Auszeitjournal Montag, 20. August 2012 – Glühende Rückreise

Dienstag, 21. August 2012 um 7:14

Bereits als wir kurz nach acht unser Hotel am Mehringdamm verließen (ich sah wieder so aus), glühte Berlin. Die spannende Frage war also, ob die Kühlung des ICE funktionieren würde und wie gut (viele Reisende haben sich ja für Bahnfahrten Zwiebelbekleidung angewöhnt und tragen die Hälfte ihrer gesamten Reisekleidung am Körper, um sich auf jede Innentemperatur einstellen zu können). Die Auflösung: Kühlung funktionierte, in Hochsommerkleidung schwitzte ich nur leicht. Ein bisschen Spaß hatten wir trotzdem: In beiden ICE mussten die Zugrestaurants wegen Ausfall der Kühlung geschlossen werden. ABER: Wir waren auf die Minute pünktlich.

Ich las The Tender Bar von J.R. Moehringer zu Ende. Eine auf jeden Fall überwiegend fesselnde Lebensgeschichte, doch so ganz weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll: Die Mischung aus Mimimi und Macho befremdete mich. Mal sehen, was Dienstagabend meine Leserunde dazu sagt, für die ich das Buch gelesen hatte. Übrigens als E-Book: Ich schätze es immer mehr, dass ich nach der Lektüre eines Buches kein weiteres Ding in der Wohnung habe. Und werde wahrscheinlich bald den Dienst 1 Dollar Scan nutzen (via @kathrinpassig), der jedes Buch digitalisiert, auch als E-Book.

Die Hitze in München brüllte nicht ganz so, war aber dennoch laut genug, dass ich (während die erste Waschmaschine lief) meine Einkäufe in der Goethestraße fürs Abendessen schleichend erledigte. Sie ergaben ein kleines mediterranes Crossover zum Nachtmahl: Hummus, Tsatsiki, Fladenbrot, Tomaten, Käse, Weißwein.

Als ich nachts um elf die Fenster öffnete, war es draußen immer noch wärmer als in der Wohnung.

die Kaltmamsell

19 Kommentare zu „Auszeitjournal Montag, 20. August 2012 – Glühende Rückreise“

  1. Usul meint:

    “1 Dollar Scan” klingt ja interessant! Der Name suggeriert ein bisschen, dass man da ein Buch für einen Dollar einscannen lassen kann, ist leider nicht so, wie ich sehen musste. 100 Buchseiten in der normalen Qualität kosten 1$, mein dickstes Buch im Regal (Cryptonomicon) hat 1184 Seiten, macht 12$. Hm.

    Meine letzten beiden Bücher haben etwas über 400 Seiten, das ist schon deutlich akzeptabler. Insgesamt ein toller Dienst, auf den ersten Blick. Es bleibt ein bisschen die Frage, ob man vielleicht auf Zeit pokert und darauf hofft, dass in den nächsten 5 Jahren viele Altbestände an Büchern auf irgendeinem Weg digitalisiert verfügbar werden. Ich meine, die Verlage arbeiten doch seit wie vielen Jahren in der reinen Manuskripterstellung digital, 10 Jahre? 15 Jahre? Da liegen jede Menge digitale Schätze bei den Verlagen rum, die nur mal digital aufbereitet werden müssten.

    Ich fürchte nur, es ist wie heutzutage üblich ein Rechteproblem.

  2. lihabiboun meint:

    Welcome back. Ja, ja, therapeutisches Waschen… wer kennt das nicht. Und Dank für die vielen interessanten Berliner Tipps.

  3. philine meint:

    Tender Bar hatte ich auch gelesen und war nicht 100% begeistert. Es gibt einige sehr starke Momente im Buch, aber letzten Endes hat es mich nicht vom Hocker gerissen. Aber alle, die es bei mir als gebundenes und später als Taschenbuch gekauft hatten, waren begeistert.
    Gottseidank gibt es immer noch Menschen,die es bevorzugen ein papierenes Buch in Händen zu halten, sonst könnten 50% und mehr der Buchhandlungen in München dicht machen

  4. die Kaltmamsell meint:

    Ich glaube nicht, philine, dass die Entwicklung langfristig aufzuhalten ist (die Zukunft: Bücher als Luxusprodukt gedruckt, als Leseinhalt digital). Ein klares Anzeichen ist, dass man gebrauchte Bücher praktisch nicht mehr los wird, nicht mal geschenkt. Neuerungen sind immer zerstörerisch, was es für die Zerstörten nicht einfacher macht. Der Buchdruck hat seinerzeit ja auch all die Folianten malenden Mönche überflüssig gemacht – zum größten Teil.

  5. Allabouteve1950 meint:

    Mit zunehmendem Alter weiß ich E-Books schon deshalb zu schätzen, weil man die Schrift problemlos vergrößern kann. Habe heute versucht, in der U-Bahn einen SPIEGEL-Artikel ohne Brille zu lesen…nix zu machen. Vor einem Jahr ging das noch. Außerdem sind E-Books platzsparend und – ganz wichtig – wenn sie wirklich schlecht sind, kann ich sie ohne mit der Wimper zu zucken löschen. Bücher im Papierformat wegzuwerfen, fällt mir echt schwer, egal wie schlecht das Buch ist. Meine Zukunft gehört dem E-Book.

