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Speisen Die Kaltmamsell
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30.6.2004 8:35 AM CET
Four Yorkshiremen
Beim Stichwort „Bonanzarad“ seufzt die Generation Illies wie aus einer Lunge. Pah, Ihr Wohlstandsgören! Gestern radelte ein etwa zehnjähriges Kind auf einem wahnwitzigen Gerät an mir vorbei, das mich tatsächlich nostalgisch machte. Denn in dem Wohnblock-Viertel, in dem ich aufwuchs, war der Standard nicht das echte Bonanzarad, sondern die selbst gebastelte Imitation - mir ham ja nix g’habt! Also her mit dem über drei Geschwister-Generationen durchgereichten Kinder-Fahrrad; ein Brett mit Schaumstoff und Klebe-Band umwickelt und damit den Sattel verlängert, an dessen Ende ein langes, gebogenes Stahlrohr befestigt („nein Mama, ich weiß nicht, wo dein Ärmelbügler abgeblieben ist“). Den entsprechenden hohen Lenker musste man sich allerdings kaufen lassen, da half nur ausdauerndes Betteln samt Verweis auf anstehende Geburtstage oder Weihnachten. Die Spitzenmodelle unter diesen Imitationen simulierten mit Hilfe von angeklebten Zigarettenschachteln und einem leergegessenen Eis-Steckerl sogar die Gangschaltung.
29.6.2004 1:18 PM CET
Typisch
Hab ich ja schon so meine Probleme mit den Klischees, was alles „typisch Frau“ oder „typisch Mann“ sein soll. (Letzthin verteidigte auf einem Fest eine werktätige Ehefrau Anfang 30, dass sie viel mehr im Haushalt macht als ihr ebenfalls werktätiger Mann: Frauen hätten halt ein größeres Bedürfnis nach Sauberkeit und Ordnung. Respekt: Ich war sprachlos.)
Ebenfalls schwierig ist für mich die Einordnung „typisch schwul oder lesbisch“ versus „typisch hetero“. Weswegen ich auch einen Punkt aus der Liste „Dos & Don'ts & More Don'ts for Gay Boy Refugees“ mopse (via malorama) und für Feministinnen adaptiere:
Aber jetzt soll es also auch noch typisch lesbische Mode geben?
28.6.2004 1:52 PM CET
The Gay Divorcee
Am gestrigen Sonntagnachmittag war dringend mal wieder Zeit für einen Film aus meiner Fred-Astaire-Sammlung. The Gay Divorcee von 1934 stellte sich als hervorragende Wahl heraus - ich hatte fast vergessen, wie hinreißend der Film ist. (Nein, der Titel bedeutet nicht Der schwule Exmann.) Es war der zweite Film, den Fred Astaire mit Ginger Rogers machte. Schon die Handlung entzückt mich durch ihre unmöglich aktualisierbare Gestrigkeit: Mimi Glossop (Ginger Rogers) will sich scheiden lassen, doch ihr Mann weigert sich. Also muss ein zwingender Scheidungsgrund her. Mimis Tante Hortense (Alice Brady) engagiert einen Profi für vorgeschützten aber offensichtlichen Ehebruch, den Italiener Tonetti (Erik Rhodes). Der amerikanische Tänzer Guy Holden (Fred Astaire) hat sich in Mimi beim Verlassen des Schiffes in England verliebt. Als er sie ausgerechnet am Ort des vorgetäuschten Ehebruchs (Brighton) wiedertrifft, hält sie ihn zunächst für den Untreue-Profi. Das Ganze bietet viel Platz für Komik, Musik und Tanz. Da wäre Eric Blore als „the waiter“, ein hinreißender Komiker. So ungefähr wäre Hans Moser gewesen, hätte er schauspielern können. Blore war später die Stimme von Mr. Toad in The Wind in the Willows (1949).
Oder die damals 17-jährige platinblonde Betty Grable (oben), später eines der berühmtesten Pin-ups des 2. Weltkriegs. Sie hat eine eigene, völlig unmotivierte Sing- und Tanzszene: „Let’s Knock Knees“. Cole Porters “Night and Day” ist drin, eigens für die Bühnenversion geschrieben. Und dann eine über 16-minütige Musikszene mit viel Tanz (“The Continental”), die 1935 den Oscar für den besten Song bekam.
