Archiv für Juli 2008

Summer of ’92

Sonntag, 20. Juli 2008

Die Abba-Musik hat mich an den Sommerball der Swansea University erinnert und an den gloriosen Sommer, den ich 1992 in Südwales verbrachte. Ich habe zwei Fotos hervorgekramt, die direkt vor der Abfahrt zum Ball aufgenommen wurden. Auf dem unteren hatte mich eine meiner englischen Freundinnen zu ihrem schmucken Freund (Meeresgeologe, no less) geschoben, damit ich auch mal einen Mann im Arm habe. Und auf beiden Bildern tragen alle Damen einen BH – ich verrate nicht, bei welcher das eine große Ausnahme war.

Mamma Mia!

Samstag, 19. Juli 2008

Jeder und jede hat seine und ihre persönliche Abba-Vergangenheit; hier die meine.
Als sie noch live im Geschäft waren, fand ich Abba doof. Zum einen war ich in der Frühpubertät ein Schnösel, der lieber Beethoven hörte (und die Hitparade auf Bayern 3 am Freitag um 18 Uhr). Zum anderen war diese Kirmesmusik, als die ich sie damals empfand, für mich untrennbar mit Pferdemädchen verbunden, also mit den Altersgenossinnen, die Pferdeposter an der Wand hatten, Pferdemädchen-Schneiderbücher und Bravo lasen (nein, geritten ist fast keine von diesen Arbeiterkindern – Ausnahmen waren die echten Aficionadas, die sich mit täglichem Stallausmisten und Pferdestriegeln die eine oder andere Reitstunde erarbeiteten), ihre langen Haare mit Glitzerspangerln schmückten und die „beste Freundinnen“ hatten, mit denen sie sich tuschelnd und kichern unterhielten. Pferdemädchen fand ich sehr doof.

Anfang der 90er verbrachte ich ein Studienjahr in Wales. Und damit mitten in der Abba-Revival-Welle. Für Popmusik interessierte ich mich auch damals nicht, war aber in den Jahren davor oft vom Independent-Lärm meiner musikbegeisterten Freunde umgeben gewesen. Schlagartig genoss ich es, dass Abba-Musik Melodien und mitsingbare Refrains enthielt. Allein schon meine Hitparaden-Vergangenheit befähigte mich zum Mitsingen. Das ganze kulminierte im Summer Ball der Swansea University, auf der die australische Abba-Coverband Björn Again auftrat – stundenlanger Spaß. Zu den Abschiedsgeschenken meiner englischen Freundinnen (darunter Eva mit schwedischem Migrationshintergrund) gehörte dann auch eine Kassette mit Abba-Liedern.

Muriels‘s Wedding gehört zu meinen Lieblingsfilmen, die Tagline „She‘s not just getting married, she‘s getting even.“ ist meine liebste überhaupt. Ein weiterer Schritt Richtung Versöhnung mit Abba.

Die Verfilmung des Musicals Mamma Mia! ist ein Heidenspaß. Dass Frau Streep richtig echt ehrlich singen kann, wusste ich seit ihrem „Amazing Grace“ am Schluss von Silkwood. Doch anscheinend hatte ich mir ein wenig Busby Berkeley oder zumindest WDR-Fernsehballett erwartet, denn ich war völlig überrascht von der herzerfrischende Frechheit des Films. Statt Badender Venus gab es Taucherflossen-Ballett auf dem Bootssteg, statt Gardebeinen auf Showtreppe tanzten griechische Hausfrauen in schwarzen Schlappen. Und: Es gibt außer mir weitere Menschen, die Frauen mit Werkzeuggürteln, Bohrmaschinen und Fugenspritzen interessant finden? Keiner der Stars musste starig aussehen, keiner der Herren Pierce Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgård musste für den Film Muskeln züchten oder auch nur den Bauch einziehen (und es gibt nicht nur eine Gelegenheit, das zu überprüfen). Keine der Damens wurde mit Weichzeichner verjüngt oder musste sich anmutig bewegen. Jaja, junge Leute kamen auch im Film vor. Irgendwelche.

Wie es sich für einen Musikfilm gehört, wurde viel gesungen, bei jeder Gelegenheit und von allen. Auch von denen, die nicht singen konnten. Mein tiefster Respekt geht an den deutlich hörbaren Nichtsänger Pierce Brosnan, der sich beherzt durch mindestens drei Lieder schmetterte – nicht schön, aber auch nicht falsch. Während die hinreißenden Sidekicks Julie Walters und Christine Baranski durchaus mal voll daneben langten – ist aber auch nicht einfach, die ersten Takte von „Chiquitita“ allein und a capella zu singen (vor einer Klotür, hinter der sich die Hauptfigur Donna verschanzt hat).

Von Realismus natürlich keine Spur, wozu auch. Die gemalten Hintergründe und die Studiobeleuchtung sprangen mir nicht nur einmal ins Gesicht. Die einheimischen Griechen als griechischer Chor funktionierten auf vielen Ebenen. Nichts wird richtig ernst genommen – außer Gefühlen. Und selbst die kriegen ein Augenzwinkern.

Ach, wenn Sie keine ausgesprochene Allergie gegen Abba-Musik haben, schauen Sie sich den Film an. Und wenn es nur wegen Meryl Streeps epochaler Interpretation von „The Winner Takes it all“ ist.

Blogger, geknetet

Samstag, 19. Juli 2008

Wundervoller Start in das Wochenende: Katia Kelm hat ihre Reihe Bloggerportraits fortgesetzt – und sich damit eine Knetdimension zurückgeholt, die sie abgeschlossen glaubte. Der Text neben “Seestück mit Glam” ist sehr erhellend (und alle darin verlinkten Erklärungen).

