#Aufschrei – Es geht nicht um mich

Samstag, 26. Januar 2013 um 10:42

Als junge Frau hatte ich mich ein paar Jahre lang vom Feminismus entfernt. Denn: Ich war beruflich erfolgreich, ohne dass mein Geschlecht auch nur Thema war, ich hatte einen Freundeskreis, in dem stereotype Geschlechterrollen höchstens noch für Spiele und Witze taugten, und mein Lebenspartner setzte sich auf höchstens ebenso spielerischer Ebene mit Männlichkeitserwartungen auseinander. Also sagte ich: Altersgenossinnen, stellt euch nicht so an. Wir haben so viel erreicht, der Rest ist Details. Seht her, es geht doch.

Es war eine wundervolle, kluge Schweizer Feministin, die mich davon runterholte. Erst hörte sie sich diese meine Ausführungen gelassen und in allen Details an. Dann blickte sie mir fest ins Auge und sagte: “Es geht nicht um dich.” Und begann Zahlen und Fakten zu Frauenbenachteiligung aus der ganzen Welt zu nennen: Lohnunterschiede, die Verteilung von Macht nach Geschlechtern, Einschränkungen körperlicher Selbstkontrolle in kleiner und ungeheurer Dimension, Wahlrecht, Bildungschancen, religiösen Extremismus. Ihre abschließende Frage: “Details?”

Ich weiß recht gut, woher meine Abwehrhaltung kam: Für mein Selbstbild sind Autarkie, Kontrolle und Selbstverantwortung sehr wichtig. Dass ich auch nur ansatzweise Opfer sein oder in meinem Leben jemals gewesen sein könnte, lehnte ich vehement ab. Denn paradoxerweise ist es gerade in der Geschlechterdiskriminierung und vor allem in der sexuellen Diskriminierung die Seite der Opfer, die mit Scham und Peinlichkeit belastet ist. Ich doch nicht! ICH gebe niemandem die MACHT dazu! MIR tut niemand was an! HA!
Nur dass die Welt nicht so funktioniert, wenn es um strukturelle Missstände geht. Es geht nicht um mich.

§

Seit gestern Morgen lese ich die Tweets, die mit dem Hashtag #Aufschrei ins Web strömen (Link zum Live-Stream, in dem mittlerweile Spam und Trolle überwiegen). Menschen, vor allem Frauen berichten in 140 Zeichen von sexuellen Belästigungen im privaten und beruflichen Alltag, von sexuellen Misshandlungen, von alltäglichem Sexismus. Die Aktion, angestoßen von den Twitterinnen @vonhorst und @marthadear, hat in kürzester Zeit ein ungeheures Echo gefunden. Sie zeigt, dass die derzeit in den Mainstream-Medien diskutierten Fälle von Frauenbelästigung (Anmachversuch von Rainer Brüderle, niederträchtige Nachrede von Mitgliedern der Piratenpartei) nicht etwa Ausnahmen sind, sondern für Frauen Alltag.

Aber jetzt kommt’s: Ich selbst habe diese Formen der Frauenfeindlichkeit so gut wie nie erlebt. Mich lässt man auf der Straße in Ruhe, im Beruf traf ich bislang auf noch nichts Schlimmeres als gedankenlose Verwunderung, dass ich ranghöher als eine Sekretärin bin.

Doch, und das ist essenziell: Dass bedeutet weder, dass es diese Frauenfeindlichkeit gar nicht gibt, noch dass die Frauen, die damit Probleme haben, selbst daran schuld sind. Es geht nicht um mich.

Die Erlebnisse, die unter #Aufschrei auf Twitter auftauchen (viele zum ersten Mal überhaupt berichtet), belegen die Omnipräsenz dieser Unterdrückung im Alltag – besonders infam, da sie mit Scham-besetztem Verschweigen verbunden ist. Auch mir war nicht klar, wie stark manche Frauen ihr Auftreten in der Öffentlichkeit, wenn nicht sogar praktisch ihr ganzes Leben darauf ausrichten, Angriffe und Belästigungen zu vermeiden. Dass darunter zwei Frauen sind, die mir sehr am Herzen liegen und bei denen ich das nicht mal ahnte, schmerzt mich besonders.

