Essen & Trinken

Journal Freitag, 12. Dezember 2025 – Wieder eine Arbeitswoche rumgebracht

Samstag, 13. Dezember 2025

Der Wecker holte mich aus extratiefem Schlaf, zum ersten Mal im Leben verstand ich die Verlockung der Snooze-Taste.
(Die Brumm-Fliege lebt immer noch.)

Ich verließ das Haus wieder im Dunklen, wieder ließen dunkle Wolken keinerlei Morgenblau zu.

Zum Start des Arbeitstages sah ich meinem Computer erstmal 45 Minuten bei Updates zu (nicht ganz, ein paar Sachen konnte ich ohne Computer erledigen, außerdem die erste Tasse Tee aufbrühen).

Berufliche Besorgungen brachten mich vor die Tür, ich nahm absichtlich Umwege.

Um die Mittagszeit Ahnung von blauem Himmel, fahles Wintersonnenlicht. Später Mittagscappuccino, es war kälter geworden.

Spätes Mittagessen ohne Appetit, aber muss ja: Orangen, Quark mit Joghurt.

Der Nachmittag wurde dann richtig sonnig mit blauem Himmel und entsprechend buntem Sonnenuntergang.

Etwas späterer Feierabend als geplant, weil ich etwas vergessen hatte und schnell noch wegarbeitete.

Beim Unterqueren des Heimeranplatzes:

Ich verlas natürlich erstmal “The Worst of Hans Zimmer” und dachte sofort: WO ANFANGEN?!
(Auch meiner Meinung nach hat er Filmmusik kaputt gemacht.)

In der Heimeranstraße wieder ein kurzer Blick in die Auslage des vertrauten Goldschmiede-Kollektivs Silberfisch: Dieses Jahr fast ohne Gold – bei den absurd hohen Goldpreisen derzeit müssten die Schmied*innen wahrscheinlich unverkaufbar hohe Preise dafür verlangen. Wie schade, ich mag Gelbgold für meinen Schmuck am liebsten.

Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner, wegen Gelegenheit auch gleich für Heilig Abend. Am Himmel sah ich die nächste Nebelwand heraufziehen.

’tis the season – der Paketjagd. Beim Heimkommen fand ich einen DHL-Zettel vor, der die E-Mail-Benachrichtigung bestätigte: Mein Pakte habe nicht wie gewünscht vor der Haustür abgelegt werden können, ich muss es am ehemaligen Hauptbahnhof abholen. Und als ich im Web nach dem Verbleib einer DPD-Lieferung sah, fand ich die Behauptung, sie sei am Donnerstagvormittag abgelegt worden – da war aber weder am Donnerstag noch am Freitag etwas. Also gleich mal Kontaktformular mit Reklamation ausgefüllt. Online-Kauf im Inland zweieinhalb Wochen vor Heilig Abend reicht also nicht für sichere Lieferung zur Bescherung.

Eine Einheit Pilates, immer schön durch den Schmerz durch (wenn ich bei jedem Schmerz aufhören würde, hätte ich seit vielen, vielen Jahren gar keine Gymnastik mehr gemacht) – solange das noch geht, kann’s ja nicht so schlimm sein.

In bequemen Schlumpfklamotten bereitete ich die Drinks zum Wochenendfeiern: Es stand fest, dass sie auf frisch gepresstem Crowdfarming-Orangen-Saft basieren würden, Herr Kaltmamsell durfte zwischen Tequila Sunrise und Campari Orange entscheiden und nahm Letzteres. Gut!

Da Herr Kaltmamsell erst abends heimgekommen war, gab es schnelles Abendessen (im Gegensatz zur Verarbeitung des Ernteanteils, dessen Bestandteile diesmal allesamt zeitaufwändiger gewesen wären): Shakshuka, zu dem ich Balkanbrot gekauft hatte.

Im Glas ein Chardonnay Mon Rêve – Fût de Chêne: Langsam nähere ich mich Chardonnay wieder an, dessen klassisch altmodische Varianten mit Holz, Butter, Vanille wie ein Fausthieb mir lange gar nicht mehr geschmeckt hatten. Dieser hier gefiel mir, kräftig mit überraschend mineralische Noten in der Nase, komplett unblumig, wenig Säure, nur ganz leicht holzig.

Da im Fernsehen gar nichts Erträgliches für Nebenher lief, bat ich Herrn Kaltmamsell um Hollywood in den 1930ern (bei Maximilian Buddenbohm hatte mich dieses superniedliche Liebesduett von Bob Hope and Shirley Ross aus Thanks for the Memory von 1938 bezaubert). Er kramte eine Absurdität von 1932 von der Festplatte heraus: Million Dollar Legs mit W. C. Fields und einer hinreißenden Lyda Roberti. Vor allem aber komplett absurd und haarsträubend amateurhaft gemacht. Herrlich.

