Wandern

Journal Samstag, 6. September 2025 – Tegernseer Höhenweg in Spätsommersonne

Sonntag, 7. September 2025

Zerstückelte Nacht, unterm Strich bekam ich aber wegen kein Wecker genug Schlaf. Es wurde wolkenlos blau Tag, allerdings scheißkalt. In Summe wunderbares Wanderwetter, und Wandern war der Plan des Tages: Nach gemütlichem Morgen mit Bloggen und Lesen wollten wir den Tegernseer Höhenweg ab Gmund und mit Ziel Tegernsee wandern.

Gut sonnengecremt und mückengesprayt.

Die Anfahrt dauerte länger als geplant: In der sicheren Überzeugung, dass der Zug erst in Tegernsee geteilt wird, hatte ich uns in einen falschen Zugteil gesetzt. So sicher, dass ich fast protestiert hätte, als wir an einem Endbahnhof Schliersee alle gebeten wurden, den Zug zu verlassen.

Während Herr Kaltmamsell recherchierte, welche schönen Wanderungen es am Schliersee gab, suchte ich nach einer Möglichkeit, doch noch Gmund zu erreichen: Es gab einen Bus für die 10 Kilometer dorthin in nur wenigen Minuten. Die dann 20 Minuten waren, die Verspätung wurde kontinuierlich wachsend angezeigt – egal: Wir kamen doch noch nach Gmund, und Herr Kaltmamsell konnte mit Jahrzehnten Übung gut damit umgehen, dass ich mich eine Zeit lang über meine Blödheit grämen musste.

Bahnblick

An einer Gmunder Eisdiele bekam ich meinen Mittagscappuccino, damit war die Welt halbwegs eingerenkt. Bei eh traumhaftem Wetter.

Mangfall kurz vorm Tegernsee – wir entdeckten kleinere Fische.

Herr Kaltmamsell las am Wegesrand ein Schild zu “Käse-Automat” – wir bogen sofort dorthin ab.

Der Automat in der einladenden Hütte bot eine Auswahl Käse der Naturkäserei Tegernseer Land, wir kauften ihm einen Weissacher ab, “Weichkäse in Salzlake gereift” las sich sehr attraktiv.

Wie schon beim ersten Begehen dieser Route war auf dem Stück zwischen Gmund und Tegernsee sehr viel los, es ist offensichtlich auch für Spaziergänge beliebt. Erst ab Tegernsee wurde es deutlich ruhiger auf dem Höhenweg, vermutlich auch weil er ab hier anspruchsvoller wird mit Steigungen und Gefälle. Die Temperatur war perfekt, nur in sportlicher Bewegung brauchte man keine Jacke. Alle beteiligten Körper fühlten sich fit an, wir bekamen Ausblicke, zudem als Tiershow viele, viele Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner (ich mag Hühner; Tauben auf dem Balkon verbietet unsere Hausverwaltung vehement, aber vielleicht wäre sie für Balkonhühner offen?). Außerdem begegneten wir auffallend vielen sehr kleine Hunden – ist das der aktuelle Trend? Mir versetzt es ja immer einen kleinen Stich, wenn die Besitzer*innen ihre Winzeltiere bei ungewünschten Richtungen an der Leine in die Luft hochziehen – ist es nicht bedrohlich fürs Hunderl, wenn es sich so wenig selbstbestimmt bewegen kann? Selbst ein Meerschwein würde ich nicht ohne Not einfach hochheben.

Immer wieder kamen wir ins Plaudern, auch über die Figuren in der Serie Mad Men, deren Zeichnung mir sehr im Kopf rumging, vor allem die unglaublich vielschichtige von Peggy Olson.

Meine erste Herbstzeitlose dieses Sommerendes.

Verwirr-Foto am Aussichtspunkt Paraplui-Pavillon: Das untere ist die Tafel mit Beschriftung der Sehenswürdigkeiten. Oben zentral: der Wallberg.

Hier machten wir nach zwei Stunden Wanderung um halb drei Brotzeit: Ich aß einen Apfel und eine Mohnschnecke.

Die Rottach, anders als im Winter mit Wasser.

Selfie mit Rottach-Egern als Hintergrund.

Schloss Tegernsee

Bei Wanderende am Bahnhof Tegernsee behauptete mein Handy, das seien über 20 Kilometer gewesen – konnte ich bei viereinhalb Stunden Wegzeit mit viel Aufwärts und Abwärts nicht glauben: Das letzte Mal waren nur 16 Kilometer gezählt worden, deutlich wahrscheinlicher.

Wir waren so rechtzeitig im Zug zurück, dass wir uns einen Sitzplatz aussuchen konnten: Sehr willkommen, wir waren beide erschöpft. Ereignislose Fahrt nach München, unterwegs einigten wir uns darauf, Biergartenpläne fahren zu lassen und statt dessen daheim zu brotzeiten.

Aperitif Negronis, dann gab es zu selbstgebackenem Roggenmischbrot aus der Gefriere Käse (unter anderem den Weissacher aus dem Automaten, mild und sehr gut), Tomaten, Kimchi, südtiroler Speck.

Im Glas ein Gemischter Satz: Durch die Weinberge von Fuhrgassl-Huber waren wir im Wien-Urlaub gewandert, ich hatte sofort zugegriffen, als ich ihn im Wiener Supermarktregal entdeckte. Schmeckte frisch und gut, war aber nichts Besonderes.

Nachtisch Schokolade, Abendunterhaltung eine Folge Mad Men. Müde und erschöpft früh ins Bett, beschienen vom noch fast volleren Mond durchs Schlafzimmerfenster (Sonntagabend gibt es hier eine Mondfinsternis, ich hoffe sehr auf halbwegs klaren Himmel).

Journal Sonntag, 24. August 2025 – Wien 3 mit Grätzl-Spaziergang und Heurigen-Wanderung

Montag, 25. August 2025

Gut und noch länger geschlafen.

Gute Aussichten!

Während ich bloggte (was wieder länger dauerte als gedacht mit all den Fotos – und dabei habe ich sogar aus Erschöpfung vor einiger Zeit aufgegeben, für jedes Foto auch noch einen Alt-Text zu erfinden, schlechtes Gewissen hin oder her), hatte Herr Kaltmamsell die Aufgabe, fürs Tagesprogramm Heuriger eine Anfahrt plus Wanderung zu recherchieren. Das Ergebnis seiner Recherche ließ uns Zeit für Erkunden unserer Wohngegend im 15. Bezirk und für Mittagscappuccino.

