerade zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Es ist rundum mit Schokoladenbonbons geschmückt. Vor mir steht ein zweijähriger Geburtstagsgast, schaut mich mit großen Augen an (von so weit unten auch keine Kunst) und fragt: „Max Stück Schokolade kriegt?“ Das ist ja noch in Ordnung, großzügig reiße ich ihm ein Bonbon vom Geschenkpapier, Max bedankt sich.
Er hat die Süßigkeit noch nicht ganz geschluckt, da zupft er mich an der Hose: „Max noch Schokolade kriegt?“ Und jetzt beginnt der Konflikt. Ich weiß nämlich, wohin das führen wird: Max wird mich um „noch Schokolade“ bitten, bis keine mehr da ist. Das will ich aber nicht, ich liebe Schokolade und will auch etwas davon haben. Kann ich als Erwachsene das einem Zweijährigen einfach ins Gesicht sagen? Oder muss ich zu unlauteren Mitteln greifen, von wegen „du machst dir die Zähne kaputt“ oder so was?
24.8.03 11:27 AM
Sterbende Kastanien

„Tock, tocktock!“ - das macht’s seit mindestens einer Minute. Aber erst jetzt werde ich darauf aufmerksam: eindeutig ein Specht auf Nahrungssuche. Mittlerweile habe ich den Feldstecher schnell zur Hand. Tatsächlich, ein schlanker Grünspecht. Geht ihr mir doch weg mit eurem „Leben auf dem Lande“! Das habe ich mitten in der Stadt auch!

Vor dem Balkon stehen zwei mächtige Kastanien. Die seit ein paar Wochen wieder gottserbärmlich aussehen. Die Miniermotte hat sie seit Jahren am Wickel. Der Eigentümer des Grundstücks, auf dem die Kastanien stehen, hält sich glücklicherweise seit zwei Jahren an den Tipp der Stadtverwaltung, alles herabfallende Laub schnell zu beseitigen. Damit wird die Brut der Motte dezimiert. Das war wohl der Grund, dass die beiden Bäume dieses Jahr zumindest in aller Pracht grünen und blühen konnten. Doch schon im Juni zeigten sich die ersten Symptome des Befalls: braune Flecken auf den Blättern, die sich langsam vergrößerten. Bis die Blätter braun und hutzlich waren, schließlich abfielen. Jetzt haben beide Kastanien höchstens noch 25 Prozent ihres üblichen Blätterbestandes – und der sieht reichlich zerrupft aus.

Den Vögeln allerdings scheint das nichts auszumachen. Ich schätze mal, der Schädlingsbefall macht die Kastanien für sie nur umso interessanter. Deshalb hatte ich schon das Vergnügen, einen Kleiber zu beobachten, wie er kopfunter den Stamm hinab spazierte und dabei halsbrecherisch immer wieder nach oben guckte, den einen oder anderen Grünspecht wie eben, einen Buntspecht, Buchfinken und immer wieder Kohlmeisen (die sind allerdings Körnerfresser). Das verdorrte tote Laub am Fuß der Bäume ist zudem sehr verräterisch, wenn ein Igel darüberwackelt oder ein Eichhörnchen durchhüpft.