§

Mek bloggte über Apfelvorlieben, woraufhin ich ihn fragte, ob er seine Apflepflückvergangeheit eigentlich schonmal erzählt habe?
Hatte er.
“Streuobst – 100% Direktsaft”.
(Dass veganer Apfelsaft ein Oxymoron ist, weiß man eh, wenn man auch nur einmal beim Apfelpflücken mitgearbeitet hat.)

§

HAHAHAHA! Ich wusste, dass es in Island sehr viele Schriftsteller*innen in Relation zur Gesamtbevölkerung gibt. Ich wusste auch, dass sehr viele davon Krimis schreiben.
Was ich nicht wusste: Es gibt in Island nur einen forensischen Pathologen, Pétur Guðmannsson – und der bekommt alle, alle Fachfragen der Krimi-Autor*innen ab. Um überhaupt noch Zeit für seine eigentliche Arbeit zu haben, gibt er jetzt einfach Seminare speziell für sie (Artikel von 2023):
“Iceland’s only forensic pathologist is teaching crime writers about death”.

via @baldur

§

Notes for radical living
(Tilda Swinton)

Make friends with chaos
Hold a calm mind
Let things shake
Forgive human frailty
Champion second chances
Defy unkindness
Reverence fellowships
Listen to the quiet
Respect the young
Seek growth
Trust in change
Treasure learning
Inspire faith in evolution
Hold faith in miracles
Reach beyond the binary
Be wary of the doubtless
Honour the brightheaded
Grow plants
Attend to the weather
Be electric
Cherish language
Celebrate silence
Dance daily
Bless the handmade
Magic up fresh beauty
Sing into pain
Find joy in shadow
Challenge assumptions
Follow the wind
Look upwards
Swoon under clouds
Feel your courage
Face forward
Read history
Open your ears
Drop your shoulders
Bend your knees
Raise the roof
Keep breathing
Be trustworthy
Take care of yourself
Believe in goodness
Head for the light

Ich begrüße alles davon (und finde es von Tilda Swinton durch und durch glaubwürdig). Doch ich weiß, dass ich nur zu einem Bruchteil fähig bin.

Quelle

via @fuchsbrom

Journal Donnerstag, 11. Dezember 2025 – Sturznebel

Freitag, 12. Dezember 2025

Diesmal marschierte ich wieder in fast völliger Nachtdunkelheit in die Arbeit: Der Himmel mit geschlossener Wolkendecke düster, es fielen ein paar Regentropfen. Aber es war weiterhin mild.

Auf der Theresienwiese flogen drei Gänse über mich weg, nur mäßig gesprächig.

Emsiger Arbeitsvormittag, statt auf Mittagscappuccino hatte ich vor allem Lust auf Bewegung im Draußen, auch wenn das düster geblieben war. Also marschierte ich eine Runde an zwei gewohnten Quellen von Mittagscappuccino wenigstens vorbei, atmete tief den Geruch von kalter, nasser Erde ein. Erst kurz vor meinem Mittagessen (Orangen, Hüttenkäse) war mir nach Koffein, ich holte es mir in der Haus-Cafeteria.

Hell wurde es gestern eh nicht mehr, statt dass er aufriss, schickte der Himmel aus Wolken Schwaden – die in bühnenreifer Geschwindigkeit die Sicht vernebelten.

Arbeitsreicher Nachmittag, ich kam zu einigem nicht.

Feierabend mit Geschäftigkeit schon auf dem Heimweg: Herr Kaltmamsell hatte berufliche Termine bis sehr spät, ich sprang für ihn ein und holte Ernteanteil ab.

Zu Hause buk ich erstmal Schneeflocken.

Da ich jedesmal erst länglich durch meine Online-Listen suche, bis ich Frau Muttis Rezept dafür finde, schrieb ich es gestern ins Rezept-Eck meines Blogs.

Als Abendessen gab es den eben abgeholten Feldsalat.

Nach dem ersten von zwei Vollbädern. Dressing aus Zitronensaft und Kürbiskernöl, Feldsalat ist wirklich eine edle Köstlichkeit. Dazu ein wachsweiches Ei, danach gereifter Crowdfarming-Manchego mit Quittengelee. Nachtisch Schokolade.

