Journal Sonntag, 29. Juni 2025 – Kartoffelkombinat-Generalversammlung und Besuch

Montag, 30. Juni 2025 um 6:48

Früher Wecker, denn der Tag hatte Programm und davor Pflichten.

Auf dem morgenfrischen Balkon zu Ende gebloggt, mein Zimmer für Übernachtungsgast präpariert, Buffet-Anteil für die Pause der Kartoffelkombinat-Generalversammlung zurecht gemacht. Die Ansage Fingerfood für ohne Teller hatte mich auch dieses Jahr erstmal zu Ideen aus Gebäck gebracht, doch ich hatte weder Lust auf Backen noch auf Gebäck, zumal ich sicher war, dass das Nachdenken bei den anderen Teilnehmenden ähnlich verlaufen würde. Statt dessen kam ich auf Käsespieße, hatte am Donnerstag-Markt fast ein Kilo milden Bergkäse gekauft, das ich jetzt würfelte und zur Hälfte mit Stücken roter Paprika, zur anderen Hälfte mit Weintrauben aufspießte.

Morgentoilette, dann Aufbruch, dieses Jahr kam auch Co-Kartoffelkombinat-Genossenschaftler Herr Kaltmamsell mit. Von den Gleisbauarbeiten an der Linie 21 profitierten wir sogar, sie fuhr anders als sonst direkt vom Sendlinger Torplatz zum Leonrodplatz; die Generalversammlung fand wieder in der Mucca-Halle (Munich Center of Community Arts) im Kreativquartier statt.

Während draußen die Sonne Flammenwerfer spielte, war die Halle überraschend angenehm temperiert – schon bald trugen helfende Hände den Buffet-Tisch von draußen unter Sonnensegeln lieber nach innen.

Es waren wieder weniger Kartoffelkombinatler*innen gekommen wie im Jahr zuvor, und nur ein Drittel der Zahl, die zur ersten Generalversammlung in der Mucca-Halle (2017?), wie Aufsichtsratsvorsitzender Rauno nachgeschlagen hatte, obwohl sich die Zahl der Mitgliedshaushalte seither mehr als verdoppelt hat – mir auch weiterhin unverständlich. Vorstand und Aufsichtsrat nannten am Ende ein paar Ideen, wie sie dem gegenarbeiten wollen.

Pflichtteil Bilanz 2024: Unsere Finanzen sind weiterhin stabil und gesund, die Renovierung des Wohnhauses in unserer Gärtnerei bei Mammendorf geht voran, die Zahl der Mitgliedshaushalte (mit insgesamt 3526 Genossenschaftler*innen) stieg ganz leicht – was weniger als die bisherige Langfristplanung ist (wir wollen wachsen und immer mehr Haushalte in und um München mit anständig angebautem Gemüse aus eigener Gärtnerei und aus Partnerbetrieben versorgen), aber eine großartige Entwicklung im Vergleich zu anderen Solidarischen Landwirtschaften in Deutschland, die im vergangenen Jahr massive Einbrüche verzeichneten bis hin zum Verschwinden.

Zu den Erfolgen des vergangenen Jahrs gehörte:
EU-Organic-Award 2024 für Anbauleiter Benny und das Projekt Kartoffelkombinat (Gemüse vom besten Bio-Landwirt Europas, yay!)
– Wir sind eine der beiden ersten Slowfood Farmen.

Zu den Berichten zu 2024 gehörte auch die Schilderung unseres zweiten Bauprojekts neben der Sanierung des Wohnhauses: die Photovoltaik-Anlage auf unserer neuen Pack- und Lagerhalle. Vorstand Daniel erzählte die Schritte und Abenteuer von Planung über Abstimmung und Genehmigung bis Umsetzung und was seither geschah, Schwerpunkte Leistung, Einspeisung, Rückvergütung. Meine Zusammenfassung: Geht nicht, weil die Strom-Infrastruktur so marode ist, dass wir mittlerweile froh sind, wenn wir den Eigenbedarf der Gärtnerei decken dürfen (und könnten mit bestehenden Anlagen mehr als dreimal so viel produzieren, wollten eigentlich noch viel mehr).

Mittagspause mit Beinevertreten, meinem Appetit war es zu früh und zu heiß für Essen. Aber ich freue mich über die Gelegenheit, der Kartoffelkombinat-Mitarbeiterin Silvia, die seit einem Jahr Kommunikation/Social Media macht, für ihre Arbeit zu danken, die ich großartig finde (z.B. auf instagram).

Nachmittags schilderten Vorstand und Aufsichtsrat, was sie derzeit bewegt, und redeten mit den Teilnehmenden darüber; das ging von Gestaltung der Landwirtschaft über Arbeitsbedingungen in unserem Anbau und Kriterien für die Kooperation mit Partnerbetrieben bis zu besserer Flächennutzung – anregend und fruchtbar. Abschluss mit dem Bewusstsein, wie wichtig das Konzept Kartoffelkombinat als Alternative zum rein Markt-orientierten Gemüseanbau und -handel ist. Bei Interesse: Hier Details plus die Modalitäten einer Testphase. Vielen Dank und bis zum nächsten Jahr!

In großer Hitze nahmen Herr Kaltmamsell und ich schleunigst eine Tram nach Hause: Jede Minute konnte der Übernachtungsbesuch eintreffen. Um halb vier musste ich dann aber doch endlich etwas essen: Selbstgebackenes Brot aus der Gefriere, Aprikosen, Apfel, Trauben.

Dann klingelte der Besuch. Wir bekamen Berichte aus Klagenfurt vom Bachmannpreiselesen und natürlich Austausch von Persönlichem, als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Lammkoteletts mit Brokkoli, Chinesischer Keule, Pakchoi, Kartoffeln aus Ernteanteil.
Nachtisch Süßigkeiten, auch da ging der Besuch mit.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Sonntag, 29. Juni 2025 – Kartoffelkombinat-Generalversammlung und Besuch“

  1. Poupou meint:

    Hier in Berlin ist nach einem Coronahoch die Nachfrage bei den Marktschwärmereien auch eingebrochen und erholt sich nicht. Und wir sind leider Teil des Einbruchs: die Verteilung liegt zeitlich parallel mit meiner Chorprobe, der Chor probt jetzt wieder ganz normal, wir stöbern wieder durch Läden, und schon ist die Routine hops.

  2. Juja meint:

    Würden Sie die Ideen kurz umreißen, was man gegen die zurückgehende Beteiligung der Mitglieder tun könnte? Ich selbst sehe es auch in vielen Bereichen bröckeln, die mir eigentlich sehr am Herzen liegen, und habe so gar keine Einfälle, was sich noch dagegen unternehmen ließe…

  3. die Kaltmamsell meint:

    Es ging lediglich um die Teilnehmendenzahl an der Generalversammlung, Juja: Es wird ein Termin unter der Woche statt am Sonntag geprüft.

  4. Frau D. meint:

    Schließe mich Jujas Frage an. Dachte beim Lesen des Blogbeitrages ebenfalls: “Oh, das würde ich gerne wissen, welche Ideen das sind!”. Denn auch ich beobachte einen starken Rückgang an Teilnahme in verschiedenen Bereichen und frage mich, wie man die Menschen wieder motivieren kann.
    …Ah, mein Post hat sich Grade mit Ihrer Antwort gekreuzt :-)

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