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Journal Montag, 22. Dezember 2025 – Eisnebellauf, Kosmetik

Dienstag, 23. Dezember 2025

Bis zum 7-Uhr-Läuten von St. Matthäus geschlafen, das war nach recht guter Nacht schön – überrschenderweise stören die auf- und abschwellenden Gesichtsschmerzen meinen Schlaf gar nicht.

Beim Bloggen ertastete meine Zungenspitze einen alten Bekannten, seit ein paar Jahren überhaupt nicht vermisst: ein Herpesbläschen. Hastiges Kramen in der Hausapotheke, doch in dieser Hinsicht kann ich mich wirklich auf mich verlassen: Dort wartete eine frische Tube antivirale Salbe (danke, Big Pharma).

Draußen wurde es zu fortgesetztem Hochnebel Tag. Für meine Laufrunde wählte ich dieselbe Stecke wie am Samstag, bereits gespannt auf die sicher ganz andere Stimmung. Und so war es dann auch.

Ebenfalls anders: Es war deutlich kälter als am Samstag, ich brauchte Mütze und Handschuhe, musste mich erstmal warmbewegen. Dann aber kam ich zu einem erfreulichen Lauf, leicht, mit sehr wenigen Menschen an diesem Werktag und immer wieder ruhig genug, dass meine Gedanken körpervergesssen flossen.

Tänzerin

Niedelich! Und die Schmücker*innen denken sicher daran, die Fremdkörper nach Weihnachten auch wieder zu entfernen.

Kurz nach eins gab es Frühstück: einen Apfel, außerdem Mango und Persimon mit Sojajoghurt, eine Hand voll Mandeln drübergestreut.

Dann zum letzten Termin für dieses Jahr: Bei meiner Kosmetikerin, vor Monaten gebucht, für Pediküre und Gesichtsbehandlung. Mit den derzeitigen Schmerzen freute ich mich vor allem auf die Gesichtsmassage, tat auch besonders gut. Bei der Pediküre zuvor (der Lack trocknete während der Stunde Gesichtsbehandlung) stellte die Fachfrau fest, dass die Nägel meiner großen Zehen sich gerade komplett erneuern, sie machte mich darauf gefasst, dass die alten Nägel darüber, zum Teil bereits verfärbt, in den nächsten Monaten abgestoßen werden. Wohl eine Folge meiner siebentägigen Wanderung im Herbst: Selbst bei allerbequemsten Wanderschuhen, kurzgeschnittenen Zehennägeln (meine wachsen von Natur aus sehr weit vor) und optimalen Wandersocken stößt der Nagel bei fast jedem Schritt ein wenig an die Innenseite der Stiefel. Rundum behandelt und lackiert (ich wählte ein peppiges Mittelgrau) sieht man das jetzt bei mir aber nicht mal.

So entspannt wie mir derzeit überhaupt möglich ging ich anschließend auf Lebensmitteleinkäufe für Weihnachten (das meiste von der gemeinsamen Liste hatte allerdings bereits Herr Kaltmamsell besorgt). Daheim Wäschewaschen, eine Runde Pilates mit Schwerpunkt Mobilisation.

Fürs Nachtmahl holte ich mir als Vorspeise vom selbstgemachten Kimchi, klassisch aus Chinakohl, das Herr Kaltmamsell für essfertig deklariert hatte – köstlich. Und aus den Ernteanteil-Süßkartoffeln hatte er auf meinen Wunsch wieder Mac’n cheese zubereitet – das mir sehr gut schmeckte, ich aber wegen großer Temperatur- und Berührungsempfindlichkeit der Schmerzzähne links nur sehr vorsichtig kauen konnte. Nachtisch Mamas Mohnstollen vom Sonntag (super! hier das Familienrezept), und Schokolade.

Im linearen Fernsehen entdeckten wir Sabrina von 1954 und ließen ihn laufen, ich labte mich am Anblick von Audrey Hepburn, der Verkörperung von Liebreiz.

Journal Samstag, 20. Dezember 2025 – Das Gelobte Land von Asiimwe Deborah Kawe

Sonntag, 21. Dezember 2025

Unruhige Nacht (öfter Alkohol hiermit als schlechte Idee erkannt) (vielleicht nur das erste Glas beibehalten?), etwas länger als sonst geschlafen.

Wie geplant machte ich mich erstmal ans Brotbacken, es sollte einen 7-Pfünder geben, sonntägliche Aufteilung unter meiner Familie (Adventspaziergang) bereits eingeplant.

Der Brotteig tat, was er tun sollte, hier beim Rundformen für die Stückgare im Gärkörbchen.