Viele der Tweets schieben erwartungsgemäß den Opfern die Schuld zu: Sie müssen sich halt wehren, nicht zulassen, Widerstand bieten, Grenzen aufzeigen. (Jede und jeder ist im Leben schon mal Opfer geworden, in jedem Moment, in dem über ihn oder sie verfügt wurde.) Abgesehen davon, dass unser Raum-Zeit-Kontinuum unmöglich macht, einen sexuellen Übergriff post factum durch die genannten Maßnahmen zu verhindern und er dann schon fürs Leben gezeichnet haben kann: Die ungeheure Vielzahl und Vielfalt der Übergriffe belegen ein strukturelles Problem – selbst wenn man die #Aufschrei-Erlebnisse streicht, die vielleicht Ermessenssache sind, bleiben genug übrig.

Das ist ein erster wichtiger Schritt, den diese Veröffentlichung auf Twitter darstellt: Sichtbar machen, nicht mehr darüber hinweggehen, weil man sich als Opfer schämt, sondern aushalten, die humorlose Spaßbremse zu sein. Unter #Aufschrei tauchen (neben erwartbarer Trollerei, die in diesem konkreten Fall allerdings nützt, weil sie das Problem belegt) immer wieder Tweets vor allem von Männern auf, sie seien sich des Ausmaßes nicht bewusst gewesen.

Und jetzt? Zunächst mal: Weiterhin zuhören und lesen, nachfragen. Und dann bitte nicht einfach im Verhalten der Opfer suchen, wodurch sie wohl diese Angriffe ausgelöst haben. Es ist belegtermaßen keineswegs so, dass selbstbewusstes Auftreten vor Attacken schützt. In einer Vielzahl von Fällen war es nach Aussagen der Täter genau dieses Auftreten, das einen Übergriff ausgelöst hat: “Der arroganten Bitch werde ich schon noch Benehmen beibringen.”

Selbstverständlich müssen Töchter bestärkt werden sich zu wehren. Was unter anderem deswegen schwierig ist, da die Konsumgesellschaft Mädchen und Frauen weiterhin idealerweise in der passiven Rolle der Hübschen, Begehrten, Angeschwärmten sieht: Wem Anerkennung von außen und für Äußerlichkeiten als Lebensziel eingeprägt wird, hat ziemliche Schwierigkeiten abzuschätzen, ab wann diese Anerkennung in Grenzüberschreitung umschlägt.
Aber könnten wir darüber sprechen, dass Buben auch beigebracht werden muss, dass sie Grenzen zu respektieren haben? Oder protestieren dann bereits all die längst widerlegten Bildungsapokalyptiker, die Buben schon heute in einem beruflich von Frauen geprägten Kindergarten- und Grundschulwesen ohnehin benachteiligt und zu Verweiblichung gezwungen sehen?

tl;dr Der Umstand, dass manche Frauen nicht sexuell belästigt und diskriminiert werden, belegt nicht, dass belästigte Frauen selbst an Angriffen und Diskriminierung schuld sind.
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Weitere Leseempfehlungen zum Thema (Stand Samstagmorgen):

Journelle: Danke #aufschrei
Frau dingens: Ich habe keine Worte…
Antje Schrupp: Wie Lappalien relevant werden
Die Mutti: Zwischen Arschklaps und #Aufschrei – Sexismus und Kram. Ein Meinungsbild.
Littlejamie: Ohne Worte. Ein #aufschrei
Kiki: Hört auf damit!
natalie: Aufschrei-Argumente (Natalie nimmt die bislang häufigsten Gegenargumente zur #Aufschrei-Aktion auseinander, von “Frauen, wehrt euch doch, macht euch nicht selbst zu Opfern!” über Männerhass bis “Eure Definition von sexueller Belästigung/Sexismus ist albern”)

die Kaltmamsell

54 Kommentare zu „#Aufschrei – Es geht nicht um mich“

  1. giardino meint:

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    Genau!

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  2. Tine meint:

    Ich freue mich über jeden differenzierten und nachdenklichen Beitrag. Jede Stimme ist wichtig und jede bringt noch einmal eine weitere Facette ins Spiel. Danke.

