Die Hose mit den Ohren

Sonntag, 5. November 2006 um 11:28

Der Mitbewohner und ich, wir sind seit etwa 13 Jahren ein Paar. Daran ist besonders schön, dass ich ihn in vielerlei Hinsicht kenne und einschätzen kann. Daran ist aber auch schön, dass ich ihn in manch anderer Hinsicht nie verstehen werde, sondern nur liebevoll kopfschüttelnd damit lebe. Zum Beispiel wenn es darum geht, welche Kleidungsstücke er besonders an mir mag.

Abends und an den Wochenendmorgen vor dem Duschen trage ich, was ich aus historischen Gründen „Schlumpfklamotten“ nenne (weil man darin schön „rumschlumpfen“ kann, ein Ausdruck aus den 80ern) (oder?). Das ist Kleidung aus weichem, warmem Material, tendenziell mit Gummibund statt Knöpfen / Reißverschluss. Darin sieht der Mitbewohner mich gerne, wie er mir kürzlich eröffnete. Nun gut, meine Schlumpfklamotten sind ja durchaus edel genug, dass ich damit zum Briefkasten gehen kann und keine Begegnung mit Nachbarn oder der Postbotin fürchte.

Doch dann druckste er herum und meinte: „Aber am liebsten mochte ich immer die Hose mit den Ohren.“ Es stellte ich heraus, dass er so das Unterteil eines grünen Hausanzugs bezeichnete, den ich manchmal zu unserer Kennenlernzeit trug, der schon damals lediglich in Waschnotphasen als letzte Reserve zum Einsatz kam, der schon damals nicht mehr alle Knöpfe hatte, dafür ein paar geplatzte Nähte, dessen Gummis allesamt ausgeleiert waren. Und bei dem ich, weil er ja eher ein Lumpen war, nach dem Waschen die Hosentaschen nicht mehr einstülpte, sondern einfach nach außen hängen ließ. Wie Schlappohren, fand der Mitbewohner.

Ich konnte ihm sogar die Freude tun, das Teil aus dem hintersten Winkel meines Kleiderschranks hervorzuziehen und heute Morgen zu tragen. Aber seit diesem Bekenntnis frage ich mich schon, ob der Mitbewohner wohl weitere perverse Neigungen hat.

Foto angucken auf eigene Gefahr:
ohrenhose.jpg

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Die Hose mit den Ohren“

  1. gaga meint:

    ich dachte gerade, das wäre auch eine interessante variante für die servicekräfte in brighton. die ohrenhose mit inhalt kann sich aber noch gut sehen lassen! dazu noch eine lustige ohrenmütze – perfekt.

  2. creezy meint:

    Ach, ich denke, Du bedienst einfach perfekt seinen Schlumpf-Fetisch aus Kindertagen. ;-)

  3. croco meint:

    Hihiiii, so eine hab ich auch, in grau, von Tchibo, und ich lass auch immer die Taschen raushängen. Jetzt ist meine Hose nicht mehr allein auf der Welt, ich erzähl ihr nämlich jetzt von deiner.

  4. die_lou meint:

    na, auf jeden fall bequemer als reizwäsche…
    : )

  5. maz meint:

    Eine begehrenswert scharfe Hose ;-)
    (trotz des Bildwacklers, woran mag es wohl liegen?)

  6. kid37 meint:

    Ich sage es mal so: Ihr Mitbewohner hat eine bemerkenswerte visuelle Konstitution. Lassen Sie es mich weiter formulieren: Ich finde, dieser Bauchnabel hat besseres verdient als diese Hose. (Aber ich bin da auch etwas verspannt und trage auch in der Badewanne noch Krawatte. Sie kennen ja die “Broken Windows”-Theorie. Mit Schlabberklamotten fängt es an!)

  7. Remington meint:

    Ist doch ganz einfach. Schlabberklamotten implizieren ja geradezu den Gedanken, sie jemandem vom Körper zu streifen. Keine Reißverschlüsse, keine Knöppereien, keine engen Passformen…

  8. Angel meint:

    So nenn ich das auch: ‘Schlumpfklamotten’ zum ‘rumschlumpfen’.
    Ich habe ein paar heiss und innig geliebte Schlumpfklamotten, die jedoch der Meine ganz und gar furchtbar findet. Ich hebe sie im hintersten Winkel meines Kleiderschanks auf …

  9. Ärztingattin meint:

    @kid 37: Könnten Sie nicht auch mal ein Foto mit Krawatte, äh ich meine ohne… oh

  10. Dude meint:

    habe mich von meiner freundin sogar anstecken lassen. früher galt für mich: bis zum insbettgehen jeans, danach schlafklamotten. jetzt zieh ich nach dem abendlichen duschen auch schlumpfklamotten (wir nennen die wohlfühl-klamotten) an. 50 paar schuhe werde ich mir aber dennoch nicht zulegen. gruß dude.

  11. kid37 meint:

    @ Ärztegattin: Ich hoffe, Sie verzeihen, daß ich nicht extra Wasser einlaufen ließ, aber ich habe dennoch versucht, eine Blogger-Home-Look-Alternative abzubilden.

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