Journal Montag, 6. Oktober 2025 – Beginn einer neuen Wanderschuh-Ära
Dienstag, 7. Oktober 2025 um 7:11Vor Wecker aufgewacht, Wecker trotz Urlaub, weil ich Herrn Kaltmamsell vor der Arbeit Milchkaffee servieren wollte.
Das Wetter war wie angekündigt weiterhin greislich. Also hatte ich für diesen Urlaubstag Schwimmen geplant, Basisziel war nämlich wegen Putzmann-Einsatz Abwesenheit aus der Wohnung. Von England aus hatte ich noch auf einen Wandertag gehofft (jetzt wo ich so schön drin bin), doch die Wettervorhersage machte das schon seit einer Weile sehr unwahrscheinlich. Diese dritte Urlaubswoche ist ohnehin angenehm unverplant: außer irgendwann Wandern, irgendwann Joggen, Brotbacken, Museumsbesuch (offen sind unter anderem Ägyptisches Museum, Pinakothek der Moderne, Sudetendeutsches Museum), Trifle-Machen hat das Planungszentrum meines Hirns nichts produziert.
Früher als an einem freien Tag ideal machte ich mich aufbruchfertig: Herr Kaltmamsell hatte von der Möglichkeit gesprochen, dass der vertraute Herr Putz früher als sonst auftauchen könnte. Den Aufbruch selbst zögerte ich dann raus mit Räumen (u.a. Sauerteig-Auffrischen für potenzielles Brotbacken), bis sicher war, dass er doch nicht früher kam. Außerden nutzte ich die Zeit für nicht-private, nicht-berufliche Korrespondenz (u.a. Umsetzung des Kammerspiel-Abos auf digital – ein verheerender Prozess, Lehrbuchbeispiel für So Nicht).
Ende des Draußenschwimmens, ich nahm eine U-Bahn ins Olympiabad.
Angenehmes Zurückkommen, gutes Schwimmen, ich genoss auf meinen 3.000 Metern das warme Wasser ganz besonders (fand es sogar ein Grädlein zu warm?).
Zum späten Frühstück wollte ich ein Café ausprobieren, das seit Jahren auf meiner Liste steht: das Café Rosi an der Ludwigsbrücke. Ich ließ mich von Tram und S-Bahn in die Nähe fahren und spazierte unterm Regenschirm hin. Es stellte sich als rustikaler heraus, als ich erwartet hatte, aber durchaus einladend:
Ich bestellte das Rührei-Crossaint, das nicht nur mit Rührei gefüllt war, sondern auch mit Käse überbacken: Gut und angenehm sättigend. Dazu las ich die Süddeutsche des Tages.
Nächster Programmpunkt: Neue Wanderschuhe, nach der Beerdigung meiner 30 Jahre alten in England ein sensibles und emotionales Projekt. Doch ich wurde aufs Schönste aufgefangen.
Dass der Globetrotter-Laden am Isartor im Untergeschoss eine riesige Auswahl an Wanderschuhen anbietet, wusste ich bereits; ich hoffte, dass ich dort auch das aktuelle Nachfolgemodell (Trekker LL) der verendeten von Lowa anprobieren können würde. Es war wenig los, doch weil hier wirklich eingehend beraten wurde, wartete ich – entspannt und gerne, weil ich ebenso eingehende Beratung erwartete. Die bekam ich dann auch: Herr Wanderschuh hörte sich meine Wünsche und meinen Abschiedsschmerz an und bat mich dann kurz zu warten, er schaue mal, was er da habe (die Vorgabe Leder kommentierte er ausführlich: ja, viel haltbarer, braucht aber Pflege, und die Leute wollen einfach lieber Goretex).
Er verschwand einige Minuten im Lager: Stellte sich heraus, dass all die Wände mit Dutzenden Metern Regalen voller Schuhe keineswegs das gesamte Angebot zeigen. Und so probierte ich nacheinander drei Paar, die er mir brachte und die verschiedene Aspekte meiner Wünsche abdeckten, lief mit ihnen ausführlich herum (während Herr Wanderschuh weitersuchte oder einen anderen Kunden beriet), unter anderem auf dem nachgebauten Wander- und Bergoberflächen-Parcour im weitläufigen Kellergeschoß (des Hauses, in dem einst Rieger-Pelze angesiedelt war, deren Radiowerbung ich bis heute im Ohr habe).