Langsam sickerte die Freude über die Ferien durch: Ich würde am Montag NICHT in die Arbeit müssen! Eine Konsequenz: Wenn wir die nächsten zehn Tage die Wohnung wirklich bewohnen, machte ich sie uns warm, nicht nur um die Sitzplätze am Morgen und Abend.

Hello pretty!

Tagesprogramm nach Brotbacken:
– Laufrunde
– Frühstück (das Brot hatte einfach schon abgekühlt zu sein)
– Weihnachtsbasteln (also Geschenke einpacken)
– Abendessen
– Theaterbesuch mit Freundin

Draußen schien so richtig die Sonne, auch wenn meine Wetter-App eisern Bewölkung behauptete. Ich setzte also die Sonnenbrille auf und fuhr mit der U-Bahn nach Thalkirchen. Eigentlich war ich beim Brotbacken und leicht verkatert so müde gewesen, dass auch eine weitere Runde Schlaf eine Option gewesen wäre – aber Pläne sind Pläne, und wenn’s mir durch das Laufen nicht besser ginge, könnte ich immer noch abbrechen und umkehren.

An der Isar war es herrlich, das Laufen strengte mich nicht an, bald steckte ich auch meine Mütze ein. Bis ich so richtig ins Laufvergnügen fand, dauerte es zwar 45 Minuten, doch die Müdigkeit war jetzt wirklich weg.

Bei meiner Rückkehr stellte ich den Brotlaib für schnelleres Abkühlen auf den Balkon, bis ich mit Körperpflege durch war, fehlte nur noch wenig zu echtem Abgekühltsein – batzte er halt ein bisschen beim Anschneiden.

Frühstück kurz vor zwei: Zwei mächtige Scheiben noch leicht warmes Brot mit Butter und Mamalad, eine Persimon. Das machte mich doch wieder bettschwer, ich legte mich zu einer Siesta hin – schlief auch sofort ein, wurde dann aber durch heftigen Glockenlärm um drei von St. Matthäus zu schnell geweckt.

Nächster Programmpunkt Weihnachtsbasteln: Dieses Jahr mit übersichtlichem Aufwand, komplett fluchfrei und noch bei letztem Tageslicht abgeschlossen.

Ich las noch ein wenig im Internet und Zeitung, bis Herr Kaltmamsell vorzeitig (weil Theaterbesuch) das Abendessen servierte: Pasta mit geröstetem Rosenkohl und Zitronen-Frischkäse-Sauce (Rosenkohl aus Ernteanteil), köstlich.

Die Theatervorstellung fand im Marstall statt, ich spazierte hin über den Jakobsplatz – und freute mich mitzubekommen, dass die jüdische Gemeinde gerade an der Chanukkia versammelt war, das vorletzte Licht entzündete und sang. War gleichzeitig wie jedes Mal bestürzt, dass mindestens ein halbes Dutzend Security-Menschen aufmerksam um sie stehen und sie schützen musste.

Marstall. Wir sahen das hier uraufgeführte Theaterstück (!) Das gelobte Land von Asiimwe Deborah Kawe.

Eingebettet in die Rahmenhandlung eines journalistischen Interviews erzählt die Hauptfigur Achen in der Abschiebehaft ihre Geschichte: Die jetzt Mitte-30-jährige Mutter von zwei Kindern war 15 Jahre zuvor als Krankenpflegerin aus Uganda zu einer Fortbildung in die USA gekommen und illegal geblieben. Das erfahren wir aus den Interview-Fragen, ihren Antworten, aber auch aus den Aussagen der US-Amerikanerin Kat, die damals im Organisationsteam des Seminars gearbeitet hatte. Die Erzählung/Handlung schreitet chronologisch voran, Schauplätze sind die wechselnden Unterkünfte Achens, aus den Aussagen erschließt sich das Leben Achens und was sie in die Situation zu Beginn des Stücks gebracht hat erst langsam und stückweise – das fand ich sehr gut gemacht. Eindringlich führen die Details die ungeheure Anstrengung von jemanden vor, die in ihrer Heimat keinerlei Zukunft hat und diese in der Ferne sucht.

Die Inszenierung lässt das Bühnenbild fast statisch, tupft Szenenwechsel mit wenigen Mitteln, Kostüme werden oft auf der Bühne gewechselt während einer Szene. Die 1 Stunde 50 der Inszenierung vergingen so schnell, wie ich es schon lang nicht mehr bei einem Theaterabend erlebt hatte.

