Archiv für Juli 2007

Harry fertig

Dienstag, 24. Juli 2007

kurz und spoilerfrei

Gleich nach Erscheinung habe ich den siebten Harry Potter ohnehin nur deshalb gelesen, weil das die einzige Möglichkeit war, ihn wirklich selbst zu lesen – also ohne von allen Seiten bereits Beurteilungen und Hinweise auf den Inhalt bekommen zu haben. Spannung und Freude empfand ich im Vorfeld* nicht: Schon Band 6 las sich wie ein einziger, langer Endspurt, der nur das Ende der Geschichte im Blick hatte. Das war dann auch die erste Potterfolge gewesen, die ich kein zweites Mal gelesen hatte, nicht mal als Einstimmung auf Band 7. Auf den ersten Seiten der Deathly Hollows musste ich dann den Mitbewohner tatsächlich um Auffrischung der Hintergründe bitten.
Gesamturteil: Puh, fertig, jetzt haben wir es also endlich zu Ende gebracht. Wie schon in HP and the Half-Blood Prince so gut wie keine neuen Einfälle, die bereits gründlich und erschöpfend aufgebaute Welt bildet nur noch den Hintergrund für einen viele hundert Seiten langen Show-down. Aber das macht ja nichts: Die ersten Bände bleiben Highlights der Erzählkunst.

*(Müsste eigentlich ein passendes Ziel für Abenteuerurlaube sein, dieses Vorfeld: Was da alles abgeht! Hier einmalige Verwendung um des Kalauers willen, der Ausdruck kommt mir ansonsten in keinen Text.)

Experimente mit Kindern

Montag, 23. Juli 2007

Oder ist es doch eher ein Experiment mit den Experimentatoren?

Am Samstag eröffnete ich meinem Neffen Nr. 1 sein Geschenk zum 6. Geburtstag: Er darf sich künftig in seiner Heimatstadt jeden Monat in der ersten Buchhandlung am Platz für einen bestimmten Betrag Bücher aussuchen. Die Idee habe ich aus dem Blog von Buchhändlerausbilderin Tanja.

Als ich bei der Geschäftsführung des Buchladens angefragt hatte, war sie sofort begeistert gewesen. Die Umsetzung ist jetzt so geregelt, dass der Neffe die Bücher auf Lieferschein bekommt, ich wiederum am Monatsende die Rechnung darüber per Post.

Nur hatte ich mir das Ganze in der Praxis einfacher gedacht, als es tatsächlich wird. Als sehr kinderferner Mensch hatte ich lediglich sichergestellt, dass der Beschenkte sich tatsächlich für Bücher interessiert (ich wollte ihm auf keinen Fall etwas aufzwingen). Nun stellte sich heraus, dass da einiges mehr bedacht werden muss. Zum Beispiel kennt der Neffe das Konzept „Geld“ nicht: Das Geld, das er bisher bekam, wurde in die Sparbüchse gesteckt, fertig. Doch er hat noch nie eingekauft, sieht Geld also nicht als abstrakten Gegenwert von Ware. Die Eltern des Buben plädierten also dafür, ihm eher Kategorien wie „ein großes und ein kleines Buch“ oder „drei kleine Bücher“ als monatlichen Umfang anzubieten.

Zudem hat er noch nicht gelernt, selbst differenzierte Entscheidungen zu treffen: Um Kinder nicht zu überfordern, so ließ ich mir von seinen Eltern erklären, schränkt man die Wahlmöglichkeiten ein, lässt zwischen Apfelsaft und Traubensaft wählen oder zwischen rotem und blauem Spielzeugauto. Nun sollte er sich plötzlich zwischen hunderten von Büchern entscheiden. Obwohl ich eigentlich davon geträumt hatte, dass der Neffe durch eigene Bücherwahl mit der Zeit einen eigenen Büchergeschmack entwickeln würde, trafen also am Samstag erst mal seine Eltern eine Vorauswahl. Das klappte dann auch ganz gut, der Neffe nahm ein Wissensbuch Unsere Erde mit vielen Klapp- und Schiebemöglichkeiten sowie Text zum Vorlesenlassen.
Jetzt bin ich sehr gespannt, wie sich das weiterhin entwickelt.

