Archiv für Dezember 2003

Feierabend-Killer

Donnerstag, 4. Dezember 2003

Nein, ich bin keine guten Fernseherin und werde es wohl auch nie werden. Es gibt in der ganzen Woche nur einen Termin, an den ich mich überhaupt erinnere, und den ich auch einhalte: Emergency Room mittwochs um 20.15 Uhr auf Pro7. Dafür veranstalte ich dann auch alles, was sich für anscheinend für einen Fernsehabend gehört: bequeme Schlumpfkleidung, in Decke auf’s Sofa mummeln, Tasse Tee mit Nachschub in Reichweite, Telefon ausgestellt. Ich habe mittlerweile auch gelernt, dass Pro7 keineswegs die Wettervorhersage der ARD-Tagesschau abwartet, bevor die mit ER anfangen, und dass ich deswegen besser schon vor dem Wetter umschalte.

Als ich das gestern tat, war da aber keine Notaufnahme. Sondern eine superputzige Meg Ryan und ein auf Schnuffi(TM) getrimmter Tom Hanks in Schlaflos in Seattle. Hektisches Rumsuchen im Videotext erbrachte gar nix: Keiner der beiden Hauptdarsteller ist überraschend gestorben, noch konnte ich Hinweise auf eine einstweilige Verfügung finden, die dem Sender die Ausstrahlung der Serie verboten hätte.
Kurz: Der Abend war im Eimer.

Die Ratlosigkeit und Enttäuschung halten auch heute an. Nach der Ausstrahlung von Schlaflos in Seattle drohte Pro7, nächsten Mittwoch ein ähnlich dubioses Werk der Filmhistorie zu senden, nämlich Bodygard. Obwohl deren hauseigene Programmübersicht mir bis zur Stunde verspricht, dass auf diesem Sendeplatz ER kommt. Diese Ungewissheit bringt mich um!

Meerschaumpfeifen (Verb)

Mittwoch, 3. Dezember 2003

Beispielsatz: “ich kann noch meterlang so weiter über alte Serien meerschaumpfeifen”

Hey, Zeichnen können sollte Ihnen eigentlich genügen, Sven K. Das mit den Wörtern dürften Sie mir überlassen!

Sticheln gegen Akupunktur

Mittwoch, 3. Dezember 2003

Da seien wir den deutschen Krankenkassen aber mal dankbar: Beim Versuch, die Wirksamkeit von Akupunktur wissenschaftlich zu beweisen, um auch damit Geld zu machen, haben sie ein kolossales Eigentor geschossen. Die Wissenschaftsseite der heutigen Süddeutschen Zeitung (gefällt mir übrigens sehr gut, dass es statt des wöchentlichen Wissenschaftsteils jetzt tägliche Einzelseiten gibt) vermeldet: “Studien zur Wirksamkeit der alternativen Behandlungsmethode nicht aussagekräftig“.

Die Kernaussagen:
Schaut man sich die Studie mehrerer Krankenkassen allerdings genauer an, bleibt von den handfesten Beweisen wenig übrig. Stattdessen wird klar, dass bei der Untersuchung nicht nur wissenschaftliche sondern auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt haben. (…)
„Über die Wirksamkeit einer Therapie sagt diese Massenuntersuchung aber fast gar nichts aus“, erklärt Yngve Falck-Ytter, Statistiker am Cochrane-Institut in Freiburg. So ist der Einfluss vieler Faktoren bei der Untersuchung nicht berücksichtigt worden : etwa zusätzliche Therapien der Patienten oder das Eigeninteresse der Ärzte am Erfolg ihrer Behandlung. (…)
Sie hatten (…) jeweils den Erfolg einer klassischen mit einer vorgetäuschten Akupunktur verglichen, bei der die Ärzte die Nadeln nicht in die vorgeschriebenen Punkte gestochen hatten. Die Wirksamkeit der Alternativ-Therapie konnte dadurch nicht bewiesen werden: Wo die Nadeln gesetzt wurden, machte bei Rücken- und Kopfschmerzpatienten keinen Unterschied.

Aber klar kennt jeder Einzelfälle, in denen Akupunktur anscheinend gewirkt hat. Einzelfälle sind aber kein nachprüfbarer Beweis für einen kausalen Zusammenhang (mir hat ja auch schon mal gegen meine Nackenverspannung geholfen, Bachs Brandenburgische Konzerte zu hören).

Es ist der Wettbewerbsdruck, der Krankenkassen und Ärzte dazu bringt, Akupunktur anzubieten, nicht die Wirksamkeit. Das Misstrauen gegen Wissenschaft und damit auch gegen wissenschaftlich basierte Medizin ist in dieser unserer Gesellschaft groß. Populäre Blätter von Bild bis Frau im Spiegel propagieren Akupunktur, Frauenzeitschriften und anti-aufklärerisch eingestellte Romantiker dito. Dabei ist das gesamte Gebiet der so genannten alternativen Heilmethoden in erster Linie ein riesiger Markt, mit dem sich ein mords Geschäft machen lässt. Vor allem weil es sich ja auf den ersten Blick gegen die bösen, nur kommerziell ausgerichteten Pharmaunternehmen richtet.

Lesen Sie in der nächsten Folge: Die Wirksamkeit von Homöopathie ist bereits seit vielen Jahren widerlegt.

Helvetophilie

Dienstag, 2. Dezember 2003

Der Tag ist gerettet! In den Gesprächsfetzen steht ein Link zu den besten Helvetismen.
Wobei mir eine Schweizerin ja mal zugeraunt hat, die Schweizer kämen mit den Bayern vor allem deshalb gut aus, weil die Bayern die Schweizer so süß finden.

Heimlich stolz

Dienstag, 2. Dezember 2003

Ich möchte dringend mit etwas ganz Bestimmtem angeben, aber ich weiß nicht recht, wie. Dabei bin ich darauf so stolz, dass ich gestern spät nachts noch jemand anrufen musste, nur zum Angeben.

Weil: Es gibt da seit einiger Zeit eine wöchentliche Kolumne in meiner Leib- und Magenzeitung. Weil sie mir sehr gut gefiel und ich mit dem Autor etwas gemein habe, schickte ich ihm zu einer bestimmten Folge der Kolumne eine E-Mail. Darin dankte ich ihm für das Lesevergnügen und schob ergänzende Details zum Thema der Folge nach. Der Autor antwortete; er schien sich nicht nur über das Lob zu freuen, sondern auch über die Information. Ob er die wohl mal verwerten dürfe? Aber sicher!

Die jüngste Folge der Kolumne hat – nach über einem Jahr – genau diese meine Information zum Thema. Ich bin sehr stolz und winke dem Herrn Autor schüchtern nach Berlin zu.

Klingt nicht sehr beeindruckend, ich weiß.

Interviews

Montag, 1. Dezember 2003

“Wir drehen uns im Kreis, Herr Kutter.”
Treffendes zur Lage der deutschen Interview-Kultur: ein Interview.