Wir spazierten anschließend noch ganz klassisch in die Pfälzer Weinstube – es mag dem Advent und dem Samstagabend geschuldet gewesen sein, doch ich konnte mir einbilden, dass das Rumposaunen des Loblieds auf die Pfälzer Weinstube vom Haberl Tobias im SZ-Magazin bereits Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Publikums hatte: Es war sehr voll, darunter einige Touristengruppen, ganze Tische voll Jungvolk. Man platzierte uns an den Tisch mit einem leutseligen Paar auf Münchenurlaub, wir fanden dennoch Gelegenheit für Austausch, ich für ein Viertel pfälzer Rotwein (!). Meine beste Idee des Tages: Ich verabredete mich mit der Freundin gleich nochmal für die Weihnachtsferien.

Nach Hause und ins Bett kam ich sogar nach Mitternacht, das fühlte sich sehr nach Ferien an.

§

Das Angebot, das mir im Internet Hobby-Mediziner*innen auch diesmal für meine (auch gestern wechselnd anhaltenden) Schmerzen machen, ist wirklich beeindruckend. Noch fehlen die esoterischen Ansätze komplett, aber ich erzähle ja von diesen Schmerzen auch erst seit zwei Wochen.

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Die Probleme im Stadtviertel, in dem ich wohne, also im Bahnhofsviertel werden leider größer. Ich weise gern darauf hin, dass ich keine Lösung kenne, dass es dafür aber Fachleute gibt. Deren Maßnahme ist jetzt: ein neuer Name.

Ziel ist es, die Transformation des Viertels nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich zu begleiten. Dazu gehört aus Sicht der Initiative auch die Frage, wie dieses Gebiet künftig genannt werden soll. In einem mehrstufigen Prozess wurden deshalb zunächst Kriterien für einen neuen Namen entwickelt. Es folgten Workshops, eine öffentliche Kampagne und eine Online-Umfrage. Mehr als 600 Vorschläge gingen ein. Eine interdisziplinäre Jury wählte schließlich den Namen „Central Quartier“ aus.

Hier der ganze Artikel in der Süddeutschen:
“Wie das Münchner Bahnhofsviertel nun genannt wird”.

§

Hauptsächlich leere Sitze im Plenarsaal des Bundestags bei Debatten: Für einen durchschnittlichen Wähler, eine durchschnittliche Wählerin mag das seltsam aussehen, bei entsprechender Disposition könnten sie auf die Idee kommen, die Abgeordneten täten ihre Arbeit nicht. Awet Tesfaiesus ist Bundestagsabgeordnete und erzählt in einem Thread, woraus ihre Arbeit als Abgeordnete eigentlich besteht – und warum man sich eher wundern sollte, wenn der Plenarsaal bei Fachthemen voll wäre.

Journal Freitag, 19. Dezember 2025 – Abschied vom Arbeitsjahr

Samstag, 20. Dezember 2025

Eigentlich gut geschlafen, aber bei jedem leichten Aufwachen gecheckt, ob ich gerade die Zähne auf die Knirschschiene presse: Nein, nie.

Ich verließ das Haus zu klarem Himmel, war nach der milden Luft am Vorabend aber über das frostige Glitzern überall überrascht.

Büroräume jetzt doch vorweihnachtlich UND freitäglich leer. Dennoch wollte sich das erhoffte Däumchendrehen bis vorzeitigem Feierabend einfach nicht einstellen, ich hatte vormittags sogar einen TERMIN!

Letzter Bürohausblick über München des Jahres.

Die Gesichtsschmerzen hielten an, ich hielt mit Ibu dagegen – die wirkte! Aber der Korridor an Temperatur, mit dem ein Getränk meine diversen Schmerzzähne nicht zum Aufjaulen brachte, war weiterhin unerhört eng, ich vermutete wenige Grad um Körpertemperatur.

Das merkte ich unter anderem an meinem Mittagscappuccino, zu dem ich durch wundervolle Sonne raus ging: Die heiße Flüssigkeit jagte den Schmerz wieder hoch.

Zurück am Schreibtisch wurde es endlich wirklich ruhiger. Noch der eine oder andere Aufreger, zu Mittag Äpfel sowie Mango mit Sojajoghurt, dann konnte ich meinen Schreibtisch systematisch leerarbeiten – was in meinem Fall durchaus physisch zu verstehen ist.

Vorzeitiger Feierabend, ich verließ das Haus nur wenig nach drei, fand davor noch zwei Kolleg*innen, denen ich schöne Weihnachtsferien wünschen konnte.

