Arbeitsaufteilung und Mütter

Mittwoch, 25. April 2012 um 9:20

Das beschäftigt mich jetzt doch. Frau croco schreibt über ihre Mutter, die zwar selbst sehr gerne die häuslichen Tätigkeiten in der Ehegemeinschaft verrichtete, ihre Töchter aber zu einem ganz anderen Leben animierte:

Höre nie auf zu arbeiten, sagte sie. Verdiene immer so viel, dass du nie nach Geld fragen musst. Und so viel, dass du alle Arbeiten, die du nicht magst, von anderen ausführen lassen kannst.

Croco fasst das sehr berührend zusammen:

Mütter sind manchmal wie ein Strassenschild, auf dem Paris steht. Noch soundso viele Kilometer bis zur großen Stadt. Sie waren selbst nie dort, aber sie weisen den Weg dahin.

Sie verlinkt den Text von Joelynne, die das ähnlich erlebt hat:

My mother, in fact, often resented being what she felt was the last housewife in an age where women should be more liberated. She urged me to put down the pot and make enough money to hire a cook. And a housekeeper. And a nanny for the child me and my female partner would adopt because God forbid I marry a man because it’s the equivalent of being bought into slavery.

Drittens erinnere ich mich an eine Freundin, die mir erzählte, wie ihre Mutter ihr sogar explizit verboten habe, Kochen und Hausarbeit zu lernen, sie sei für höhere Dinge bestimmt.

Für mich ist das sehr exotisch. Denn nein, selbst kenne ich das gar nicht. Zwar war meine Mutter ebenfalls die klassische Hausfrau, solange ich daheim wohnte. Und sie fand das gerecht, schließlich arbeitete mein Vater extrem viel mit fast zwei Jobs und kam für den Lebensunterhalt der ganzen Familie auf.
Ihr Feminismus aber bestand darin, dass sie meinen Bruder und mich gleich intensiv zum Helfen heranzog (meinen Bruder etwas weniger, weil der sechs Jahre jünger ist): Hausarbeit war keineswegs automatisch Frauensache. So lernten wir beide (Kochen nicht, dazu war sie zu ungeduldig) Bügeln, Kloputzen, Staubwischen, Staubsaugen, Abspülen, Edelstahlwienern, Knopfannähen – beide widerspenstig und knurrend, denn weder meinem Bruder noch mir bereitete das Vergnügen.
Auf die Idee, wir könnten für diese Arbeiten später jemand anderen bezahlen, kam sie nie: Mit Selbermachen konnte man doch Geld sparen. (Folgerung: Geld und Besitz sind wichtiger als Bequemlichkeit?)

Das Ergebnis: Der Mitbewohner und ich lassen putzen, doch ich bügle selbst, beim Kochen und Abspülen gibt es einen deutlichen Mitbewohnerüberhang, und beide kümmern wir uns um die restlichen Haushaltsdinge. (Wobei der Mitbewohner aus einer Familie kommt, in der Mutter in Vollzeit für den gesamten Haushalt zuständig war und ihren Söhnen nichts davon beibrachte.)
Bei meinem Bruder (Hauptverdiener, Partnerin in Teilzeit) weiß ich das nicht ganz genau, aber ich sehe ihn sehr selbstverständlich Häusliches in seiner fünfköpfigen Familie übernehmen.

Meiner Meinung nach gehören Basisfertigkeiten im Haushalt zur Grundausstattung jedes Menschen, und ich sehe bei den Eltern die Aufgabe, sie ihren Kindern beizubringen wie etwa Tischmanieren. Dann wiederum bekomme ich mit, dass Eltern ihren Kindern heutzutage sogar Tischmanieren oder Schwimmen in eigenem Unterricht von Fachleuten vermitteln lassen. Sind vielleicht längst Abspülen und Staubsaugen Teil des Grundschulunterrichts?

die Kaltmamsell

18 Kommentare zu „Arbeitsaufteilung und Mütter“

  1. rum meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Genau!