Mein Körper spielt sich die ganze Woche schon mit Zipperlein auf, aber bislang reichen die Schmerzen lediglich in den Nerv-Bereich: Ein paar (!) Zähne, die Lendenwirbelsäule eh, die operierte Hüfte rundum inklusive Leiste, mal das eine Knie, mal das andere bei Bewegungen wie Treppensteigen, die Halswirbelsäule bis zu Blitzen in die Schulter, das linke Großzehengelenk gestern den ganzen Tag bis zum Hinken, Unterleib wie zu Menstruationszeiten – was ist denn los? Beziehungsweise: Ist da endlich mal Ruhe?!

§

Der Link war auf Mastodon mit dem Kommentar versehen: “This website is exactly what the internet exists for.” Stimmt.
Schauen Sie sich hier an, wie groß was ist:
“Size of life.”
(Ich mochte die Beschreibung des Menschen.)

Journal Montag, 8. Dezember 2025 – Langer Tag

Dienstag, 9. Dezember 2025

Mittlerweile habe ich einen Verdacht zur Ursache meines mehrfachen Aufwachens in der Nacht wegen scheinbarem Harndrang (wie in der Nacht zu gestern). Im Januar könnte ich ihn bei einem medzinischen Termin verifizieren – oder widerlegen, was mir deutlich lieber wäre.

Regnerischer, schwarzer Morgen, doch auf dem Weg in die Arbeit wurde ich nur kurz etwas angetröpfelt. Die geradezu eklig warme Luft über 10 Grad war angekündigt, ich marschierte in leichterem Mantel und barhäuptig ins Büro. Dort stürzte ich mich gleichmal auf eine Aufgabe, die ich am Freitagnachmittag nicht erledigen konnte, weil die dafür nötigen Schnittstellen nicht 24/7 arbeiteten, nicht mal deckungsgleich mit meinen weit davon entfernten Arbeitszeiten.

Zum Glück sah ich im E-Mail-Postfach nur Erwartetes und arbeitete geordnet los. Dennoch konnte ich einen Querschuss am Vormittag nicht auffangen: Manche meiner Aufgaben sind nicht gleichtzeitig zu erledigen, und gestern belegte mich in erster Linie Veranstaltungsorganisation.

Einen Dienstgang konnte ich mit Mittagscappuccino verbinden – auch wenn sie für Dezember komplett unangebracht war, genoss ich die milde Luft sehr und atmete sie in tiefen Zügen.

Wegen Geplantem gab es eher spät Mittagessen: Orange, außerdem Mango (aus dem Supermarkt, ich wollte mal wieder eine gute) mit Sojajoghurt.

Am Nachmittag wurde es kurz vor Abenddämmerung sogar nochmal hell, inklusive Ahnung von blauem Himmel.

Späterer Feierabend als geplant, das Ende der aufzuräumenden Veranstaltung verschob sich.

Dennoch nahm ich wie geplant danach die U-Bahn zum Odeonsplatz: Eine persönliche Tischreservierung zum Feiern der Weihnachtsferien mit Herrn Kaltmamsell im Blauen Haus, anschließend Weihnachtsgeschenkekauf – und wieder ein sehr schönes Offline-Erlebnis, bestimmte Geschäfte in München mag ich wirklich sehr. In diesem Fall freute ich mich ganz besonders, denn online hatte ich das Gewünschte nicht bekommen.

Zu Hause war ich entsprechend spät, vor dem Abendessen hatte ich nur noch Zeit für Häuslichkeiten und Brotzeitvorbereitung. Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Riesenkohlrabi ofenkaramellisiert und mit cremiger Polenta. Joah, nicht meine liebste Kohlrabi-Zubereitung. Nachtisch Kuchen und Schokolade. Dabei erzählte Herr Kaltmamsell aus der Arbeit – und wies mich darauf hin, dass der Beginn Abenddämmerung bereits stagniert, noch vor der Wintersonnwend nach später rückt (er leidet auch sehr unter der winterlichen Lichtarmut).

Im Fernsehen stolperten wir über Fargo von 1996 – ein Kinoerlebnis, das ich nie vergessen habe (diese weiße, neblige Winter-Unendlichkeit!) und meine erste Begegnung mit der wundervollen Frances McDormand. Auf die Filmmusik von Carter Burwell war ich vorher schon in Hudsucker Proxy aufmerksam geworden.

Später ins Bett als geplant: Der beim Heimkommen gestartete Waschmaschinendurchgang brauchte drei statt der angekündigten zwei Stunden.

§

Einfach mal im Detail durcherzählt: Eine Frau in Deutschland wird ungewollt schwanger und lässt abtreiben. Spoiler: Nichts daran ist einfach.
“Im Aufwachraum”.

