Archiv für November 2017

Journal Mittwoch, 1. November 2017 – Abwandern

Donnerstag, 2. November 2017

Letztes Ferienausschlafen, nach Kaffee und Bloggen eine Runde Krafttraining. Als ich hantelhebend aus dem Fenster sah, fiel mein Blick auf zwei Elstern – die hatten wir bislang noch nie in der Nähe. Ich mag Elstern und weiß, dass sie unter den ohnehin schlauen Krähenvögeln die schlauesten sind, aber ich weiß auch, dass sie sehr, sehr laut sind. Deshalb haben sie mir vor dem eigenen Fenster bislang auch kein bisschen gefehlt.

Eine Stunde früher als angekündigt kam Herr Kaltmamsell vom Rollenspielen zurück, unversehrt. Wie vereinbart brachen wir mittags zu einer letzten Wanderrunde auf: Wir nahmen die S-Bahn nach Wolfratshausen, wanderten an der Loisach entlang nach Icking und den Hochweg zurück nach Wolfratshausen.

In Wolfratshausen kehrten wir in der letzten Abenddämmerung beim Humplbräu ein.

Ende meiner Allerheiligenferien.

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Stirling-Architekturpreis für den Hastings Pier und damit den Mut des Weglassens:
“Walking tall: Hastings pier wins the Stirling architecture prize”.

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Die New York Times über Sade Adu:
“Sade’s Quiet Storm of Cool”.

Ich freute mich über die Erinnerung an Sades personifizierte Eleganz – sogar in den Cowboystiefeln, die sie beim SNL-Auftritt trägt, und die mich immer an meine damalige Freundin G. erinnern. Sie und Alison Moyet waren die Frauen, die ich in meiner 80er-Jugend am schönsten fand – sie sahen einfach so sehr wie sie selbst aus. (Nicht meine Style-Vorbilder, gekleidet habe ich mich ganz anders – ich sah ja auch ganz anders aus.)

Journal Dienstag, 31. Oktober 2017 – Geschäftige Entspannung

Mittwoch, 1. November 2017

Gestern war sportfrei, dennoch hatte ich natürlich Pläne: Brot, Kuchen.

Morgens knetete, faltete und buk ich die Häusemer Bauerekrume von Chili und Ciabatta. Die schief ging. Eigentlich schien alles in Ordnung, bis der Teig bei der Stückgare nicht recht hoch wollte. Ich gab ihm eine Viertelstunde mehr und schoss dann ein. Im Ofen ging der Laib trotz Einschneiden mittig hoch, beim Anschneiden zeigte sich zu dichte Krume mit Riesenlöcher (darin hat der Bäckergeselle geschlafen, würde meine liebe Schwiegermutter sagen). Sieht mir nach Wirkfehler aus.

Zum Ausgleich wurde der Gewürzkuchen ganz hervorragend und beduftete wunschgemäß die Wohnung.

Draußen schien die Sonne, zwischen den einzelnen Backschritten fettete ich im Sonnenlicht meine Wanderschuhe für die Winterruhe.

Nach Duschen und Frühstück spazierte ich eine Runde über den Alten Südfriedhof – und seufzte schon bald wieder über den unzuverlässigen Akku meines Smartphone: Nach nur 15 Minuten Pokémonfangen hatte er 60% Ladestand verloren. Das Gerät habe ich erst im Juni gekauft, das ist nicht akzeptabel. Ich werde mich um Reparatur auf Garantie kümmern müssen, der Aufwand ärgert mich.


Ich sah viele Eichhörnchen, hatte diesmal auch Erdnüsse eingesteckt. Doch mir fehlte die Geduld fürs Anlocken, ich legte ihnen lediglich ein paar Nüsse in Sichtweite.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen im Sonnen-beschienenen Sessel (immer noch Steven Kings It, die 1100 Seiten werden nicht langweilig) und fühlte mich wohl. Allerdings kann mir schon vorstellen, dass ich auf Dauer allein wunderlich würde. Wahrscheinlich würde ich mir Katzen zulegen, um mir die Aufgaben des Tages nicht selbst ausdenken zu müssen.

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Einem Link von @DonnerBella zur ersten Folge der Serie Very British Problems gefolgt.

https://youtu.be/Xk9bYf8EaD0

Ich kann zu keinem anderen Schluss kommen als dass ich eigentlich Britin bin. Auch ich
– habe eine phone voice (als mich Herr Kaltmamsell mal offiziell Telefonieren hörte, sah er erstaunt aus dem Nebenzimmer herüber),
– wechsle meinen Akzent je nach Situation,
– verstecke mich in meinem Smartphone/meinen Einkäufen im Fahrradkorb, um der Begegnung mit Nachbarn zu entgehen,
– weiß nicht, wie ich jemanden begrüßen soll (so schlimm, dass ich, wenn ich das bei meinem Gegenüber bemerke, besonders beherzt eine Möglichkeit wähle, um die Peinlichkeit zu beseitigen),
– habe gute Arbeitskolleginnen, mit denen ich seit Monaten regelmäßig Smalltalk betreibe ohne zu wissen, wie sie heißen, aber nie mehr fragen kann,
– habe beim Arzt immer das Gefühl, lästig zu sein – und jemandem wirklich Kranken im Weg zu stehen,
– beschwere mich nicht, twittere statt dessen,
– habe auch nach 17 Jahren im selben Haus noch nicht alle Nachbarn getroffen; mich unterhalten mit sechs von 16 Parteien.
Allerdings habe ich keine Probleme damit, wenn Gäste sich selbst bedienen.

Wegschmeißen könnte ich mich über die Behauptung in dem Film, Briten könnten einfach keinen small talk (eigenes Kapitel Selbstbild vs Fremdbild): Tatsächlich sind sie absolute Meister darin, einfach um eine echte Konversation zu vermeiden – und merken es nicht mal. Es hat ja keiner verlangt, dass sie sich dabei auch wohlfühlen.

(Wenn Sie beim Gucken vielleicht auch die Bandbreite der auftretenden Menschen beachten würden?)