  3. katha meint:

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    Gerne gelesen

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  4. ellebil meint:

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    Genau!

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  5. Ingeborch meint:

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    Gerne gelesen

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  6. sospirati meint:

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    Genau!

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  7. Ka meint:

    toll danke für die Zusammenstellung und deine Worte.

  8. stedtenhopp meint:

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    Genau!

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  9. Gaenseblume meint:

    Liebe Kaltmamsell, vielen Dank für ihre Worte. Ich finde mich in ihnen sehr wieder.

  10. Bhuti meint:

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    Gerne gelesen

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  11. FrauPeine meint:

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    Gerne gelesen

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  12. Connie meint:

    Lest, was die indischen Frauen zu sagen haben, um die geht es:

    http://aipwa-aipwa.blogspot.in/

  13. Thea meint:

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    Genau!

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  14. Christiane meint:

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    Genau!

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  15. Susanne meint:

    Genau so muss die Diskussion geführt werden.

  16. Sylvia meint:

    Danke für den Artikel.
    Ich gehöre auch zu denen, die – Gott sei Dank – fast nie mit solchen Situationen konfrontiert werden. Sich in der männlich-geprägten-Ingenieurwelt gut behauptet und kaum mit derben oder herablassenden Sprüchen bedacht wird.

    Allerdings bin ich im letzten Coaching auf die (für meinen Beruf vorteilhafte) männliche Kommuniakation aufmerksam gemacht worden. – Ich komme zum Teil recht “Tough” rüber. Und ja, ich ziehe im Büro überwiegend Anzug an anstelle Kostüm – ich fühle mich darin wohler. Nach diesem Artikel glaube ich inzwischen es ist ein unbewusstes Verhalten, um gar nicht erst in diese Situation zu kommen. Gleich mehrere Selbstschutzmechanismen…

    Danke noch einmal. Ich hätte die Thematik sonst auch unter “stellt Euch nicht so an” abgetan. Übergriffe auf Frauen passieren leider tagtäglich. Ich hatte das (fast) vergessen.

  17. Jana meint:

    Sehr, sehr wahr…

  18. Frische Brise meint:

    Danke!

  19. SoonJa meint:

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    Genau!

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  20. PS meint:

    guter und interessanter Text, Danke.

    Was mir leider in diesem Kontext noch fehlt ist eine Anleitung
    “was kann ich als Mann dafür tun, dass ich
    1. die Signale einer Frau richtig interpretiere
    2. Komplimente machen kann, ohne dass es als Anmache verstanden wird.
    3. nach compliance mit 1. und 2. nicht für einen Schlappschwanz gehalten werde”.

    Ist jetzt vergleichsweise nicht so dramatisch, aber…

  21. Croco meint:

    PS, genau das fragen mich Männer auch.
    Ein einfaches “Du siehst heute aber hübsch aus” führt statt zu einem Danke zu Stinkefinger und weiteren Entgleisungen.
    Weil es der falsche Mann war?
    Ich weiß es nicht.
    Aber ich sehe durchaus die Schwierigkeiten, die junge Männer haben, was Nettes zu sagen.
    So eine kleine Fibel ” Komplimente und Ansprache, aber richtig” für Jungs und Männer, das wär doch was.

  22. die Kaltmamsell meint:

    Pauschal, PS, Croco, gibt es solch eine Anleitung nicht. “Don’t be an idiot” halte ich für praktikabel, dieser Tage habe ich auch die Faustregel gelesen: Wenn deine Mutter daneben stünde, sollte sie sich nicht für dich schämen müssen.

  23. Karin meint:

    Ich bin eine dicke Frau, und mir ist Übergriffig-Demütigendes im Laufe meiner Jahrzehnte besonders in jüngeren Jahren öfter passiert, und ich fühlte mich wehrlos/unsicher. So als wären die Männer gnädig, dass sie mich überhaupt beachteten. Das war doppelt schmerzhaft.

  24. ina meint:

    selbst der Rang einer Sekretärin ist nicht niedrig.