Journal Sonntag, 7. FebruarDezember 2025 – Durchgehangelt

Montag, 8. Dezember 2025

Aufgewacht mit liebevollen Gedanken an einen Geburtstag.

Das Draußen trübselig grau und regnerisch, aber das Wohnzimmer gut geheizt, in dem ich bloggte, Milchkaffee, Wasser, Ingwertee trank.

Morgens das jährliche Christkindlbrief-Telefonat mit meinem Bruder, bei dieser Gelegenheit Austausch von Aktuellem.

Raus auf eine Laufrunde im Trüben, ich startete an der Haustür, lief bis hinter den Hinterbrühler See und zurück. Es regnete dann doch ernsthafter, als der Regenradar prognostiziert hatte – darauf hatte ich für die folgenden beiden Stunden nur vorbeiziehendes Tröpfeln gesehen. Nicht schlimm, nicht mal meine Brille wurde blind, zudem war es mild. Dennoch fühlte ich mich nicht so fit wie auch schon mal, die Körperschwere wollte nicht abfallen.

Danger and excitement: Hinterm Hinterbrühler See nahm ich diese Abzweigung nach oben aufs Isarhochufer, die mich zehn Minuten nach Hinterbrühl und zwischen beeindruckende Häuser brachte – hier will ich definitiv mal spazieren.

DANGER!

Unter der Brudermühlbrücke hatte ich die Dampflok des Bayerischen Eisenbahnmuseums auf ihrer Adventwochenend-Fahrt “Rund um München” pfeifen gehört, doch ich sah sie nicht, dazwischen lag noch eine Kurve.
Kurz vor daheim noch Semmelkauf.

Ausführlichere Körperpflege; die beiden Jahre Wachsenthaaren meiner Beine haben für deutliche Verringerung der Behaarung gesorgt, ich muss seltener rasieren.

Frühstück kurz vor zwei: Körnersemmel mit Avocado, Orangen mit Joghurt, Früchtekuchen.

Aus der zweiten Meyer-Zitrone im Haus kochte ich Lemon Curd, zur Abwechslung mal nach einem andere Rezept ohne Ei.

Funktionierte wunderbar, allerdings hätte ich die Rezepte von Herrn Grün am liebsten in Bündeln: In fast jedem tauchen Zutaten in kleinen Mengen auf, die automatisch einen großen Rest ergeben, im Bündel wären immer Rezepte zum Aufbrauchen enthalten (hier: 50 gr Schlagsahne – was mache ich mit den restlichen 150 gr im Becher? zufällig stand gerade ein angebrochener Becher im Kühlschrank, sonst hätte ich das Rezept nicht verwendet). Und ein Tipp: Erst die Zitronenschale reiben (in ein kleines Schüsselchen, die ätherischen Öle durch Abdecken vom Verflüchtigen abhalten), dann halbieren und auspressen für den Start der Zubereitung. Ausgepresste Zitronenhälften sind nur schwierig zu reiben.

Nachmittag mit Lesen und ein wenig Räumen. Pilates setzte ich aus, nach der Anstrengung der Laufrunde fühlte sich Krafttraining nicht passend an. Statt dessen eine halbe Stunde Strech-betontes Yoga.

Brotzeitvorbereitung, dann servierte Herr Kaltmamsell das Weißkraut aus Ernteanteil geschmort mit Bacon, Beilage Kartoffelpü.

Schmeckte sehr gut, überraschenderweise schmeckte der Frühstücksspeck nach am wenigsten.

Nachtisch Schokolade.

§

Martin Parr ist gestorben – das hatte ich wirklich nicht kommen sehen (mit 73). Der war doch noch gar nicht fertig!

Parr hat als Teil von Magnum zum einen die Sorte Fotografie betrieben, die mir die liebste ist: Foto-Journalismus / Dokumentation. Gleichzeitig machte er sich durch die unerbittliche Verwendung von Blitzlicht bei ALLEM als Fotograf sichtbar, seine Bilder behaupteten den unschuldigen Blick erst gar nicht. Die Bekanntschaft mit dem Werk Martin Parrs ließ mich ab den 1990ern Fotografie neu sehen.

Und in meinen Augen erhoben sich seine Aufnahmen der britischen working class in keiner Weise über die abgebildeten Menschen – auch wenn die Kritik die Bilder in seiner ersten Ausstellung 1986 cruel and voyeuristic schimpfte. Vielleicht mögen Sie hier in sein Frühwerk aus den 1980ern schauen?
Und hier sein Profil bei Magnum mit Links zu weiteren Reihen.