In 140 Zeichen

Freitag, 18. Juli 2008

Twitter klemmt.* Und das ausgerechnet heute, wo mir ständig Kleinigkeiten in die Finger fließen wollen. Machen wir doch aus der Not eine Tugend: Ich veröffentliche meine potenziellen Tweets der vergangenen Stunden hier und gebe einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten und die Sprachkultur von Twitter und seinen 140-Zeichen-Texten.

Brutales Lidstrichmassaker ohne größere Spuren überstanden.

Neuer junger Kollege gibt zu, seinen durchtrainierten Körper ohne jeden Sport zu halten. Arbeite mit Zufütterung von Süßigkeiten dagegen an.

Chef versucht, seinen Blackberry mittels Sprache zu programmieren. Großraumbüro liegt sich prustend in den Armen.

Amüsiere mich, dass ein Familienunternehmen (gut) die angeblichen Heuschrecken (böse) an Hinterfotzigkeit beim Übernahmeversuch übertrifft.

Junger Kollege hat den Süßigkeitenteller auf der Gemeinschaftstheke mit aufgestellten Firmenbroschüren umbaut.

Nein, ist nicht bei mir angekommen. Nein, ist nicht für mich interessant. Nein, es gibt hier niemanden, der dafür zuständig ist.

Versuche durch ständiges Aufrufen der Wettervorhersage, das Sonntagswetter kocherlballtauglich zu klicken.

„Dieses Gesetz (…) tritt aber erst in Kraft wenn es vom Bundespräsidenten
unterschrieben (…) ist. Der Bundespräsident hat derzeit Urlaub.“

Programm „Gesundung“ neu gestartet, powered by Pharmaindustrie.

Was hat mich wohl geritten, als ich als Empfänger-Mailadresse für das Gewinnspiel die meine angab?

Schafft es kaum durch die dicken Wolken heute, die liebe Sonne, aber blenden, blenden kann sie.

* Als Hinweis auf die Sorte Spinner, die bei Twitter unterwegs sind, empfehle ich einen Blick zu dem Herrn, der obige Fehlermeldung als Skulptur gestaltet hat.

Idyllenkunst – der Film

Donnerstag, 17. Juli 2008

Jetzt gibt’s die Kunst “Soiz in da Suppn” auch als Film, und zwar bei den Küchengöttern. (Spot the Kaltmamsell!)

Letzte Wünsche

Donnerstag, 17. Juli 2008

Lange schon keine Blogfrageliste mehr beantwortet. Vielleicht ein abgeschlossenes Kapitel. Bei Jens Scholz ist nun eine aufgetaucht, die ich noch nicht kannte. Vorhaben vor dem Ableben, also eine Art bucket list.

1. Fünf Orte, die ich unbedingt noch bereisen möchte:
Unbedingt? Och. Blackpool, Stockholm, Israel, Schloss Schleißheim, Vancouver stehen auf meiner nicht terminierten Reisewunschliste. Aber wenn nichts davon klappt, ist das nicht schlimm. Es wäre schlimmer, wenn die Berlinreise in 10 Tagen nicht klappte.

2. Fünf Dinge, die ich unbedingt noch erleben muss:
Unbedingt? Muss? Dass meine Eltern sterben, das ist mir wichtig; dann hat die Reihenfolge ihre Richtigkeit. Dazu weitere vier Überraschungen, die sich ergeben werden. (Eine Webcam im Backofen wäre allerdings wirklich schön. Und wenn wir schon mal dabei sind: Ein Wasserstandsensor an meiner Badewanne, dessen Messungen auf meinem Laptop-Bildschirm übertragen werden, wäre auch sehr praktisch – dann bräuchte ich nicht mehrfach nachschauen, ob sie schon vollgelaufen ist.)

3. Fünf Bücher, die ich noch lesen will:
Die nächsten fünf auf meinem Lesestapel sind Die Eleganz des Igels von Muriel Barbery und Gabriela Zehnder (lese ich derzeit), The Well of Lost Plots von Jasper Fforde, Atonement von Ian McEwan, Aufzeichnungen eines Jägers von Iwan S. Turgenjew und Der Rauswurf aus dem Paradies: Wohlstandskiller Energie von Karl-Heinz Büschemann.

4. Fünf Filme, die ich noch sehen muss:
Muss? Och. Da ich bereits Karten für Mamma mia! habe, wäre es mir arg, wenn ich den nicht sähe. Ansonsten schmerzte es mich, könnte ich nie wieder einen Film sehen, aber spezifischer sind meine Sehnsüchte nicht.

5. Fünf Leute, die dieses Stöckchen fangen sollen:
Wohl am besten fünf mit Zielen, Plänen und Sehnsüchten im Leben.

Sport kann morden

Dienstag, 15. Juli 2008

Bin immer noch verschrocken.

Extremsportler (und fehlambitionierte Hobbysportler) sind darauf geeicht, Schmerz als Zeichen von Trainigserfolg einzuordnen und sich darüber hinweg zu setzen. Erschöpfung nennen sie „inneren Schweinehund“, den es zu bekämpfen und zu überwinden gilt.
Das ist keineswegs Körperpflege oder -ertüchtigung, sondern Kampf gegen den eigenen Körper und gegen die eigene Veranlagung. In letzter Konsequenz bis zur Selbstzerstörung.

Ich plädiere für eine Rückkehr zum Konzept mens sana in corpore sano (na komm’Se, dafür reicht unser aller Asterix-Latein).