Meine Küche ist verseucht

Samstag, 27. September 2003 um 19:32

Als erstes hat die Geschirrspülmaschine gehustet: Ihr Spülprogramm blieb einfach stecken – und der kreiselnde Wasserstrahl hat vorgespült, vorgespült, vorgespült. Nun gut, muss ich halt alle fünf Minuten das Programm sachte weiterschubsen.

Mir war schon klar, dass solch ein Schaden sehr infektiös ist, aber wie hätte ich in einer Einbauküche die angrenzende Waschmaschine bitteschön vom kranken Geschirrspüler isolieren können? Keine ganze Woche später hatte es die wackere Bauknecht-Waschmaschine erwischt: Ihre Trommel drehte sich nicht mehr. Dabei hatte nur zwei Jahre voher Dr. Bauknecht sie auf Herz und Nieren überprüft (damals hatte sie eine neue Pumpe gebraucht). Die Ferndiagnose einer erfahrenen Waschmaschinen-Userin (meine Mama): Keilriemenschaden. Mein unerschrockenes Angebot, meine Feinstrumpfhose als Ersatz zur Verfügung zu stellen, erntete lediglich Gelächter. Zugegeben, nicht mal bei einem Auto habe ich dieses angeblich funktionierende Provisorium außerhalb des Kinos erlebt.
Also: Anruf bei Frau Bauknecht, die mir gleich am nächsten Tag ihren Mann vorbei schickte: Keilriemenschaden. Prächtig, den kann man ja ersetzen (ich traute mich nicht, nochmal meine Feinstrumpfhose anzubieten).

Obwohl ich dachte, sehr schnell auf die Kücheninfektion reagiert zu haben, konnte ich eine Ausbreitung in den darauf folgenden Tagen nicht verhindern. Es trifft ja dann immer die Anfälligsten: Auch wenn mein Bügeleisen zwei Zimmer weiter in der Abstellkammer wohnt, erwischte es das gute Bügli als nächstes. Nach ein paar Auseinandersetzungen mit der tückischen Schwerkraft war es ohnehin nicht mehr ganz taufrisch. Es fing sich also den Küchenbazillus ein und tat gar nichts mehr. Das war dann doch die bisher schwerste Infektion. Eine Notoperation wurde durch die extravaganten Schraubenköpfe am Bügeleisen verhindert, die weder schlitzförmig waren (da tut es der handelsübliche Schraubendreher), noch sechskant (auch damit wird mein Werkzeugkasten locker fertig), nicht einmal sternförmig – auch das kein Problem für meinen Profi-Werkzeugkasten. Sondern: Herr Siemens hatte sich vermutlich besonders schlau gefühlt, als er Schrauben mit Dreiecksschlitzköpfen einsetzte. Mir ist durchaus klar, dass ich ganz ausgesprochen GEHINDERT werden soll, mich an den Innereien des Bügeleisens zu schaffen zu machen. Ich trug den Patienten also zum mir nächst verwandten Handwerker (Papa): Dessen Werkzeugkeller ist an Professionalität nur noch durch das Lager der HOFFMANN Gruppe zu übertreffen. Der Eingriff ergab, dass der Widerstand hinüber war und durch einen neuen ersetzt werden musste. Prima, das wäre also geschafft.

Doch wie so oft in der Schulmedizin hatten wir wohl irrtümlich am Symptom gedoktort und nicht an der eigentlichen Krankheitsursache: Bügli plättete genau eine Hose, bevor es seine Lebensgeister aushauchte. Exitus, fürchte ich. Ich habe den Wasserbehälter im Verdacht, durch ein Leck interne Kurzschlüsse zu verursachen, aber Beweise wird wohl erst die Obduktion in Papas Keller ergeben.

Gestern das nächste Opfer: der Wasserhahn in der Küche. Ich werde um eine Meldung beim Gesundheitsamt nicht herumkommen, spätestens diese neue Erkrankung fällt ja wohl unter das Seuchenschutzgesetz. Aus dem Wasserhahn (Modell Joystick) kam in der „kalt“-Stellung nur noch ein Rinnsal. Das sich heute Morgen nicht mehr abstellen ließ. Es dauerte über 15 Minuten, bis ich das übergeordnete Ventil gefunden hatte, ohne gleichzeitig der genesenen Waschmaschine das Wasser abzudrehen. Der zuständige Facharzt ist hier mein greiser Hausmeister. Ich lass mir gleich mal einen Termin geben.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Meine Küche ist verseucht“

  1. Knut Budnase meint:

    Ach, es hätte schlimmer kommen können. Die meines Erachtens größte Katastrophe ist es, wenn der Durchlauferhitzer streikt und aus der Dusche eiskaltes Wasser herausperlt. Glaub’ mir, ich spreche aus Erfahrung … *bibber* …

  2. die Kaltmamsell meint:

    Armer Knut, ich habe schon von Deiner Not
    gelesen. Sowas hatte ich schon mal in einer Wohnung, die ich vor 15 Jahre bewohnte. Aber ich kriege hier MEHR Katastrophenpunkte: Ich entdeckte den lecken Erhitzer, als ich nach zweiwöchigem Urlaub die Wohnungstür aufsperrte und vor einem Binnenmeer stand.

  3. Knut Budnase meint:

    Ein Binnenmeer in der Wohnung ist tatsächlich eine der größten anzunehmenden Katastrophen. Selbst meine wandernde Waschmaschine, die bei ihrem Spaziergang schon mal den Wasserschlauch aus der Verankerung riß, konnte dank dem leistungsfähigem Bodenabflußes keinen gleichwertigen Schaden anrichten.

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