Andrea Diener ist Martin Parr auch persönlich begegnet und schreibt in ihrem aktuellen Newsletter darüber.
“A supposedly fun thing: Über Martin Parr (unter anderem)”.

Ihr ist als Fotografin aufgefallen, wie stark Parr Schule gemacht hat:

Es ist nicht leicht, Menschen in der Freizeit bei diesen typischen Freizeitaktivitäten zu fotografieren, ohne sofort so einen Parr-Blick aufzusetzen.

§

Liebevoller Artikel von David Pfeifer zu 50 Jahre Rocky in der Süddeutschen Zeitung (ohne Paywall!):
“Mythos Rocky
Zum Nachschlagen”.

Schöne Entstehungsgeschichte, die mich Sylvester Stallone erst richtig respektieren lässt. Mir gefiel der Film gut (ich weiß nicht mehr, wann ich ihn sah, vermute, dass mein Filmfreund zu Studienzeiten diese Bildungslücke energisch füllte – er setzte mich vor einige Klassiker in den Sessel vor seinem Fernseher, und ich bin ihm bis heute dankbar dafür), und erst jetzt lernte ich, dass das Drehbuch von Stallone stammt.

Und selbst die Stufen rauf zur Bavaria kann ich nicht laufen, ohne dass in meinem Kopf automatisch dieser Sound dazu angeht.

§

Aus aktuellem Anlass:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=xpWBsHW4uts&t=926s

via @klugscheisser

Ah mei, des is so lang her, des is ja vo Neinzehnzworarachzg, haha, des warat heit GANZ anders!

Journal Samstag, 6. Dezember 2025 – Adventlich mit Nikolaus, voller Fußgängerzone, Freundinnentreffen

Sonntag, 7. Dezember 2025

Ausreichend geschlafen.

Empfangskommittee vor meiner Schlafzimmertür, der linke Weihnachtsmann ist die Sorte Waffel & Zimt, bin schon darauf gespannt. Dieses Jahr hatte auch ich wieder an einen Schokoladennikolaus für Herrn Kaltmamsell gedacht, sogar einen richtigen Bischof gefunden mit aufgesetzter Papp-Mitra und Papp-Bischofsstab.

Der Tag wurde sogar hell, ich ahnte Sonne durch den Wolkenschleier. Meine Schwimmrunde plante ich im Olympiabad, nahm eine U-Bahn dorthin (hoffentlich bekomme ich auch mal wieder Lust und Mut zum Radlfahren).

Ich fand die Bahnen wie erwartet mitteldicht beschwommen vor, startete gleich mal mit einigen Überhol-Zwischensprints. Insgesamt aber eine seltsame Schwimmrunde: Körperlich war ich eigentlich fit, im Kopf auch eher ruhig, und doch zogen sich meine 3.000 Meter wie schon lange nicht mehr. Hin und wieder schien die Sonne deutlich genug, um mich beim Luftholen in ihre Richtung zu blenden und um den Beckenboden zu verglitzern.

Unter der anschließenden Dusche fühlte ich mich aber doch angenehm durchbewegt und zufrieden, so gehört sich das.

Schon in der U-Bahn nach Hause kündigte sich mit Niesen und laufender Nase ein MÄCHTIGER Chlorschnupfen an (der zum Glück bis zum Schlafengehen durch war – seltsamer Körper).

Zum Frühstück kurz nach halb zwei schnitt ich meine ab jetzt drei täglichen Mindestorangen in Stücke und mischte sie mit gesüßtem Joghurt: Ging sehr gut, keinerlei Sauerschütteln, puh.

Außerdem Dundee Cake (man sieht: zu lange gebacken) – der mich dann doch etwas enttäuschte: Er enthält so viel Früchte, doch dafür fehlte mir die malzige Schwere des Christmas Cakes; und für eine Alternative dazu ist mir zu wenig Rührteig drumrum. Vielleicht meinte ich eigentlich deutschen Englischen Teekuchen? Den probiere ich das nächste Mal.

Einkaufsrunde – sehenden Auges an einem Adventsamstag in der Fußgängerzone einer deutschen Großstadt. Es war dann tatsächlich sehr voll (Menschen kaufen also nicht alle Weihnachtsgeschenke online), ich machte mir das Vergnügen, doppelt so schnell voranzukommen wie die Menschenflüsse, ohne irgendwen oder irgendwas anzurempeln, fühlte mich dabei geradezu artistisch. Und ich bekam auch noch alles von meiner Liste, inklusive einem Geschenk für die Abendverabredung, das ich irgendwann geplant, dann vergessen hatte, das mir aber beim Passieren der Quelle wieder einfiel.

