Essen & Trinken

Journal Dienstag, 29. Juli 2025 – RegenblablablaRegen

Mittwoch, 30. Juli 2025

Nach einem unangenehmem Aufgewecktwerden durch Menschenlärm aus dem Park schlief ich (jetzt bei geschlossenen Fenstern) gut.

Der Tag startete dunkelgrau düster und trocken, vor allem aber sehr kühl.

Stillleben heißt ja auf Spanisch “naturaleza muerta”.

Im Büro ab Rechnerhochfahren Emsigkeit, unter anderem sprang ich für einen Job kurzfristig ein.

Doch der Druck war nicht zu hoch für einen Mittagscappuccino im Westend, genau zu dieser Zeit sah ich auch ein paar blaue Löcher zwischen den Wolken am Himmel. Und ich habe in langen Jeans und Jacke schon deutlich mehr gefroren in einem Juli unserer Breiten.

Zu Mittag gab es nach weiteren Handgriffen am Schreibtisch den restlichen Linsensalat vom Vorabend sowie Nektarinen. Das war anscheinend nicht nachhaltig genug: Nachmittags brauchte ich noch eine Hand voll Nüsse.

Am frühen Nachmittag goss es nochmal kräftig. Mehrfach. Die angekündigte vorübergehende Wetterberuhigung (24 Stunden) stellte sich nicht ein, an der Isar wird Hochwasserstufe 1 gemeldet.

Leider wieder schmerzende Lendenwirbelsäulengegend mit Abbrech-Gefühl und kurzem Wechsel zwischen Arbeiten im Sitzen und im Stehen.

Kürzlich sprach ich mit einer Gleichaltrigen, die ich wegen ihrer Hexenschuss-Beschwerden bemitleidete; sie meinte verschämt, vielleicht sei es Zeit, doch mal mit ein wenig sportlicher Bewegung als Vorsorge gegen Altersleiden zu beginnen. Ich musste ihr im Verlauf des Gesprächs gestehen, dass ich seit so vielen Jahren nie komplett schmerzfrei war, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie das ist. Bis dahin hatte ich angenommen, das gehe allen Menschen in meinem Alter so.

Heimweg unterm Schirm und über Obst- und Drogerie-Einkäufe. Zu Hause Yoga-Gymnastik (eine Ruhe-Folge), Brotzeitvorbereitung, dann servierte Herr Kaltmamsell die Ernteanteil-Aubergine als Pasta alla Norma.

Sehr gut – aber diese Manfredini/Mafaldini enttäuschen mich: Sie behalten beim Kochen nicht ihre Form, sondern zerfallen. Dazu gab es den Ernteanteil-Kohlrabi als Salat, den ich bereits am Montagabend zubereitet hatte (noch nie einen so großen Kohlrabi erlebt, der so wenig holzig war).

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Felix berichtet die Geschichte seiner angeborenen Körperform und warum er sich dagegen Abnehmspritzen verschreiben hat lassen:
“‘milde adipositas'”.

Grundsätzlich wundert mich ja, dass bei einem Menschen mit über Jahre perfektem Blutbild und nachweisbar regelmäßiger Bewegung das statistische Übergewicht als Risikofaktor eingeordnet wird.
Dann wieder: Das war bei seiner jüngeren Schwester ja auch so. Und doch blieb ihr Herz einfach stehen. (Rein strukturell deutet das für mich auf einen ursächlichen Faktor hin, der unter anderem auch für Übergewicht verantwortlich war und nicht umgekehrt – aber das führt in Tiefen des menschlichen Stoffwechsels, die bei näherer Recherche immer noch ein großer weißer Fleck sind => Raum für Spekulationen, Esoterik, unseriöses Marketing.)

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Endlich Zeit gefunden, den Bachmannpreis-Vortrag der Gewinnerin Natascha Gangl nachzusehen und die Jury-Diskussion darüber:
“Da Sta”.

Verstörender Text, nahe an Lyrik, hervorragend präziser Vortrag – ein großartiges Beispiel für das offene Kunstwerk (im Sinne von Umberto Eco). Ich bin komplett einverstanden mit der Preisvergabe.

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Die Art Niedlichkeit, bei der ich sofort mitgehe:
Passanten bekleben die bei Brandanschlag beschädigte Sendung-mit-der-Maus-Figur mit Pflastern.

Journal Montag, 28. Juli 2025 – Verregneter, langweiliger Montag

Dienstag, 29. Juli 2025

Ohne Regenrauschen aufgewacht, little blessings. Wegen diverser Häuslichkeiten kam ich später als sonst aus dem Haus, schon 15 Minuten Verschiebung führten mich durch eine andere Welt in die Arbeit. Die mich dann auch gleich mit Dringlichem anfiel.

Da zudem Termine anstanden und ich aus Gründen im Büro verfügbar sein musste, schoss ich für meinen Mittagscappuccino nur kurz raus zu Nachbars, verlängerte aber den Schuss um eine Runde um den Block in der Hoffnung, meine innere Unruhe dadurch zu besänftigen.

