Angeboren?

Freitag, 16. Juni 2006 um 22:54

Anlässlich des Geburtstags ihres Sohnes erzählte meine Mutter vergangene Nacht, wie das vor 33 Jahre war. Dass sie am Vormittag des Vortags erste Wehen gehabt habe, dann wieder nicht und deshalb meinen Vater in seine Spätschicht geschickt habe. Dass es erst nach Schichtende um Mitternacht richtig losgegangen sei, wodurch mein Bruder in den ersten Minuten des neuen Tages auf die Welt kam.
Wie ich knapp Sechsjährige am Morgen im offenen Küchenfenster unserer Erdgeschosswohnung gesessen und jedem Passanten stolz die Nachricht zugerufen hätte, dass ich jetzt ein Brüderchen habe. Wie mir dann aber bereits das Verständnis fehlte, warum meine vielen Spielkameraden aus dem Wohnblock nach Heimholung dieses Brüderchens stundenlang um sein Bettchen herumstanden und nicht genug von dem Anblick bekommen konnten. Und wie ich dann ernstlich ungehalten geworden sei, als diese Spielkameraden die Babybetrachtung noch tagelang dem gemeinsamen Spiel auf der Wiese hinter dem Haus vorzogen.

Dann habe ich mich also in dieser Hinsicht in den vergangenen 33 Jahren nicht einen Millimeter weiterentwickelt.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Angeboren?“

  1. syberia meint:

    Als ich klein war, grassierte eine wilde Panik vor Viren und Bakterien welche Babys gefährden könnten und man durfte sich einem Säugling nicht mal auf fünf Meter Entfernung nähern. Das stachelte meine Neugier natürlich an und so schlichen meine Schwester und ich eines Nachts heimlich, still und aufgeregt in das Zimmer unseres wenige Wochen alten Cousins. Tja. Da lag er und schlief, sabberte ein wenig aus dem Mundwinkel und es war nicht viel mit ihm anzufangen. Heute ist man nicht mehr so hysterisch, da werden ausgespuckte Schnuller von dreckigen Supermarktfliesen aufgehoben, in den Mund gesteckt, abgelutscht und dem Kind wieder verabreicht. Habe ich mehrmals gesehen, E-KEL-HAFT!

  2. typ.o meint:

    Was sind denn das für Spielkameraden! Wenn ich in der Zeit ein Bonanza – Fahrrad mit Original Bananensattel und so Bändern an den Lenkergriffen gehabt hätte, DANN hätte ich so eine Bestaunung verstanden!

  3. Henriette meint:

    Meine Tante hatte meine Cousine in ihrem Bettchen zur gefälligen Inaugenscheinnahme durch die Verwandtschaft an eine offene Tür gestellt und den Türrahmen mit einer Museumskordel abgesperrt. Man durfte vorbeiflanieren und einen Blick werfen. Nicht mal meine Grossmutter durfte ihre Enkelin anfassen – von wegen der Bakterien. Sie fand das arme Mädchen danach für immer “komisch”… Obwohl – ganz ehrlich – sie i s t komisch, bis heute….

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