Nachmittag mit Zeitunglesen bei Halsleselicht, schon kurz nach vier war nicht genug Tageslicht dafür da.

Auch Herr Kaltmamsell war abends verabredet, allerdings wo- und mit wem anders, er verließ das Haus noch vor mir. Ich freute mich auf einen Abend im Marie Therese bei der Theresienwiese; verabredet war ich dort mit einer Freundin, mit der ich vor vielen Jahren schonmal die Vorläuferwirtschaft besucht hatte.

Herzliches Wiedersehen, interessante Speisekarte. Ich hatte mich seit Tagen auf dunkles Bier gefreut, genoss es auch entsprechend. Von der Wochenkarte wählte ich als Vorspeise Pilzterrine.

Sie erwies sich eher als Paté, war sehr herzhaft und gut.

Anschließend zur zweite Halben Dunklem ein Kürbsirisotto, das ganz ausgezeichnet schmeckte. Meine Verabredung hatte Backhendl gewählt und freute sich sehr daran. Dazu lebhafte Gespräche unter anderem über Brotbacken, Studium der Kinder-Generation, Schweineschlachtung im Altmühltal der 1970er (unter anderem mit einer herrlichen Anekdote aus einem Herbstmanöver – Abgleich von Erinnerungen aus Militärübungen unserer Kindheit und Jugend), über erfreuliche Online-Community-Erlebnisse, Speiseföhns und wie mittlerweile in praktisch allen Gesprächen mit Altersgenoss*innen plus/minus 20 Jahren: Austausch über das Befinden der Eltern. Das Lokal war rege besucht, aber nicht voll, ein wenig personell unterbesetzt.

Nicht allzu später Heimweg in recht milder Luft.

Journal Freitag, 5. Dezember 2025 – Nasses Arbeitswochenende, Dundee Cake

Samstag, 6. Dezember 2025

Wie angekündigt schaute ich nach dem Aufstehen in nassen Schneefall vor dem Schlafzimmerfenster.

Also Weg in die Arbeit unterm Regenschirm, mit eher vorsichtigen Schritten, denn der Schneematsch machte den Boden rutschig.

Vormittags berufliche Einkäufe. Inzwischen regnete es, das wenige Weiß verschand, und insgesamt fühlte sich das Draußen so unfreundlich an, dass ich keine Lust auf einen Marsch zum Mittagscappuccino aufbrachte. Also lauwarmer Cappuccino aus der Cafeteria.

Zu Mittag gab es Orange (oh je, meine Sauer-Überempfindlichkeit ist noch nicht ganz vorbei, die Orange schmeckte mir theoretisch, doch ich musste mich zum Essen überwinden), Papaya, außerdem Mango mit Sojajoghurt – die angefrorenen Crowdfarming-Mangos waren nach zwei Wochen nur wenig nachgereift, die schwarzen Punkte auf der Schale gleichzeitig größer geworden, unter der Schale verholztes Fruchtfleisch.

Am frühen Nachmittag sah ich ganz kurz die Ahnung von Blau zwischen Wolken am Himmel, bevor um drei die Abenddämmerung einsetzte.

Emsigkeiten und Unangenehmes, dafür reichten meine Work-around-Fähigkeiten für überraschende Recherche-Ergebnisse.

Nach pünktlichem Feierabend brachte ich auf dem Heimweg Freunden ein Geschenklein vorbei. Zu Hause erstmal Kuchenbacken: Ich mag den traditionellen englischen Früchtekuchen sehr, wollte aber mal nicht die üppige Festtagsvariante (die in England traditionell in allen superduper dekorierten Torten für höchste Feiern wie Hochzeiten steckt, also Vorsicht), sondern eine etwas leichtere, also folgte ich Delia Smiths Rezept für Dundee Cake aus ihrem Klassiker-Buch, das mir Kochen beigebracht hat.

(Zu faul gewesen, abends noch schnell die Mandeln zu schälen.)

Ich stelle fest, dass in der verlinkten Online-Version das Rezept aus dem 35 Jahre alten Buch etwas angepasst wurde: Zutaten identisch (inklusive dem ultimativen Horror für Zitronat-Orangeat-Verächter*innen: kandierte Belegkirschen), aber Mehl, Butter, Zucker, Eier werden jetzt einfach zusammengerührt, statt wie damals erstmal ordentlich Luft in Butter, Zucker Eier zu schlagen – nachvollziehbar, denn die heben eh kaum die 450 Gramm Trockenfrüchte, dafür muss das Backpulver ran. Und die Backzeit wurde von 2 bis 2,5 Stunden auf 1 3/4 Stunden reduziert.

