Archiv für Oktober 2003

Heimatlos

Donnerstag, 23. Oktober 2003

Thirtysomethings.
Cyber Generation.
Generation Golf.

Ich glaube, dass es bei uns eine Generation von Menschen gibt, die ein wenig haltlos durch unsere Gesellschaft taumelt.
Beruflich sind sie erfolgreich, Nutznießer unserer Meritokratie. Denn sie sind zu ihrem Erfolg durch Begabung, Fleiß und Charisma gekommen – nicht über die Beziehungen oder das Vermögen ihrer Eltern.

Diese Generation ist gebildet. Ein wenig wurzellos gebildet. Hat über Plato diskutiert, sich mit den Augustinischen Gottesbeweisen beschäftigt, Lazarillo de Tormes und Proust zumindest sekundär beschnuppert. Ist aber eben nicht mit Eltern aufgewachsen, die sich in mehr als einer Sprache unterhalten konnten. Oder die studiert hatten. Oder auch nur eine Tageszeitung abonnierten.

Wenn sie auf Abkömmlinge echten Großbürgertums treffen, wird ihnen ein bisschen kühl. Es ist nicht etwa Neid, der sich einstellt, wenn diese über den Onkel Professor lästern, die Jahrhunderte alte Familiengeschichte fast schon wegwerfend erwähnen. Es ist Fremdheit. Die Fremdheit, die sie auch in den erstklassigen Hotels empfinden, in denen sie sich geschäftlich scheinbar so sicher bewegen.

Sie interessieren sich für feine Küche. Aber aufgewachsen sind sie damit nicht. Sie arbeiten weiter an ihrer Bildung. Aber werden nie mit jemandem verwandt sein, der mit Adorno studiert hat. Manchmal schrecken sie ein klein wenig auf und fühlen sich wie Hochstapler.

Gleichzeitig gehören sie schon lange nicht mehr zu der Welt, aus der sie kommen. In der sich Eltern ehrlich und selbstlos wünschten, ihre Kinder mögen es besser haben als sie. Und die in Kauf nahmen, dass sie ihre Kinder dadurch zu Fremden machten.

Sie versuchen, sich selbst zu verwurzeln. Schaffen es manchmal durch eine eigene Familie. Durch das eigene Unternehmen. Oft aber schaffen sie es einfach nicht. Und taumeln weiter, lassen sich treiben zur nächstschöneren Wohnung, in den nächstweiteren Urlaub, zum nächstinteressanten Job.

Things men should know about women (1)

Donnerstag, 23. Oktober 2003

Ausgerechnet bei Esquire findet sich eine brauchbare Liste. Ich beginne also hiermit einen kleinen Kurs. Jeden Tag drei “things”.
Gültig für alle Frauen überall.
Solange sie als „die Kaltmamsell“ unter www. vorspeisenplatte.de bloggen.

1. A good woman is as excited about a gift that costs nothing
as she is about a gift that costs a lot.
2. No matter how furtive or quick the glance, a woman always knows
when you’re looking at her breasts.
3. Contrary to popular belief, an out-of-shape man is just as unappealing
to a woman as an out-of-shape woman is to a man.

Ärzte und Computer-Admins…

Mittwoch, 22. Oktober 2003

… haben etwas gemeinsam. Ich möchte von ihnen niemals hören:
“Sowas hab’ ich ja noch NIE gesehen!”