Und erst die unsterblichen Dialoge! Einen ausgezeichneten Aufsatz über den Film und Astaires Tanzkunst darin gibt es bei Brightlightsfilm.
28.6.2004 8:12 AM CET
Bildung
Da war im Hauptstudium dieser Mitstudent - kompakte Statur, rundes Gesicht von hellen Locken umrahmt, immer mit leicht cherubinisch entrücktem Blick.
27.6.2004 11:56 AM CET
The Magnificent Saturday Seven
1. Was ist Dir lieber: VIVA oder MTV?
2. Was ist der erste Song an den Du Dich erinnern kannst?
3. Dürftest Du einen Sänger aus der Musik-Geschichte streichen, wer wäre das?
4. Welches ist das nervigste Lied der Musik-Geschichte?
5. Welche Platte in Deiner Sammlung ist Dir richtig peinlich?
6. Welcher Song bedeutet Dir am meisten?
7. Der Soundtrack welches Films passt am Besten zu Deinem Leben?
26.6.2004 9:20 PM CET
Pein
- Der Veranstaltungsort in den österreichischen Alpen. Den wir perfekt gewählt hatten, denn seine Exotik begeisterte die fast durchgehend männlichen Gäste aus aller Welt sichtlich. Dessen detaillierte Geschmacklosigkeit (zum abgebildeten Lampenstil gab es Zirbelholz und Eiche) meine Verkrampfung sekündlich steigerte. - Der externe Moderator der Podiumsdiskussion, der unseren Unternehmensnamen falsch aussprach. - Die mitgebrachte, verzweifelt jung gebliebene Ehefrau eines betagten Podiums-Diskutanten, die unablässig Banalitäten schwallte. Außer wenn sie sich mit den Erlebnissen ihres Ehemannes brüstete: "Wir haben ja jetzt am Lehrstuhl auch zwei Frauen." - Die Fachjournalistin, die jeden Programmpunkt erst mal hinterfragte: „Warum müssen wir das Gepäck schon um neun zum Bus bringen? Es geht doch erst um halb zehn weiter!“ - Der hysterische und unterbelichtete Subalterne, der schon während der Vorbereitungsstunden alle mit seinen Sorgen kirre machte, am Event selbst durch die Gänge rannte und dabei „Ich hab’s gewusst! Ich hab’s gewusst!“ vor sich hin zischte. - Das Personal, das während der Veranstaltung auf der Hotelterasse begann, Rasen zu mähen. - Mein Menstruationszyklus, der mich genau an diesen beiden Veranstaltungstagen mit einer Jahrhundertflut überraschte. - Die unvermutet anwesende Familie eines Dienstleisters, die sich erst mal über das Buffet her machte. - Der Kollege aus dem Schwesterunternehmen, der während der Präsentation die Gäste ständig durch Schwätzen ablenkte. - Der englische Journalist, der mir beim spätnächtlichen Absacker auseinander setzte, dass Margaret Thatcher ein Glücksfall für Großbritannien gewesen sei: Die habe wenigstens getan, was sie sagte, und sich nicht um die Medien geschert. - Der launige bayerische Busfahrer mit Hang zum Zwangsduzen. Der in Zeitungsberichten über Vereinsfahrten garantiert als „echtes Original“ auftaucht. - Der Kollege einer ausländischen Niederlassung, der versuchte, mir Respekt zu bekunden, indem er meine Schnaps-Empfehlung (Vogelbeere) lobte: „Ah, this is for real men!“ - Nachdem meine ungehobelten Tischgenossen beim Abendessen sich für Cabernet Sauvignon statt Zweigelt entschieden hatten: „Give me the hard stuff.“ - Das Tischgespräch, das den Umständen entsprechend irgendwann auf Mehrsprachigkeit kam. Fremdsprachen, hihi, lerne man ja auch am besten im Bett, kicher, glucks. Woraufhin der Alkohol mit mir durchging und ich in meinen Fisch-Gang murmelte, ich wolle ja nicht indiskret sein, aber da habe ja jemand ein wenig seltsame Bettgewohnheiten, wenn dabei genug zum Fremdsprachenlernen gesprochen werde. Schallendes Gelächter und Gepruste aus fünf Ingenieurskehlen.
