Journal Donnerstag, 22. Mai 1025 – Handwerker-Homeoffice, eine Einkaufsentdeckung

Freitag, 23. Mai 2025 um 6:34

Mittelunruhiger Schlaf, kein Wunder nach dem Alkohol vom Rosentagfeiern. Die Wecker-Verlängerung nutzte ich nur zur Hälfte, stand dann wach und durchaus frisch auf. Nachts musste es ein bisschen geregnet haben: Ich blickte auf nasse Straße, aber mit trockenen Flecken unter den Bäumen.

Gestern musste ich erstmal daheim arbeiten, da vormittags Handwerker angekündigt waren. Herr Kaltmamsell brach später als sonst auf, weil er an einer Fortbildung teilnahm. Er half mir noch, mich besser arbeitsfähig zu machen, verband mich an seinem Schreibtisch mit Bildschirm, Tastatur, Mouse.

Der Vormittag war ereignisreich, fühlte sich dennoch unproduktiv an, weil in der ungewohnten Arbeitsumgebung (sowohl Soft- als auch Hardware) jeder Handgriff doppelt so viel Aufmerksamkeit wie sonst benötigte.

Die Handwerker (Glasfaserleitungsverlegung im ganzen Haus) klingelten während des einzigen Telefonats am Vormittag, nämlich als der immer hilfreiche IT-Support meine Einstellungprobleme (höhö) im neuen Betriebssystem löste. Es schwirrte ein ganzer Trupp Handwerker durchs Haus, alle jung, sehr professionell wirkend, Kommunikation mit uns Bewohner*innen auf Englisch mit osteuropäischem Akzent.

Den Handwerker in unserer Wohnung musste ich von dem vorgegebenen Vorgehen abhalten: Er wollte die Glasfaserleitung aus dem Ausgang in der Wand über einen Türrahmen zur nächstgelegenen Steckdose führen. Mit Herrn Kaltmamsell hatte ich aber bereits eine Version vereinbart, in der wir umgekehrt den Strom zu den Internetgeräten führen: Vor dem Glasfaserausgang steht ein tiefes Regal, in dem die ästhetisch eher störenden Geräte ihren perfekt unauffälligen neuen Platz bekommen sollen. Mr. Hand Werk ließ sich sofort darauf ein, bat mich lediglich, das bei der Bauleitung (es gab eine Bauleitung!) zu hinterlegen und zu unterschreiben. Das tat ich dann abschließend.

Mittagscappuccino machte ich mir noch daheim, dann nutzte ich wieder die Mittagspause, um in mein Büro zu marschieren. Weinend küsste ich beim Eintreffen meinen ergonomisch perfekten und rundum wohl eingerichteten Schreibtisch.

Jetzt konnte ich endlich beherzt und ohne größere Hindernisse Dinge wegarbeiten und -besprechen, nebenher aß ich zu Mittag einen Apfel, Hüttenkäse und den letzten Bissen abgelaufenen Haferriegel. Wie schon in der Nacht schlug mein Herz immer wieder phasenweise so heftig, als hätte ich einen dreifachen Espresso intravenös bekommen.

Draußen regnete es immer wieder so richtig, allerdings nie länger als zehn Minuten am Stück, das wird die tiefe Bodentrockenheit nicht beseitigen.

Den ganzen Tag Spaß mit der Lendenwirbelsäule: Irgendwas hatte sich so verhakt, dass die Nerven Schmerzblitze in die rechte Hüfte, Oberschenkel, Knie schickten.

Nach Feierabend machte ich eine erfreuliche Entdeckung. Für Freitag hatte ich mir nämlich als Nachtmahl von Herrn Kaltmamsell einen Klassiker mit Kritharaki-Nudeln gewünscht: Giouvetsi. Auf die Einkaufsliste dafür hatte er unter anderem richtigen griechischen Käse geschrieben: Kefalotyri. Hatte ich noch nie irgendwo gesehen, aber – war ich nicht vor Wochen auf dem Weg zu einem beruflichen Termin an einem Hinweisschild zu einem Mittelmeerproduktladen vorbeigekommen, der mir irgendwie griechisch orientiert erschien? Dorthin spazierte ich also.