Mit Genuss spazierte ich durch Tages- und sogar Sonnenlicht zu Besorgungen: Lebensmittel im Vollcorner, dann brachte mich die U-Bahn zum Odeonsplatz, von dort spazierte ich zum Hofbräuhausmühlenladen für Roggenmehl Type 1370, denn ich wollte am Samstag Brot backen. Doch ich merkte, dass mich dieses Jahr zwar spät, aber doch der Dezember einholte (was bei mir bedeutet: Überfall von disparaten Dezember-Erinnerungen inklusive damit verbundenen Gefühlen, heuer im Vordergrund ein tief vermisster lieber Freund meiner Jugend). Ich freute mich sehr auf Alkohol.

Heimweg über den Jakobsplatz und die Chanukkia, die ich immer noch nicht schön finde.

Mit Herrn Kaltmamsell war ich zu einem aushäusigen Abendessen verabredet, aber durch meinen frühen Feierabend blieb davor Zeit für Pilates, Blumengießen, Brotvorbereitungen.

Ich hatte im Blauen Haus auf der Rückseite der Kammerspiele für uns reserviert, im Conviva. Dorthin spazierten wir eher früh am Abend einmal quer durch die innerste Innnenstadt und damit an einem Freitagabend durch Menschenmassen.

Das Lokal war dicht besetzt, erst als sich das um dreiviertel acht schlagartig änderte, wurde mir klar: Viele Theaterbesucher*innen vor Vorstellungsbesuch.

Als Alkohol des Abends folgte ich der Tagesempfehlung mit Kreide auf Tafel an der Wand und bestellte eine Flasche Wiener Gemischten Satz Fuchs-Steinklammer. Schön kräftig, und der Alkohol führte innerhalb von Minuten zur ersehnten Entspannung. Vielleicht sollte ich öfter Alkohol trinken.

Als Vorspeisen gab es für mich Fischsuppe (gut), für Herrn Kaltmamsell Flusskrebs-Sauerrahmterrine mit Rote-Bete-Salat (er freute sich vor allem über die Zubereitung der Bete).

Als Hauptgang hatte ich Kabeljaufilet (wunderbar saftig) auf Belugalinsen, gegenüber gab es Gebackene Blutwurst mit Kartoffel-Feldsalat, wieder waren wir beide sehr zufrieden.

Gleicher Nachtisch: Nougat-Spekulatiusmousse mit pochierten Birnen.

Angenehm beduselt machten wir uns auf den Heimweg (immer noch keine Mütze nötig).

Schau an: Die Eisbachwelle (Zukunft derzeit ungewiss) ist ikonisch genug, dass sie den Bauzaun des Luxusobjekts “Falckenberg-Ensemble” schmückt.

Zu meiner Überraschung war an den Christkindlmärkten auf dem Weg noch Hochbetrieb. Zu Hause machte ich uns noch Espresso (decaf, damit ich danach schlafen konnte), schenkte ein wenig uralten spanischen Brandy ein.

§

Auch ich brauchte lange zu begreifen, dass Glennkill von Leonie Swann ein deutscher Krimi ist, nicht etwa aus dem Englischen übersetzt.1
Jetzt wurde er mit Hugh Jackman (!) und Emma Thompson (!!) verfilmt, hier der Trailer.

  1. Das kann unmöglich SCHON ZWANZIG JAHRE HER SEIN! []

Journal Mittwoch, 17. Dezember 2025 – Dann doch Schmerzkapitulation

Donnerstag, 18. Dezember 2025

Überdurchschnittlich gut geschlafen, das war schön.

Auf dem Weg in die Arbeit war es noch so dunkel, dass ich kein Wetter erkennen konnte. Sowas wie hell wurde es zu bedecktem Himmel und kühler Luft deutlich über Null.

Unerwartet emsiger Vormittag, obwohl viele bereits in die Weihnachtsferien verschwunden waren.

Raus auf einen Mittagscappuccino ins Westend, als sich gerade ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke bissen – aber nur kurz.

Im Notting Hill auf der Theresienhöhe hatte die stade Zeit bereits deutlich um sich gegriffen.

Anhaltende Schmerzen in der linken Gesichtshälfte, die sich vor allem wie Zahnschmerzen anfühlten. Entscheidung auf dem Rückweg vom Café: Ich würde versuchen, noch vor Weihnachten einen Termin bei meiner Zahnärztin zu bekommen. Wenn es doch nicht die Zähne sind, sondern die ewig leicht entzündeten Nebenhöhlen, ist das zumindest abgeklärt, und ich riskiere keinen Zahn-Notfall in den Weihnachtsferien der Zahnärztin. So machte ich es und bekam gleich einen Termin Donnerstagvormittag.