Kardinal-Rauscher-Platz, strahlend sonnig, aber deutlich jackenkühl.

Überrraschend, wie vielen Trinkwasserbrunnen wir in Wien begegnen, da stellt sich eine Großstadt auf höhere Temperaturen ein. Das Modell oben kenne ich aus Berlin, sonst gibt es in Wien größere Metalltürme mit viel Text darauf.

Typo-Liebe, manchmal auch in Rätselform (es soll M77 heißen, das Restaurant am Eck gibt es aber nicht mehr).

Diese Kleingartenanlage des Vereins Zukunft auf der Schmelz ist so weitläufig, dass die Wege fürs Spazieren und für Sport genutzt werden (oben einer der schmalsten Wege, hinten sieht man die Graf-Radetzky-Kaserne). Für uns Deutsche überraschend: Wo in uns vertrauten Kleingartenanlagen Hütten stehen, waren das hier überwiegend große, meist schicke und bis zu zweigeschoßige Wohnhäuser mit allem Drum und Dran, manche von englischem Rasen umgeben statt von Gemüsebeeten – die Satzungen der hiesigen Kleingartenvereine müssen sich deutlich von denen unterscheiden, die wir gewohnt sind.

Mittagscappuccino im (nachvollziehbarerweise) empfohlenen Café Kriemhild.

(Schwarzer Schlabberrock, dunkle Biker Boots, hochgeschlossene Reißverschluss-Sportjacke aus dunkelgrau glänzendem dickeren Material, unterm Bund lugte ein Tuch um die Hüften gebunden hervor, dessen Muster auch Schwarz und Jackengrau enthielt, die Haare zottelig kurz, darin Metall-Klupperl, wie sie beim Haareschneiden verwendet werden – das Styling der jungen Frau gefiel mir so gut, dass ich es ihr sagen musste.)

Zurück in der Wohnung aß ich zum Frühstück ein ordentliches Stück Picknick Pie, das Herr Kaltmamsell in München aus Ernteanteilgemüse zubereitet hatte. Dann begannen wir den Öffi-Triathlon, der uns nach Grinzing zur Weinberg-Wanderung brachte: Bim, U-Bahn, Bus. Der Bus war dicht besetzt mit als Bayer*innen verkleidetem Volk, und wir mussten vor der eigentlichen Endhaltestelle der Linie raus: Akkrat an diesem Wochenende fand der Neustifter Kirtag statt, der das letzte Stück der Buslinie belegte. Ich konnte mir nicht recht vorstellen, dass Wiener*innen Oktoberfestbesucher*innen cosplayen – als was fühlten die sich wohl angezogen?

Das schmale Landsträßchen war nicht nur für uns Fußgänger*innen die Umgehung des Volksfestgebiets (und wir waren bei weitem nicht die einzigen Sonntagsspaziergänger*innen), sondern auch für die Autos: Einige Male mussten wir in die Weinberge steigen, um auszuweichen.

Harmlos scheinende Mariensäule.

Mit echtem katholischen Grusel beschriftet.

Dagegen wirkte die Reblaus-Figur niedlich.

Der Wanderweg, den Herr Kaltmamsell gefunden hatte, war wunderschön. Er bot sonnige Nahblicke in die Weinberge und weite Aussichten auf Wien, zwei Stunden mit viel Abwechslung. Die erste Stunde für mich leider getrübt von absurden Kreislauf-Purzelbäumen, die mich vor Schwindel einmal sogar eine Bank benötigen ließen (nicht lang, denn sie stand riechbar neben einer Sickergrube).

Die Wanderung führte uns auch an der umgebauten Sisi-Kapelle Am Himmel vorbei, hier die Geschichte.

Ich hatte mir den kleinen Heurigen Zawodsky empfehlen lassen, schön klein und grün eingewachsen.

Die Weinkarte:

Er schmeckte mir sehr gut: blumig, vielfältig, kräftig, mit Nachhall. Nachfrage ergab: ein Gemischter Satz.

Dieser Heurige ist bekannt für Gegrilltes, wir aßen je eine Scheibe Schweinernes mit Salat, ich ließ mir zusätzlich einen Maiskolben grillen.

Und wir genossen die Aussicht mit Abendsonne.

Reschpekt, Sievering: Eine Barock-Kirche mit Show-Treppen. Und als hätte das nicht gereicht, heißt sie auch noch Wallfahrtskirche Mariä Schmerzen Kaasgraben – Humor konnte man der katholischen Kirche noch nie absprechen.

Für den Heimweg gingen wir das erste Drittel des Öffi-Triathlons zu Fuß, dann brachten uns Regional- und U-Bahn zu unserer Straße.

Erstmal gingen wir aber auf ein Eis als Nachtisch 1 zur Gelateria di Jimmy (kosmopoliter wird’s wahrscheinlich nicht), spazierten dann mit dem (wirklich guten) Eis in der Hand durch die Abenddämmerung.

Vor dem Schlafengehen gab es als Nachtisch 2 einen Teil der Tofu-Desserts, die wir am Samstag in der Tofu-Manufaktur entdeckt hatten:

Von rechts: Säuerlicher, schaumiger und nur leicht süßer Tofu / Cheesecake / Schoko-Tofu, ziemlich fest. Alles ganz ausgezeichnet und überraschend.

Stärkstes Glücksgefühl: Es war Sonntagabend, und ich musste am nächsten Tag NICHT in die Arbeit!

In der Wochenend-SZ hatte ich den Selbstversuch von Sebastian Strauß gelesen, der wie die jungen Leute heutzutage seinen Amsterdam-Urlaub anhand von Tiktok-Empfehlungen organisierte (€):
“Wie die Generation Tiktok Urlaub macht”.

Ergebnis nicht überraschend, ich kenne die ohne Tiktok-Empfehlung nicht erklärbaren Schlangen vor random Lokalen und Geschäften ja aus der Münchner Innenstadt. Und bin sehr sicher, dass es auch anders planende junge Leute gibt.

