Journal Samstag, 20. Dezember 2025 – Das Gelobte Land von Asiimwe Deborah Kawe

Sonntag, 21. Dezember 2025 um 8:13

Unruhige Nacht (öfter Alkohol hiermit als schlechte Idee erkannt) (vielleicht nur das erste Glas beibehalten?), etwas länger als sonst geschlafen.

Wie geplant machte ich mich erstmal ans Brotbacken, es sollte einen 7-Pfünder geben, sonntägliche Aufteilung unter meiner Familie (Adventspaziergang) bereits eingeplant.

Der Brotteig tat, was er tun sollte, hier beim Rundformen für die Stückgare im Gärkörbchen.

Langsam sickerte die Freude über die Ferien durch: Ich würde am Montag NICHT in die Arbeit müssen! Eine Konsequenz: Wenn wir die nächsten zehn Tage die Wohnung wirklich bewohnen, machte ich sie uns warm, nicht nur um die Sitzplätze am Morgen und Abend.

Hello pretty!

Tagesprogramm nach Brotbacken:
– Laufrunde
– Frühstück (das Brot hatte einfach schon abgekühlt zu sein)
– Weihnachtsbasteln (also Geschenke einpacken)
– Abendessen
– Theaterbesuch mit Freundin

Draußen schien so richtig die Sonne, auch wenn meine Wetter-App eisern Bewölkung behauptete. Ich setzte also die Sonnenbrille auf und fuhr mit der U-Bahn nach Thalkirchen. Eigentlich war ich beim Brotbacken und leicht verkatert so müde gewesen, dass auch eine weitere Runde Schlaf eine Option gewesen wäre – aber Pläne sind Pläne, und wenn’s mir durch das Laufen nicht besser ginge, könnte ich immer noch abbrechen und umkehren.

An der Isar war es herrlich, das Laufen strengte mich nicht an, bald steckte ich auch meine Mütze ein. Bis ich so richtig ins Laufvergnügen fand, dauerte es zwar 45 Minuten, doch die Müdigkeit war jetzt wirklich weg.

Bei meiner Rückkehr stellte ich den Brotlaib für schnelleres Abkühlen auf den Balkon, bis ich mit Körperpflege durch war, fehlte nur noch wenig zu echtem Abgekühltsein – batzte er halt ein bisschen beim Anschneiden.

Frühstück kurz vor zwei: Zwei mächtige Scheiben noch leicht warmes Brot mit Butter und Mamalad, eine Persimon. Das machte mich doch wieder bettschwer, ich legte mich zu einer Siesta hin – schlief auch sofort ein, wurde dann aber durch heftigen Glockenlärm um drei von St. Matthäus zu schnell geweckt.

Nächster Programmpunkt Weihnachtsbasteln: Dieses Jahr mit übersichtlichem Aufwand, komplett fluchfrei und noch bei letztem Tageslicht abgeschlossen.

Ich las noch ein wenig im Internet und Zeitung, bis Herr Kaltmamsell vorzeitig (weil Theaterbesuch) das Abendessen servierte: Pasta mit geröstetem Rosenkohl und Zitronen-Frischkäse-Sauce (Rosenkohl aus Ernteanteil), köstlich.

Die Theatervorstellung fand im Marstall statt, ich spazierte hin über den Jakobsplatz – und freute mich mitzubekommen, dass die jüdische Gemeinde gerade an der Chanukkia versammelt war, das vorletzte Licht entzündete und sang. War gleichzeitig wie jedes Mal bestürzt, dass mindestens ein halbes Dutzend Security-Menschen aufmerksam um sie stehen und sie schützen musste.

Marstall. Wir sahen das hier uraufgeführte Theaterstück (!) Das gelobte Land von Asiimwe Deborah Kawe.

Eingebettet in die Rahmenhandlung eines journalistischen Interviews erzählt die Hauptfigur Achen in der Abschiebehaft ihre Geschichte: Die jetzt Mitte-30-jährige Mutter von zwei Kindern war 15 Jahre zuvor als Krankenpflegerin aus Uganda zu einer Fortbildung in die USA gekommen und illegal geblieben. Das erfahren wir aus den Interview-Fragen, ihren Antworten, aber auch aus den Aussagen der US-Amerikanerin Kat, die damals im Organisationsteam des Seminars gearbeitet hatte. Die Erzählung/Handlung schreitet chronologisch voran, Schauplätze sind die wechselnden Unterkünfte Achens, aus den Aussagen erschließt sich das Leben Achens und was sie in die Situation zu Beginn des Stücks gebracht hat erst langsam und stückweise – das fand ich sehr gut gemacht. Eindringlich führen die Details die ungeheure Anstrengung von jemanden vor, die in ihrer Heimat keinerlei Zukunft hat und diese in der Ferne sucht.

Die Inszenierung lässt das Bühnenbild fast statisch, tupft Szenenwechsel mit wenigen Mitteln, Kostüme werden oft auf der Bühne gewechselt während einer Szene. Die 1 Stunde 50 der Inszenierung vergingen so schnell, wie ich es schon lang nicht mehr bei einem Theaterabend erlebt hatte.

Wir spazierten anschließend noch ganz klassisch in die Pfälzer Weinstube – es mag dem Advent und dem Samstagabend geschuldet gewesen sein, doch ich konnte mir einbilden, dass das Rumposaunen des Loblieds auf die Pfälzer Weinstube vom Haberl Tobias im SZ-Magazin bereits Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Publikums hatte: Es war sehr voll, darunter einige Touristengruppen, ganze Tische voll Jungvolk. Man platzierte uns an den Tisch mit einem leutseligen Paar auf Münchenurlaub, wir fanden dennoch Gelegenheit für Austausch, ich für ein Viertel pfälzer Rotwein (!). Meine beste Idee des Tages: Ich verabredete mich mit der Freundin gleich nochmal für die Weihnachtsferien.