  25. Wolfgang meint:

    Hallo,
    guter Text und hoffentlich trägt er dazu bei, dass auch die jetzige Generation bei diesem Thema sensibler wird. Jede Generation hat da eigene Auslöser und vielleicht ist es jetzt ja der Aufschrei. Wäre zu hoffen…

  26. Miriam meint:

    DANKE!

  27. telesabbie meint:

    danke!

  28. Sabine meint:

    Hast du die Geschichte um die verehrungswürdige Mary Beard verfolgt? Atemberaubend grässlich, aber sie hat große Geistesgegenwart bewiesen und ihr mediales Gewicht recht effektiv in die Waagschale geworfen, finde ich. Dennoch hinterlassen solche Angriffe Spuren.

  29. Montez meint:

    Ja. Genau.
    Don’t be an idiot.
    So ist’s.

  30. die Kaltmamsell meint:

    Ja, Sabine, ich bin auf die exzellente Dame ja durch deinen Hinweis gekommen (Altphilologinnen FTW!) Ist leider nicht der erste Angriff auf diesem Niveau gegen sie, allerdings diesmal von unglaublicher Niedertracht. Beards Gefasstheit und Sachlichkeit müsste man auf Flaschen ziehen können.

  31. Mareike meint:

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    Genau!

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  32. maike meint:

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    Gerne gelesen

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  33. Resi meint:

    Willst du die Welt verändern, fang bei dir an!
    Natürlich geht es um dich. Resp. Um mich.
    Ich kann nur etwas beurteilen und ändern, was ich tue. Nie das, was ich von jemandem von dessen um vier Ecken gehört habe und schon garnicht ein Jahr später.
    Für mein Denken und Fuehlen habe ich die Macht. Nur ich. Und es ist meine ganz eigene Entscheidung, mich durch einen saublöden Spruch, einen blondinenwitz oder eine Handkuss bedrängt zu fühlen oder den entsprechend zu parieren.

    Statt dieses Aufschreis und Geheule wäre es doch für uns Frauen hilfreicher, unsere Weiblichkeit, unseren Selbstwert und auch die selbstverantowrtung zu bestärken.
    Nehmen wir uns doch ein Beispiel an Angela Merkel: was muss die Frau aushalten, an bösartigen, frauenfeindlichen Äußerungen und…was macht sie? Heulen, verteidigen, Bündnisse bilden oder twittern?
    Nein. Arbeiten. Man muss sie als Politikerin nicht gut finden, als Mensch sollte sie uns ein Vorbild sein: Sie lässt diese ganzen ” Heulsusen” von Wulff bis Gabriel inkl. der Journaille sich einfach selbst entbloeden.

    Mädels: lässt uns Spaß haben und die Anmache unter der Gürtellinie bei denen lassen, die da was brauchen

  34. Croco meint:

    Resi, das gefällt mir sehr, was Sie schreiben.
    Und über Frau Merkel denke ich ähnlich.

  35. die Kaltmamsell meint:

    Wir können selbst entscheiden, was wir fühlen, Resi, Croco? Das bezweifle ich sehr. Und nicht jede kann sich einfach ein Beispiel an Frau Merkel nehmen: Die Menschen sind verschieden. Ich zum Beispiel werde mich nie von “Mädels” angesprochen fühlen.

    Es mag ein Selbstsuggestionsmantra sein, dass nur Sie selbst die Macht über Ihr Denken und Fühlen haben, doch faktisch stimmt es nicht.
    Aber Sie können Ihre Gefühle reflektieren und an ihren Auslösern arbeiten. In diesem Zuge könnten Sie auch an Ihrer Empathie arbeiten.

  36. maz meint:

    Oh, ja, auch gerne gelesen. Sehr evokativ. Ich kann Deine Leser, da ich oft hier herumstöbere, für mich bisschen einordnen. Aus meiner Sicht -niemand mag mir böse sein- leicht zur selbstgefälligkeitneigendes Mittleres.
    Ich kann jedes Deiner Worte hier unterstreichen. Außerdem, wenn man in diesem Artikel “Frau” alles was dies impliziert durch “Türke” und ” Ausländer” ersetzt, kommt man meiner Erfahrung in meiner Welt ziemlich nahe.
    Wie sich zwei verschiedene Biographien so gleichen.
    Aluta continua!
    :-)

  37. barbara meint:

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article113153796/Frauen-koennen-sich-wehren-wenn-sie-denn-wollen.html

  38. Irene meint:

    Manches “wehrt euch” ist doch kein “wenn nicht, dann selbst schuld”, sondern ein “man muss sich das nicht gefallen lassen, weil der Typ kein Recht hat, andere so zu behandeln”.

