Journal Dienstag, 3. August 2010

Mittwoch, 4. August 2010 um 6:25

Ziemlich beklommen zu Regenrauschen aufgewacht: Im Traum hatte eine befreundete Twitterin zu Besuch mit ihrem roten Stiletto einen andern Gast umgebracht – indem sie den Absatz in dessen Schädel rammte. Riesige Sauerei, Twitterin ausgesprochen betreten, alles sehr unschön. Das kommt wohl davon, wenn man vor dem Einschlafen noch eine Geschichte von A.L. Kennedy liest („What becomes“ aus dem gleichnamigen Kurzgeschichtenband), nachdem man die Timeline des Tages nachgeholt hat.

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Meine private Twitter-Timeline setzt sich zusammen aus alten Internetbekanntschaften und Spinnern, die besonders gut formulieren können (große Schnittmenge). In meiner beruflichen Timeline verfolge ich vor allem Menschen, die über Medien und Social Media twittern. Und jetzt raten Sie mal, in welcher von beiden ich schneller über Neuigkeiten aus der Medien- und IT-Welt informiert werde, zum Teil um Tage früher. Genau.

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… dass ich mir als Kind, als Mädchen, nie vorgestellt, erträumt habe eine Familie zu gründen, Mit Kind und Mann und Haus und Hof. Ich dachte eher, das wäre ein unheilvolles Schwert, das jede Frau früher oder später ereilt.

Die wundervolle Frau Gaga

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Feierabendliches Aerobic-Hopsen ohne besondere Vorkommnisse. Nun ja, der Haarreif war zerbrochen und musste mir die Strähnen in Einzelteilen aus dem Gesicht halten. Ich sah ganz ausgesprochen dämlich aus.

Und weil ich schon mal am Hauptbahnhof war, sah ich mir endlich den Katjes-Fabrikverkauf von innen an. Mit Folgen.

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Dienstag, 3. August 2010“

  1. Sus meint:

    >> ein unheilvolles Schwert, das jede Frau früher oder später ereilt.

    Oh ja, das kann ich nachvollziehen. Bei mir kam noch erschwerend hinzu, daß ich der felsenfesten Überzeugung war, daß ich das Jahr 2000 nie erleben würde, weil zwischenzeitlich die große Atombombe auf uns heruntergefallen sein würde. Warum also Gedanken an eine Familie verschwenden?

    Liebe Grüße, Sus
    (die zwar zwischenzeitlich zu ihrem eigenen, immer wiederkehrenden Erstaunen verheiratet ist, aber ihren Namen behalten hat.)

  2. Kai meint:

    Zum Twittermord: Namen! ich will Namen! Von Opfer und Täter. Hat die Täterin denn den Mord danch gleich getwittert? Am besten noch getwitpict? :D

    …Kinder waren für mich (Mann) übrigens nie ein Thema. Die bekommt man irgendwann oder auch nicht. Und so kamen sie auch dann… irgendwann… als es passte… zwei Stück. Hätte man mir aber mit 18 gesagt, dass ich mal in jenem Dorf (Kuhkaff) wohnen werde, wo ich heute wohne, ich wäre mit nem Strick in den Wald.

  3. Sebastian Dickhaut meint:

    Denke darüber nach, warum man als Kind von Familie oder (und?) Freiheit träumt bzw. albträumt und denke weiter, dass beides kein so glückliches Zeichen ist. Aber Kinder würden eh nie denken, dass sie glücklich sind, wenn man sie mal fragt. Wozu auch, da denkt man später noch genug drüber nach? Ich wollte so ab zehn nicht erwachsen, sondern gleich sechzig werden. Zum Glück sind dann Sachen passiert, die den Wunsch nicht bis zur Altersschwäche erweitert haben.

    „Die Schönheit kommt nicht von Außen abhanden. Von innen. Das ist die einzige Gefahr.” Ja, wirklich wundervoll. Ich werd dann mal Klippfischer.

  4. Gaga Nielsen meint:

    …ich dachte mir übrigens später, nachdem ich den Eintrag geschrieben hatte, dass meine Kinder-Befürchtungen (Kindergedanken, wirklich und wahrhaftig) viele befremden müssen. Vor allem mache ich mir auch keine Mühe, das im Bezug auf mein heutiges Erwachsenen-Bewusstsein zu relativieren (könnte ich natürlich ;-)) aber ich wusste witzigerweise auch (das war ein echter Gedanke), dass Dir solche Impulse vertraut wären.

  5. Ulrike meint:

    Wer hat sich schon Kinder und Familie vorgestellt , auch meine Mitschülerinnen – ja ich war auf einem reinem Mädchengymnasium – waren bei einem Treffen nach 20 Jahren total schockiert, als ich früher ging, weil der Babysitter abgelöst werden wollte: Wwaaaas, Du hast Kinder ? Ich kann es selbst kaum fassen, ebenso wie die Tatsache, das ich den Namen des Gatten trage. Behalten war damals nicht drin

  6. die Kaltmamsell meint:

    Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern wie Du, Gaga, aber glaube, dass ich Fortpflanzung schlicht nie Teil meiner Zukunftsvision war. Auch nicht als unausweichlich. Die heftige Sehnsucht nach Autarkie weiß ich schon noch – obwohl eine Partnerschaft in meinen Vorschauen sogar einen Platz hatte. Glaube ich.