Eine weitere solche Veranstaltung steht mir im August bevor. Dann bin ich auch noch als Gastgeberin ganz auf mich allein gestellt. Ich behalte den verspannten Nacken am besten gleich.
24.6.2004 1:43 PM CET
Noch kaputter
Die Stürme der vergangenen beiden Tage haben den strandnahen Teil des West Pier (links) in Brighton weggerissen, schreibt der Independent.
23.6.2004 10:02 AM CET
Öd
Hier tut sich grad nichts.
22.6.2004 8:03 AM CET
Nach dem Urlaub
"Drei Wochen Urlaub sind wie ein Vollrausch", traf es mein liebster IT-Kollege auf den Kopf. Ich hatte zwar nur zwei, fühlte mich dennoch gestern lückenhaft. Da ich aber die Chance hatte, innerhalb einer Stunde in E-Mails sowohl das Wort "meticulously" als auch "adamant" zu verwenden, war es ein guter Tag.
18.6.2004 10:59 AM CET
Abschied
Es war einmal der Chef einer gut gehenden Münchener Werbeagentur, der die Initialen G.W. trug. Grade mal über 40 Jahre alt begann er Mitte der 90er ein Studium der Philosophie an der Ludwig-Maximilian-Universität. Nach einigen Seminarstunden beklagte er bei seinen Mitarbeitern, die berühmt hübschen Münchener Studentinnen würdigten ihn keines Blickes. Die Agentur-Mitarbeiter, allesamt erheblich jünger, erkundigten sich nach genaueren Umständen. Dann rollten Sie einmütig die Augen und wiesen G.W. darauf hin, dass er an geisteswissenschaftlichen Instituten nicht gerade attraktiv wirkte, wenn er mit einem fetten BMW und im Anzug daherkam. Die lieben Werber und Werberinnen ersannen eine Lösung und setzten sie um: Zu seinem nächsten Geburtstag stellten sie G.W. einen taubenblauen Citroën 2CV6 in die Tiefgarage, frisch importiert aus Nordafrika, chromblitzend und praktisch ungefahren. Den Kaufpreis zog die Buchhaltung von seinem nächsten Geschäftsführergehalt ab. Welche konkreten Folgen der Wechsel von Outfit und Auto hatte, ist nicht überliefert. Klagen kamen allerdings keine mehr. Nun trug es sich zu, dass mein kleiner Bruder just zu dieser Zeit in besagter Agentur zum Werbekaufmann ausgebildet wurde. Als Lehrling war er unter anderem zuständig für die Pflege des cheflichen Nebenautos: Waschen*, zum Schrauber fahren, vom Schrauber abholen, umparken. Da mein Bruder nie mit der erforderlichen liebevollen Einstellung ins Entenfahren eingewiesen worden war, hasste er all die Abweichungen vom Standard, auf die man sich in einem Citroën 2CV einstellen muss: Zündschlüssel links, Revolverschaltung, Zwischengas etc. Er hasste die Ente. Schon nach gut einem Jahr und mit einem Tachostand knapp unter 10.000 Kilometer hatte das taubenblaue Studentenauto seinen Dienst wohl getan. G.W. kümmerte sich nicht mehr darum, ließ es einfach in einer Nebenstraße stehen, veranlasste nicht einmal mehr regelmäßige Pflege. Als ihm zumindest die Existenz seines Citroën 2CV mal wieder einfiel und sein Gewissen sich meldete, bot er ihn kurzerhand meinem Bruder an. Der wehrte sich reflexartig mit Händen und Füßen – doch dann fiel ihm ein, dass er eine Schwester ohne Auto, aber mit einer Schwäche für Citroën 2CV hatte. Er ließ sich also von G.W. die Ente schenken. Der Plan meines Bruders, mir das Auto nach lediglich kurzer Reinigung zu übergeben, war