Das erklärt Einiges

Mittwoch, 22. Oktober 2003

My inner child is sixteen years old today

How Old is Your Inner Child?
brought to you by Quizilla
via Zorra

Ausgerechnet! Diese Zeit gehört definitiv zu den schlimmsten Abschnitten meines Lebens. Hormonchaos, Mathe-Klausuren, kaltholische Eltern. Wenn der Chor (s.u.) nicht gewesen wäre, hätte ich vermutlich mit der Brigitte-Diät nie mehr aufgehört…

Wie die Zeiserln

Dienstag, 21. Oktober 2003

Durch die unvermutete Begegnung mit einer Gestalt aus meiner heimatlichen Vergangenheit wurde ich letzte Woche ohnehin schon von einem unkontrollierbaren Erinnerungsstrudel mitgerissen. Und dann schreibt die Süddeutsche auch noch in ihrem heutigen Streiflicht verständig von Chören:

„Das heißt nun nicht, dass man sich die Chöre als lauter Inseln der Seligen vorstellen darf. Dass sie das nicht sind, dafür sorgen schon die Sänger selbst: die Tenöre, indem sie in der Höhe erbärmlich forcieren, die Bässe, indem sie bei der Probe Bierflaschen unterm Stuhl stehen haben, die Soprane, indem sie sich über Melismen durch Jaulen hinwegmogeln, die Altistinnen, indem sie jeden zweiten Schlussakkord durch unsaubere Terzen versauen, und die Damen insgesamt, indem sie das Fell des Chorleiters verteilen, noch ehe sie ihn – jede für sich natürlich – gejagt haben.“

Damit muss ich mich weiteren Erinnerungen stellen, nämlich denen an drei Jahre Mitgliedschaft in einem Jugendchor. Oh, diese Zeit gehört durchaus zu den Bereicherungen meines Anekdoten-Schatzes. Dann allerdings wieder nicht, weil wirklich lachen über „Fünf Chorsänger gehen an einer Weinstube vorbei“ können nur Menschen, die diese Vergangenheit teilen. Und nur diesen Menschen kann ich verschwörerisch beim Stichwort „mangelndes Rhythmusgefühl“ das Wort „Tenöre…“ zuraunen, um dann augenrollend gemeinsam loszuplatzen. Außer natürlich, dieser Mensch ist zufällig selbst Tenor. Aber das hätte ich ihm angesehen.

Die forcierendsten Tenöre heißen übrigens Peter, knutschen zur Begrüßung jede Frau ab, die nicht bei 3 auf dem Baum ist und haben später Medizin studiert.
Bässe („nur Rülpsen ist tiefer…“ *schenkelklopf*) sind wahlweise als Gloife (hdt. Rüpel) oder als Kavaliere besetzt. Sie führen zudem auf internationalen Tourneen eine große Armeekiste mit sich, in der unter anderem Knoblauchwurst als Proviant verstaut ist.
Altistinnen sind meist Menschen, die gut singen können, aber eigentlich keine Stimme haben.
Sopranistinnen wiederum sind ständig auf der Jagd nach einem Solo und machen später gerne eine Gesangsausbildung auf dem Konservatorium. Im Chor sollten meiner Meinung nach die Sopranpartien ohnehin am besten mit Knaben besetzt werden. Bei Bachmotetten sollte Frauen das Singen sogar gesetzlich verboten werden.
Chorleiter naschen sich quer durch die weiblichen Stimmlagen, um dann plötzlich mit einer überraschenderweise gleichaltrigen Dame als „Verlobter“ aufzutauchen und zahlreiche musikalische Herzen zu brechen.

Selbst? Ich wurde von einem unverständigen aber charismatischen Chorleiter auf Mezzosopran getrimmt, bin aber Alt. Was zur Folge hat, dass ich nur schwer für spontane Singerei einzusetzen bin: Ich kann zwar die meisten Sopranpartien meiner Karriere noch auswendig und bombensicher (bei Ravels Trois chansons sogar den Text, weil ich kein Französisch konnte und jede Silbe auswendig lernen musste), aber das nützt mir nichts, weil ich ja kein Sopran bin. Und ab dem d rot anlaufe sowie quietsche.

Flach!