Hoffnung auf Arzttermin-Magie, die Beschwerden allein durch Vereinbarung beseitigt – funktionierte nicht so recht. Eher im Gegenteil: Mit der Terminvereinbarung hatte ich mir selbst offiziell die Schmerzen eingestanden und fühlte mich jämmerlich.

Ich arbeitete also mit erhöhtem Tempo auch Dinge weg, die bis Donnerstag Zeit gehabt hätten – weil ich nicht wusste, ob ich nach dem Termin bei der Ärztin fit genug dafür sein würde.

Dazwischen gab’s zu Mittag Bananen und Quark mit Joghurt.

Emisger Nachmittag, ich musste mich losreißen, um den Feierabend nicht zu spät werden zu lassen.

Auf dem Heimweg Einkaufsstopp beim Vollcorner und bei einem Tchibo, zu dem ich meine zweite Winterlaufhose hatte schicken lassen – diesmal wurde sie sofort gefunden. Kurz vorm Daheim huschte ein Mäuselchen über den Gehweg in die Grünanlage: So niedlich!

Daheim turnte ich endlich die lange und sportliche Folge Pilates mit Gabi Fastner: Ging gut und machte Spaß. Vor Nachtmahl war noch Zeit für das Schreiben von ein paar Weihnachtskarten – so vorbereitet von Herrn Kaltmamsell, wie ich die Weihnachtskarten für meine Chefin vorbereite, ich habe eine Privatsekretär <3

Der auch noch das Abendessen servierte: Sauerkraut und Kartoffeln aus Ernteanteil, dazu besonders gute Blut- und Leberwürscht vom Viktualienmarkt.

Schmeckte herovrragend.
(Jaha – die Blutwürscht waren etwas desintegriert.)

Nachtisch Stollen und Schokolade – ein bisschen auf Vorrat, ich fürchtete die Folgen des Besuchs bei der Zahnärztin.

Sehr früh ins Bett, und zwar ohne Lesen, weil ich schlagartig steinmüde wurde.

Journal Montag, 15. Dezember 2025 – Neither the best of times nor the worst of times

Dienstag, 16. Dezember 2025

Nicht ganz erholsame Nacht, und beim Aufstehen stellte sich heraus, dass Herr Kaltmamsell krank war. Selbst fühlte ich mich lediglich ziemlich entkräftet.

Auf dem Weg in die Arbeit wurde ich auf dem dem Kaiser-Ludwig-Platz an der grünen Fußgängerampel fast von einer Radlerin umgemäht, die bei Rot über ihre Ampel bretterte. Zum Glück erschrak sie rechtzeitig.

Edgar-Wallace-Licht über der Theresienwiese.

Arbeitsvormittag mit Emsigkeiten, einig geplant (mit Gerenne und physischer Jonglage), einige ungeplant. Mittagscappuccino war keiner drin, mir fehlte allerdings auch die Lust darauf. Ich versuchte mit aller Kraft, Freude aus dem Verschwinden des Nebels, schließlich wolkenlos blauem Himmel und Sonnenschein zu ziehen, zudem führten meine Arbeitswege mich auch nach draußen.

Dass mich so böse Kreuzschmerzen wie lange nicht mehr plagten, half allerdings nicht.

Erst spät war Zeit für Mittagessen: Orangen (wir habe die zehn Kilo in elf Tagen weggekriegt!), Hüttenkäse.

Echter Freudenmoment: DAMPFLOK VORM BÜROFENSTER!
War sicher eine der beiden vom Bayerischen Eisenbahnmuseum, die am Wochenende zwischen Ostbahnhof und Hauptbahnhof fuhren.

Arbeitsnachmittag mit Ärger und einem gerüttelt Maß Wahnwitz, aber auch mit immer hilfreichen Kolleg*innen, für die ich mir jederzeit und in jeder Lage ein Bein ausreiße.

Nach Feierabend (jetzt hatten sich die Kreuzschmerzen zu Unterleibschmerzen ausgeweitet) spazierte ich zur Bahnhofspost, Paketabholkarte in der Hand. Entgegen Herrn Kaltmamsells Warnungen, die mich auf mindestens eine halbe Stunde Warten in der Schlange vorbereiteten, stand ich keine fünf Minuten an: Sehr viele Schalter waren besetzt, die Abfertigung ging wie’s Brezelbacken. Und das Packerl stellte sich als nichts Bestelltes heraus, sondern als ein Geschenk von Oldenburger Freundinnen!

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe, daheim erstmal Räumen. Die programmierte Waschmaschine schaltete von 1 Minuten Restzeit auf 31 um – also doch erstmal Gymnastik. Ich entschied mich für eine Folge Yoga mit Jessica Richburg, die sehr gut tat.