Selbst folge ich sehr gerne persönlichen Empfehlungen, meist von Menschen, die ich kenne (manche habe ich diesmal mitgeschrieben, als jemand anders kürzlich auf Mastodon um Wien-Tipps bat, unter anderem den Heurigen Zawodsky). Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht: An den Bremen-Urlaub entlang den Empfehlungen einer Freundin, die dort studiert hatte, denke ich bis heute sehr gern, das englische Bath mit der Tipp-Liste einer Kollegin, die dort das Auslandsjahr ihres Studiums verbracht hatte, brachte mich an viele sehens- und erinnernswerte Stellen, auf die ich sonst nie gekommen wäre (von denen die meisten tatsächlich in keinem Reiseführer auftauchten). Aber: Meine FOMO ist stark unterentwickelt. Alles (wovon eigentlich?) schaffe ich eh nicht, Superlativen misstraue ich (“schönstes”, “bestes” – nach welchen Kriterien?), bevorzuge Eigen- und Besonderheiten, die auch Menschen schätzen, die an meinem Urlaubsort leben.

Journal Samstag, 16. August 2025 – Unerwartet trockene Wanderrunde am Starnberger See über Berg

Sonntag, 17. August 2025

Halleluja: Die Gewitter in der Nacht hatten deutliche Kühle gebracht, beim Aufwachen regnete und grummelte es noch – und war zu kühl für Balkonkaffee!

Trotz der Wettervorhersage war ich zum Wandern verabredet – ein bisschen Regenrisiko wog die Alternative einer Wanderung in Brüllhitze in meinen Augen auf.

Als ich mich um halb zehn für diese Verabredung zum Bahnhof aufmachte, schüttete es gerade energisch. Ich schlüpfte also schon für diesen Weg in meine Regenjacke – und nahm die U-Bahn, um nicht schon nass im Zug nach Starnberg zu sitzen. Dorthin nämlich fuhr ich mit einer Freundin, um die Rundwanderung nach Percha, Berg, Leoni, Bismarckturm Assenhausen, über Aufkirchen, Manthal zurück zu machen, mit der ich vor drei Wochen mit Herrn Kaltmamsell wegen Regenfluten gescheitert war.

Starnberg empfing uns mild und trocken, und um es abzukürzen: So blieb das Wetter den ganzen Tag; uns erwischte kein einziger Regentropfen, wir bekamen sogar ein wenig Sonne – wunderbares Wanderwetter, die Schwüle brachte mich aber mehrfach ins Schwitzen.

Ich genoss es sehr, mit der Freundin zu gehen, manchmal einander auf Anblicke hinweisend, aber meist ins Gespräch vertieft – deshalb auch nur wenige Fotos, meine Begleitung fesselte mich mehr.

Die Votivkapelle bei Berg über der Uferstelle, wo sich unser Kini dersoffen hat.

Unten am Erinnerungskreuz für Ludwig II. im See haben kürzlich Segler ihr Boot befestigt, gemeinsame Schnappatmung aller Königstreuen, die Ermittlungen laufen.

Hinter Leoni stiegen wir hoch zum Bismarckturm Assenhausen – ich komme weiterhin nicht über diesen Auswuchs nationalistischen Fantums hinweg. Hier griff ich dann doch zu meinem Mückenspray (wohnt fest in meinem Wanderrucksack), in Waldstücken bekamen die Viecher offensichtlich großen Appetit auf mich.

Freudige Überraschung: Die Kapelle bei Sibichhausen wurde neu gebaut. Im April 2019 hatte sie Herrn Kaltmamsell und mir bei unserer ersten Erwanderung der Runde als Brotzeit-Unterstand gedient, 2022 hatte ein Sturm den nebenstehenden Baum draufgestoßen, die Kapelle war zerstört. Jetzt informierte eine große Metalltafel über eine sofort gestartete Spendenaktion, die den Neubau ermöglichte, im Juni 2024 wurde er gesegnet. Und hat wieder eine Form, die zum Ausruhen und Brotzeiten einlädt.

Pause und Brotzeit machten wir nach knapp drei Stunden Wanderung, ich hatte Äpfel und selbstgebackenes Brot dabei.

In Aufkirchen sahen wir bei Oskar Maria Graf vorbei, tauschten Erinnerungen an seinen wunderbaren Roman Das Leben meiner Mutter aus, der mir viele Einblicke in die Gegend und ihre Entwicklung vom Ende des 19. in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts verschafft hatte.

Zurück in Starnberg kehrten wir im Tutzinger Hof ein. Das waren etwa 19 Kilometer in etwa fünfeinhalb Stunden mit einer Pause gewesen, ich fühlte mich angenehm durchbewegt

Auf das Brotzeitbrett hatte ich mich schon sehr gefreut – und wieder stellte sich heraus, dass hier der Obatzte serviert wird, der mir von allen am besten schmeckt (nächstes Mal bestelle ich vielleicht einfach nur eine große Portion davon). Dazu eine Halbe alkoholfreies Weißbier.

Auf den Zug zurück nach München mussten wir ein Viertelstündchen warten, schauten noch ein wenig auf den See (so lange das vom Bahnsteig aus geht, der Starnberger Bahnhof soll weg vom Seeufer verlegt werden, wohin und wie ist allerdings weiterhin offen).

Auch in München war es schwülwarm, wie schon Herr Kaltmamsell den Tag über war ich unschlüssig, wie ich die Wohnung temperieren sollte: Würden offene Fenster sie kühlen oder aufwärmen?

Abends holte ich noch das Dessert nach:

Zwetschgenkuchen mit Sahne. Dazu eine weitere Folge Mad Men, im Bett las ich Mortadelo y Filemón en Alemania, entzückt über die Detailliebe des zeichnerischen Humors.

Journal Sonntag, 6. Juni 2025 – Von Possenhofen nach Gauting ohne Hitze

Montag, 7. Juli 2025

Zu einem kühlen, bewölkten Morgen aufgewacht, Aussicht auf gutes Wanderwetter.

Der neue Rechner hatte seinen ersten Einsatz bei einem Balkonkaffee. Ich mag besonders das Tastaturgefühl, bei einigen gewohnten Websites und Anwendungen war mir jetzt allerdings die Schrift zu klein (Alter Schmalter), ich stellte sie größer.