  7. Gaga Nielsen meint:

    Das Gefühl von Unausweichlichkeit entsprang teils der Wahrnehmung, ausschließlich erwachsene Frauen mit Familie zu kennen (einzige Ausnahme meine Tante, die aber als bedauernswert galt, weil sie durchaus einen Familien-Wunsch hatte, der sich nicht erfüllte) und zum anderen Teil dem beständigen Hören suggestiver Redewendungen wie “später, wenn du mal Kinder hast, wirst du es selbst sehen” oder “später, wenn du mal verheiratet bist…” Das wurde als so selbstverständlich gehandelt, was es für diejenigen, die davon sprachen, ja auch war, dass es mir wie eine lebensbiographische Verpflichtung erschien. Ein alternativer Lebensentwurf hätte als wunderlich oder irgendwie abseitig gegolten. Ich traute mich auch bestimmt nicht, das je auszusprechen, es war ein Tabu, nicht mindestens eine Kleinfamilie zu wollen. Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger in Bayern ;-)

    Ich war sicher schon immer sehr empfänglich für irreale, traumhafte Lebensszenarien, wie sie in Hollywood-Filmen angedient wurden und die Realität von “Liebes-“Beziehungen, die mich umgab, war so weit von rosa und himmelblauen Hollywood-Zartheiten entfernt, wie der Nordpol.

  8. kittykoma meint:

    schon komisch. kinder kamen in meinem jugendlichen lebensentwurf auch nie vor. ich wollte kosmonautin werden, mit so einem job geh man nicht abends nach hause und macht abendbrot.
    die entscheidung fürs kind war eine von heftigen zweifeln begleitete kopfgeburt. jetzt – 24 jahre später – weiß ich, das sie richtig war.
    ich bin reicher und erfahrener geworden, als wäre ich in meinem mädchenstatus geblieben.

  9. frau casino meint:

    an so eine angst kann ich mich auch erinnern, verbunden mit der sicherheit, ein solches leben nicht zu wollen. ich fürchtete aber wohl eher die form ehe/familie als die inhalte mann/kinder. als ich älter wurde, ging die angst verloren, je mehr eigene lebenserfahrungen dazukamen.

    mit kindern verlässt man natürlich ein königreich und betritt ein ganz anderes, tatsächlich eines, das über jahre und jahrzehnte immer etwas unbekanntes bleibt, mit dauernd wechselnden grenzen, eins, indem man immer auf reisen ist.

    (oh mann. sentimentaler tag heute. die kinder sind nämlich alle in den ferien, und sie fehlen mir genauso, wie ich ihre abwesenheit geniessen kann)

  10. Gaga Nielsen meint:

    Ich zweifle in keinster Weise an, dass die Erfahrung ein Kind auszutragen, zu gebären und groß zu ziehen, eine wertvolle ist, die nur eben exakt dadurch erfahren werden kann. In späteren Lebensjahren hatte ich sogar zeitweise Vertrauen, dieser Erfahrung gewachsen zu sein, was mir in Jugendjahren völlig fehlte. Da war viel Angst vor dieser Verantwortung. Auch nurmehr als Muttertier gehandelt zu werden. Ein Kind kann man nicht abgeben, nach drei Tagen. Nach dem tödlichen Unfall meines Bruders kam ich in die Situation, mich drei Tage lang um zwei Kleinkinder kümmern zu müssen, zwei meiner Neffen (die Mutter lag schwer verletzt und überdies hochschwanger im Krankenhaus). Der eine war fünf, der andere erst zwei. Breichen anrühren etc.; interessante Erfahrung. Aber ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich nach drei Tagen erleichtert war, diese Verantwortung und diesen sehr strukturierten Tagesablauf nicht mehr zu haben. Ich habe Respekt vor jedem, der sich dem stellt, den (zwangsläufig) langen Atem hat. Mir ist auch völlig klar, dass man die Art von Liebe und Bindung zu einem Kind mit keiner anderen Form von Liebesbeziehung vergleichen kann. Ich habe übrigens bis heute eine sehr innige aber auch sehr lockere Bindung zu meinen Neffen. Alle Lebensentwürfe sind letztlich sinnvoll, wenn das Gefühl eines Defizits nicht überhand nimmt.

    Ich neige auch ein bißchen zum Fatalismus, d. h. solche Lebenswege als irgendwie schicksalshaft zu empfinden. Ich hatte nie konkrete Pläne in dieser Hinsicht, sondern ließ alles auf mich zukommen. Heute noch. Ich habe nicht die leiseste Ahnung und auch keine Pläne, was mir noch widerfahren wird. Die Reise geht weiter.

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