    Von wem soll die Veränderung eigentlich ausgehen, wenn Ermutigungen zur Gegenwehr (ich meine jetzt nicht die oberschlauen Sprüche von Leuten, die keine Ahnung haben, sondern mehr so Wen-Do-Spirit) neuerdings “victim blaming” sind?

    Es rettet uns kein höheres Wesen…

    http://www.frauennotrufmuenchen.de/aktuelles.html

  39. barbara meint:

    Wesentlich effektiver ist:http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=krav%20maga%20wiki&source=web&cd=1&cad=rja&sqi=2&ved=0CDMQFjAA&url=http%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FKrav_Maga&ei=WBgFUZ64A8Gq4ASdz4CYDg&usg=AFQjCNFXTe0y_FpBjIsRna52L1NI9WYgiQ&bvm=bv.41524429,d.Yms

  40. die Kaltmamsell meint:

    Deswegen, Irene, hatte ich geschrieben: “Selbstverständlich müssen Töchter bestärkt werden sich zu wehren.”
    Aber “wehrt euch!” ist etwas ganz anderes als “hättet ihr euch halt gewehrt”; Letzteres fällt unter “victim blaming”.

  41. Irene meint:

    Habe Barbaras Link angeklickt.

    Cora Stephan hat da durchaus den Finger in die Wunden gelegt, aber so viel dummes Zeug drüber geschüttet, dass es kaum noch erkennbar ist.

  42. Irene meint:

    Deswegen, Irene, hatte ich geschrieben: “Selbstverständlich müssen Töchter bestärkt werden sich zu wehren.”

    Ich fürchte, dass das vielen linken Feministinnen schon zu individual-liberal ist.

  43. Feathers McGraw meint:

    Ich bin immer wieder ueberrascht wie von allen moeglichen Leuten immer das Schreckgespenst von den “(Extrem)Feministinnen” rausgeholt wird die alle dies und das wollen. Wer denn? Und wo? Das ist doch ein reines Strohmannargument. Liebe Irene, wo sagt irgendeine Feministin in diesem Diskurs dass das zu “individual-liberal” ist? Klar koennen sich Frauen wehren, aber ist die Tatsache dass sie das *muessen* nicht totaler Mist? Keiner will irgendwen zur Passivitaet ermuntern, aber aus unangemessenem Benehmen von manchen Maennern einen Handlungsauftrag in erster Linie fuer Frauen zu stricken halte ich doch fur Unsinn. Jedes Argument *muss* lauten:

    1. Maenner, aufhoeren
    2. Frauen, wehrt euch

    In der Reihenfolge. Ueber Punkt 1 wird fast nie geredet, und ueber Punkt 2 die ganze Zeit, und das finde ich ganz einfach schaedlich.

  44. Irene meint:

    Liebe Irene, wo sagt irgendeine Feministin in diesem Diskurs dass das zu “individual-liberal” ist?

    Nicht wörtlich, aber manche Appelle zur Gegenwehr wurden doch sehr negativ interpretiert.

    Klar koennen sich Frauen wehren, aber ist die Tatsache dass sie das *muessen* nicht totaler Mist?

    Ja. Beschwerden wegen des Müssens deshalb nicht an mich, sondern an die Anmaßung auf deraufschrei.wordpress.com. Julia hat man anscheinend nicht gefragt, sondern rechtfertigt sich mit einer CC-Lizenz. Und das geht gar nicht.

  45. Feathers McGraw meint:

    Ich weiss gar nicht, Irene was du mit deiner zweiten Antwort meinst, daher hast du wohl was anderes verstanden als ich gemeint hatte. Da hab ich mich wohl unsauber ausgedrueckt. Was ich meinte war: Siehst du es nicht als Problem dass wir in einer Welt leben in der es Situationen ueblich sind in den sich Frauen wehren muessen? Damit gemeint ist: Das Problem ist doch das Verhalten der Maenner in erster Linie und die Reaktion von Frauen erst danach.