allerdings nicht umzusetzen: G.W. hatte sowohl alle Autoschlüssel als auch sämtliche Autopapiere verschlampt. Zudem war der Citroën 2CV in einem erbärmlichen Zustand. Ihm fehlte der Tankdeckel, das Faltdach hatte ein Loch, als mein Bruder die Abgasuntersuchung nachholen wollte, teilte ihm die Werkstatt mit, sie könne sich nicht entscheiden, an welchem der vielen Löcher im Auspuff sie das Messgerät ansetzen sollte. Es dauerte mehrere Monate, bis Ämter und Citroën-Zentrale Deutschland Autoschlüssel sowie Papiere ersetzt hatten und bis die Ente repariert und gereinigt war. Es war ein grauer Sonntag im März 1997, als meine Mutter morgens anrief um sicherzugehen, dass ich um die Mittagszeit zu Hause sein würde. Drei Stunden später klingelte es an der Tür: Davor stand meine gesamte Familie, alle mit schelmisch funkelnden Augen. Ob ich nicht mal in den Hinterhof schauen wolle? Dort stand, chromblitzend und praktisch ungefahren, ein taubenblauer Citroën 2CV, geschmückt mit unzähligen gelben Schleifen. Mein Bruder überreichte mir die Fahrzeugpapiere und den Autoschlüssel. Am Schlüssel hing ein winziges Ledertäschchen mit Telefongeld und der Nummer des ADAC. Der Kofferraum enthielt nicht nur die Originalausstattung des Wagens, also Reserverad, Anlasskurbel, Wagenheber und Holzkeil. Mein einzigster und liebster Bruder hatte auch für eine karierte Wolldecke und Starthilfekabel gesorgt. Seither fuhr ich die Ente, mal mehr, mal weniger. Eher weniger. Denn nicht nur brauche ich eigentlich kein Auto und fahre ungern, ein Citroën 2CV ist ein rechtes Sensibelchen und fährt gerne auch mal nicht. In den vergangenen Jahren stand mir zwar als Schrauber ein echter Ent-usiast (siehe Eintrag vom 17.9.) zur Seite, doch für ihren diesjährigen Winterschlaf blieb die Ente weit entfernt von ihm liegen. Seit Dezember letzten Jahren stand das Auto einfach in einer Nebenstraße. Am liebsten hätte ich es einfach vergessen – sein Schicksal schien sich zu wiederholen. Vor zwei Wochen gab ich mir endlich den notwendigen Ruck, der mich ans Telefon schubste. Ich rief den Entendoktor an und schenkte ihm das Auto. Die einzige Gegenleistung, um die ich bat: Er musste den Citroën 2CV mit mir in Augsburg abholen. Gestern fuhren wir hin, brachten die Ente recht schnell zum Laufen, tuckerten sie nach München. Dr. ent. bekam Papier und Schlüssel. Es ist sein 24. Citroën 2CV.
Jungfernfahrt im März 1997 *Bei aller suspension of disbelief gibt es in der Filmgeschichte einen sachlichen Fehler, den ich nicht zu verzeihen bereit bin: Am Anfang von Indecent Proposal wird eine Ente in eine WASCHSTRASSE gefahren!!!! (Ein Citroën 2CV ist sehr luftig gebaut und damit nicht wasserdicht. Durch den Wasserdruck in einer Waschstraße würde der gesamte Innenraum durchnässt.)
17.6.2004 12:21 PM CET
Aus der Patienten-Werkstatt?
16.6.2004 9:58 AM CET
Little Italy
unter beifallsjubel von uns restaurantgaesten hebt der ex-busboy erneut sein sweatshirt. einige restaurantgaeste tun es ihm nach. die dicke polizistin verzieht keine miene. der kellner steht kopfschuettelnd da und kratzt sich den bart. Heute bei Frau Buschheuer (leider keine Einzellinks).