Zu Mittag gab es zwei Scheiben Körnerbrot und zwei Nektarinen.

Rühriger Nachmittag, während es draußen düster blieb und immer wieder regnete.

Auf dem Heimweg reichte die Kapuze meines Mantels gegen die wenigen Regentropfen, unterwegs Einkäufe im Vollcorner.

Herr Kaltmamsell verbrachte den Abend aushäusig, ich machte mir Linsensalat (LINSEEEEN!) mit Belugalinsen, roter Paprika, Gurke, süßer Zwiebel, frischem Basilikum. Während die Linsen nach dem Kochen abkühlten, turnte ich eine Runde Yoga-Gymnastik.

Schmeckte sehr gut! Außerdem ein Stück Käse. Nachtisch Schokolade.

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Sehr DER HAT NOCH GELEBT?!
Aber tiefe Verehrung.

“Tom Lehrer, Musical Satirist With a Dark Streak, Dies at 97”.

“I don’t feel the need for anonymous affection,” he told The New York Times in 2000. “If they buy my records, I love that. But I don’t think I need people in the dark applauding.”

Sie kennen ihn vermutlich von “Poisoning Pigeons in the Park” – auch wenn Ihnen wahrscheinlich die übersetzte Georg-Kreisler-Version “Tauben vergiften” geläufiger ist. Außerdem empfehle ich “The Vatican Rag” (wer mag mir das nur vor Jahrzehnten auf ein Mix Tape gespielt haben? ich kann mir keine andere Möglichkeit des Kennenlernens vorstellen) – ein schmissiges Stück über die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils.

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https://youtu.be/pvhYqeGp_Do?si=zyfoKpJEHcVoWQ1H

Sehr ungewöhnlich außerdem:

In October 2020, Mr. Lehrer announced on his website that “all the lyrics on this website, whether published or unpublished, copyrighted or uncopyrighted, may be downloaded and used in any manner whatsoever, without requiring any further permission from me or any payment to me or to anyone else”

(…)

He expanded on, and formalized, this announcement two years later, stating among other things that “permission is hereby granted to anyone to set any of these lyrics to their own music, or to set any of this music to their own lyrics, and to publish or perform their parodies or distortions of these songs without payment or fear of legal action.”

Will heißen: Lehrer gab 2020 alle Ansprüche auf Tantiemen an seinem Werk auf und betonte, jede und jeder könne mit seinen Texten und Aufnahmen alles machen, was sie wollten – ohne dafür zahlen zu müssen oder rechtliche Schritte zu befürchten.
Noch größere Verehrung.

Musik auf nächstem Kindergarten-Sommerfest also ausschließlich Tom-Lehrer-Satiren, die GEMA darf nichts verlangen. Bedienen Sie sich!

So help yourselves, and don’t send me any money.

Unvergessen auch Daniel Radcliffe, der Lehrers “The Elements” auswendig lernte – und 2011 in The Graham Norton Show zum besten gab.

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https://youtu.be/rSAaiYKF0cs?si=kgzgT78fBBWBGDsY

§

Die Schweizer Blick (ausgerechnet) interviewt Philipp Ruch, dessen Zentrum für Politische Schönheit das ARD-Interview mit Rechtsextremistin Alice Weidel störte:
“Jetzt redet der Störer des Weidel-Interviews – er ist Schweizer!”

Oft ist nicht zu erkennen, wo er Spaß macht und was Ruch ernst meint – das ist das Wesen von Satire, von Narrentum. Doch ich finde durchaus überlegenswert:

Ich sehe Weidel und die AfD gerne in der Opferrolle. Ich denke, niemand hätte Interesse daran, den deutschen Rechtsextremismus noch mal in der Täterrolle zu sehen. Wir wissen, wo das geendet hat.

Journal Samstag, 26. Juli 2025 – Klatschnasser Wanderversuch am Starnberger See

Sonntag, 27. Juli 2025

Lang geschlafen, und als ich aufstand, war es draußen unter düsterem Himmel trocken: Wanderhoffnung!

Doch schon als ich nach Milchkaffee, Tee und Bloggen bereits in Wanderkleidung zu Änderungsschneiderin und Bäckerei ging, brauchte ich einen Schirm. Und die Wettervorhersage kündigte mittlerweile Regen bis auf Weiteres an, mindesten noch zehn Tage. Ach meia.

Schlechtes Wetter vs. falsche Kleidung: Ich war gespannt, ob die richtige Kleidung auch gegen die schlechte Laune half, die Sauwetter verursacht.

Eigentlich hatten wir uns auf den Tegernseer Höhenweg geeinigt: Ich stellte mir malerisch vor, bei Regen auf die Schwaden überm See und in den umgebenden Hügeln zu schauen. Doch Herr Kaltmamsell stellte fest, dass die Anfahrt nach Gmund gestern lang und umständlich war: Baustelle, Schienenersatzverkehr. Da fiel mir eine Wanderung am Starnberger See mit ähnlichen Features ein, nämlich von Starnberg über Leoni nach Berg und obenrum zurück. Dorthin fuhren wir mit der S6.