  46. Ilse meint:

    Einigen wir uns auf: es geht nicht NUR um mich, aber auch, einfach weil ich eine Frau bin.

  47. Die Küchenschabe meint:

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    Gerne gelesen

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  48. duden meint:

    Wahrscheinlich gibt es schon ernsthaftere Männer-Argumente als nur dieses gnägnägnäwardochnichtsogemeintstellteuchnichtsoan. Aber als guter Grund, erst mal die Schnauze zu halten, fällt mir Wolf Biermann ein, der in einem – wie Ihr mir hoffentlich zugebt – noch schlimmeren Zusammenhang gesagt hat:

    Denn diese Schweinehunde habe ich gefressen, die herumgehen und Verbrechen verzeihen, die sie nicht erlitten haben.

  49. Dompteuse meint:

    Vielen, vielen Dank für diesen Artikel! Du sprichst mir so aus dem Herzen!

  50. Marla Stromponsky meint:

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    Genau!

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  51. Virpi meint:

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    Gerne gelesen

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  52. Susan meint:

    Danke!

  53. Andrea meint:

    Ich weiß nicht, ob Kommentare zu so alten Artikeln überhaupt noch gelesen werden, aber ich lass mich jetzt trotzdem mal aus.

    Ich komme aus sehr einfachen (sprich: armen, aber nicht bildungsfernen) Verhältnissen, mein Vater ist sehr früh gestorben und meine Mutter war sehr darauf bedacht, ja nicht aufzufallen, erst recht nicht negativ. Wir waren zum Teil auch abhängig vom Wohlwollen der Vermieter/Nachbarn.

    Eines Tages haben mich auf dem Heimweg von der Schule, ich war ca. 6 oder 7 und in der 2. Klasse, drei Jungs aus dem Dorf aufgehalten und wollten mich erst durchlassen, wenn ich sie geküsst hätte. Einer der Jungs war mein damals bester Freund, was mich besonders getroffen hat, gleichaltrig mit mir. Die beiden anderen waren ein paar Jahre älter, 5. oder 6. Klasse. Ich habe mich gewehrt, es wurde niemand handgreiflich, es war nur eine längere Diskussion, aber ich fühlte mich wirklich bedroht – zumal zu spät zum Essen kommen bei uns zu Hause nicht gern gesehen wurde.

    Nach viel Hin und Her habe ich schließlich einen der Jungs durch ein Blatt vom Baum geküsst und durfte weiterfahren. Zu Hause einen Rüffel für das späte Erscheinen am Tisch kassiert. Nix gesagt, weil die erwartete Reaktion meiner Mutter war, dass ich das halt hätte über mich ergehen lassen sollen. Da mich das Ganze (hauptsächlich, weil mein Spielkamerad dabei war) wohl doch sehr mitgenommen hatte, hat meine Mutter nachgebohrt, und ich habe ihr schließlich die Geschichte doch erzählt. Ihre Reaktion (sie war, wie gesagt, wirklich ein sehr scheues Reh und immer darauf bedacht, nirgends anzuecken): Sie ist umgehend zur Familie des Rädelsführers gefahren, hat ihn zur Minna gemacht und ihm Übles angedroht, sollte er sich jemals wieder so etwas leisten.

    Ich habe mich selten wieder so geliebt gefühlt. Und – was vielleicht noch wichtiger ist – es hat mir SEHR deutlich gemacht, dass mein Körper mir gehört und niemandem sonst. Ich denke, dass ich dadurch vielen Übergriffen, die mir später widerfahren sind, relativ souverän begegnen konnte, auch wenn sie mich manchmal sehr irritiert haben.

  54. Andrea meint:

    Kleiner Nachtrag: Es wurde übrigens nicht gefragt, ob ich etwas gesagt oder getan haben könnte, was die Jungs ermutigt hätte. Es war einfach klar, dass sowas nicht in Ordnung ist. Punkt.

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