16.6.2004 8:53 AM CET
Geschichte
Eben habe ich die Lebenserinnerungen der Sara Tuvel Bernstein (Die Näherin) gelesen. Wieder eine fremde Frau, Altersgenossin meiner Großmutter, über die ich erheblich mehr weiß als über meine beiden eigenen Großmütter. Meine polnische Oma hat, ebenso wie Sara Tuvel in Bukarest, in der Nähe von Krakau eine Schneiderinnenlehre begonnen. Irgendwann hat man mir erzählt, dass sie diese noch nicht abgeschlossen hatte, als die Deutschen sie zur Feldarbeit nach Schwaben verschleppten. Mehr weiß ich nicht. Nicht wie sie zu dieser Lehrstelle überhaupt gekommen ist, ob sie Lehrgeld zahlen musste, wessen Idee die Lehre überhaupt gewesen war. Ich habe gelesen, wie Sara Tuvel in ungarischen Arbeitslagern und im Konzentrationslager Ravensbrück ihre Schwestern beschützt hat, welche Überlebensstrategien sie anwandte. Von meiner Großmutter Kazimiera weiß ich nicht mal, unter welchen Umständen sie und ihre ältere Schwester Irena überhaupt zur Zwangsarbeit ausgewählt wurden. Doch, das würde mich alles sehr interessieren. Und meine Großmutter lebt sogar noch. Aber um Details über ihre Vergangenheit herauszufinden, müsste ich mit dieser widerlichen Frau sprechen. Beim Gedanken daran schüttelt es mich. Ich müsste mich ihren nassen Küssen aussetzen, ihrer Quäkstimme, in der sie nahezu unverständlich schlechtes Deutsch spricht, ihrer bodenlosen Dummheit, ihrem Selbstmitleid, ihrer Weinerlichkeit, ihrem Gejammer über Wehwehchen („Tut’de de Kupf so wëi!“ „De Fieße! Kun i ned laufe!“), ihrer keckernden Jovialität, ihren neckischen Klapsen auf meinen Po. Aber wer weiß, wie lange sie noch lebt und erzählen kann? Da sie praktisch nicht lesen und schreiben kann, gibt es von ihr selbst sicher keine Aufzeichnungen. Erzählt hat sie auch nie viel, sie ist einfach zu dumm zum Geschichtenerzählen. Sie kapiert ja nicht mal einfachste Fernsehsendungen. Einer anderen Oma könnte ich ein Aufnahmegerät oder Diktiergerät geben und sie bitten, einfach ihre Erinnerungen draufzusprechen. Die Intelligenz meiner Oma reicht gerade mal (knapp!) zum Bedienen eines Gasofens, einer mechanischen Nähmaschine und eines Handrührgeräts. Außerdem wüsste sie ohne konkrete Fragen nicht, was sie erzählen soll. Ich müsste also mit einem Aufnahmegerät zu ihr gehen und sie ausfragen. Wenn ich mich nicht bald aufraffe, werde ich es bereuen. Könnte ich nicht mit jemandem tauschen? Ich interviewe deine blöde Oma, dafür interviewst du meine?
15.6.2004 7:53 AM CET
Antike Perry-Mason-Cover
13.6.2004 6:32 PM CET
Have I got news for you
Man stelle sich eine TV-Show vor, in einem der öffentlich rechtlichen Sender. Eine Nachrichtenshow mit drei Personen Stammbesetzung. Teamleiter eins wäre Martin Sonneborn, verantwortlicher Redakteur des Satiremagazins Titanic, die Gegenseite leitete Bruno Jonas. Dazwischen als Moderator ein Nachrichten-Profi ohne zu viel eigenes Profil, aber mit flinkem Hirn. Vielleicht jemand Ehrgeiziger aus dem Vormittagsprogramm? Denn Josef Joffe wird leider kaum Zeit für sowas haben. Die beiden Teamleiter bekommen bei jeder Ausgabe der wöchentlichen Show jeweils einen Gastpartner, meist ein Kabarettist / Komiker und ein Politiker / politischer Journalist. Ach, ich bin mal wieder dabei, mir eine grandiose englische Fernsehshow auf Deutsch vorzustellen, diesmal Have I got news for you. Während meines diesjährigen England-Urlaubs habe ich endlich mal eine Folge live gesehen und dadurch erstmals fast alle Nachrichten gekannt, um die es ging. Zudem habe ich mir im örtlichen BBC-Shop eine DVD mit dem Best-of geholt. Und bis eben angeschaut.