Und es ging gut los: Der leichte Regen war gar kein Problem, ließ sich mit Schirmmütze und Kapuze von der Brille fernhalten, feuchtete Jacke und Hose lediglich an. Plaudernd und einander immer wieder auf schöne Anblicke hinweisend wanderten wir vor uns hin.

Für mich sah gestern alles nach japanischem Holzschnitt aus.

Doch nach einer knappen Stunde wurde der Regen allmählich immer heftiger, bis er laut prasselte, meine Wanderhose klatschnass war und begann, in die Wanderstiefel zu sickern (die von außen das Wasser von Regen und Pfützen wunderbar abhielten) und meine Unterhose zu befeuchten. Nach einer guten Stunde Wandern gaben wir auf: Die restlichen vier Stunden der Runde konnten kein Vergnügen mehr werden, selbst bei schwächerem Regen, diese Nässe in der Kleidung würden wir nicht mehr wegkriegen. Also drehten wir um. Zur Bestätigung legte der Regen noch ein Schippchen drauf, ich konnte schier nicht mehr hören, ob hinter uns ein Auto nahte oder der Regen gerade noch stärker wurde.

Sie sehen es doch auch?

Bis dahin hatten wird durchaus etwas geboten bekommen: Wasservögel inklusive Haubentaucher und ungewöhnlich große Blässhühner, über die See-Oberfläche flitzten beruhigenderweise Schwalben.

Die S-Bahn für den Rückweg stand schon bereit. Ich legte meine tropfende Wanderjacke ab, um mich setzen zu können, ohne den Sitz zu durchnässen, allerdings wurde mir auf der endlos scheinenden Heimfahrt immer kälter. Tiersichtung: Ein schmales, zierliches Hirschtier neben den Gleisen.

Herr Kaltmamsell brotzeitete in der S-Bahn, ich hatte keinen Appetit und wollte nur ins Trockene, Warme. Frühstück also erst nach drei und daheim, ich hatte meine Wanderbrotzeit aus dem nassen Rucksack geholt: Apfel, Banane, ein Schnitz Körnerbrot, Kirschen. Vorm Fenster Schnürlregen. Ich aß in Jeans, Wollsocken, Kashmir-Hoody überm T-Shirt. Da meine Finger dennoch nicht warm werden wollten, nahm ich nach einer Weile Herrn Kaltmamsells Angebot an, mir eine Decke um die Schulter zu legen.

Er amüsierte sich über den Anblick und machte ein Foto.

Innerlich hatte ich da den Sommer bereits vorerst aufgegeben und auf Nicht-Sommer umgeschaltet, die frisch gewaschenen Baumwollkleidchen auf dem Wäscheständer erschienen mir albern.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich also statt mit Blicken über den Starnberger See mit Zeitunglesen, turnte dann eine lange Folge Yoga-Gymnastik.

Zum Nachtmal hatte ich mir schon vor Tagen Fleisch gewünscht, Herr Kaltmamsell briet ein Entrecôte perfekt, dazu gab’s Oldenburger Salzgürkchen, Zucchini-Creme, eingelegte Chilis, Körnerbrot. Das Fleisch schmeckte himmlisch, und von den Salzgürkchen bekam ich schier nicht genug. Im Glas ein angenehmer Côtes du Rhône, Nachtisch Schokolade.

§

Johanna Adorján, gebürtige Münchnerin und 1999 weggezogen (also genau in dem Jahr, in dem ich nach München zog), über die groteske Verdirndelung ihrer Geburtsstadt. (Ich weigere mich, diese Bayern-Uniform “Tracht” zu nennen.) – €:
“Guck mal, da kommt eine Lederhose”.

Es sind weniger die Abschiede, die mir München so fremd machen, als etwas neu Hinzugekommenes: Es sind die vielen Trachtenmodengeschäfte, die überall aufgemacht haben.

(…)

Und es sind ja nicht nur die Geschäfte: Die Ware wird auch getragen. Und zwar nicht nur, wie Weggezogene etwa um 2005 mit Befremden bemerkten, „von Stuttgartern und Hamburgern zur Wiesnzeit“, wo es früher überhaupt nie üblich war, Tracht zu tragen, jedenfalls nicht für Städter.

(…)

Man kann nicht U-Bahn fahren ohne Menschen, oft junge, Hand in Hand, in Tracht am Bahnsteig stehen zu sehen. Warum? Aus Sicht eines Nicht-Ortsansässigen sehen Menschen in Tracht nicht gut aus in sonst banal großstädtischer Umgebung. Vor den postgelben Wandpaneelen des U-Bahnhofs Sendlinger Tor sieht natürlich niemand gut aus. Aber Menschen in Tracht wirken im urban erschlossenen Untergrund einfach nur abwegig, um nicht zu sagen: vollkommen grotesk. Sie werden ja nach Besteigen der U2 nicht in einen Schuhplattler verfallen oder nach dem Aussteigen ihre Kühe von der Alm treiben.

