Journal Mittwoch, 12. August 2020 – Urlaub in Bremen: Bürgerpark und Rollo

Donnerstag, 13. August 2020 um 8:59

Nach sechs Stunden Humpeltrippeln mit zwei Pausen war ich so erledigt wie sonst nach sechs Stunden beherzter Wanderung: Es ist wohl egal, dass ich dabei mit zwölf Kilometern nicht mal die Hälfte einer früheren Wanderstrecke zurückgelegt hatte.

Den gestrigen letzten Urlaubstag in Bremen verbrachten wir nämlich im Bürgerpark (und Stadtwald, um genau zu sein). Wir hatten so lang geschlafen, dass mich beim Aufwachen der Blick auf die Uhr (es war neun) schlagartig munter gemacht hatte. Also zügiges Duschen und Bloggen, um das Housekeeping-Personal nicht zu lange aufzuhalten. Nach dem Morgenkaffee im Hotelrestaurant (der Cappuccino ist nämlich ganz hervorragend) zogen wir los Richtung Bürgerpark. Das Überseemuseum passierten wir unbesichtigt: Ich habe vorerst genug von Saurierskelett-Repliken und ausgestopften Tieren, das zusätzliche Raubgut aus ehemaligen Kolonien, das dort ausgestellt wird, hätte mir lediglich schlechte Laune bereitet. Möglicherweise sind die Tage naturhistorischer Museen gezählt.

Beim Unterqueren des Hauptbahnhofs zeigte ich Herrn Kaltmamsell, wo ich bei meinen beruflichen Aufenthalten Pause gemacht hatte, von der Rückseite des Bahnhofs aus deutete ich von Ferne auf das zukünftige weltweite Mekka postmoderner Architektur.

Die nächsten Stunden spazierten wir in großer Hitze und mit wenig und dann warmer Brise durch den Bürgerpark, vorbei an schönen Sichtachsen und Blicken, mit längerem Halt am Tiergehege, machten Mittagspause in der wunderschönen Meierei (Nizza-Salat für mich, hausgemachten Knipp für Herrn Kaltmamsell, Apfelschorle und viel Wasser für uns beide, eine Wespe aus Apfelschorleflasche gerettet), gingen hinüber in den Stadtwald und folgten dem Naturlehrpfad. Als ich eindeutige fröhliche Badesee-Geräusche hörte, gingen wir ihnen nach und standen ein wenig in der Brise des großen Stadtwaldsees. Erschütterung über den Anblick von Joggern (Bikram-Running?). Zurück im Bürgerpark kehrten wir bei Emma am See ein auf ein Bier (Herr Kaltmamsell) und ein Stück Buchweizentorte (verteidigt gegen vier Wespen) mit einem Glas Apfelschorle für mich.

Mittlerweile ging ich noch langsamer als eh schon, genoss es aber weiter, mit Herrn Kaltmamsell im Grünen zu gehen, selbst bei Hitze. Ich hätte nach einem Bus zurück zum Marktplatz schauen können, doch die Recherche erschien mir noch mühsamer als der Fußweg. Also nutzte ich ihn wenigstens, um im neuen Einkaufszentrum beim Bahnhof Obst für die Rückreise am Donnerstag zu besorgen. Doch es war klar, dass ich für ein Abendessen nicht nochmal laufen würde.

Park-Hotel.

Lokal Emma am See. Ruderbootfahren ist im Bürgerpark besonders attraktiv, denn die beiden Seen sind mit weitläufigen Wasserarmen verbunden. Nur dass es uns dafür viel zu heiß war.

Das Tiergehege, in dem es Bauernhoftiere in Kleinfassung gab: Zwergesel, Zwergziege, besonders kleine Schafe (Skudde), Zwerghühner, Zwergzebus, Meerschweinchen. In Normalgroß: Alpakas, Dammwild, Mufflons.

Die Meierei, auch von Nahem von außen und innen sehenswert.

Blick von der Meierei aus Richtung Bremen auf Park-Hotel und Domtürme – mit den Rindern davor fühlte ich mich an englische Landschaftsmalerei erinnert.

Aussichtsturm im Stadtwald.

Im Hotel musste ich mich erst mal flach auf den Rücken legen, bis die Schmerzen in Hüfte, Bein und Kreuz nachließen.

Fürs Abendessen war bereits eine weitere lokale Spezialität eingeplant: Das autochthone Bremer Street Food Rollo. Wir waren zwar am Montag im Steintorviertel am Imbiss des Erfinders vorbeigekommen, doch gestern Abend konnte ich mich nicht zum Weg dorthin aufraffen: Wir nahmen den Rollo des nächstbesten Anbieters (Falaffel für den Herrn, Tsatsiki für mich) – und aßen ihn dann auch noch im Sitzen.

In unserem Alter darf man das.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 12. August 2020 – Urlaub in Bremen: Bürgerpark und Rollo“

  1. Bleistifterin meint:

    Als (Neu-)Bremerin (erst 11 Jahre hier) so spannend, was echte Touristen sich angucken. Freue mich, dass alles gut ankam!
    Für mich neu, dass Rollo atochthon Bremisch sein soll. Man lernt nicht aus!

  2. mhs meint:

    Ach, der Bürgerpark! und die Meierei mit dem Minizoo! Das Überseemuseum und das Parkhotel!!
    So viel Erinnerungen, auch an den Torfkanal kommen da hoch, wieviele Sonntagvormittage habe ich da als Kind verbracht. Danke für den “blast of the past“.

  3. Joël meint:

    Das Rinder-Dom Bild erinnert mich an die Frühromantik Bilder von Caspar David Friedrich. Sehr schön.

  4. Flusskiesel meint:

    Ich hoffe, der Rollo hat gut geschmeckt! :-)

  5. Barbara meint:

    Gegen Wespen habe ich eine kleine Sorühflasche dabei, die draußen Essen und Trinken im Spätsommer erleichtert: das Tier leicht einnebeln, ggfs mehrfach, es wird nicht verletzt und sagt auch den Kumpels Bescheid, dass es regnet und nichts zu holen ist.

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