    *******************************************************

  2. cgabbert meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell, da kann ich Ähnliches berichten. Meine Mutter, ging aus Gründen der finanziellen Selbstständigkeit und um einen Spielraum für “Extras” zu haben, einer Teilzeitbeschäftigung nach. Sie hätte sicher eine Putzhilfe bezahlen können. Das tat sie auch, allerdings nur für bestimmte Tätigkeiten, wie das Fenster putzen, als meine Schwester und ich kleiner waren. Als wir alt genug waren, verlangte sie von uns entsprechende Unterstützung im Haushalt. So musste ich immer Freitags die Böden im Haus wischen und Staub saugen.
    Dahinter stand wohl der Gedanke, dass man so etwas lernen müsste, vielleicht aus einer Art Arbeitsethik heraus, die vorsieht, dass Lehrjahre keine Herrenjahre seien. Zum zweiten dachte sie sicherlich, dass das “Selber machen” auf jeden Fall Geld sparen würde. Heute würde man, so denn man einen gut bezahlten Job hat, vielleicht erst einmal ausrechnen, ob die zwei Stunden Haushalt nicht zu teuer sind, wenn man die Arbeit selbst erledigte. (wenn man keine Freude daran hat, solche Menschen gibt es ja auch)

  3. Wortmischer meint:

    Kann es sein, dass das Thema Frauenrechte derzeit zum internetzweiten Bloggerthema wird? Bei der Mädchenmannschaft lese ich schon seit ewigen Zeiten Rants zur geschlechtergetrennten Zwei-Klassen-Gesellschaft. Aber vor ein paar Tagen begann dann bei Madame Modeste ein inzwischen stark kommentierter Beitrag zur Elternzeitteilung. Und heute geht es hier um Teilung von Hausarbeit.

    Man oder frau missverstehe mich jetzt bitte nicht: Es ist nicht so, dass ich etwas gegen solche Diskussionen habe. Im Gegenteil. Bei mir zu Hause ist das ja auch eines der wichtigen, wenn nicht sogar das Thema schlechthin, seit die dreiköpfige Nachkommenschaft alt genug ist, dass “die letzte Hausfrau” nun auch wieder das Berufsleben stürmen will und dazu neuerlich eine Berufsausbildung angetreten hat.

    Also, bitte weiterschreiben! (Ich hätte statt dieses Kommentares natürlich auch den “Gerne gelesen”-Button klicken können. Aber das verbietet mir natürlich mein Pseudonym :-)

  4. Helmut meint:

    Es kann nicht schaden wenn man sich um seinen Haushalt selbst kümmern kann.
    Gerade in der männlichen Studierenden WG im Haus sind da ein paar Defizite festzustellen. Aber auch Frauen die dort wohnten haben dort manches erstmal lernen müssen. Ob man es später dann auch tut ist eine ganz andere Frage.

  5. kelef meint:

    grundsätzlich kenne ich ja keine waschmaschine mit der aufschrift “darf nur von einer frau bedient werden” oder eine bohrmaschine mit der aufschrift “darf nur von einem mann bedient werden”.

    was man gelernt hat gehört zu den wenigen dingen die einem keiner wegnehmen kann.
    auch wenn man es – warum auch immer – nicht (mehr) selbst tut, so kann man doch die arbeit dessen, der es tut, entsprechend würdigen.

    leider ist diese schöne erkenntnis irgendwie nicht mehr modern, scheint mir manchmal. und das hat gar nichts mit weiberln oder mannderln zu tun. leider.

  6. Sebastian meint:

    Ich kann mich nicht erinnern, meine Mutter je mit einem Staubsauger gesehen zu haben, sie hat das machen lassen. Und meinen Vater bügelfreie Hemden kaufen lassen und mir die Waschmaschine erklärt, als ich sie einmal wegen eins eingegangenen Lieblingspullis beschimpft habe. Da war ich acht. Und sie froh, dass sie weniger tun musste und mir was gezeigt hatte, denn Hausarbeit wie Erziehung waren ihr ein Gräuel, was sie auch gerne jedem erzählte.

    Aber sie hat mich in einen Schreibmaschinenkurs und in einen Kochkurs geschickt. Hat geklappt.

    Ihr Essen hat sehr gut geschmeckt, aber sie am Herd zu sehen, erinnere ich auch nicht. Meinen Vater schon, auch weil wir später gemeinsam gekocht haben und er in unserem Kurzzeitlokal am Grill stand. Er sagte auch gern, dass er Feminist sei. Nun ja.

    Gegenspruch: Väter sind gerne wie der Eiffelturm, der in Paris steht. Sie waren nie woanders und sagen: Hier ist es am besten. (Blöd aber, wenn sie in Wirklichkeit der Eiffelturm in Las Vegas sind)

  7. Croco meint:

    Hab ja noch nicht zu Ende erzählt.
    Heute geht sie durch meine Wohnung und lobt meine haushaltlichen Fähigkeiten, meine Essen und meine Kuchen.
    Dass ich es nicht von ihr gelernt habe, wissen wir beide.
    Ist es notwendig, lernt man es auch in kurzer Zeit.
    Das denkt sie heute noch.