(…)

Natürlich ist der grassierende Münchner Trachtenhabitus im Kern nichts anderes als Fasching. Eine Verkleidung, die sich Zugereiste, Durchreisende und seit einiger Zeit eben auch Hiergeborene zulegen, um nicht als ortsfremd aufzufallen. Dass man das in dieser Stadt offensichtlich dermaßen scheut, also als fremd aufzufallen, spricht natürlich nicht für diese Stadt.

(…)

Mit dieser Mode verbindet sich ja etwas unendlich Konservatives. Damit ist nicht die Verbundenheit zu einem Fleck auf der Erde gemeint. Geschenkt. München, Oberbayern, Bayern ist einfach mit das Schönste, was es gibt auf der Welt. Mit den Seen und den Bergen und nicht nur der Nähe zu Italien, sondern mehr noch der Entfernung zu Preußen. Aber die Volkstracht manifestiert ein ultra-tradiertes Geschlechterbild: Mannsbild und Weibsbild. Dazwischen nichts. Und in den Trachtenmodeläden, in die ich aus Recherchegründen guckte, hing weit und breit nichts, das mit den Geschlechterbildern gespielt hätte. Überall dieselbe binäre Garnitur. Lederhose, Trachtenweste, Lodenjanker in Grau, Blau oder Lodengrün für ihn. Dirndl, Dirndlbluse, taillierte Strickjacke für sie in Grau, Blau oder Lodengrün, mit modischen Ausreißern ins Babyrosafarbene oder Glitzernde. Es ist im Grunde, als gingen alle entweder als Stewardess oder als Steward.

Mir hat ja geholfen, dass irgendwann jemand diese Verkleidung als Cosplay einordnete – und das Oktoberfest als größten Cosplay-Con der Gegenwart. Allerdings wirkt das nicht gegen die Irritation über die zahllosen Kostümläden. (Am größten ist sie für mich beim Passieren von “Inntaler Tracht”: Erst wunderte ich mich über den Mut zu einer extrem spitzen Zielgruppe, denn wer kommt bitte schon vom Inn? Dann aber stellte ich an den dort angebotenen Dirndlkleidern, Lederhosen, Westen und Hemden keinerlei Unterschied zu den Verbayer-Gewändern anderer Anbieter fest, das Inntal scheint gar keine eigene Tradition zu haben.)

Journal Freitag, 25. Juli 2025 – Überraschend emsiger Freitag, weiter kein Sommer in Sicht

Samstag, 26. Juli 2025

Vom Wecker aus tiefem Schlaf geklingelt worden. Das Wetter hatte sich beruhigt, war nur noch kühl, aber nicht mehr nass – Hoffnung auf passendes Wetter für die geplante Wanderung am Wochenende.

Im Büro plumpste mir aus dem Postfach ein größerer Brocken entgegen, mit dem ich nicht gerechnet hatte und der mich die ersten Stunden intensiv beschäftigte.
Dann schüttelte ich mich einmal kräftig und packte das eigentlich geplante Tagesgeschäft an.

Auf einen Mittagscappuccino ins Westend schaffte ich es wegen Querschlägen erst spät, Marsch in angenehm milder und trockener Luft.

Zurück am Schreibtisch weitere Turbulenzen, auch mein Mittagessen bekam ich erst spät: Banane, Hüttenkäse, Kirschen.

Der Büronachmittag dachte gar nicht daran, ruhiger zu werden. Dann zickt auch noch die Wunderheilung der aktuell wichtigsten Internet-Patientin. Ich war mit dem Verhalten der Welt NICHT zufrieden.

Freitagspünktlicher Feierabend war aber drin. Unterm Schirm ging ich in sanftem Tröpfeln nach Hause, unterwegs Einkäufe im Vollcorner (vor allem Milchprodukte). Daheim Häuslichkeiten, eine Runde Yoga-Gymnastik. Als Drink zum Feiern des Wochenendes schenkte ich uns auf Wunsch von Herrn Kaltmamsell Calvados Tonic ein. Der Alkohol tat uns beiden gut.

Zum Nachtmahl servierte er Salade niçoise, die Kartoffeln, die grünen Bohnen und der Kopfsalat dafür aus Ernteanteil.

Im Glas dazu ein Dreißigacker Riesling Geerdet von 2022 – gleichzeitig jung moussierend und alt petrolig, Bitterkeit und Säure nicht so richtig eingebunden.

Nachtisch Schokolade.

Wetterbegleitung draußen: Heftiger Regen mit Gewitter. Dass das ein für unsere Breiten eigentlich normaler Sommer ist, weiß ich natürlich nach 58 Jahren Leben in diesen Breiten. Ich lasse trotzdem die Gefühle Traurigkeit und Sehnsucht zu, wehre mich auch weiterhin dagegen, mir andere Gefühle vorschreiben zu lassen.

