Journal Freitag, 15. April 2011, Berlin-Ausgabe

Samstag, 16. April 2011 um 13:39

Morgens Umzug ins nächste, schönere Hotel – und siehe da: Auf nochmaliges Nachfragen bekam ich das Zimmer auch ohne Frühstück. Kurzes Auspacken, Togo-Cappuccino und Gebäck (Amerikaner!) auf dem Weg zur Kalkscheune.

Kontakte beim Anstehen für die erste Veranstaltung auf meiner Wunschliste – für mich war die re:publica schon sehr Klassentreffen. Auch mit Leuten, die bislang wahrscheinlich gar nicht wussten, dass ich sie zu meinen Klassenkameraden zähle.

Durchgehender Veranstaltungsbesuch, unterbrochen von wenig Rumstehen und Reden. Meine Schuhe schafften es zu einem eigenen Auftritt auf Twitpic. Am Ende stahl ich mich ein wenig davon, Abschiede kann ich überhaupt nicht. Und so richtig ist das ja auch kein Abschied, wenn ich all den wundervollen Menschen schon am nächsten Tag im Web wiederbegegne.

Cocktails im Riva, das Frau kittykoma vorgeschlagen hatte, weil sie meine Schwärmerei für Am grünen Strand der Spree kannte. Eine sehr schöne Bar, in der wir selbstverständlich mit White Ladys anfangen mussten. Wir setzten den Abend mit zwei Varianten Prince of Wales fort, der selbst-ver-ständlich im Silberbecher serviert wurde (der Barkeeper hatte aber vorher gefragt, ob wir Sektschalen bevorzugen).

Spaziergang ins Hotel durchs bereits heftig feiernde Berlin Mitte, dummerweise fand diese Feier auch unter einigen Hotelbewohnern statt. Ich war sehr froh über meine Ohropax.

Besuchte Veranstaltungen am dritten Tag der re:publica 2011:

„Youtube als Zukunft des Blogging“ von Sascha Pallenberg – ich war zunächst irritiert vom selbstherrlichen Auftritt des Referenten, bis ich der Reaktion des Publikums entnahm, dass er ein etablierter und sehr geschätzter Vlogger ist. Er hatte auch einiges zu zeigen aus einer mir bis dahin unbekannten Welt der Youtube-Eigenvermarktung. Klang alles nachvollziehbar und sauber, wieder eine für mich neue Internetkultur.

„Krieg im Netz, wie das Netz die Sicherheitspolitik verändert“ von Thomas Wiegold, Sascha Stoltenow – die beiden großen deutschen Militärblogger informierten erst mal anhand von Beispielen, dass die gewohnten Sicherheitsmechanismen des Militärs nicht mehr funktionieren, mit denen früher Informationen geschützt wurden, weil das Internet die meisten davon frei gemacht hat. Alles Weitere berichteten sie auf die durchwegs fundierten Publikumsfragen hin, sei es der unterschiedliche Umgang mit der Situation in den US-amerikanischen, den britischen oder den deutschen Streitkräften oder sei es die Einschätzung künftiger Entwicklung. (Für sowas sähe ich auch gerne meine GEZ-Gebühren eingesetzt.)

„Wie wird man zum Local Hero, Lokaljournalismus im Internet“ von Carolin Buchheim, Hardy Prothmann, Rainer Kurlemann, Philipp Schwörbel – höchstkarätig besetztes Pannel, das vier unterschiedliche Facetten des Online-Lokaljournalismus präsentierte und ziemlich klar machte, dass hier die Zukunft liegt.

„Die Zukunft des Internets, der Welt und des ganzen Rests“ von Felix Schwenzel – im Plauderton, selbstverständlich selbstironisch und mit pointierten Illustrationen erzählte Felix, wie das alles seiner Meinung nach wahrscheinlich so weitergehen wird. Der dänische universitäre Zukunftsforscher, den ich letztes Jahr auf einer zehnmal teureren Konferenz gehört habe, machte das nicht besser.