Als Wanderstrecke hatte ich dieselbe wie vor zwei Wochen ausgesucht, nur in die Gegenrichtung: S-Bahn nach Possenhofen, Wanderung über Prinzenweg und an der Würm entlang bis Gauting. Auch wenn eher düsteres Wetter und Regenrisiko angekündigt waren, wählte ich kniekurze Hose und ärmelloses Shirt, sonnencremte mich gründlich. Auch die Wohnung machten wir vor Aufbruch zum Wandern eher hitzefest, sicher ist sicher.

Nach dem Start in Pöcking.

Am Prinzenweg.

Vergleich zu vor zwei Wochen.

Wir gingen im eher Düsteren nach Starnberg, wurden auf den letzten gut 15 Minuten sanft angetröpfelt, begegneten an der Uferpromenade jungen Leuten mit Badegepäck und Regenschirm.

Der italienische Kiosk am Starnberger Bahnhof versorgte uns mit Mittagscappuccino.

Weitergewandert über Percha, Leutstettener Moos, manchmal in Sonne, meist unter Wolken, immer in perfekter Temperatur und mit schmerzfreiem Körper. Das Wetter sorgte auch für nicht allzu viel Radlverkehr auf der Strecke.

Gespräche über Pensionspläne, Augsburger Zeiten, über Quanten und Entropie, über sinnvollen Geschichtsunterricht.

Flora incognita identifizierte die Pflanze als Gewöhnliche Telekie, wieder ein schöner Frauenname.

Blick zurück übers Leutstettener Moos zum Starnberger See.

Brotzeit an der Würm kurz nach 14 Uhr, es gab Pfirsiche und Walnussbrot.

Am Gautinger Bahnhof trafen wir nach knapp fünf Stunden und knapp 20 Kilometern ein, warteten ein Viertelstündchen lesend auf die nächste S-Bahn zurück.

Beeindruckende Schüler*innenkunst am Gautinger S-Bahnhof.

Auch in München war es schön kühl, ich las auf dem Balkon liegengebliebene SZ-Magazine auf.

Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung, dann servierte Herr Kaltmamsell Kartoffeln und Brokkoli aus Ernteanteil mit Hollandaise (er wollte üben, nachdem ihm die letzten Versuche misslungen waren – diesmal perfekte Hollandaise und köstlich). Nachtisch italienische Kekse.

Ich begann Fenster zu schließen, weil es jetzt unangenehm kalt reinkam – die Hitzewelle ist wirklich vorerst gebrochen.

§

Zur Versüßung des Arbeitswochenanfangs: Niedliche Fledermaus.

Journal Samstag, 21. Juni 2025 – Von Gauting bis Pöcking auf neuen Wegen

Sonntag, 22. Juni 2025

Traurig bis verzweifelt aufgewacht, was mochte ich nur in dieser eher unruhigen Nacht geträumt haben?

Obwohl ich für den Tag Pläne hatte, ließ ich den Morgen ruhig angehen, genoss auf dem Balkon über Bloggen, Milchkaffee und Wasser die wirklich frische Morgenkühle eines weiteren herrlichen Sommertags. Die Pläne: Wandern (allein, denn Herr Kaltmamsell musste arbeiten), ich hatte die Strecke Gauting-Starnberg an der Würm entlang ausgesucht.

Zum Fertigmachen gehörten meine (fast) täglichen Bank- und Seitstützübungen.

Linke Hand mit riesigem blauem Fleck auf roter Turnmatte

Die Schwimmbahnen im Dantebad sind wirklich breit genug für bequemes Überholen. Wenn mir dabei aber ein Krauler entgegenkommt, der die Arme in horizontalem Halbkreis nach vorne schwingt, kann dieses passieren. (Ich begriff beim Schwimmen erstmal nicht, was passiert war, und dachte, ich sei zu weit nach links geraten. Erst Umschauen nach dem Schwimmer erklärte die Kollision.)

Am Stachus Warten auf die S-Bahn (große Öffi-Liebe – es ist solch ein Luxus, mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu so vielen schönen Wanderrouten fahren zu können!). Auf der Fahrt kam ich ins Gespräch mit einer alten Münchnerin auf dem Weg zum Baden, lernte einige ihrer Gedanken und Meinungen kennen, in den illustrierenden Geschichten dazu sprang sie durch die Jahrzehnte ihres Lebens.

Für die bekannte Route hatte ich eine neue Wegführung recherchiert – aber das merkte ich erst, als ich nach dem Ausstieg in Gauting einfach wie gewohnt losstiefelte und an der ersten Ampelkreuzung auf den GPS-Track guckte.

Doch ich merkte sofort, dass es sich lohnte, diesem Weg zu folgen: Er vermied besonders sorgfältig Straßen und führte immer wieder auf winzigen Fußwegen zwischen Häusern, die man als Ortsfremde nicht selbst findet.

Die Würm in voller Blüte (und mit reichlich Forellen).

Unter anderem wurde ich unter der Gautinger Kirche durchgeleitet.

Hinter Gauting fiel ich wieder auf meinen Orientierungssinn rein: Bei einem Check des Tracks zeigte sich, dass ich einen weiteren dieser winzigen Fußwege verpasst hatte. Den wollte ich aber wissen, also kehrte ich um – und lernte beim Vorbeigehen unter anderem das Gautinger Freibad kennen.

Bereits hinter Gauting. Hier sah ich einem rüttelnden Falken zu – und lernte, dass sich Gautinger Mountainbiker in voller Montur genauso wenig um das Schild “Fußgängerweg” scheren wie die in und um München.

Allerdings war der neue Track nicht ganz zuverlässig: Er lenkte mich auf einen Weg abseits des viel-beradelten Hauptwegs, den ich mehrfach verfehlte – bis ich einsehen musste, dass er einfach nicht existierte, da war bloß Auwald (bis zu dieser Erkenntnis hatte ich mir bereits eine ordentliche Schramme im Schienbein von einem Ast geholt).

Ich suchte mir, ebenfalls abseits der Radlrennstrecke, einen Nebenweg direkt an der Würm – dass ich darauf ein wenig steigen und klettern musste, nahm ich hin.