Bei mir waren es gestern zwei Stunden, etwas weniger hätte tatsächlich gereicht. (Foto vom nächsten Morgen.)

In der Backzeit eine Einheit Pilates, dieses halbe Stündchen Gymnastik am Feierabend tut mir rundum gut.

Jetzt festliches Wochenendfeiern: Am Viktualienmarkt sind Meyer-Zitronen eingetroffen, Herr Kaltmamsell hatte zwei mitgebracht, und aus einer wurden zum Aperitif Whiskey Sours. Dazu arabische Nüsschen.

Dafür, dass es bei uns traditionell Freitagabend Kuh auf Wiese gibt (Steak mit Salat), kam das dieses Jahr ausgesprochen selten auf den Tisch. Aber gestern.

Dazu öffnete ich eine Flasche Côte du Rhône.

Kurze Unterbrechung, als der Feueralarm an der Dielendecke vor der Küche losging: Herr Kaltmamsell achtet darauf, beim scharfen Anbraten des Fleisches die Küchentür zu schließen, doch gestern hatte er vergessen, nach dem Servieren die Herdplatte unter der Pfanne auszuschalten – der Feueralarm hatte also exakt seinen Job getan. Dafür kippte ich beim Abräumen mein volles Wasserglas über den Tisch, das Gleichgewicht im Universum war wiederhergestellt.

Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade. Abendunterhaltung: Da wir beim Rumschalten im Fernsehen gar nichts Erträgliches fanden, griffen wir doch nochmal zur Fernsehserie Mad Men – die mich gegen Ende der dritten Staffel verloren hatte, als Don Draper schon wieder eine Affäre begann, diese mit einer Lehrerin, und mich das überhaupt nicht interessierte. Also wieder ein wenig Werber-Welt in den 1960ern, ich bekam sogar Werbungs-Fachgesimpel.

§

Olivera Stajić hat den Podcast eines bosnischen “Kindes des Kriegs” gehört und schreibt über
“Vergewaltigung als Waffe”.

via @miracorvino

Sexualisierte Gewalt in Kriegen ist drastisch schlecht dokumentiert, weil sich Betroffene aus Angst, Scham, Stigmatisierung oft niemals melden.

(…)

Alen ist in Bosnien eines der wenigen, inzwischen erwachsenen, Kinder, die wissen, unter welchen schrecklichen Umständen sie gezeugt wurden, und öffentlich darüber reden. Er ist Mitglied der 2015 gegründeten Organisation Zaboravljena djeca rata (Vergessene Kinder des Krieges) und konnte in dieser Rolle 2019 bei der UN-Versammlung in New York reden. In seiner Rede sprach er auch davon, dass im Bosnienkrieg Frauen und Mädchen auch von den Angehörigen der UN-Friedenstruppen vergewaltigt wurden.

Seit der Veröffentlichung seines Buches reist Alen durch alle ehemaligen Länder Jugoslawiens und spricht über sein Leben. Damit bricht er mehrfach Tabus: Er spricht in den Städten der Täter über Kriegsverbrechen und thematisiert Vergewaltigung in einer Gesellschaft, in der Frauen deswegen noch immer stigmatisiert sind.

Die Scham muss die Seite wechseln.

Journal Samstag, 29. November 2025 – Besonders großer Schwimmgenuss

Sonntag, 30. November 2025

Recht gut geschlafen, vor allem lang.

Gemütlich gebloggt, Wasserfilter gewechselt, mit dem ersten, kalkärmsten Wasser eine große Kanne malzigen Schwarztee English Breakfast für Herrn Kaltmamsell und mich aufgebrüht.

Besonders große Freude auf eine Schwimmrunde – auch wenn sich mein Plan nicht umsetzen ließ, im Dantebad draußen im Sonnenschein zu schwimmen. Mangels Sonnenschein. Statt dessen nahm ich eine U-Bahn zum Olympiabad.

Die Luft war unter bedecktem Himmel deutlich milder geworden: Die Straßen und Wege nass statt frostig, Handschuhe nicht unbedingt nötig.