Ich hatte mich korrekt erinnert und folgte dem Schild “Omilos” in einen Hinterhof an der Elsenheimerstraße.

Überdachter Eingang zu einem Flachbau, an dem "Omilos" steht

Von außen bereitete mich nichts auf die Wunderhöhle vor, die ich durch den Eingang betrat: Am Gang nach innen auf beiden Seiten reich bestückte Tortentheken, dann öffnete sich ein riesiger Raum mit ALLEM aus Griechenland. Kühlschränke mit Molkereiprodukten (Kefalotyri sogar in drei Sorten), Gefriertruhen, Schränke unter anderem mit Hülsenfrüchten, Gebäck, Nudeln, und nach hinten Meter um Meter Regale mit griechischen Weinen. Ich sah mich gar nicht wirklich genau um, weil ich dafür keine Zeit einkalkuliert hatte, sondern stellte mich schon bald (mit Käse, einer Flasche Rotwein und einer Schachtel Kekse) unter sonst durchwegs Griechisch sprechende Menschen in die Kassenschlange. Ich muss bald wiederkommen.

Auf dem Heimweg noch ein paar Lebensmitteleinkäufe im Vollcorner. Daheim machte ich mir nach einer Einheit Yoga-Gymnastik Linsensalat mit Gurke, roter Paprika, Schnittlauch (gut!) – Herr Kaltmamsell verbrachte den Abend aushäusig. Nachtisch Schokolade.

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Mich beim ersten Zusammenklicken meines re:publica-Programms beobachtet: Winzel-Veranstaltungsorte schrecken mich ab, Minster*innen interessieren mich deutlich weniger als Speaker*innen aus den hinteren Reihen von Ämtern, Behörden, Ministerien (“wissenschaftliche Mitarbeiterin”/”Referent” – super), und je grünschnabliger aussehend, desto mehr will ich wissen, was sie zu sagen haben. Sofortiges Erlahmen von Interesse bei “CEO” oder “Founder”, der New-Economy-Rausch kurz nach der Jahrtausendwende hat mich gründlich für den Typus verdorben – leider, den darunter gibt es ganz sicher Menschen, die nicht lediglich was verkaufen wollen.

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Vergesst die Ever Given im Suezkanal. Jetzt gibt es ein Containerschiff im Vorgarten. (Na gut, blockiert einen signifikant geringeren Teil der Welthandelsflotte.) Auch die Drukos sind Zucker.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 22. Mai 1025 – Handwerker-Homeoffice, eine Einkaufsentdeckung“

  1. Neeva meint:

    Weinend küsste ich beim Eintreffen meinen ergonomisch perfekten und rundum wohl eingerichteten Schreibtisch.

    Made my Morning! :-) Ich habe sogar einen vernünftigen Arbeitsplatz zuhause, finde dennoch, dass das Beste an der großzügigen Homeofficeregelung meines Arbeitgebers das leere Büro ist.

  2. Karl-Heinz Valtl meint:

    Ich konnte gestern in den norwegischen Abendnachrichten ein Interview mit dem Besitzer des Hauses sehen. Der Mann hat einen goldigen Humor und die Ruhe weg. Das Schiff war ja nicht das einzige Problem. Gleichzeitig ging eine Stein-/Schlammlawine nieder, die das Haus nur um wenige Meter verfehlte.

  3. N. Aunyn meint:

    Omilos – früher in Laim. Schön, dass es den immer noch gibt. Der neue? andere Standort ist zentraler.

  4. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Omilos – Sie haben meinen Himmel direkt in der Stadt! Das hört sich soooo lecker an.
    Das Containerschiff und der Besitzer des Hauses hatten es gestern sogar in die 20Uhr Nachrichten geschafft, was für ein Anblick.

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