Die App Flora incognita bestimmte:1 Gewöhnliche Straußmargerite (auch Straußblütige Wucherblume).

An die Aussicht auf den Starnberger See kam ich über den neuen Track von einer anderen Seite.

Leutstettener Moos.

Das letzte Wegstück vorm Starnberger See hatte ich mit großen und vielbefahrenen Straßen als unangenehm in Erinnerung, entsprechend gespannt war ich auf den Vorschlag der neuen Route:

Die Alternative führte mich durch ein Wohngebiet und einen Fußgängertunnel zum Friedhof Percha – wundervoll! Zumal Friedhof ja Wasserleitung bedeutet: Ich konnte meine Flaschen auffüllen.

Wo die Würm in den aus dem Starnberger See mündet fließt.

Dass die 14 Kilometer von Gauting nach Starnberg mir als Tagesration Wandern nicht reichen würden, hatte ich geahnt, also von Vornherein eine Erweiterung um den Prinzenweg nach Pöcking geplant: In diese Richtung war ich ihn noch nie gegangen, immer nur von der Maisinger Schlucht (zuletzt im Januar in herrlichem Schnee).

Im Schatten der S-Bahn-Unterführung orientierte ich mich und trank nochmal viel Wasser, dann ging’s weiter.

Zum Merken für die Gegenrichtung: Erst hinter diesem Wegkreuz führen Treppen vom Prinzenweg direkt zur See-Promenade.

Wie geplant machte ich hier oben auf dem ersten Bankerl im Schatten Brotzeitpause:

Es gab Walnussbrot (gut! wenn auch diesmal nicht wirklich großporig) und einen Pfirsich.

Gestärktes und vergnügtes Weitergehen.

Auf diesen Anblick hatte ich mich schon gefreut, diese Geschwisterbirken waren mir bereits beim allerersten Mal aufgefallen.

Ankunft in Pöcking.

Das waren gemessene 20 Kilometer in knapp fünf Stunden mit einer Pause. Zu meiner Freude bewährte sich die Entscheidung, die Wanderstiefel daheim zu lassen und in Turnschuhen zu wandern – ich hatte mich an die mallorquiner Bergführerin erinnert (kennengelernt, als sie mich zu einem Ausgangspukt meiner letztjährigen Tramuntana-Fernwanderung fuhr), die zugab, im Sommer auf die definitiv viel sichereren Wanderstiefel zu verzichten, weil es darin einfach zu warm wurde. Zudem wusste ich ja, dass ich auf guten Wegen gehen würde.

Auf der Rückfahrt las ich in meiner mitgebrachten Wochenend-Zeitung. Im Vierersitz auf der anderen Seiten des Gangs saßen drei junge Männer in herzlichem Gespräch in einer Sprache, die ich nicht verstand, doch es war klar, dass sie vertraut waren. Unterwegs setzte sich eine ältere Frau in sportlicher, gepflegter Kleidung zu ihnen und sprach sie umgehend an: Ob sie Geschwister seien, wo sie heute waren, was sie studierten – ich war überrascht über ihre soziale Energie, doch es gibt schließlich besonders joviale Menschen, die sich nicht erst mit vorsichtigem Sondieren aufhalten, ob das Gegenüber gerade offen für ein Gespräch ist.

Schnell aber wurde klar, worauf die Frau hinaus wollte: “Gott.” Sie begann gestenreich und in einfachen Worten (sie hatte herausgefunden, dass die drei nicht viel Deutsch sprachen) zu predigen, wies in diesem Zusammenhang auf den jungen Mann hinter ihr, der im Stehen laut auf einen Fahrgast einsprach, die Wörter “Jesus” und “Drogen” fielen mehrfach. Die drei Opfer der Frau blieben freundlich, wurden lediglich einsilbig. Ich konnte mich nicht mehr auf meine Lektüre konzentrieren, versuchte kurz, die Missionarin durch Anstarren zu mäßigen – vergeblich. Mir blieb nur Platzwechsel, damit ich mich wenigstens nicht mehr aufregen musste. Starke Erinnerung an die Welt von Oranges are not the only fruit und Nachdenken, ob diese Jesus-Terrorist*innen wohl nach einem Playbook vorgehen? Dass sie durch Verkaufstrainings geübt sind wie alle Vertriebler*innen, schien mir offensichtlich.

Auf dem letzten Stück Heimweg machte ich einen Abstecher für Obstkäufe im Lidl, ich entdeckte unter anderem dunkelrote Aprikosen aus Spanien, die ich gleich mal zum Probieren mitnahm.

Obwohl ich nicht sehr geschwitzt hatte, sehnte ich mich sehr nach einem Vollbad – bei mir sehr selten. Für die ein- bis zweimal Vollbad im Jahr halte ich keine Badezusätze vorrätig, klares Wasser in der Wanne erfüllte seinen Zweck aber ebenso. Ausführliche Körperpflege, eine Runde Yoga-Gymnastik mit Dehnen rundum.

Als Abendalkohol machte ich uns tinto de verano – der erste Schluck transportierte mich umgehend in die Kastilien-Urlaube meiner Kindheit und Jugend. Wieder wurde es überraschend früh (und sehr willkommen) abendkühl.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Blumenkohl zu einem sahnigen Curry mit Kichererbsen und Erbsen verarbeitet, köstlich.

Nachtisch Schokolade und rote Aprikosen (gut!), vorm Zu-Bett-Gehen wieder große Fledermaus-Show.

  1. Wieder ein Argument dagegen, intensive Handynutzung als “Handysucht” einzuordnen – ist es nicht einfach sensationell großartig, wie viel einfacher ich damit unterwegs Wege finde und Pflanzen bestimme? Warum sollte ich mir wünschen, das nicht zu tun? []

Journal Samstag, 10. Mai 2025 – Von Wolfratshausen heimgegangen (fast)

Sonntag, 11. Mai 2025

Nach etwas unruhiger Nacht (schwieriges Atmen, weil meine Nasenschleimhäute geschwollen waren – ich werde mir doch nicht Heuschnupfen zugezogen haben?) wachte ich früh auf – gar nicht unwillig, den ich hatte Wanderpläne für diesen angekündigten Sonnentag mit kühler Luft (= ideales Wanderwetter).

