Journal Mittwoch, 7. Mai 2025 – Kaltmamsell and the holy international train ticket

Donnerstag, 8. Mai 2025 um 5:48

Erst in der letzten Schlafphase in die Angst gerutscht, das ist für die aktuelle Situation echt super.

Auf dem Weg in die Arbeit (frisch, aber heller Himmel) Überfall durch Martinshörner: Als ich auf dem Kaiser-Ludwig-Platz an der roten Ampel wartete, schrie mich eine Kolonne von acht Polizei-Kleinbussen und unmarkierten Kleinbussen an, die von der Beethovenstraße in die Herzog-Heinrich-Straße bog, bis ich weinte, weil wieder weder Ohrenzuhalten noch Gegenschreien half. Ich wüsste ganz sachlich gerne, was diesen konkreten Martinshorneinsatz erforderte (den weniger empfindliche Gehöre womöglich gar nicht weiter wahrnehmen).

Entsprechend erledigt kam ich im Büro an, zum Glück so lang vor Eintreffen von Kolleg*innen, dass ich Zeit hatte mich zu fassen.

Emsiger Vormittag, über dessen Verlauf sich der Druck langsam legte.
(Wobei mir auffiel, dass alles noch viel schlimmer sein könnte: Diese und nächste Woche habe ich den gefürchteten Jour-Dienst, und im Gegensatz zu den Monaten davor – ich checke den Inhalt immer wieder, um auf dem Laufenden zu sein – ist es da total ruhig.) (Ja, ich habe sichergestellt, dass nicht lediglich die Systeme kaputt sind.)

Diesmal ging ich wirklich aus Genussgründen auf meinen Mittagscappuccino ins Westend durch kühle Luft: Die Bewegung tat gut, der Cappuccino schmeckte gut.

Mittagessen: Apfel, der Rest Linsen mit Karotten vom Vorabend.

Am Nachmittag viel Arbeit, dazu Bomben-Kopfweh, das sich mit Ibu nur wenig lindern ließ.

Aber irgendwann war Feierabend, ich hatte Pläne und marschierte zum Bahnhof: Noch hatte ich ja für meine Oktoberfestflucht mit Wandern in Südengland kein Zugticket.

In München haben wir ja seit einer Weile und auf unabsehbare Zeit keinen Bahnhof, nur ein Ende der Gleise. Im improvisierten Reisezentrum holte ich mir wie gewohnt eine Nummer, allerdings statt von einem Automaten von einem Menschen ausgehändigt, der mich müde und ergeben informierte, dass ich mit einer halben Stunde Wartezeit rechnen müsse. Ich beruhigte ihn, dass ich auf Wartezeit gefasst war und eh Feierabend hatte. Es dauerte dann gar nicht mal so lang, bis ich an einen Schalter gerufen wurde.

Eine sehr herzliche Bahnerin versorgte mich – soweit sie konnte: Der Eurostar (Paris-London hin, London-Brüssel zurück) lässt sich laut ihrem System erst 120 Tage vor Fahrtantritt buchen. Ich kaufte die Tickets bis dorthin (über Stuttgart) und von dorthin (über Köln), tauschte mit der Bahnerin Fernreise-Erfahrungen aus, bekam Tipps.

Später am Abend ging ich aus reiner Neugier auf die Eurostar-Website – wo ich völlig problemlos und überraschend günstig (63 Euro hin, 65 Euro zurück) Tickets kaufte. Internationaler Bahnverkehr, wir müssen reden. Wieder. Immer noch. Zefix.

Mit insgesamt knapp 300 Euro für die Fahrten nach London und zurück (die Preise für die Bahntickets London-Winchester und Brighton-London weiß ich erst vor Ort) liege ich diesmal sogar deutlich unter doppelt so hohen Kosten wie für einen Flug München-London und zurück (heutiger Buchungspreis ca. 200 Euro).

Vor dem Bahnhof in der Goethestraße auffallendes Krähengeschrei, ich sah mich nach der Quelle um: Ganz oben in einer Platane ein großes Krähennest.

Daheim nahm ich mir noch Zeit für Yoga-Gymnastik, tat gut.

Am Wochenende hatte ich Herrn Kaltmamsell gefragt, warum es bei uns eigentlich nie Pastaschutta gebe.

Aufsicht auf einen tiefen weißen Teller, darin Spaghetti, Hackfleischsauce, geriebener Käse

Ich hatte mich den ganzen Tag darauf gefreut, schmeckte sehr gut. Nachtisch restliche Osterschokolade und andere.

Schonmal Waldmeister für die Maibowle am Freitagabend geschnitten und zum Welken aufgehängt (ich fürchte, die Pflanze im Töpfchen hat sich in den drei Wochen seit Kauf Mehltau eingefangen).

