Sie steckte sehr wahrscheinlich wieder im dritten Glas Wein, die Drecksmigräne. Und obwohl ich das doch weiß, musste ich es unbedingt trinken, wollte die eine stärkere Stufe der Alkoholisierung spüren.
Ins Bett schon um zehn – diese Woche hat mich wirklich fertiggemacht. Aufgewacht um vier von einem Schmerz, als stecke mir ein Hackebeil quer in der Stirn. Zwei Paracetamol eingenommen in der lächerlichen Hoffnung, ich käme diesmal mit einem schlichten Kater davon. Doch dann rollte die überwältigende Übelkeit an: Nix Kater, hier ist Meisterin Migräne. Ab fünf mehrfach Rekordzeiten auf der Strecke Schlafzimmer – Klo ertrabt: Alles muss raus, egal in welche Richtung. Wahrgenommen, dass meine Haare fast schon so lang sind, dass ich sie mir aus dem Gesicht halten muss. Im Bett Schwimmen in den verschieden hohen Wellen der Übelkeit, mal wacher, mal weniger wach. Warten auf den Moment, in dem sich der Würgegriff endlich lockert, und ich in komatösen Schlaf falle. Krämpfe in Wade und Zehen. Wenigstens hin und wieder einen Schluck Wasser zum Drinbleiben einladen.
Währenddessen bereits die Trauer, dass ich den angekündigten Hochsommertag also nicht für eine Schwimmrunde im Schyrenbad werde nutzen können, die Frühstücksverabredung werde absagen müssen. Gleichzeitig aber auch das beruhigende Wissen, dass die Attacke ein Ende haben wird, dass meine Qual auf Stunden begrenzt ist.
Abwechselnd Blutleere mit Schweißausbrüchen, hochrote Hitze, frostiges Schütteln – alle Sorten von Bettdecken werden genutzt, vom Sommertuch bis zum Federbett inklusive Bademantel.
Diesmal ist es schon zehn, als der Aufruhr sich endlich legt, ich entspanne und in den Schlaf falle.
Die Kirchturmuhr schlägt zwei Uhr, als ich daraus erwache und mich wieder zu den Gesunden zähle. Nie wieder ein drittes Glas Wein.