Meine Wanderstiefel hatte ich am Vorabend frisch eingefettet – und zu meiner Überraschung und Enttäuschung festgestellt, dass sich nach nur zwei Jahren an diesen Meindl-Schuhen bereits eine Naht löste. Da es keine wichtige ist, trug ich die Stiefel trotzdem, muss sie aber bald zur Schusterin bringen.

Die Wanderpläne: Vergangenen Samstag hatte ich beim Wandern um Wolfratshausen ein Wanderschild des Isartalvereins entdeckt, das einen Weg nach München auswies – das fand ich auf angenehmste Weise abgefahren, den wollte ich gehen. Auch GPS-Daten hatte ich dazu gefunden (allerdings nicht vom Isartalverein), auf die ich zur Not zurückgreifen konnte, so nutzte ich die nächstmögliche Gelegenheit: gestern.

Da auf von dem Schild von 30 Kilometern die Rede war, die Wegbeschreibung zum GPS-Track acht Stunden veranschlagte, brach ich zeitiger auf als sonst und startete kurz nach zehn vom Bahnhof Wolfratshausen. Immer mit der Erinnerung, dass mein Vater vor über 20 Jahren (damals zwei Jahre älter als ich heute und wenige Wochen nach einer Knie-OP) mit seinem besten Freund den Camino de Santiago mit Tagesetappen von durchschnittlich 30 Kilometern gegangen war.

Selfie einer Person mit Schirmmütze und Sonnenbrille im Grünen, hinter ihr Wanderwegweiser, u.a. „München 30,0 km“

Start am ausschlaggebenden Schild im Norden von Wolfratshausen. Den ersten Abschnitt ging ich nach Erinnerung, ab Ebenhausen/Schäftlarn folgte ich der GPS-Route – die ich auch brauchte, denn die Ausschilderung war sehr wenig zuverlässig (mir ist sehr bewusst, wie komplex und aufwändig eine gute Wegbeschilderung ist).

Breiter Wanderweg durch sonnigen, lichten Laubwald, darüber blauer Himmel

Erhöhter Blick gerahmt von Bäumen auf eine weite Gläche mit Wald und Flussdelta, im Hintergrund dunstige Berge mit Wolkensaum

Blick vom Riemerschmidpark.

Durch eine Lücke zwischen Laubblätterkronen Blick hinunter auf ein verwachsenes Flusstal im Sonnenlicht

Pupplinger Au.

In der Sonne ein altes, hölzernes Wehrgebäude mit rotem Dach, das sich im Fluss spiegelt

Ickinger Wehr.

Zuwachsender Bachlauf im Sonnenschein

Oben in Icking fragte mich ein Wanderpaar, ob ich mich auskennte: Sie brauchten Entscheidungshilfe, ob sie an der Isar nach Kloster Schäftlarn oder nach Wolfratshausen gehen sollten. Ich erzählte vom eigenen Fehlversuch des vergangenen Jahres, einen Weg nach Kloster Schäftlarn zu schlagen und schickte die beiden Richtung Wolfratshausen – mit der Empfehlung, einmal durchs Ickinger Wehr und zurück zu gehen, weil das Holz in der Sonne so gut riecht (ihrer Miene nach war ihnen dieser Aspekt völlig neu – tut mir leid, dass sie ausgerechnet an mich gerieten).

Blick einen sanften Grashügel hinab auf Wald und Tal, darüber blauer Himmel mit wenigen weißen Wolken

Blick von Icking aus übers Isartal.

Vor sonnenbeschienener Weide zwei weiß-braun gefleckte Jungrinder im Schatten eines Baumes

Vor einer Wiese im Sonnenlicht eine mächtige alte Rosskastanie, links daneben eine junge rote Kastanie

Eine der schönen Kastanien-Alleen um Holzen. Die nachgepflanzten Bäume sind alle rote Kastanien – ich unterstelle als Grund deren Resistenz gegen die Miniermotte.

Holzwand von innen, links ein großer offener Bogen in hellgrüne, sonnige Bachlandschaft, rechts an der Wand ein Schild mit der Aufschrift "Maria Rast"

Kurz vor Kloster Schäftlarn – Inspiration für einen weiteren bayerischen Feiertag?

Links hinten ein barocker Kirchturm mit Uhr, rechts ein altes Wirtschaftsgebäude

Kloster Schäftlarn. Ich sah schon weitem, dass im Biergarten der Klostergaststätte Hochbetrieb herrschte, Menschen waren mit Autos, Motorrädern, Fahrrädern gekommen. Also ließ ich Mittagscappuccino aus und ging gleich weiter.

Die zwei Stunden zwischen Kloster Schäftlarn und Baierbrunn waren wenig abwechslungsreich, halt ein breiter Schotterweg im Laubwald, genau das richtige für die vielen Radler*innen (zu großer Mehrheit mit Bio-Antrieb). Und eigentlich waren das vermutlich eh anderthalb Stunden: Ich hatte wohl eine Abzweigung verpasst und ging einen Umweg.

Mittagspause deshalb später als eigentlich geplant: Ich wollte erst sicher sein, dass ich wieder auf dem richtigen Weg ging. Gerade in diesen Stunden kam ich an keinem Bankerl vorbei, also musste dieser halbwegs trockene Baumstamm als Sitzgelegenheit dienen.

Im Sonnenlicht zwischen Laubbäumen ein umgestürzter Baumstamm, bereits fast kahlgebleicht

Es gab Äpfel und eine Nussschnecke (2,80 Euro – irgendwie habe ich bislang den Augenblick verpasst, in dem Kleingebäck so viel kostete, wie ich es von einem Stück Torte erwartet hätte) (ich will gar nicht wissen, wie viel ein Stück Torte inzwischen kostet).

Meine Kleidung erwies sich als perfekt für die kühle Luft: Ich hatte kein einziges Mal das Bedürfnis, die Fleecejacke über dem T-Shirt abzulegen.

Breiter, leicht abschüssiger Schotterweg zwischen Laubbäume, darüber blauer Himmel

Irre Farben, aber auf die Dauer langweiliger Weg (außer für schnelle Radler*innen).

Blick durch Baumstämme auf nahen Fluss, im Vordergrund gemauerte Stufen für einen Zufluss

Doch dann kam ich wieder nah an die Isar. Um den Preis, dass ich den Menschenlärm (nur männliche Stimmen), der das Tal die ganze Zeit emporgeschallt war, einordnen konnte: Floß-Party.