Früh ins Bett zum Lesen, ich bin immer noch gefesselt vom Ausstellungskatalog zu Farben Japans.

§

Nicht immer nur Fehler posten! Felix erzählt, wie er Pia, Janine, Philip, Kerstin und Halil “aus dem OTTO-Service-Team” kennengelernt hat – und solche Geschichte sind natürlich immer die besseren (“Wie kann ich euch helfen” merke ich mir für meine nächste Service-Anfrage).
Aber für das kosmische Gleichgewicht nehme ich mir hiermit vor, auch alle problemlos verlaufenen Bestellungen und Lieferungen zu bloggen.

So traf gestern planmäßig meine neue Wanderkappe ein.

Ich hatte sie online bestellt, weil ich eine möglich exakte wie meine derzeitige haben wollte, die sich nach vielen, vielen Jahren Einsatz beim Wandern und Joggen und nach zahlreichen Wäschen (eigentlich laut Etikett verboten, aber dann hätte ich sie ja bereits nach dem ersten Jahr Tragen vor lauter Schweiß, Dreck und Gestank wegwerfen müssen) auflöst. Die größte Annäherung hatte ich über Google Lens bei Peek & Cloppenburg gefunden: Der nächste Laden liegt im Olympia Einkaufszentrum, das war mir zu weit, also zahlte ich lieber Porto für Lieferung.

Bestellung Donnerstagmorgen, Lieferung Freitagnachmittag. Auch die Anweisung an DHL “Bitte vor der Haustür ablegen” wurde eingehalten, ich fand das Paket gestern beim Heimkommen vor der Wohnungstür. Einzige Kritik: die komplett überdimensionierte Verpackung (Tchibo ist übrigens in dieser Hinsicht richtig gut geworden).

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Re: Mein Internet.
Zeichnen Sie hier einen Fisch. Nee, wirklich, los! Und dann schwimmen lassen! Das ist zu niedlich.

Journal Dienstag, 22. Juli 2025 – Schaukelsehnsucht / Nur ein bisschen Mortadelo y Filemón

Mittwoch, 23. Juli 2025

Weniger gestörte Nacht, immer noch nicht ganz erholsam.

Marsch ins Büro unter gemischtem Himmel und in milder Luft, ich genoss ihn.

Morgen für Morgen gehe ich an diesem nigelnagelneuen Spielplatz an der Theresienwiese vorbei, der insgesamt sensationell aussieht, vor allem aber riiiiesige Schaukeln hat. (Noch nicht zugänglich, weil laut einem Schild noch nicht ganz fertig, man hoffe aber, ihn zum Start der Sommerferien zu eröffnen.)

Diese Schaukeln wollen mir nicht aus dem Kopf. Ich schaukle ausgesprochen gerne und weiß: Je höher die Schaukel, desto besser. Doch laut den Spielplatzregeln werde ich diese auch nach offizieller Öffnung nie ausprobieren dürfen: Benutzung der Geräte nur bis 16 erlaubt, und – wie auf allen Spielplätzen, die ich in München kenne – Erwachsene dürfen nur in Begleitung von Kindern hinter den Zaun.

Nun finde ich, dass man Regeln durchaus mal brechen darf. Allerdings hebe ich mir das für wirklich wichtige Fälle auf, in denen etwas anderes als Regeleinhaltung (“rules are friends!”) Priorität hat. Und jetzt hadere ich sehr. (Ob ich ans zuständige Baureferat schreibe und um Sondererlaubnis bitte? Mit dem Hinweis, dass ich echt ehrlich nicht viel schwerer bin als mit 16?)

Emsiger Arbeitsvormittag, ich hatte einen großen Anreiz, alles zackig wegzukriegen (Party-Termin der Woche): Gleich nach Mittag wollte ich Feierabend machen, um Vater und Bruder am Hauptbahnhof abzuholen. Die beiden Mortadelo-y-Filemón-Fans reisten für einen gemeinsamen Besuch der Ibáñez-Ausstellung im Instituto Cervantes an. Zu Mittag aß ich vorher noch schnell Aprikosen sowie Quark mit Joghurt.

Das Abholen am Bahnhof klappte, freudiges Wiedersehen. Wir nahmen eine U-Bahn zum Odeonsplatz, spazierten durch immer schöneres Wetter zum Instituto Cervantes. Doch dort stellte sich heraus, dass wir Pech hatten: Ausgerechnet gestern war der eigentlicher Ausstellungsraum Salón de actos nicht zugänglich wegen einer externen Veranstaltung.

Zumindest den Teil im Treppenhaus sahen wir an, dort lernte ich unter anderem, dass die Serie als Detektivgeschichte startete und die Protagonisten erst später Spione wurden. UND! Es gibt ein Heft “Mortadelo y Filemón en Alemania” von 1981/82. Darin unter anderem Franz-Josef-Strauß-Wahlplakate und dieses:

(Der Comic-Fanboy im Haus hat den Auftrag, das Heft zu besorgen.)