„10 Jahre Blogs in Deutschland, was war, was wird“ von Don Dahlmann, Felix Schwenzel, Jörg Kantel, Anke Gröner – ich weiß ja nicht, wie das Pannel für Besucher war, die die Leute auf der Bühne nicht schon immer kennen, ich zumindest freute mich sehr daran, was sie aus den vergangenen zehn Jahren zu erzählen hatten (und dass aus meinem Blog zitiert wurde, freute mich natürlich auch).

„Was hat das Internet eigentlich je für uns getan“, das Schlusswort von Johnny Häusler – natürlich bezog er sich auf eine Szene aus dem Leben des Brian. Johnny Häusler verband die Errungenschaften des Internets mit den Erlebnissen der vorhergehenden drei Tage (es war mir ein bisschen peinlich, dass ich ihn kurz zuvor im Vorbeigehen angefallen hatte, um ihn zu bitten, sich von den Dauernölern nicht runterziehen zu lassen, weil das Ganze eine großartige Leistung war und wirklich gut funktioniert hat – wenn Johnny anfällig für Dauernöler wäre, hätte er sehr wahrscheinlich bereits nach der ersten re:publica hingeschmissen). Dann zückte er die Ukulele, und wir sangen alle zusammen, der ganze große Saal der Kalkscheune, zum Karaoke-Video die Bohemian Rapsody von Queen. Fast wie mein Chorsingen vor 25 Jahren.

Hoffentlich raffe ich mich in den nächsten Tagen auf, Gesamtbilanz zu ziehen, inklusive Links zu den interessantesten Veranstaltungen, die man sich nachträglich ansehen kann.
Derzeit steht für mich fest, dass ich nächstes Jahr wiederkomme. Diesmal aber aktiv, zwei Themenideen habe ich schon.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Freitag, 15. April 2011, Berlin-Ausgabe“

  1. Karl meint:

    Danke für den Bericht und wenn ichs sagen darf – nicht schlecht wenn man mit der Bohemian Rapsody schließen kann :D

  2. MonikaZH meint:

    Nachdem ich drei Tage kaum zum arbeiten kam weil ich dauernd Live-Stream gucken musste, Twitter verfolgen, Links folgen, lesen, … – nächstes Jahr will ich dabei sein!

    Und ich freue mich bereits jetzt auf Ihre Bilanz inkl. Links zu den Veranstaltungen, weil einige würde ich nach all den Kommentaren und Berichten doch arg gerne noch gesehen.

  3. ladyjane meint:

    Ach, das wäre schön, ein Link zu “10 Jahre Blogs” – auf der Veranstaltungsseite habe ich nichts dergleichen gefunden. Und Danke bei der Gelegenheit für Ihres hier, lese gerne + oft.

  4. eigenhirn meint:

    “aktiv” im Sinne von “selbst auf der Bühne stehen”?
    Oh ja, bitte!
    Und auf jeden Fall (auch) unter Angabe des Pseudonyms “Kaltmamsell” – man will Sie ja finden!

  5. Lila meint:

    Oh Mann, sowas verpaß ich immer, wußte kaum, daß es stattfindet :-( und konnte es auch nicht im Internet verfolgen.

    Das hätte mich auch interessiert… muß ich alles nachlesen!

  6. Sascha Stoltenow meint:

    Liebe Kaltmamsell,

    herzlichen Dank für Deinen Besuch und die positive Bewertung, vor allem, dass es aus Deiner Sicht gelungen ist, das Publikum einzubinden.

  7. kid37 meint:

    Diese Youtube-Szene war mich auch völlig unbekannt. Am 2.5. zeigt das ZDF die Doku “Egal was ich tue, sie lieben es” über diese Welt und enige ihrer Protagonisten. Die ist ganz erhellend, zeigt, wie professionell manche das bereits angehen (Stichwort: eigenes Management). (Die Woche drauf folgt übrigens ein Blogger-Spielfilm, “Pixelschatten”. Der ist auch recht hübsch geraten und diskutiert zudem völlig richtig die Frage nach dem “der” oder “das” Blog.)

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