Ticks

Mittwoch, 15. März 2006 um 16:42

Oh ja, das glaube ich dem Herrn Teacher gerne, dass Lehrer Spezialisten für Ticks sind: Weil sie täglich viele Stunden in ihrer Gegenwart verbringen. Herr Teacher fragt aber auch nach unseren Ticks.

In meinem Fall (abgesehen vom Kniejuckeln, aber das tut ja wohl jeder) handelt es sich um einen Familientick, den mein Vater an mich und meinen Bruder vererbte. Zumindest von meinem Erstneffen heißt es bereits, dieser Tick sei auch in seine Generation durchgedrungen: Haaredrehen.

Es gab Zeiten, da saßen mein Vater, mein Bruder und ich nebeneinander auf dem Sofa vor dem Fernseher, jeder die Hand am Haupt, um eine Stirnfranse zu zwirbeln. Dazu fasst man zunächst in die Haarreihe am Stirnansatz, greift sich mit Daumen und Zeigefinger eine Strähne und verdreht sie mit zusätzlicher Hilfe des Mittelfingers wie zu einem Wollfaden. Und dreht und dreht und dreht. Ist die Strähne lang genug, bieten sich Varianten an: Festhalten der verzwirbelten Strähne mit Daumen und Zeigefinger, um mit dem Mittelfinger an den Haarenden zu spielen (bevorzugte Technik meines Vaters), Biegen der verzwurbelten Strähne zu einer einfachen Schleife, um mit dem Mittelfinger daran zu spielen (mein Bruder), Durchziehen der Strähne mit dem Zeigefinger, wobei der Daumen den Gegendruck sichert (ich). Wichtig bei all diesen Varianten: Es ist immer nur eine Hand involviert.

Als ich langes Haar hatte, variierte ich die Auswahl der Strähne und griff hauptsächlich an den Haaransatz hinterm Ohr, wo ich dann nach Herzenslust zwirbelte, drehte und durchzog.

Ich habe nie herausgefunden, wodurch die Frequenz des Haaredrehens beeinflusst wird. Die beschriebene Fernsehsituation spricht dagegen, dass Stress der Auslöser ist. Eher kommt aufmerksame Anspannung in Frage, auch beim Lesen oder im Gespräch. Allerdings ging der Tick bei mir nie so weit wie bei einer langhaarigen Arbeitskollegin, die fürs intensive Haarezwirbeln sogar in Kauf nahm, nur mit einer Hand zu tippen.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Ticks“

  1. waschsalon meint:

    ohja, das kenne ich. nur zwirbel ich nicht, sondern kratze am hinterkopf – da, wo es allmählich kahl wird (vielleicht deshalb?!). und sagense jetz nich, ich solle öfter waschen. das ist stress bedingt.

  2. Wendelbald Klüttenrath meint:

    Haar-Ticks sind weit verbreitet. Ich glaube, ich habe auch einen solchen Tick. Immer dann, wenn ich die Lösung zu einem Problem ausgebrütet habe, steht meine Frisur auf Sturm.

    Einen sehr exotischen Tick konnte ich in den letzten Tagen bei einem Mitarbeiter einer anderen Firma beobachten. Wenn er nachdenkt, knipst er dreimal schnell hintereinander den Kugelschreiber auf und zu, wirft ihn in die Luft, fängt ihn nach einem Salto Mortale gekonnt mit der Hand wieder auf und murmelt ein geseufzt-gequältes "Wilhelm, Wilhelm, Wilhelm". Bis zum Ende der Denkpause wiederholte er diese Aktion alle 60 bis 70 Sekunden.

  3. Jan meint:

    oje, das kenne ich – mache ich seit frühster kindheit. hatte als kind immer lange blonde haare (“ach was ein hübsches mädchen…” “ICH BIN EIN JUNGE!!!!”) und da fing das an – ich drehte und drehte und drehte meine haare. immer wenn ich kurze haare habe mache ich es nicht, aber wenn ich lange haare habe dann bevorzugt hinterm linken ohr. jetzt habe ich wieder lange haare und gewöhne es mir langsam ab. ich drehe nicht mehr so lange, oder sobald ich es bemerke (man tut das so unbewusst) höre ich damit auf oder drücke meine haarsträhne nur zwischen daumennagel und mittelfingernagel. als kind habe ich mir mal die haare ausgedreht und darauf habe ich keine lust mehr. ein schöner tick ist das nicht, bin froh es mir ab zu gewöhnen – und das mit 23 ;-)

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