Nach Hause und ins Bett kam ich sogar nach Mitternacht, das fühlte sich sehr nach Ferien an.

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Das Angebot, das mir im Internet Hobby-Mediziner*innen auch diesmal für meine (auch gestern wechselnd anhaltenden) Schmerzen machen, ist wirklich beeindruckend. Noch fehlen die esoterischen Ansätze komplett, aber ich erzähle ja von diesen Schmerzen auch erst seit zwei Wochen.

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Die Probleme im Stadtviertel, in dem ich wohne, also im Bahnhofsviertel werden leider größer. Ich weise gern darauf hin, dass ich keine Lösung kenne, dass es dafür aber Fachleute gibt. Deren Maßnahme ist jetzt: ein neuer Name.

Ziel ist es, die Transformation des Viertels nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich zu begleiten. Dazu gehört aus Sicht der Initiative auch die Frage, wie dieses Gebiet künftig genannt werden soll. In einem mehrstufigen Prozess wurden deshalb zunächst Kriterien für einen neuen Namen entwickelt. Es folgten Workshops, eine öffentliche Kampagne und eine Online-Umfrage. Mehr als 600 Vorschläge gingen ein. Eine interdisziplinäre Jury wählte schließlich den Namen „Central Quartier“ aus.

Hier der ganze Artikel in der Süddeutschen:
“Wie das Münchner Bahnhofsviertel nun genannt wird”.

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Hauptsächlich leere Sitze im Plenarsaal des Bundestags bei Debatten: Für einen durchschnittlichen Wähler, eine durchschnittliche Wählerin mag das seltsam aussehen, bei entsprechender Disposition könnten sie auf die Idee kommen, die Abgeordneten täten ihre Arbeit nicht. Awet Tesfaiesus ist Bundestagsabgeordnete und erzählt in einem Thread, woraus ihre Arbeit als Abgeordnete eigentlich besteht – und warum man sich eher wundern sollte, wenn der Plenarsaal bei Fachthemen voll wäre.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Samstag, 20. Dezember 2025 – Das Gelobte Land von Asiimwe Deborah Kawe“

  1. Daniela meint:

    Wow, das Brot sieht traumhaft aus.

  2. Sonni meint:

    Oh, wow, anstatt dem assigen ‘Bahnhof’ wurde ein elegantes ‘Central’ gewählt, und ‘Quartier’ anstatt ‘Viertel’ ist wirklich bahnbrechend. Dazu geben die Fachleute selbst zu, dass solche Umbenennungen nicht häufig seien, sie können somit offensichtlich keine Belege dafür liefern, dass eine solch aufwändige, also teure, interdisziplinäre oder zumindest dialogreiche Maßnahme schon mal erfolgreich war oder überhaupt in der Bevölkerung angekommen ist. Die Werbung für die neu gebauten Flächen, die mit mit dem neuen Namen wohl besser vermarktet werden sollen, wird es vielleicht richten. So geht man also soziale Probleme an.

    Wie sehen Sie das als Bewohnerin des betroffenen Viertels?

  3. Sabine meint:

    Ich habe den Artikel über die Umetikettierung des Bahnhofsviertels gelesen und gleich an dich gedacht. Mir verschafft dieser Immobilienfuzzi-Begriff Hirnschmerzen, denn wie soll man das aussprechen? Deutsch? Dann hätte ich gern ein Z und einen Bindestrich (mindestens). Französisch? Dann dreht halt bitte die Wörter um, das ist ja grauslich. Englisch? Ein i zuviel, echt jetzt.

    Diese Leute haben einfach den Blick fürs Wesentliche verloren.

    (Benko-Ruinen enteignen, darin diese Modulwohnungen für Studierende einbauen, von denen die SZ berichtet hat, Fat Cat in den Hertie, sowas.)

  4. Rina meint:

    Betrachten Sie die Angebote doch als Serviceangebot fuer Ihre Leserinnen. Ich bin dem Zahnarzt sehr dankbar, das er mich zum Hausarzt weiterschickte, die Idee waere mir nicht gekommen.

  5. Rainer meint:

    Als Mit-Anwohner – wenn auch nur beruflich – kann ich wirklich nur lachen über dieses Übertünchen der Probleme mit einem neuen Namen. Wir sind engagiert in der sogenannten Task-Force Südliches Bahnhofsviertel, die u.a. von TIM – Tourismus Initiative München – organisiert wird. Trotz zahlreicher praktischer Vorschläge passiert so gut wie nichts, die ausgeweitete Kameraüberwachung in der Schillerstraße scheint man von Seiten der Stadt als die NonPlusUltra Lösung zu sehen. Vorschläge wie mehr Präsenz des KVR, bessere Beleuchtung, mehr Grünflächen, ausreichende Anzahl an Mülleimern etc. wird geflissentlich ignoriert. Aber Hauptsache die Gewerbesteuer Einnahmen aus dem Viertel sprudeln fleißig.

  6. Rainer meint:

    Liebe Rina,
    finden Sie wirklich dass ein privater Blog die richtige Plattform für medizinische Ratschläge an die Leser dieses Blogs ist?

  7. Rainer meint:

    Liebe Sabine,
    der Begriff ist das Ergebnis eines offenen Wettbewerbs der Stadt, bei dem jeder Vorschläge einreichen konnte, also nicht zwingend dem Gehirn eines Immobilien Fuzzis entsprungen.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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