  6. Allabouteve1950 meint:

    Ach philine. In München gibt es doch eigentlich nur noch den Hugendubel! Und dessen Filialen haben ein so schlechtes Sortiment, dass die Schließung von 50% kein echter Verlust wäre.

  7. Sigourney meint:

    Ich schätze auch sehr, dass ich keine Platzprobleme mehr habe dank E-Book. Und v.a. finde ich klasse, dass man sich Leseproben schicken lassen kann, das hat mir schon manchen Fehlkauf erspart.
    Aber mein Konsum hat sich irgendwie verändert, ich werde gieriger, kaufe mehr, habe mehr ungelesene Bücher rumfliegen (auf dem E-Book), das hätte es früher nicht gegeben. Ist auch ein Stück Freiheit, auf jeden Fall, aber ich komme mir doch etwas undiszipliniert und ja, halt gierig vor. Weil es so einfach ist, zu kaufen, instant gratification halt.
    Und es habe das Gefühl, als wenn ich dadurch das einzelne Buch nicht mehr so würdige.

  8. Schlosswiler meint:

    ICE 1 oder 3?

  9. Trippmadam meint:

    Ja, aber…Platzprobleme hin- oder her, was ist ein E-Book gegen den Duft eines (alten oder neuen) Buchs, gegen das – je nach Qualität – glatte oder raue Papier unter den Fingerspitzen?

  10. Tanja meint:

    Schönen, geburtstäglichen Tag und liebe Grüsse aus Bern.

  11. kecks meint:

    platzprobleme, who cares – verkauft man eben die nicht gewollten exemplare wieder oder spendet sie. notfalls altpapier (wobei das hier noch nie nötig war). aber in der sonne draußen mit einem bildschirm statt mit einem buch? nicht, wirklich, oder?

  12. die Kaltmamsell meint:

    Darf ich nochmal hierauf verweisen?

  13. philine meint:

    @allabouteve1950: ich sprach auch nicht von den Hugendubels, da wäre die Schliessung von 50% der Filialen wegen des schlechten Sortiments wirklich kein Verlust, ich spreche von Liebeskind in der Au, von Kindt am Partnachplatz. Lehmkuhl, der Autorenbuchhandlung, der Bh. am Hohenzollernplatz, der am Nordbad, von Buch & Bohne im Schlachthofviertel, von den drei Buchhandlungen in Haidhausen und noch viele weitere z.B. in Sendling, Grosshadern etc, nicht zuletzt von meiner buchhandlung, die allesamt Inhabergeführte Läden sind und wohlfeil ein Sortiment für ihre Kunden auswählen, beraten und allesamt vom Fach, sprich Fachkräfte sind.

  14. Allabouteve1950 meint:

    @philine
    Oooch da bin ich ziemlich optimistisch, dass E-Books solchen Buchhandlungen nicht schaden werden, eben weil die liebevoll geführte Sortiments haben und den Kunden einen Services bieten, die man Hugendubel, Thalia etc. sowieso nicht erhoffen darf. Und genau das suchen doch Kunden. Vielen Dank übrigens für die Liste Münchner Buchhandlungen und viel Glück für Ihren Buchladen.
    @ kaltmamsell & zeitweise
    Kommt drauf an, was ich aus dem Gefäß trinken bzw. Was für eine Art Buch ich lesen will. Champagner trinke ich nicht aus der Tasse und einen Bildband über van Gogh will ich nicht als EBook.

  15. kecks meint:

    ja gut, wenn e-book:buch wie tasse:glas, dann macht aber das argument “in zukunft buch = luxusprodukt, e-book = leseinhalt” eher weniger sinn, oder?! oder doch nicht e-book:buch wie tasse:glas?!

  16. Allabouteve1950 meint:

    @kecks
    Hä? Wat?

  17. Connie meint:

    Ich finde den OneDollarScan häßlich und bescheuert.

    1) ein Buch wird zerstört und einfach weggeworfen
    2) dies alles bevor man die elektronische Kopie erhalten hat
    3) man erhält ein PDF, super duper lesbar auf Kindles z.B.
    4) das ist eine japanisch-amerikanische Firma, sicherlich äußerst kompetent in deutschsprachiger OCR

    ich habe auch einen Reader und mag ihn, aber nicht um meine Bücher zu zerstören

    prima, schmeisst nur alle Kulturgüter weg, und wenn dann der Strom ausfällt, könnt Ihr Euren Reader streicheln ;=)

  18. die Kaltmamsell meint:

    Genau, Connie! Wie sagte damals der Bibliothekar in Alexandria, als diese komischen Folianten aufkamen:
    – Wird sich niemals durchsetzen!
    – Wer will schon blättern?
    – Die einzige dem Menschen natürliche Leseweise ist das Abrollen.
    – Und dann dieser Gestank der Schweinehäute? Kein Vergleich zum Duft des Papyrus.
    Und? Recht hat er behalten.

  19. Connie meint:

    Frau Kaltmamsell,

    ja, ich bin ein Traditionalist. Alles Moderne ist mir zuwider. Am liebsten lese ich in Stein gemeißelte Inschriften ….

    setzen SIe sich bittte mit den Argumenten gegen diesen Dienst auseinander, auf http://buchbestattung.de/2012/08/25/ebooks-diesmal-die-ganz-elegante-buchvernichtung/ habe ich das aufgelistet, in Ihrem Blog wollte ich das nicht so ausführlich wiederholen

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