  8. rum meint:

    @Sebastian.
    Ich will nicht Klugscheissen – es ist auch nicht das eigentliche Thema – aber: Rettet neben dem Mittagessen doch auch die reflexiven Verben! ;)

    @Kaltmamsell: Sorry, ich kann grad nicht anders…

  9. die Kaltmamsell meint:

    Sie werden doch nicht meinen, rum, dass Sie mich im Klugscheißen schlagen könnten. Wie schon hier angeführt: “Etwas erinnern” führt sogar der Duden als eine Verwendungsform auf, “bes. nordd.”, da mögen wir Bayen noch so zucken.

  10. rum meint:

    Selbstverfreilich nicht, werte Frau Kaltmamsell! Aber immerhin steht im online-Duden: umgangssprachlich… ich bin beruhigt! ;)

  11. K meint:

    Meine alleinerziehende Mutter hat, aus Zeitnot und aber auch wegen ihrer sehr praktischen, lebensnahen Erziehung, ihren Söhnen von deren Kindesbeinen an alle grundlegenden Hausarbeiten beigebracht und ab der ersten Klasse zur umschichtig zu erfüllenden täglichen Aufgabe gemacht – jeder von uns kann daher putzen und staubsaugen, waschen, die “basics” (und mehr) kochen, Klamotten zusammenlegen und wegräumen, Spülmaschinen bedienen (und ausräumen! Völlig unterschätzte Herausforderung), den Hund ausführen, Katzen füttern, dazu noch renovieren (im Rahmen normaler Mietverträge), Möbel transportieren und zusammenbauen und Werkzeug jeder Art ohne Verletzung bedienen.
    Habe ich Bock drauf? Nö. Für Umzüge bestelle ich Helfer (immerhin mit kompetenten Ansagen), Kochen erledigt die Kantine 5/7 für mich schnell und günstig, zum Putzen reicht es, aber es macht mir keinen Spaß, und ein Handwerker ist oft billiger, als man denkt.
    (Nebenbei: Es ist nicht mal im Ansatz ein “Frauending” oder “Männerding”, dass frau oder mann solche Dinge nicht machen mag – es ist “normal”, so normal, wie “Faulheit” aka “am Ende des Tages die Füße in der auf Hochglanz und für gutes Geld fremdgeputzten Wohnung hochlegen entspannt” eben ist.)
    Manche haben die Zeit dafür, andere das Geld. Auf das Geschlecht kommt es nicht an. Auf die Erziehung schon. Die Schule ist dafür nicht der richtige Ort, finde ich.

  12. Sebastian meint:

    @rum Ich rette nur Sachen, von denen ich was verstehe. Oder tu ich’s doch (verstehen), wenn ich den Dialog mit @kaltmamsell richtig deute? Ansonsten: Bitte ein Beispiel von michem Kommentar.

  13. die Kaltmamsell meint:

    Es geht um erinnern, Sebastian: Du erinnerst nicht nur dich an etwas, sondern erinnerst auch etwas. Die Frage war, ob Letzteres korrektes Deutsch ist.

  14. Beate meint:

    Ich kanns bis heute nicht. Jemanden für etwas zu bezahlen, das ich auch selber machen könnte. Und so putze ich trotz Vollzeit-Akademiker-Job brav im Urlaub 35 Fenster und schmeiße den Haushalt so nebenbei. Mann kocht. Frau putzt.

  15. typ.o meint:

    Erst nach meinem Auszug habe ich gelernt. Unsere Mutter hat Kochen lustlus erledigt, das Putzen dafür mit einer gewissen Manie. Helfen musste ich nie viel, da sie ihre Rolle so ausgefüllt hat, wie es ihr Nazivater ihr eingedrillt hat.

    Selbst beigebracht habe ich mir, neben den gendertypischen handwerlichen Fähigkeiten (Die der Vater mir erstmal verunmöglicht hat, alles viel zu gefährlich, Bohrmaschine OMG) den Haushalt zu organisieren (Einkauf gestalte ich arbeitsminimiert und mit mehr Kapitalaufwand so, dass ich minimal oft aus dem Haus muss, die Palette Katzenstreu kommt ins Haus, und Zahnpasta kaufe ich vier Tuben), zu kochen (mit einem Studienfreund), zu nähen (Bücher: Hose, Hemd, Anorak usf.), zu gärtnern (Nachbarin).

    Kommentar der Mutter nach einigen Jahren Selbständigkeit: Du brauchst ja keine Frau, du kannst ja alles selber! (Wunsch oder Sorge?)

