Politiker, nächtens

Mittwoch, 18. Februar 2004 um 10:15

In der Tagesschau ist regelmäßig ein deutscher Politiker zu sehen, bei dessen Anblick ich innerlich grinse: Den habe ich nämlich schon mal nackt gesehen, wenn auch undeutlich.

Ich war gerade recht frisch von daheim ausgezogen und auf einer Party eingeladen. Location war das Elternhaus der Gastgeberin, ein großes Anwesen auf dem Land. Wir feierten und tanzten dort auf dem Dachboden; die Eltern hatten für den Abend das Feld geräumt und wollten erst spät nachts zurückkommen.

Ich gehörte zu der Handvoll Gäste, die sich für einen Übernachtungsplatz angemeldet hatten. Mit einiger Entschuldigung wies mir die Gastgeberin das Zimmer ihrer kleinen Schwester zu, und damit deren Kinderbett. Während sie sich mit ihren eben heimgekehrten Eltern noch ein wenig unterhielt, rollte ich mich zusammen und schlief ein. Damit entging mir die Information, dass dieses Schwesterzimmer ein Durchgangszimmer war – zwischen Elternschlafzimmer und Bad.

Es war noch tiefe Nacht, als ich durch eine Bewegung im Zimmer hochschreckte: Eine Gestalt erstarrte, keine zwei Meter entfernt vom Kinderbett. Ich erkannte schemenhaft den Vater der Gastgeberin, splitternackt und ganz offensichtlich auf dem Weg ins Bad.
„Hallo.“
„Hallo.“
Er verschwand hinter der Badtür, ich legte den Kopf zurück aufs Kissen. Seinen Rückweg hörte ich nur, er ging wohl außen herum.
Am nächsten Morgen fuhr ich bald heim, ich hatte gerade noch Zeit, mich von der Gastgeberin zu verabschieden.

Der Herr wurde wenige Jahre später in den Bundestag gewählt und macht dort seither Karriere.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Politiker, nächtens“

  1. meike meint:

    du hast auf den rückweg gewartet? mir fehlt ja irgendwie noch die schilderung deiner verstörtheit oder irgendsowas dramatisches….

  2. die Kaltmamsell meint:

    Sie lasen einen Versuch, so knapp wie Hemingway zu schreiben. Einen anscheinend missglückten Versuch. Wäääääh!
    Es war ja eben so komplett undramatisch. Ich war müde und angesoffen. Zudem war ich aus meinem Elternhaus durchaus gewohnt, dass Väter im eigenen Heim nackich rumlaufen.
    Na gut, vielleicht mache ich irgendwann noch eine aufregende Geschichte draus…

  3. Gerhard meint:

    Das könnte auch aber auch ein Rücktritt vom Versuch gewesen sein, ohoh!

  4. ntropie meint:

    Nun ja, ein nicht näher zu identifizierender Parteivorsitzender geistert öfters durch die lokalen Darkrooms seiner rheinischen Heimat. (Äh, hab ich mir natürlich nur sagen lassen…)

    Ist auch doof, dass der Wowi-das-ist-auch-gut-so ihm wieder ein Thema im Dauerspaßwahlkampf geklaut hat.Tja, wer zu spät kommt…

  5. meike meint:

    das motiv war eben nicht klar. sonst find ichs wunderbar hemingwayesk

  6. ahs meint:

    Irgendwie erinnert mich das an einen Spruch meiner Oma, die da floskelte: "Wenn du so einen Großkopferten vor dir hast, stell ihn dir vor, wie er auf der Toilette sitzt". Funktioniert übrigens vorzüglich. Man zittert nicht gleich vor Angst, wenn er das Wort an einen richtet.

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