Währenddessen traf eine Reaktion von DPD auf meine Reklamation ein: Sie beharrten darauf, mein Paket sei vergangene Woche wie gewünscht abgestellt worden, auf meinen Wunsch, also keine Ansprüche, fertig. Mist, ein Geschenk weniger (und ein durchaus spürbarer finanzieller Verlust). Zumindest den Versuch mit Zettelaufhängen an Nachbarn mache ich noch (in den 26 Jahren, die wir hier wohnen, ist noch nie ein Päckchen weggekommen).

Endlich war die Waschmaschine durch, das Abendessen verschob sich wegen Wäscheaufhängens.

Herr Kaltmamsell hatte ein recipe nach Ottolenghi gemacht, mit Tofu und einer Sauce mit schwarzen getrockneten Limetten, außerdem Spinat, dazu Reis. Schmeckte gut, doch Herr Kaltmamsell war sehr unzufrieden. Nachtisch Stollen und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Johns Steinbecks schönes Travels with Charley ausgelesen.

Journal Sonntag, 14. Dezember 2025 – Nebeldezember an der Isar

Montag, 15. Dezember 2025

Etwas unruhige Nacht, aber ich bekam ausreichend Schlaf.
Aufgestanden zu einem weiteren angekündigten Nebeltag. Erfolg: Ich schaffte endlich, die nervige Brummfliege aus der Wohnung zu bringen, über die Küchenbalkontür. Viel Spaß da draußen, muhahaharrr.

Trotz wirklich gemütlichem Morgen mit einmal alles (Bloggen, Milchkaffee, Wasser, Tee) war ich früh fertig für die geplante Laufrunde. Ich nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz und lief über Hofgarten, Englischen Garten (nach 15 Jahren mal wieder beim Laufen einem ebenfalls laufenden Arbeitskollegen begegnet) an den Tivoli, von dort nach Norden bis Unterföhring und zurück bis Tivoli. Machte Spaß, bereitete keinerlei körperliche Schwierigkeiten, fühlte sich auch nicht mühsam an. Gleich beim Tivoli sah ich eine Wasseramsel auf einem Stein in der Isar landen. Ich tat, was ich sonst nur fürs Fotografieren tue: Ich blieb stehen, vielleicht würde sie ja tauchen! Doch sie flog nach wenigen Sekunden ungetaucht weiter.

Blick vom Monopteros oder wie ein Kind hinter mir vom Schild ablas: vom Moroptulus. (Haben alle zu viel Harry Potter abbekommen.)

Power-Biber

Fertiggelaufen (Bus von Tivoli zu U-Bahn Giselastraße).

Beim Heimkommen erstmal eine zweite Winter-Laufhose bestellt. Ich hatte mich dabei ertappt, wie ich das Waschmaschinen-Timing für dunkle Wäsche um meine Laufpläne herum gebogen hatte – nach nur wenigen Tagen wurde mir bewusst, dass schlicht eine Laufhose für den Winter eine zu wenig war. Blitzkneißerin, die ich bin.

Frühstück kurz nach eins: Orangen mit Joghurt, geschenkter Stollen (wirklich gut). Aber vorsichtiges Kauen, weil weiterhin einige Zähne wehtun (unter anderem beim Joggen – WTF?). Auch sonst setzt sich der Schmerz-Schabernack fort: Am Samstag zum Beispiel auf den letzten beiden Fußwegen des Tages (Elternhaus-Bahnhof, Münchner Bahnhof-Daheim) heftiger Schmerz am unteren rechten Schienbein. Bei Ruhe weg, gestern auch beim Gehen, beim Joggen ebenso.

Der Familienbesuch aus USA hatte für den Sonntag Christkindlmarktwünsche in München angemeldet, doch es war nicht abzusehen, ob er dafür auch fit genug sein würde. Bis zu einer Nachricht begann ich schonmal das spärliche Tageslicht für Bügeln am Fenster zu nutzen (bis kurz nach drei reichte es, der Nebel blieb eisern). Darauf freute (!) ich mich seit Tagen, denn ich hatte mir ein Interview mit der London-Korrespondentin der ARD, Annette Dittert, eingemerkt: Sie hört nach 20 Jahren für die ARD auf, Holger Klein hat sich zu diesem Anlass mit ihr unterhalten. Wie erwartet ausgesprochen hörenswert (unter anderem Ditterts Einschätzung von King Charles III), ich lachte schon am Anfang so laut auf, dass Herr Kaltmamsell erschreckt aus seinem Zimmer kam. Nochmal kam er, als er Nachrichten von der Familie hatte: Nein, aus deren Münchenbesuch würde leider nichts.