    Putzen und Fahrrad reparieren (selbst eine neue Klingel dran) lasse ich heute machen, meine Logik bei Dingen, die im Zusammenwohnen kritisch werden können: Man muss sich entweder locker machen, oder Geld locker machen.

  16. ubarto meint:

    @kelef: “was man gelernt hat gehört zu den wenigen dingen die einem keiner wegnehmen kann.”

    Das ist ein ganz, ganz wunderbarer Satz.

    Bei uns zu Hause ist es so gewesen, dass meine Mutter lange zu Hause war, aber mein Vater durchaus auch Hausarbeiten erledigt hat, vor allem das Putzen (aus dem Grund, dass meine Mutter zwar hervorragend kochen und bügeln kann, beim Putzen aber stark schwächelt und daher meinem Vater das Feld überlässt). Bei mir und meinen Brüdern gabs in der Erziehung schon leider eine Genderteilung, ich wurde eher z.B. fürs Wäscheaufhängen und staubwischen eingespannt, meine Brüder fürs Müllwegbringen, Getränkekisten schleppen und Rasenmähen. Die wichtigsten handwerklichen Fähigkeiten hab ich mir trotzdem irgendwie angeeignet (was heißt, ich kann IKEA-Möbel zusammenbauen und Wände streichen), die Sachen vor denen ich zu viel Respekt habe (Dinge, die sehr viel Feinmotorik und Genauigkeit erfordern) überlasse ich derzeit meinem Mann (der ist sehr geschickt in solchen Sachen, der kann fliesen legen, Lampen anschließen, Fahrräder reparieren) bzw. machen wir sowas zusammen, wobei ich eher die Helferrolle übernehme, was ich aber auch völlig ok finde.

    Ich hätte auch durchaus nichts dagegen, einen Teil meines Geldes dafür zu verwenden, Haushaltstätigkeiten “outzusourcen” – aber da mein Mann die Sachen macht, die ich am Blödesten finde und am ehesten outsourcen würde, nämlich bügeln und Fenster putzen, machen wir dennoch alles selber, trotz Vollzeitjobs. Wobei mein Mann auch die Idee an sich, das nicht selber zu machen ziemlich abwegig findet, er findet es sogar abwegig jemanden fürs Reifenwechseln zu bezahlen, das macht er auch selber (bzw. auch für mich). Soll mir Recht sein, das bisschen putzen (wobei mein Mann und ich uns das teilen) kann ich akzeptieren und kochen tu ich sowieso gerne.

    Um den Bogen zu Kelefs Zitat zu kriegen: Ja, ich bin auch der Meinung dass man alles können muss, um alleine klar zu kommen und dass es auch Erziehungsaufgabe ist, das zu vermitteln. Studenten haben nämlich im Allgemeinen kein Geld für eine Putzfrau, und es soll ja manche Männer geben, die direkt von Mami zur Freundin ziehen und dann im Fall einer Trennung ratlos vor der Waschmaschine stehen. Muss nicht sein.

  17. das Miest meint:

    Ganz sicher habe ich den Anspruch, dass meine Söhne lernen, was man braucht an Haushaltsfähigkeiten, um zu überleben. Und zwar von uns, und dass sie auch durch vorleben lernen, dass das mit dem Geschlecht nichts zu tun hat (der Trichter kommt nämlich aus Büchern/Schule/Filmen früh genug, ja, leider ist das immer noch so). Und so sehen sie ihren Vollzeitarbeitenden Vater regelmäßig die Bäder putzen, dass ist nämlich der Job, den ich am wenigstens mag, auch wenn ich als Nichterwerbsarbeitende vermutlich sonst mehr hier putze. Und ja, sie haben ihre Pflichten, die mit zunehmendem Alter mehr werden, das steht überhaupt nicht zur Diskussion.

    Merkwürdigerweise meine ich in meinem Umfeld und der Erinnerung zu beobachten, dass die Frauen umso weniger selbst putzen, je mehr ihre Mütter das taten und lebten, vielleicht eine späte Protesthaltung. Und ganz sicher wird das hier auch outgesourced, wenn finanziell möglich. Was nichts daran ändert, den Kindern die grundlegenden Fähigkeiten zu vermitteln. Macht das in Haushalten, die schon immer haben putzen lassen eigentlich dann die Putzhilfe?

    Und so etwas wie kochen und backen habe ich erst erwachsen gelernt, nicht zuhause, mangels Interesse und Pflicht.

  18. Ka meint:

    edelstahlwienern ist ein schönes wort.

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