Die Show: Die Show hat ein enormes Tempo und lebt vom Hintergrundwissen, dem Wortwitz, der Schlagfertigkeit und der Unterschiedlichkeit der drei Hauptpersonen. Die Punkte werden nach einem nie erklärten Modus verteilt. Es kommt der Sendung sehr zugute, dass sie nicht kontinuierlich läuft, sondern nur zweimal im Jahr mit üblicherweise acht Folgen erscheint. Aufzeichnung ist immer donnerstags, damit haben die Anwälte bis zur Ausstrahlung am Freitag genug Zeit für Änderungen. Die Catchphrase: „Allegedly.“
Bis Oktober 2002 war der Moderator der „smooth, sarcastic, yet rather sophisticated” Angus Deayton. Dann tauchten in der englischen Klatschpresse Geschichten auf, Deayton sei beim Koksen und mit Prostituierten erwischt worden. Die Folge Have I got news for you direkt nach dem Skandal ist fast vollständig auf der Best-of-DVD: Angus wird darin vom Rateteam rücksichtslos auseinander genommen – wie sie es halt in all den Jahren bei ähnlichen Geschichten mit Politikern (teilweise als Gäste anwesend) gemacht hatten. Als kurz darauf weitere unappetitliche Details öffentlich wurden, warf die BBC Angus Deayton raus; seither wechseln sich Gast-Moderatoren ab. Mir ist schon klar, dass Sieben Tage, sieben Köpfe sowas Ähnliches sein soll. Neeeeever!
12.6.2004 1:12 PM CET
Jetzt mal blöd gefragt
Der Münchener U-Bahnhof Sendlinger Tor ist ziemlich groß, inklusive Einkaufspassage, Telefone und Klo, und hat vier große Ausgänge. Der nächstgelegene U-Bahnhof Marienplatz ist noch viel, viel größer. Eigentlich hat der gesamte Marienplatz damit ein Untergeschoß. Wäre es nicht eine Idee, die beiden Bahnhöfe gleich durch einen Gang zu verbinden?
12.6.2004 11:02 AM CET
Samstag Sieben
1. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Was gefällt Dir am Besten?
2. Auf was am Sommer freust Du Dich am meisten?
3. Was ist Deine schönste Sommer-Erinnerung?
4. Was ist Deine Abhilfe gegen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke?
5. Auf welches Eis kannst Du nicht verzichten?
6. Urlaub? Auf Balkonien, Mallorca oder Grönland? Wo geht es hin?
7. Was war Dein Sommer-Song-Hit 2003?
10.6.2004 7:44 PM CET
Brighton 2004
Meine Anglophilie gründet sich in erster Linie auf Sprache. Die Engländer haben eine so schöne und verwenden sie dann auch noch so angenehm. Zum Beispiel auf diesem Warnschild auf dem Palace Pier in Brighton: Erst weisen sie auf die Gefahr hin, dann auf das Verbot. Auf der Verkaufstheke eines Zeitungsladens in der Innenstadt klebte ein handgeschriebener Zettel „Please do not ask for change for the phone box“. Mehr bebilderte Gründe für meine eben erneuerte Liebe zu Großbritannien hier:
10.6.2004 11:35 AM CET
Wie misst man Niveau?
Da flackerte doch grade mal vor zwei Wochen wieder diese Klage auf, das deutsche Fernsehen werde immer schlechter. Aufhänger waren unter anderem zwei Spiegel-Artikel von Reinhard Mohr, der über die „Verblödung“ klagte und schrieb „das Niveau sinkt auf breiter Front“: Ich frage mich: Kann man das belegen? Feuilletonisten dürfen ja ihre Äußerungen auf persönlichem Eindruck basieren; und solange dieser Eindruck ergibt, dass irgendwas immer schlechter wird, stimmt ihnen die Mehrheit zu. Nebenbei: Schon mal aufgefallen, dass fast alles immer schlechter wird? Das fast alles früher besser war? Der Fußball, der eigene Chor, die Politik, das Theater, das arbeitgebende Unternehmen, die Popmusik? Meine ganz eigene Art von Skeptizismus mag sich aber nicht damit abfinden, dass manche Leute anscheinend nur zufrieden sind, wenn sie eine Verschlechterung registrieren. Skepsis bedeutet ja nur die kritische Überprüfung von Hypothesen und damit die Suche nach Beweisen. Nehmen wir das Gezeter also mal ernst und fragen uns, wie man sinkendes Niveau im deutschen Fernsehen beweisen könnte.