Blick durch Laub auf sonnigen Fluss mit wenig Wasser, darauf ein Holzfloß mit vielen Menschen und einem roten Regenschirm

Gerade als ich dachte: “Wenigstens haben sie keine Musik”, stimmte ein Party-Quartett auf dem Floß “Rosamunde” an. Die größte Enttäuschung war aber, dass ich durch genaueres Hinschauen die Quelle eines eigenartiges Brumm-Geräuschs erkannte: Das Floß hatte einen kleinen Außenbord-Motor. Ich nehme an, dass nur so ein Zeitplan eingehalten werden kann.

Selbst hätte ich durchaus mal Lust auf eine Floßfahrt von Wolfratshausen nach Thalkirchen: Mit Biolog*innen/Naturschützer*innen, die mir Flora und Fauna von dort aus erklären. Wir können gerne auch Brotzeit machen und einen Kanon zusammen singen.

Auf einem Fluss vor grünen Auen türmt sich Schwemmholz, rechts schieben sich Floßruder und zwei Flößer ins Bild

Schmaler Pfad, der sich durch Läubbäume zu einem FLussufer windet, durch die Bäume leuchtet blau das Wasser

Moderne, hohe Brücke vom Flussufer aus gesehen, sie führt auf einen hoch gelegenen Ort zu

Nächste Wegmarke: Die Grünwalder Brücke.

In einem Laubwald führt eine steinerne Treppe mit Eisen-Handlauf nach oben

Treppe zurück zum Hochufer.

Tempel-artige Kapelle in sonigem Laubwald, davor zwei Spaziergängerinnen

Ich lernte, dass Grünwald direkt in Pullach übergeht. Zweite Pause auf DER Bank mit DER Aussicht, jetzt befand ich mich bereits auf meiner gewohnten Laufstrecke.

Sehr erhöhter, sehr weiter Blick über bewaldete Flusslandschaft, darin ein gemauertes Wehr-Gebäude

Ich setzte mich zu zwei Herrschaften, plauderte sogar.

In dieser Pause beschloss ich, tatsächlich die ganze Strecke bis nach Hause gehen. Doch als ich aufstand und mich auf den Weg machte, merkte ich schnell, dass es genug war: Ich fühlte mich erschöpft, mein Beine waren schwer, ich ging langsam.

Sehr erhöhter Blick auf Flussbett in Sonne

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick übers Wasser auf ein großes Wehrgebäude mit rotem Dach, davor zwei Schwäne und mittem im Wasser aus Zweigen ein Nest

Isarwerk mit rechts brütendem Blesshuhn.

Also war ich vernünftig (wo es doch so cool gewesen wäre sagen zu können, dass ich von Wolfratshausen aus heim gegangen bin) und ließ es bei Thalkirchen gut sein: Ich kürzte die restlichen fünf Kilometer ab und nahm die U-Bahn nach Hause. Siebeneinhalb Stunden und gut 29 Kilometer reichten.

Was mich beim Gehen am meisten beschäftigte (was es eh seit Lektüre getan hatte): Die Erkenntnisse von Historiker Daniel Blatman über Grausamkeiten der deutschen Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur bin ich erschüttert über diesen neuen Beleg unfassbarer Rohheit. Sondern er legt nahe: So ist die menschliche Natur. Was in Konsequenz bedeutet: Auch ich wäre dazu in der Lage.

Auch wenn ich in der Kühle nicht wirklich verschwitzt war, hatte ich zuhause große Sehnsucht nach einer heißen Dusche – also gönnte ich sie mir.

Gestern hatte die Post auch das Büchl des Isartalvereins gebracht, das ich eine Woche zuvor für die gestrige Wanderung bestellt hatte, Das Isartal – nein auch das Buch verlinkt keinen GPS-Track (z.B. per QR-Code). Schaue ich fürs nächste Mal durch.

Zum Nachtmahl hatte ich mir Shakshuka gewünscht, Herr Kaltmamsell machte uns eines.

Aufsicht auf einen gedeckten Tisch, in der Mitte eine weite Pfanne mit roter Sauce, darin vier gestockte Eier

Dazu tranken wir die restliche Maibowle. Nachtisch Schokolade aus der sich bedrohlich leerenden Süßigkeitenkiste.

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Wir lieben Eulen. Wir lieben Asterix. Zum besten bei Asterix gehören die Eulen, hier eine Zusammenfassung.

Journal Samstag, 3. Mai 2025 – Wandern entlang Loisach und Isar in wechselndem Frühlingswetter

Sonntag, 4. Mai 2025

Wunderbar früh aufgewacht, genau richtig für meine Pläne. Denn als Erstes machte ich mich gestern ans Brotbacken. Wie angekündigt war das Wetter am Umschlagen, der Himmel bedeckt, die Luft kühl.

Bald Abschied von unserem Übernachtungsgast, ich setzte mich über Milchkaffee zum Bloggen.

Weiterer Plan des Tages: Nach Fertigbacken des Brotes (eines der schnelleren Rezepte) Wandern mit Herr Kaltmamsell, das Wetter sollte gestern perfekt dafür sein.

Sehr großer Brotlaib mit leichten Rissen in der Oberfläche auf schwarzer Kochfläche

Brot gelungen.

Herr Kaltmamsell war vor ein paar Tagen recht schnell für einen Wander-Samstag zu begeistern gewesen (als Lehrer ist er ja alles andere als spontan und hat seine Wochenenden gewöhnlich bereits mit Arbeit verplant), er bat allerdings um eine eher kürzere Strecke. Die Wahl fiel auf die vertraute Route Icking-Wolfratshausen-Ickinger Wehr.

In mitteldüsterem Wetter brachten uns U-Bahn und S-Bahn nach Icking, wo wir Richtung Süden starteten. Wie vorhergesagt war es kühl und düster – schon nach wenigen Minuten holte ich meine Wanderjacke aus dem Rucksack, weil ich in Hemdsärmeln auch bei Bewegung fror. Schnell stellten wir fest, dass der Weg, den wir vergangenes Jahr zum Teil suchen mussten, jetzt besser gepflegt war, dass der Isartalverein ihn neu ausgeschildert hatte. Besonders angenehm: Es waren sehr wenige Menschen unterwegs, wir begegneten nur zweimal anderen Wandersleuten und gar keinen Radler*innen.