Dienstag, 21. Oktober 2003

An Obelix’ konzise Beschreibung der Schweiz muss ich jedes Mal denken, wenn ich mich im Flieger Kopenhagen nähere. In dieser Gegend ist Dänemark aber auch so was von flach. Nach links gucken: flache Wiese mit Rinnsalen und drei Kühen (?). Nach rechts: flacher Wald. Der Flieger macht einen Bogen. Fenstercheck: flache Küste und Meer mit ein paar Windrädern drin. Wenn es auch nur sanfte Hügel gäbe – aus dem Flugzeugfenster müsste man sie doch entdecken! Vielleicht ist die Welt ja DOCH eine Scheibe.

Der gestrige Geschäftstrip nach Kopenhagen war leider auf den einen Tag beschränkt, kotzefrüh von München los, nachts wieder zurück. Diesmal habe ich es nicht geschafft, ein Wochenende dranzuhängen. Denn Kopenhagen ist seeeehr schön. Und hübsche Frauen hat’s da! Die Dänen wissen einfach, wie man blonde Frauen macht, ohne dass sie nach Blondchen, doof oder auch nur farblos aussehen. Die schönen Kopenhagenerinnen hauen mich jedes Mal wieder um mit ihrer lässigen und eleganten Natürlichkeit. An den Männern müssen die Dänen leider noch ein wenig üben.

Aber: Es gelten ja schon die Deutschen im Ausland als wenig zuvorkommend, wenn nicht sogar unhöflich (vor allem im englischsprachigen Raum). Die Dänen setzten da tatsächlich noch eins drauf. Es hat mich ja schon Monate gekostet, bis ich begriffen habe, dass die scharfen und einzeiligen E-Mails oder Telefonanrufe, die ich aus Dänemark bekomme, keineswegs unfreundlich gemeint sind. Selbst Deutsche schaffen es inzwischen, einen Auftakt in Form von „Hallo wie geht’s“ oder Ähnliches an den Anfang zu setzen. Nicht so Dänen. Und die kräftige Dame, die mich im Rückflieger darauf aufmerksam machte, dass ich mich versehentlich auf Ihren Sitz platziert hatte, hätte als Deutsche nicht weniger auf mein entschuldigendes Lächeln und mein mehrfach gemurmeltes „Sorry“ reagieren können.

Was ich sehr empfehlen kann, ist die Business Lounge des Kopenhagener Flughafens.* Zwar ist der Raum sehr groß, aber in eine Holz vertäfelte Wand ist ein offenes Feuer eingelassen. An der Snack-Bar findet sich der Beweis, dass die berühmten dänischen Kekse besser schmecken können als die blechdosernen, die ich bislang kannte. Diese Theke bietet sogar frisches Gemüse in Staberl-Form! Gleich daneben ein weitläufiges Regal mit Tageszeitungen aus aller, aller Welt. Auf den ersten Blick habe ich allein schon fünf verschiedene Schriften entdeckt. Internet-Rechner gibt’s acht Stück, zudem reichlich Arbeitsplätze mit Anstöpsel-Möglichkeit für das eigene Laptop.

Mit dem Münchner Terminal 2 hatte ich gestern zum ersten Mal das Vergnügen. Gefällt mir! So richtig großer Wurf, das. Gemütlich? Nein, das sicher nicht. Aber will ich einen gemütlichen Flughafen?

*Ich wusste nicht, wie ich sonst die Information hätte unterbringen können, dass ich Business Class geflogen bin. Mir ist bewusst geworden, wie selten man geschäftsreisenden Frauen in der Business Class begegnet, als ich die Dame im strengen grauen Anzug hinter mir fast jovial angequatscht hätte. Obwohl sie gerade ins Wall Street Journal vertieft war.

Das Geheimnis exquisiter Küche

Dienstag, 21. Oktober 2003

“Man muss das Zeug angreifen, schlagen, schleudern, wälzen und lieben. Nur so bekommt man da Geschmack hinein.”
(Jamie Oliver im profil.at-Interview, via meisterköchin)

Ach ja, in den Rezepten steht seit dem Wochenende, wie man Flan macht. Ganz unbrutal.