Ein Paket war am Samstag tatsächlich wie gewünscht vor die Tür gestellt worden (ein weiteres anderes von DHL allerdings nicht, auch das muss ich in einer Post abholen – allerdings in einer anderen als das nicht gebrachte vom Freitag, le big Augenroll): meine von Meindl reparierten Wanderstiefel. Die Rechnung hatte ich vorab bereits per E-Mail bekommen, doch sie lautete statt auf die angekündigten 50 Euro auf “Kostenfreie Reparatur durch den Hersteller” und 0,00 Euro. Gestern packte ich die Schuhe aus – und auch auf Papier stand genau dieses. Eine sehr erfreuliche Überraschung, vielleicht war auch der Hersteller wie ich der Meinung, dass diese Naht sich nicht so schnell hätte auflösen dürfen.

Es war die Naht oben um das Auge gewesen.

Den geschenkten Nachmittag verbrachte ich mit Lesen: liegengebliebene Newsletter, das SZ-Magazin von vergangenem Freitag. Ich entschied mich gegen Gymnastik: Drangewesen wäre eine 45-minütige, ziemlich sportliche Einheit Pilates, fühlte sich gestern nicht passend an.

Schwarzkohl und Kartoffeln aus Ernteanteil waren die Basis fürs Nachtmahl: Herr Kaltmamsell kochte sie mit weißen Bohnen und spanischem Chorizo/Morcilla/Tocino zu herzhaften Eintopf – ausgezeichnet. Nachtisch Plätzchen von Mama.

§

Der Stadtneurotiker war fünf Tage lang in Wien. Wenn Sie Lust haben auf einen Reisebericht mit den deutlichen Schwerpunkten Öffentlicher Nahverkehr (Nerd-Level inklusive Einordnung der Technik, der Infrastruktur, der Fahrzeuge – ich weiß nicht, ob auch die Schienenfahrzeuge im Städtischen Verkehr “Rollmaterial” heißen wie bei der Schweizer Bahn) und Christkindlmärkte: Hier geht’s los.
“Kitsch in angemessenem Ambiente”.

§

Nochmal Martin Parr: Im Guardian ein Nachruf in Fotos.
“Martin Parr: the photographer’s career in pictures”.

Journal Freitag, 12. Dezember 2025 – Wieder eine Arbeitswoche rumgebracht

Samstag, 13. Dezember 2025

Der Wecker holte mich aus extratiefem Schlaf, zum ersten Mal im Leben verstand ich die Verlockung der Snooze-Taste.
(Die Brumm-Fliege lebt immer noch.)

Ich verließ das Haus wieder im Dunklen, wieder ließen dunkle Wolken keinerlei Morgenblau zu.

Zum Start des Arbeitstages sah ich meinem Computer erstmal 45 Minuten bei Updates zu (nicht ganz, ein paar Sachen konnte ich ohne Computer erledigen, außerdem die erste Tasse Tee aufbrühen).

Berufliche Besorgungen brachten mich vor die Tür, ich nahm absichtlich Umwege.

Um die Mittagszeit Ahnung von blauem Himmel, fahles Wintersonnenlicht. Später Mittagscappuccino, es war kälter geworden.

Spätes Mittagessen ohne Appetit, aber muss ja: Orangen, Quark mit Joghurt.

Der Nachmittag wurde dann richtig sonnig mit blauem Himmel und entsprechend buntem Sonnenuntergang.

Etwas späterer Feierabend als geplant, weil ich etwas vergessen hatte und schnell noch wegarbeitete.

Beim Unterqueren des Heimeranplatzes:

Ich verlas natürlich erstmal “The Worst of Hans Zimmer” und dachte sofort: WO ANFANGEN?!
(Auch meiner Meinung nach hat er Filmmusik kaputt gemacht.)

In der Heimeranstraße wieder ein kurzer Blick in die Auslage des vertrauten Goldschmiede-Kollektivs Silberfisch: Dieses Jahr fast ohne Gold – bei den absurd hohen Goldpreisen derzeit müssten die Schmied*innen wahrscheinlich unverkaufbar hohe Preise dafür verlangen. Wie schade, ich mag Gelbgold für meinen Schmuck am liebsten.

Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner, wegen Gelegenheit auch gleich für Heilig Abend. Am Himmel sah ich die nächste Nebelwand heraufziehen.