1. Wir könnten den Anteil an Niveau am gesamten Programm messen. Dann hätten wir also eine Gesamtmenge an Fernsehen und würden alle Sendungen in niveauvoll, neutral oder niveaulos unterteilen. Das machen wir jahrweise und sehen uns dann die Entwicklung an. All diese schönen Methoden haben allerdings einen massiven Haken: Wir müssten erst mal festlegen, was eigentlich Niveau ist. Oder, noch wackliger, was zu Kultur zählt und was nicht. Nöhlende Feuilletonisten scheinen davon auszugehen, dass man das kann - vor einer Definition drücken sie sich dann allerdings. Mir fallen durchaus Ansätze ein, allerdings würde ich die Begriffe „Niveau“ und „Kultur“ meiden. Wir könnten die Neurologie bemühen und betrachten, ob und welche kognitiven Gehirnbereiche beim Betrachten welcher Sendungen aktiv sind (ich entschuldige mich für die wenig sachgemäße Verwendung von fremdem Fachvokabular). Wir könnten betrachten, wie weit in einer Sendung allgemein anerkannte Perspektiven (Volksmeinung) lediglich wiedergegeben werden oder reflektiert und hinterfragt. Oder wir messen den Informationsgehalt einer Sendung (huch! nächster Treibsand: was ist schon keine Information?). Alles ziemlich komplex. Aber ich habe die Nase voll von öffentlichen Nöhlern, die nicht mal ansatzweise diese Komplexität berücksichtigen.
10.6.2004 12:17 AM CET
Urlaub ist...
... wenn ich endlich mal der Frau Engelke nachts beim Arbeiten zuschauen kann. Gefällt mir! Aber was haben die mit der ihren Haaren gemacht?!
9.6.2004 6:14 PM CET
Innocent
In England gibt es ohnehin massig leckeres Essen und Trinken. Eine unglaubliche Vielfalt an Sandwiches, Keksen und Schokoriegeln, dazu schmeckt das Obst und Gemüse aus dem Supermarkt erheblich besser als das, was ich aus bayerischen Supermärkten kenne. Ich erkläre mir das damit, dass England einfach eine lange Erfahrung im Importieren von Obst und Gemüse hat. Besonders lecker sind auch die „Smoothies“, die es seit einigen Jahren in englischen Kühltheken gibt: frische Obsäfte, die mit Bananenpüree angedickt richtige trinkbare Mahlzeiten sind. Manchmal ist auch ein wenig Joghurt dabei. Warum es die in Deutschland nicht gibt, verstehe ich nicht so recht. Meine absolute Lieblingsmarke im Smoothie-Segment ist innocent. Das hat zum einen mit dem Packungsdesign zu tun.
Für dieses Schlichte, Ehrliche bin ich sehr zu haben (siehe Bodyshop). Ebenso schlicht, ehrlich und ungezuckert schmecken die Smoothies (Mango/Passionsfrucht, mmmh) und Thickies (z.B. Joghurt/Mango/Cocos…).
Dazu kommt die ungemein sympathische Firmengeschichte von innocent (von mir aus auch exzellent erfunden): (Ist übrigens kein Einzelfall: In Brighton gibt es den ersten von einigen Schokoladenläden namens Montezuma. In diesem Fall waren es zwei Londoner Anwälte, die vor ein paar Jahren ihren Job an den Nagel hängten, um in Sussex handgemachte Schokolade herzustellen und zu verkaufen. Ich empfehle besonders den Schokoriegel „Space Hopper“: Milchschokolade mit Orangenöl und Orangeschale.)
4.6.2004 7:41 AM CET
3.6.2004 2:57 PM CET
Obst
Nicht immer nur lästern, wenn Zelebritäten (ha!) ihren Kindern eigenartige Namen geben. Hier bekommt Frau Paltrows Tocher Apple ein paar Tipps:
Named for a Fruit? Make Juice
Years ago when I met an ex-boyfriend of the writer Plum Sykes and he took a liking to me, I couldn't resist telling him, "You just like girls with fruit names."