Zumindest war es jetzt draußen mit schöner Sonne warm geworden: Mein Vorschlag eines Spaziergangs zum Biergarten am Chinesischen Turm wurde angenommen. Schöne Farben und Anblicke im Englischen Garten, nur wenige Menschen im Biergarten.

Dort war die Fläche vorm Turm noch tanzbar freigehalten vom Kocherlball am vergangenen Sonntag, aber es gab reichlich Tische. Meine Bruder holte Mittagessen nach, alle drei ließen wir uns Bier in verschiedenen Zuständen schmecken.

“Die schönste Verbindung aus ofenfrischer Breze und knuspriger Pizza”. Dafür eröffnet die katholische Kirche eigens das eigentlich abgeschaffte Fegefeuer wieder.

Ich informierte Herrn Kaltmamsell über unseren Aufenthaltsort, er kam die paar hundert Meter von seinem Arbeitsplatz herüber. Wir saßen sehr gemütlich zusammen, mein Vater erzählte Haarsträubendes aus seinem lang vergangenen Arbeitsleben.

Während Herr Kaltmamsell nach Hause radelte, brachte ich den Besuch zum Hauptbahnhof. Auf dem Heimweg besorgte ich das Abendessen – und traf unterwegs eine Freundin, die eigentlich ganz woanders wohnt, München ist halt doch übersichtlich.

Zu Hause Yoga-Gymnastik, dann machte ich zum Abendessen nach Langem mal wieder Wassermelone mit Minze und Manouri. (Dauerte länger als geplant, weil ich die Melonenstücke kernlos servieren wollte.)

Gutes Abendessen, aber schmeckt mit Feta besser. Nach einer kleinen Weile passte noch Schokolade hinterher.

§

Jon Stewart über die Absetzung von Stephen Colberts Late Show:

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https://youtu.be/TwOLo_U6bTw?si=alm_jBqL0I8cBCxg&t=1005

Ich lernte unter anderem das sehr nützliche Wort pre-compliance für vorauseilenden Gehorsam.

Journal Samstag, 19. Juli 2025 – Hochsommer-Rückkehr / Söder hat Recht

Sonntag, 20. Juli 2025

Unruhige Nacht, zum Teil möglicherweise dem Alkohol geschuldet, ganz sicher aber der Gaudi vorm Schlafzimmerfenster. Kurz nach sechs erklärte ich bei erneuter lauter Gaudi die Nacht für beendet.

Balkonkaffee in Wollsocken und Jacke.

Durch das frühe Aufstehen war ich sehr früh fertig für meine geplante Schwimmrunde: Ich radelte auf der schönen Strecke über Hackerbrücke, Nymphemburger Straße und Gern zum Dantebad, ohne unangenehm viel Verkehr auf Straßen, Rad- und Fußwegen befürchten zu müssen.

Schon um zehn war ich im Becken. Die Bahnen wurden emsig beschwommen, doch zu meinem Glück hatte gerade eine Schicht Geräteschwimmer*innen ihr Training abgeschlossen, meine eigenen 3.100 Meter unter wolkenlosem Himmel waren fast ausschließlich von gerätefreien Menschen begleitet.

Als ich das Becken verließ, zeigte das Thermometer 25 Grad im Schatten an – perfekte Sommerhitze. Ich legte mich für eine Stunde auf die Liegewiese (nach dem Regen der vergangenen Wochen wieder ergrünt – aber halt nur die Grashalme, die noch nicht vertrocknet waren, de facto bestand der Boden weiterhin zum Großteil aus nackter Erde), hörte den Soundtrack von Blade Runner 2049, schlief sogar kurz ein.

Nach Hause radelte ich die kürzere Strecke über die Dachauer Straße von roter Ampel zu roter Ampel, Zwischenstopp am großen Edeka Stiglmaierplatz. Dort stellte man mir einen Aufsteller Eszet-Schnitten in den Weg – deren Existenz ich komplett vergessen hatte, zu denen ich aber sofort griff: In meiner Kindheit hatten sie für mich einen ungeheuren Nimbus, waren was gaaaanz was Feines. Bei uns daheim gab es sie nicht (in den Augen meiner – vernünftigen – Mutter viel zu teuer und überflüssiger Marketing-Quatsch, machten außerdem dick), aber im Nachbars-Haushalt einer Spielkameradin (wo es ohnehin viel gaaaanz Feines gab).