’tis the season – der Paketjagd. Beim Heimkommen fand ich einen DHL-Zettel vor, der die E-Mail-Benachrichtigung bestätigte: Mein Pakte habe nicht wie gewünscht vor der Haustür abgelegt werden können, ich muss es am ehemaligen Hauptbahnhof abholen. Und als ich im Web nach dem Verbleib einer DPD-Lieferung sah, fand ich die Behauptung, sie sei am Donnerstagvormittag abgelegt worden – da war aber weder am Donnerstag noch am Freitag etwas. Also gleich mal Kontaktformular mit Reklamation ausgefüllt. Online-Kauf im Inland zweieinhalb Wochen vor Heilig Abend reicht also nicht für sichere Lieferung zur Bescherung.

Eine Einheit Pilates, immer schön durch den Schmerz durch (wenn ich bei jedem Schmerz aufhören würde, hätte ich seit vielen, vielen Jahren gar keine Gymnastik mehr gemacht) – solange das noch geht, kann’s ja nicht so schlimm sein.

In bequemen Schlumpfklamotten bereitete ich die Drinks zum Wochenendfeiern: Es stand fest, dass sie auf frisch gepresstem Crowdfarming-Orangen-Saft basieren würden, Herr Kaltmamsell durfte zwischen Tequila Sunrise und Campari Orange entscheiden und nahm Letzteres. Gut!

Da Herr Kaltmamsell erst abends heimgekommen war, gab es schnelles Abendessen (im Gegensatz zur Verarbeitung des Ernteanteils, dessen Bestandteile diesmal allesamt zeitaufwändiger gewesen wären): Shakshuka, zu dem ich Balkanbrot gekauft hatte.

Im Glas ein Chardonnay Mon Rêve – Fût de Chêne: Langsam nähere ich mich Chardonnay wieder an, dessen klassisch altmodische Varianten mit Holz, Butter, Vanille wie ein Fausthieb mir lange gar nicht mehr geschmeckt hatten. Dieser hier gefiel mir, kräftig mit überraschend mineralische Noten in der Nase, komplett unblumig, wenig Säure, nur ganz leicht holzig.

Da im Fernsehen gar nichts Erträgliches für Nebenher lief, bat ich Herrn Kaltmamsell um Hollywood in den 1930ern (bei Maximilian Buddenbohm hatte mich dieses superniedliche Liebesduett von Bob Hope and Shirley Ross aus Thanks for the Memory von 1938 bezaubert). Er kramte eine Absurdität von 1932 von der Festplatte heraus: Million Dollar Legs mit W. C. Fields und einer hinreißenden Lyda Roberti. Vor allem aber komplett absurd und haarsträubend amateurhaft gemacht. Herrlich.

§

Mek bloggte über Apfelvorlieben, woraufhin ich ihn fragte, ob er seine Apflepflückvergangeheit eigentlich schonmal erzählt habe?
Hatte er.
“Streuobst – 100% Direktsaft”.
(Dass veganer Apfelsaft ein Oxymoron ist, weiß man eh, wenn man auch nur einmal beim Apfelpflücken mitgearbeitet hat.)

§

HAHAHAHA! Ich wusste, dass es in Island sehr viele Schriftsteller*innen in Relation zur Gesamtbevölkerung gibt. Ich wusste auch, dass sehr viele davon Krimis schreiben.
Was ich nicht wusste: Es gibt in Island nur einen forensischen Pathologen, Pétur Guðmannsson – und der bekommt alle, alle Fachfragen der Krimi-Autor*innen ab. Um überhaupt noch Zeit für seine eigentliche Arbeit zu haben, gibt er jetzt einfach Seminare speziell für sie (Artikel von 2023):
“Iceland’s only forensic pathologist is teaching crime writers about death”.

via @baldur

§

Notes for radical living
(Tilda Swinton)

Make friends with chaos
Hold a calm mind
Let things shake
Forgive human frailty
Champion second chances
Defy unkindness
Reverence fellowships
Listen to the quiet
Respect the young
Seek growth
Trust in change
Treasure learning
Inspire faith in evolution
Hold faith in miracles
Reach beyond the binary
Be wary of the doubtless
Honour the brightheaded
Grow plants
Attend to the weather
Be electric
Cherish language
Celebrate silence
Dance daily
Bless the handmade
Magic up fresh beauty
Sing into pain
Find joy in shadow
Challenge assumptions
Follow the wind
Look upwards
Swoon under clouds
Feel your courage
Face forward
Read history
Open your ears
Drop your shoulders
Bend your knees
Raise the roof
Keep breathing
Be trustworthy
Take care of yourself
Believe in goodness
Head for the light

Ich begrüße alles davon (und finde es von Tilda Swinton durch und durch glaubwürdig). Doch ich weiß, dass ich nur zu einem Bruchteil fähig bin.

Quelle

via @fuchsbrom