Rechts Pfad zwischen Wiese und großen, hellgrün belaubten Bäumen, links ein rotes Holzhaus

Nahaufnahme von Maiglöckchen, rechts eingegrenzt von grauen Pflastersteinen

Schlederloh mit Maiglöckchen.

Blick zwischen Zweigen von oben über ein weites Flussdelta mit Kies und viel Grün

Blick über die Pupplinger Au: Hier bahnt sich der Zusammenfluss von Loisach und Isar an.

Altes Dorfhaus mit ockerfarbener Fassade, leich verfallen, hinter pflanzenreichem Garten und hölzernem Gartenzaun, um den sich die Straße nach oben biegt

Dorfen

Im Laubwald führen Metallstufen mit Holzgeländer einen Hang nach oben, im Vordergrund ein Wanderer von hinten mit blauer Jacke und rot-grünem Wanderrucksack

Weg hinüber nach Wolfratshausen.

Im Vordergrund niedriges Tischchen mit zwei gefüllten Kuchentellern und zwei Cappuccinotassen, dahinter eine Ladenfläche mit Regalen voller Cafeteras, Kaffeepackungen, Süßigkeiten

Dort ließen wir uns wie geplant im Museums-Café Velvet auf Mittagscappuccino nieder, und weil es gerade passte, auch auf Frühstück mit einem Stück Torta dela nonna für mich (sehr gut!). Das nächste Mal plane ich auch einen Besuch des Museums ein.

Als wir an der Loisach entlang weiterzogen, trafen uns Regentropfen, aber genau dafür hatten wir ja unsere Wanderjacken.

Blick einen schmalen Fluss entlang, gesäumt von Bäumen, auf der Wasseroberfläche Regentropfen, im Hintergrund erahnt man eine dunkel überdachte Holzbrücke

Blick über Fluss auf gegenüberliegendes Ufer, dort moderne Häuser, dahinter bewaldete Anhöhe, rechts angeschnitten eine überdachte Holzbrücke

Durch die Metallstreben einer Brücke Blick auf ein funktionales hohes Gebäude, oben die Aufschrift "Waidachmühle"

Blick von unten einen Maibaum hinauf. Auf dem ersten Schild unten steht "Auf Waidachs grünen Auen, soll dieser Baum hier schauen. Ein Symbol für Einigkeit und Kraft, die der gute Wille schafft. 2023"

Hinauf zum Riemerschmidpark wurde der Weg schlechter (allerdings warnt jetzt endlich ein Schild Radler*innen vor der Weiterfahrt – sie mündet in einen sehr steilen und wenig wegsamen Abstieg zum Fluss), ermöglichte am Ziel aber wieder eine schöne Aussicht.

Der Regen hatte bald aufgehört, ein wenig kam die Sonne heraus – und wärmte sofort sehr.

Unter einer dunklen Bretterwand mit Fenstern, durch die man grüne Flussauen sieht, eine Mauer mit Graffiti aus Fischen

Ickinger Wehr von innen.

Am Ickinger Wehr außen sahen wir Bauarbeiten, hohe Kiesberge standen bereit, womöglich die Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses von 2023, eine Radbrücke zu bauen. Bislang müssen Fahrräder sich durch den engen Wehr-Durchgang fädeln, gestern mussten wir wegen zweier solcher auf dem Rückweg umkehren und sie erstmal durchlassen.

Schon kurz nach Wolfratshausen hatte ich gestern Wanderwegweiser nach München entdeckt, die ab dort 30 Kilometer anzeigten. Sie standen auch oben in Icking, wo wir beschlossen, im jetzt warmen und sonnigen Wetter doch noch einen S-Bahnhof weiter bis nach Schäftlarn zu gehen. Zu Fuß von Wolfratshausen nach München zu laufen, idealerweise immer nah an der Isar, erscheint mir ausgesprochen reizvoll. Wenn ich GPS-Daten dazu finde, mache ich das bald.

Eine weite Weide in der Sonne, auf der im Vordergrund einige Jungkühe liegen, weiter hinten einige stehen, links ein landwirtschaftlicher Weg, im Hintergrund Bäume

Auf diesem Zusatzstück gab es Ausblicke über Felder und blühende Bäume.

Zwischen zwei Tannenstämmen ein Wegkreuz, dahinter sonnige Felder und ein Feldrain

In sonniger Landschaft führt ein heller Schotterweg auf hohe Bäume zu, links ein Rapsfeld

Tiersichtungen unter anderem: Greifvögel, Wasservögel, keine Schwalben oder Mauersegler, einen Kuckuck hörten wir, vom Biber sahen wir deutliche Nagespuren, aber das Highlight war ein Fuchs, rot und mit mächtig buschigem Schwanz, den wir im Sonnenlicht in einem Feldrain verschwinden sahen.

In Schäftlarn kam eine verspätete S-Bahn gerade passend und brachte uns zur U-Bahn ab Obersendling, diese uns nach Hause.

Wand aus grob gehauenen Säulen, alle rostrot bis auf eine in Grau, quer darüber ein blauer Metallstreifen, darauf "Obersendling"

Wir waren knapp 16 Kilometer in vier Stunden mit einer Pause unterwegs gewesen.

Im Alnatura besorgte ich noch schnell Pflanzen für die nächsten beiden Abendessen (ich einigte mich mit Herrn Kaltmamsell auf diese Bezeichnung, weil er Salat nicht als “Gemüse” gelten ließ, das ich mir im Grunde wünschte).

Restlicher Nachmittag weiterhin warm genug für offene Balkontür, ich las die Wochenend-Zeitung aus. Eine Runde Yoga-Gymnastik, ich probierte mal die von Gabi Fastner.

Als Abendessen gab es geräuchterte Forelle von mir daheim mit Meerrettichsahne und selbstgebackenem Brot, als Salat Ruccola mit roter Paprika. Nachtisch Tiramisu.

Früh ins Bett zum Lesen, ich startete als neue Lektüre Stephan Thome, Pflaumenregen aus der Bibliothek.