Das Konzept pan con chocolate kannte ich aus Spanien, wo in meinen Kindheitsurlauben ein Stück Baguette mit einem Teil einer Tafel Billigschokolade belegt (köstlich!) eine Standard-Variante merienda für Kinder war, also die zusätzliche Mahlzeit zwischen 18 und 20 Uhr, die den Hunger bis zum Abendessen nach 22 Uhr überbrückte. Schokolade war im Franco-Spanien billig wegen enger Beziehungen zu Lateinamerika, und im Urlaub ließ meine Mutter ihre Diät-Zügel ein wenig lockerer. Zu den Urlaubsritualen gehörte damals ja auch, dass man anschließend ausgiebig darüber jammerte, wie viel man im Urlaub zugenommen hatte und was man degegen zu tun gedachte. (Macht man das heute auch noch so?)

Frühstück kurz nach zwei war also gestern eine Allgäuer Dinkel-Seele mit Butter und Tomate (wenn Gutebutter eine Backzutat ist, heißt der Brotaufstrich Dickbutter), eine besonders gute Mohnsemmel mit Eszet-Schnitten – eigentlich überrascht mich, dass es die noch gibt. Nachtrag: Außerdem gab es Aprikosen und Kirschen.

Anschließend gründliche Körperreinigung von Sonnenmilch und Freibadwiesenstaub mit Waschlappen und Seife. Mir fiel auf, dass drei der vier Waschlappen, die ich besitze, eigentlich Waschhandschuhe, noch von meinem Auszug aus dem Elternhaus stammen. Ich wuchs mit Waschlappen auf, bevorzugte aber bald nach Auszug lappenlose Körperreinigung – bei mindestens täglicher Dusche bin ich ja nicht wirklich schmutzig.

Dann brachte ich erstmal die Häuslichkeit dieses Wochenendes hinter mich: Bügeln. Es fühlte sich ausgezeichnet an, das erledigt zu haben. Die Wohnung war mittlerweile sorgfältig vor Hitze verschlossen und verdunkelt, die Lufttemperatur war draußen überraschend steil gestiegen.

Zeitunglesen, bis ich Lust auf eine Yoga-Runde bekam. Blöderweise erwischte mich genau in dieser halben Stunde ein Kreislauf-Purzelbaum inklusive Schweißausbruch.

Ich turnte bockig durch (inzwischen weiß ich, dass Hinlegen diese Kapriolen zwar etwas erträglicher macht, meist aber um den Preis, dass sie nach Aufstehen nochmal loslegen), versaute die Yoga-Matte. Schließlich bin ich gut darin, körperliche Befindlichkeiten wegzuschieben, wenn sie lediglich unannehem sind und ich eh nichts dagegen tun kann.

Für den Nachtisch schnippelte ich die letzten Erdbeeren der Saison.

Rückblick auf die Erdbeersaison. Auffallend dieses Jahr: Die Standard-Pappschachtel fürs Pfund heimischer Erdbeeren verschwindet; von allen Verpackungen kam sie nur zweimal vor.

Nachtrag: Als Aperitif Negronis. Zum Nachtmahl verwertete Herr Kaltmamsell die jungen Zucchini aus Ernteanteil und machte sie zu Blog-Salat. Die erste Aubergine der Saison aus unserer Kartoffelkombinat-Gärterei feierte er mit Braten in Scheiben.

Ganz köstlich. Nachtisch Erdbeeren mit Sahne, Schokolade.

Im Bett umständlicher Start meiner neuen Lektüre, weil nicht nur Papierbuch, das die Leselampe um meinen Nacken erfordert, sondern auch großes, dickes Buch: Thomas Tabery, Kevin Schumacher-Shoji (Hrsg.), Farben Japans, der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung.

§

Ute Vogel verbloggt eine Besichtigung des Landtagsgebäudes in Düsseldorf:
“Landtag NRW: Demokratische Architektur”.

Darin verlinkt ein großartiges Video über den Bau – mir war gar nicht bewusst, dass noch 1989 dieser Doku-Stimmen-Duktus üblich war, den hätte ich in den 1970ern verortet.

§

Andreas Rüttenauer deckt in der taz auf, wie genau Markus Söder mit seinen Aussagen über die DNA der hiesigen Bevölkerung trifft:
“Unser uriges Gen”.

Und wer es immer noch nicht glaubt: @cucinacasalinga hat nachgesehen.

Journal Freitag, 18. Juli 2025 – Sommerlicher Draußenabend, weitere TV-Enttäuschung

Samstag, 19. Juli 2025

Aus tiefem Schlaf geweckt worden, wie angekündigt zu einem sonnigem Morgen.

Frisch war es trotzdem ganz schön auf meinem Marsch in die Arbeit – ärmel- und jackenlos, weil Juli.

Recht umtriebiger Arbeitsvormittag, ich grub mich tief in ein Thema ein und hätte darüber fast meinen Mittagscappuccino verpasst. Aber nur fast, ich marschierte ins Westend. In der Sonne war es jetzt angenehm warm, im Schatten weiterhin für die Jahreszeit zu kühl.

Zu Mittag gab es Roggenvollkornbrot (Beweis, dass der Bäcker Wimmer handwerklich arbeitet: ein Loch im oberen Viertel des Kastenbrots, vermutlich Ursache Übergare), Aprikosen, Nektarine.