Es wurde eine traumhafte Schwimmrunde – ausnahmsweise für die Seele statt für den Körper (der problemlos mitspielte), ich wurde ruhig und fröhlich, meine Gedanken suchten sich lauter helle Themen und Vorhaben. Im letzten Viertel meiner 3.000 Meter erspähte ich auf dem metallenen Beckenboden einen Schlüssel, ganz klar ein Spindschlüssel. Kurzer Check: Meiner hing noch am Bändel mit der Spindnummer ums rechte Fußgelenk, also vermisste ihn jemand anders. Beim nächsten Passieren tauchte ich ihn hoch, schwamm damit an den Beckenrand und legte ihn bis zum Ende meiner Strecke neben den Startblock, merkte mir die Nummer 4 der Bahn, plante Abgeben an der Kasse. Doch als ich das Wasser verließ, beseelt von dem schönen Schwimmerlebnis, war der Schlüssel fort – hoffentlich weil der oder die Vermissende ihn dort gefunden hatte.

Draußen vorm Olympiabad standen und gingen um die Olympiahalle viele Menschen, an den Eingängen einsortiert mit Schildern in Gold, Silber, VIP etc., aber ich sah keine erklärenden Veranstaltungsplakate. Zurück daheim fand ich heraus, dass ein “Motivations- und Businesscoach” ihr Ziel war. Wieder eine komplett fremde Welt mit sehr unterschiedlichen Menschen: Ich konnte äußerlich keine verbindenden Merkmale identifizieren, weder Alter noch soziale Schicht; na ja, richtig abgerissen sah niemand aus. (Ich stelle mir unter der Berufsbezeichnung ja sowas wie einen Wanderprediger vor. Aber was zitiert er anstelle der Bibel?)

Nach dem Aussteigen am Sendlinger Tor erledigte ich beim Alnatura noch die Einkäufe von unserer Liste, Spülmittel holte ich im dm des U-Bahn-Untergeschoßes (gerade für solche Einzel- oder Wenig-Einkäufe mag ich die Selbst-Kassen ja sehr; inklusive Spiel-Gefühl). Das Thermometer an der Marien-Apotheke zeigte fast 10 Grad an.

Daheim ließ ich gleich mal die milde Luft durch die offene Balkontür, dann Auspacken und Häuslichkeiten. Frühstück um halb drei: Apfel, selbstgebackenes Brot (aus der Gefriere) mit Avocado, Persimon. Als ich damit ins Wohnzimmer kam, flatterte darin ein Kohlmeislein herum, dass sich durch die offene Tür hereinverirrt hatte. Zum Glück stellte es sich als kluges Meislein heraus und fand schnell den Weg nach draußen, bevor es in Panik und Scheißerei geraten konnte, hinterließ nur auf dem Esstisch ein winziges dunkles Flaumfederchen.

Stollenbacken, zweiter Teil. Vor zwei Wochen konnte ich mir noch vorstellen, dieses Jahr mal wieder so richtig Weihnachtsplätzchen zu backen, doch ich fürchte, diese Energie ist mit dem Stollenbacken bereits aufgebraucht (zu Schneeflocken, zufällig vegan, reicht sie aber mindestens noch).

Ein schöner Nachmittag mit sogar aus dem Fenster schauen und Freude darüber, dass ich NICHT arbeiten musste. Eine Runde Yoga, das 30-Tage-Programm Flow geht zu Ende.

Zum abendlichen Aperitif rührte ich Negronis, auf die ich beim Yoga große Lust bekam, zum Ausprobieren mal mit Kakao-Gin: Passte überraschend gut, der Negroni schmeckte dadurch sehr vanillig. Dazu arabische Nüsschen.

Nachtmahl inspiriert von den roten Zwiebeln im Ernteanteil: Flammkuchen nach Nicky Stich (die ich in meinem Internet sehr vermisse). Nachtisch Vanilleeis mit Armagnac-Zwetschgen, Schokolade.

§

“Schon mal von den Dachauer Prozessen gehört?”

Das aktuelle “Buch zwei” der Wochenend-Süddeutschen (€) befasst sich mit dem Gebäude 9241 im hintersten Winkel eines Hochsicherheitsgebiets der Polizei, am Rand der Stadt Dachau.

Anders als bei den Nürnberger Prozessen standen hier zwischen 1945 und 1948 nicht die Hauptkriegsverbrecher, sondern gewöhnliche Deutsche vor Gericht.

Fast 2000 SS-Männer, KZ-Täter und NS-Ärzte wurden angeklagt. Heute lagert die Polizei im ehemaligen Gerichtssaal Partyzelte. Ein Besuch im Abstellraum der Geschichte.

(Und dabei hatte ich ja schon einen Roman gebraucht, Annette Hess, Deutsches Haus, um mich erstmals mit den Frankfurter Auschwitz-Prozessen zu befassen, so sehr wird die Aufarbeitung von Nazi-Verbrechen im Gericht durch die Nürnberger Prozesse dominiert.)