3.6.2004 12:48 PM CET
2.6.2004 2:59 PM CET
Schwärmerei, nachgeholt
Manchmal ist man einfach zu spät dran mit der Schwärmerei für Filmschauspieler. Bei Ikonen wie Carry Grant (vor allem in Arsenic and Old Lace) ist das zu verwinden - mit ihm verbinde ich keine persönlichen Erinnerungen, der gehört zu einer anderen Welt. Aber es gibt dann doch jemanden, bei dem ich mich um ein rechtzeitiges Schwärmen gebracht sehe, weil meine Eltern meinen jugendlichen Fernsehkonsum allzu sehr einschränkten.
Vielleicht musste aber auch erst der richtige Augenblick kommen. In Three Men and a Baby hatte er keine Spuren hinterlassen; zum ersten Mal aufmerksam wurde ich auf den Herrn in In & Out. Erst nachdem ich Tom Selleck mal ohne Schnauzer gesehen hatte, verknallte ich mich in sein Oberlippengestrüpp. Jetzt erst hole ich den feuchten Mädchentraum der 80er nach: Magnum. Aber vielleicht funktioniert auch das nur mit zeitlichem Abstand. Windige Turnschuhe, bunte Leibchen, ein wenig heldenhafter Held. Dazu kommt das erschütternde Styling der Damens, das mir zur Illusion verhilft, DIE hätte ich locker ausgestochen. So, jetzt isses raus.
1.6.2004 4:18 PM CET
Old Economy ist...
... wenn nur während der Bürozeiten geputzt wird. Eben musste ich einmal mehr ein Telefonat wegen Staubsauger-Lärms abbrechen. Und meine Schreibtisch-Oberfläche wurde zuletzt vor Weihnachten gereinigt, als ich nicht nur auf Reisen war, sondern auch eine beherzte Putzfrau Dienst tat, die sich trotz meiner Abwesenheit in mein Büro wagte.
1.6.2004 11:11 AM CET
Abc*
Do, a dear, a female dear, re, a drop of golden sun... Hoppla, falsches Musical... A - Age: Laut Ausweis 36, gefühlt 45. B - Band listening to right now: Keine. Die letzte Musik, die ich gehört habe, war Samstag beim Bügeln der Soundtrack von O brother, where art thou. C - Career future: Professorin für Englische Literaturwissenschaft. D - Dad's name: Jesús. E - Easiest person to talk to: Mitbewohner, weil ich mich in seiner Gegenwart sogar laut fragen kann, warum Wasser eigentlich auch dann verdunstet, wenn es gar nicht heiß genug für’s Verdampfen ist. F - Favorite song: Keiner, ich hab’s nicht so mit Musik. G - Gummy Bears or Gummy Worms: Dicke Schlangen, weil die weicher sind als die Bärchen von Haribo. H - Hometown: München, zur Zeit. I - Instruments: Gelernt habe ich Blockflöte und Querflöte, mehr als Weihnachtslieder traue ich mir aber nicht mehr zu. J - Job: „Content Manager“ steht in meinem Arbeitsvertrag. K - Kids: Niemals. L - Longest car ride ever: Die 2000 Kilometer von Bayern nach Madrid in einem Stück, mehrfach als Familienurlaub. Typisches Schicksal von Gastarbeiterkindern. M - Mom's name: Irena. N - Number of people you slept with: Wenige, trotzdem musste ich nachzählen. Was gilt denn alles als „slept with“? Nur Penetration? Auch wenn's unerfreulich war? O - Obsession(s): Das mit dem Leben. P - Phobia(s): Keine. Q - Quote: Je nach Situation, was halt den größten Lacher bringt. R - Reason to smile: Dass ich in zwei Wochen endlich, endlich von meinem Auto befreit sein könnte. S - Song you sang last: “Down to the river to pray” aus dem Soundtrack von O brother, where art thou. T - Time you wake up: Zwischen 5.30 Uhr (heute) und 8 Uhr (Samstag). U - Unknown fact about me: Tut mir leid, nichts zu holen; ich bin der Typ WYSIWYG. V - Vegetable you hate: Rhabarber. Hasse ich so, dass es als Gemüse durchgehen muss. W - Worst habit: Schlamperei. X - X-rays you've had: Lunge, Knie, Zähne, Lendenwirbelsäule (oft). Y - Yummy food: Schokolade. Z - Zodiac sign: Löwe.
via Anke
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