Bis ich sicher war: Das sind sie, in denen kann ich mich daheim fühlen. Das war ein sehr, sehr schönes Offline-Einkaufserlebnis.
Ich darf die Stiefel sogar zwei Wochen testtragen (nur drinnen natürlich), und sollte sich dann doch ergeben, dass sie irgendwo drücken, darf ich sie zurückbringen. Am Abend lief ich damit in der Wohnung herum, alles tutti. Am ersten Arbeitstag nächste Woche werde ich sie noch im Büro tragen, und Herumlaufen ist ja Teil meines Jobs – aber es würde mich sehr wundern, wenn ich dabei Druckstellen entdeckte.
Vom Hersteller Hanwag hatte ich noch nie gehört – vielleicht ein gutes Zeichen, dass sie ihr Geld in die Produkte statt ins Marketing stecken? Er bietet auch Neubesohlung an, das war mir wichtig. (Nachdem ich von dieser zwölfmaligen las, fühlte ich mich sofort wie eine Verschwenderin, weil meine alten mir nicht mal eine zweite wert waren.)
Leder-Wanderschuhe sind fast ein Familienmitglied, und ich setze darauf, dass das die letzten meines Lebens sind.
Nach dieser Aufregung (beim Zahlen konnte ich schier nicht den Anweisungen der Angestellten folgen) ging ich im leichten Regen heim, zog aber nach Abladen und Ausräumen nochmal los im wechselnd leichten Regen auf Lebensmittelkäufe.
Kurze Yoga-Einheit für Rumpf-Kraft, dann unterstützte ich Herrn Kaltmamsell bei der Nachtmahlzubereitung: Er hatte am Vortag Rinderbrühe gekocht, zu denen machte ich Griesnockerl – die wir beide lieben, für die es allerdings nie eine Gelegenheit gibt, und wenn, vergessen wir sie. Nicht gestern!
Wenn ich sie häufiger machte, bekäme ich wahrscheinlich irgendwann auch das Formen hin. Schmeckten aber hervorragend. Außerdem gab es das feine Rindfleisch mit Meerrettichsauce und (Ernteanteil-)Kartoffeln. Nachtisch Schokolade.
6 Kommentare zu „Journal Montag, 6. Oktober 2025 – Beginn einer neuen Wanderschuh-Ära“
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7. Oktober 2025 um 9:25
Guten Morgen,
bin seit 8 Jahren Besitzerin von dem Modell, jedenfalls schauen sie so aus, und sehr zufrieden damit. Seit zwei Jahren trägt man Sohn ebenfalls Hanwagschuhe.
Viele Freude mit den Schuhen,
viele Grüße
Sabine
7. Oktober 2025 um 10:00
Eine weitere Stimme für Hanwag. Möchte meine nicht mehr missen! (Hab bei Ihrem Foto gleich gedacht, die kenn ich doch)
7. Oktober 2025 um 11:36
Griesnockerl lassen sich im ungekochten Zustand auch wunderbar einfrieren, um dann eine schnelle Suppeneinlage zu haben.
7. Oktober 2025 um 13:33
Danke für die Erinnerung an die Griesnockerl. Ein heiß geliebtes Kindheitsessen! Muss ich unbedingt mal wieder machen, ich vergesse die auch immer wieder.
7. Oktober 2025 um 14:25
Ich war einmal im Rieger am Isartor. Noch nie war ich in einem Geschäft mit solch weitläufigen Etagen. Stockwerke voll mit Stangen meterlang behängt mit Pelzmänteln und Jacken. Immer von jedem Modell 20-40 Stück. Und so gut wie keine Kunden. Unvorstellbar in heutigen Zeiten.
7. Oktober 2025 um 14:59
Ich habe mit 12/13 Jahren mit meiner Umwelt-AG aus der Schule („Green-Team“!) mal vor dem Rieger demonstriert.