Lernen von den Alten: Die Liebe

Mittwoch, 5. April 2006 um 12:04

Im NZZ Folio „Alt und Jung“ spricht Friederike Mayröcker über ihre Liebe zu Ernst Jandl. Eine seltene und unmoderne Liebe, ein Geschenk – genau wie die meine. Aber ich bin lange nicht so weit, sie so zu formulieren.

Waren Sie sich ähnlich?
Überhaupt nicht. Sie meinen im Schreiben?
Nein, mehr als Menschen.
Na, wir waren eigentlich grundverschieden. Aber das Verständnis füreinander war gross. So, als ob wir ähnliche Seelen gehabt hätten. Wir hatten ähnliche Lebensblicke und waren uns ähnlich in Fragen des eigenen Schreibens.
(…)
Sie sollten keine Angst haben vor dem Nachlassen des Begehrens. In der Liebe ist das Begehren anfangs gross, später wandelt es sich zu einem Liebesgefühl, das mit Begehren nur noch wenig zu tun hat. Dieses Liebesgefühl macht aber vieles möglich, man erträgt zum Beispiel, dass das Begehren in den Hintergrund tritt. Das Gefühl geht über alles hinweg.
Das klingt etwas pathetisch.
Sie werden lernen, wenn Sie älter sind, dass Lieben mehr eine seelische Angelegenheit ist.
Ist Streiten eigentlich wichtig in einer Beziehung?
Ich glaube nicht. Es macht vieles kaputt, was man nicht gutmachen kann. Man sollte womöglich nicht streiten.
(…)
Was würden Sie jungen Menschen raten in der Liebe?
Das mit der Wahrheit. Das ist wichtig. Bei einem Liebesverhältnis steht an erster Stelle die Wahrheit; man sollte einander immer aufrichtig gegenübertreten.
Und wenn man an seiner Liebe zweifelt?
Auch dann sollte man ehrlich sein. Sonst glaubt der andere, das sei die grosse Liebe. Aber die Wahrheit ist schwer.

Gesamtes Interview.

via

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Lernen von den Alten: Die Liebe“

  1. Helga B. meint:

    berührendes Interview. Danke für den Link. Ich habe die beiden einmal in einer Doppellesung erlebt – sie leise, er laut. sie dunkel, er hell. sie traurig, er fröhlich. sie versteckt, er nach außen. beide wie ihre Texte. so grundverschieden und damit wahrscheinlich ein ganzes.

  2. Ärztingattin meint:

    Das Gefühl geht über alles hinweg.
    Das ist nicht pathetisch aber großartig und voller pathos, wenn man so will,
    und ja, genau so ist es doch…

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