Nachmittags Konzentrations-verhindernder Kreislaufschwindel, ziemlich scheiße (klar: nicht so schlimm wie Kotzübelkeit oder Migräne, aber SO NERVIG!). Nur mit Mühe bekam ich noch Dinge weggeschafft.

Heimweg in angenehm milder Sonne über Einkäufe im Forum Schwanthalerhöhe.

Fürs Abendessen war ich aushäusig mit Herrn Kaltmamsell verabredet, davor blieb noch Zeit für eine Runde Yoga-Gymnastik bei offener Balkontür auf sonnenüberflutetem Parkett.

Reserviert hatte ich in der Taverna Melina unweit von daheim, einer der vielen Sommerprogrammpunkte auf unserer Liste. Die Außenfläche vorm Lokal in der Maistraße brummte bereits, man hatte darauf noch mehr Tische und Stühle untergebracht als in den Sommern zuvor (bewunderswertes Schlängeln der zahlreichen freundlichen Kellner dazwischen).

Als Vorspeise bestellte ich wie geplant Tsatsiki zum Abgleich: Deutlich weniger flüssig als meines, ich werde den Joghurt künftig abtropfen lassen und die Gurke entwässern. Als Hauptgericht bekam ich gebratene Seezunge mit Kapern und getrockneten Tomaten in Olivenöl, war gut.

Gegenüber ein Nudelgericht von der Tageskarte. Als Wein hatte ich eine Flasche weißen Gerovassiliou Assyrtiko/Malagousia ausgesucht, der gut passte. Stamperl Ouzo bekamen wir auch zweimal hingestellt und als Nachtisch aufs Haus gute Wassermelone. Gespräche: Ich brachte Herrn Kaltmamsell auf den neuesten Stand meiner vor allem Arbeitswoche. Gemeinsames Nachdenken über die Bezeichnung “Townhall”, die seit ein paar Jahren für interne Info-Veranstaltungen verwendet wird, die früher Betriebsversammlung hießen (auch wenn sie nicht vom Betriebsrat einberufen wurden).

Deutlich vor Ablauf unseres Zwei-Stunden-Slots (diese Unsitte wird wohl nicht mehr weggehen) waren wir durch, ich lud Herrn Kaltmamsell noch auf einen Digestiv in die Bar Auroom ein.

Einmal Rumkugel (nicht mehr offiziell auf der Karte, aber auf Bitte zubereitet), einmal sahniger Pistazien-Cocktail. Der Spaziergang in die Bar und jetzt nach Hause fühlte sich herrlich sommerlich an: Heller Himmel, milde Luft, die Straßen und Lokale voller Sommervolk.

Beim Heimkommen war es immer noch so früh, dass ich einer neuen TV-Serie auf ZDF Neo nachging: Nighties spielt in einem fiktiven Hotel Prinzenhof im Münchner südlichen Bahnhofsviertel – mir war sofort klar, dass dieses Set-up ein enormes Potenzial bietet, ich kenne ja die Geschichten eines Hotelbesitzers von genau dort.

Doch auch diese Komödie wurde eine weitere enttäuschte TV-Hoffnung: Anstelle dieser echten, echt guten Geschichten erfand das Drehbuch irgendeinen an den Haaren herbeigezogenen Scheiß. Zwar erkannte ich, dass sich auf irgendwelche Klischees bezogen wurde, doch die kannte ich nicht mal – bin ich zu alt dafür? Alles machte deutlich, dass die Leute hinter dem Drehbuch nicht einmal 24 Stunden in welchem Hotel auch immer hinter den Kulissen verbracht hatten. Wahrscheinlich, fällt mir jetzt ein, wurde sich statt auf echte Hotels auf das Genre Hotel-TV-Serien bezogen – das würde zumindest den Nachtportier in Anzug und Krawatte erklären. (Herr Kaltmamsell weist mich zudem auf das Genre Mockumentary wie Stromberg hin, das vermutlich referenziert wurde.)

Sehr wahrscheinlich aber würde eine TV-Komödie, wie ich sie erhofft hatte, beim breiten Publikum eh nicht funktionieren: Sie zündet nur bei Menschen, die zumindest eine leise Ahnung von der Hotel-Wirklichkeit haben.

§

Das aktuelle fluter (Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung) dreht sich um das Thema Handwerk und ist schon wieder richtig gut. Hier zum Beispiel ein Filmchen über Handwerk-Influencerinnen, aber auch ein Artikel, warum Nagelstudios fest in vietnamesischer Hand sind, eine Modestrecke über die Handwerks-Wurzeln bestimmter Kleidungsstücke, Handwerk für die Energiewende, ein Portrait der Berliner Driller Queens (hatte ich schon mitbekommen, kenne eine zufriedene Kundin), u.a. gelernt: Erst seit 1994 dürfen im Westen Deutschlands Frauen im Baugewerbe arbeiten (feministisches Kotz-Emoji).