§

Weit ab von jedem persönlichen Geschmack sind Einfamilienhausgebiete schlecht für die Gesellschaft, angefangen mit der Bodenversiegelung. Architekturprofessor Wolfgang Rossbauer hat im SZ-Interview weitere Argumente.
“Der Alptraum vom Toskanahaus”.

Früher war ein Bauernhof Abbild des Sozial- und Wirtschaftsraumes zugleich. Ein Neubaugebiet ist hingegen organisatorisch eine Abgrenzungsmaschine. Dann brauchst du nur noch eine monofunktionale Erschließung, Bürgersteig und Garagen. Nix wie früher auf der Straße spielen, mit dem Bulldog rangieren, Feierabendbier trinken. Heute ist die Straße zum Autofahren da, dörflich ist das lange nicht mehr.
(…)
Warum bleibt das Einfamilienhaus der große Lebenstraum, für den man riesige Opfer bringt?
Weil es alle machen, deshalb will man es auch. Alle wissen, dass ein Einfamilienhaus nicht nur teuer, sondern auch im Ressourcenverbrauch schlecht ist. Aber die Antwort darauf lautet: Jetzt will ich erst recht eines. Das Toskanahaus ist die logische Fortsetzung einer Wachstums- und Wegwerfkultur.

§

Heiko Bielinski war in Venedig und bloggt darüber – ich bekam solche Sehnsucht!
“Ah, Venedig”.

§

Vor 50 Jahren kam Monty Python and the Holy Grail ins Kino, deutsch Die Ritter der Kokosnuss. Damals gab es keinen Trailer. Das haben Fans jetzt nachgeholt.

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https://youtu.be/21488auCBqw?si=c5IlwT46JCtYQ2OC

via @slowbiex

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 7. Mai 2025 – Kaltmamsell and the holy international train ticket“

  1. Lotti meint:

    Wir sind in den Osterferien zu sechst mit dem Eurostar nach London gefahren. Sehr schön, nur ein ( Kinder-)Taschenmesser musste wir beim Einchecken auf englischer Seite zurücklassen, obwohl es den Bestimmungen entsprach und auf dem Hinweg nach Vermessen mitdurfte. Also Obacht beim Packen…die sind wirklich streng geworden.

  2. albatros meint:

    Immer noch Osterschokolade! Wow! :)

  3. Maritta meint:

    Im Laufe des Jahres soll wohl der Bahnhof Stuttgart wg. Stuttgart 21 gesperrt werden und der Bahnhof in Esslingen wird zum Fernbahnhof.
    Das könnte evtl. zu Änderungen in Ihrem geplanten Ablauf führen. Vielleicht einfach mal im Hinterkopf behalten, ich hoffe natürlich das alles reibungslos läuft.
    Ich arbeite in Bahnhofsnähe, wenn Sie in Esslingen je Aufenthalt haben und Lust auf eine Leserinnen-Begegnung, gerne melden.

  4. Bernd meint:

    Die Blaulichtkarawane erschien um 17:10 wieder auf der Paul Heyse Strasse richtung Süden, ich kam grad an und die haben dann einen Höllenlärm erzeugt.

    Das ist übrigens ein Unterschied zu Wien, dort gehts zwar im Strassenverkehr viel aggressiver zu als in München, aber es gibt kaum Folgetonhorn Orgien.

    VG

  5. Bernd meint:

    Noch eins, günstige Zugtickes gibts auch immer auf Trainline.eu.

  6. engl meint:

    die hörner in wien tuten sowieso ganz anders. (die polizeiwagen klopfen mitunter, das hat mich sehr irritiert.) generell singen sie fast, das allerdings dann doch recht laut.

  7. Sonni meint:

    Wenn Fahrzeugkolonnen Kreuzungen passieren, dürfen ja die hinteren Fahrzeuge über ‘Rot’ fahren, damit die Kolonne zusammen bleibt. Vielleicht war das der Grund für die Sirene.
    Ich glaube übrigens, die können es nicht richtig oder zumindest nicht allen recht machen – rege ich mich doch oft genug über die Fahrzeuge auf, die hier regelmäßig nur mit Blaulicht und ohne Horn sehr schnell durch die 30er Zone fahren.

  8. Trulla meint:

    Ein anderer, entschuldigender Aspekt: ich sehe inzwischen viele Menschen mit Teilen in oder auf den Ohren, sogar Radfahrer inmitten des Autoverkehrs. Und so leid es mir tut, dass es bei Ihnen zu Panikattacken kommt, mag die unangenehme Lautstärke auch darin ihren Grund haben.
    Gefällt mir allerdings auch nicht.

  9. kid37 meint:

    Vielen Dank für den Venedig-Link. Auf einem der Fotos dachte ich spontan, nanu, das bin doch ich! Offenbar sehe ich aus wie ein Gondoliere (also ohne Strohhut).

  10. die Kaltmamsell meint:

    Genau das dachte ich auch, kid37! Überlegen Sie sich das mit dem Strohhut doch.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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