Wo ich schon mal in einer Buchhandlung war, nahm ich mir im Vorbeigehen dann doch
HP VII mit; in der Provinz war die Nachfrage nach der englischen Ausgabe gering genug, dass ich noch die hübsche Spezialtüte dazu bekam. (Seite 387)

Gone reading

Sonntag, 22. Juli 2007

pottertuete.jpg

Da passt es ganz wunderbar, dass es zum einen regnet, ich zum anderen in einer lange fälligen Erkältung die Nebenhöhlenschmerzen-Grünrotz-Phase in Angriff nehme. (Ansonsten halte ich es bis Ende des Buches wie Anke Gröner.)

Meine Fee im Ahorn

Donnerstag, 19. Juli 2007

Letzte Erfüllung des Bloggens auf Anfrage: Frau Klugscheisser bat
Ich hätte gerne eine Geschichte aus der Kindheit. Hat die Kaltmamsell sich Geschichten ausgedacht und darin Rollen übernommen? Was war die liebste Figur, die sie als kleines Mädchen darstellte? Waren andere beteiligt? Hatte sie magische Kräfte? Gab es Verbündete?
Alternativ interessiert mich die Lieblingsgeschichte (vorgelesen/selbst gelesen) aus Kindertagen.

Ohne Publikum hätte ich mir als Kind keinen imaginären Zeitgenossen erfunden, da bin ich sicher. Aber wenn jemand guckt, als würde er mir meine eben erfundenen Blödsinne abkaufen, hält mich bis heute nichts mehr.

Ich kann mich nicht erinnern, wie genau es anfing; ich war wohl fünf oder sechs Jahre alt. Sicher weiß ich, dass ich Nachbarsmädchen Heike davon überzeugte, dass im großen Ahorn neben dem Wohnblock eine Fee wohnte – die anscheinend aber nur ich sehen und hören konnte. Und deren Existenz streng geheim bleiben musste, vor allen Dingen vor Erwachsenen. Verrat würde entsetzliche Folgen für die Fee nach sich ziehen, die ohnehin auf der Flucht war (damit erklärte ich den seltsamen Wohnort). Immer wieder begleitete mich Heike zu dem Baum, und dann unterhielt ich mich mit der Fee (die Antworten der Fee musste ich Heike halt erzählen), beschrieb, was die Fee gerade machte. Das gestaltete ich wohl hinreichend spannend aus, denn bald war Heike die treibende Kraft der Baumbesuche: „Gehen wir wieder zur Fee?“

Sicher weiß ich auch, dass mir eine doofe Erwachsene das Ganze verdarb, nämlich die Mutter des Nachbarmädchens. „MEINE MAMA HAT GESAGT, IN ECHT GIBT’S GAR KEINE FEEN!“, rief mir Heike eines Tages zu, als ich ihr arglos vor dem Haus entgegen kam. Sie hatte dann doch die Klappe nicht halten können und ihrer Mutter von unseren Abenteuern berichtet, die blöde Kuh.
Mir blieb natürlich nur, mich beleidigt abzuwenden und schnippisch darauf zu verweisen, dass ich sie dann eben künftig nicht mehr zur Fee mitnehmen würde.

Noch mehr zum H des B

Mittwoch, 18. Juli 2007

Hölzchen / Stöckchen – Sie wissen schon. Angekommen bin ich letztendlich beim Grübeln, woher mein Kulturpessimismus rührt. Vermutlich war es die tiefe und wiederholte Enttäuschung über die Welt, die mir schon in einstellig jungen Jahren klar machte, dass Menschen ihr Verhalten nicht verändern, nur weil sie erkannt haben, dass es schlecht oder schädlich ist. Am besten sah ich das ja an mir selbst: Meine Mutter hatte mir wieder und wieder überzeugend auseinandergesetzt, wie schrecklich der ausgiebige Verzehr von Kuchen, Marmeladesemmeln, Marzipan für meinen Kinderkörper war („Du könntest so eine hübsche Figur haben!“) – und doch war das Verlangen danach stärker. Meine katholischen Religionslehrer hatten alle Argumente auf ihrer Seite, wenn sie unter Androhung von Höllenfeuer davor warnten, den Eltern nicht zu gehorchen – und doch las ich lieber Bücher als meiner Mutter beim Abspülen zu helfen. Die Beobachtung, dass Einsicht keineswegs zur Besserung führt, setzt sich bis heute fort: Der Mensch raucht, der Mensch brät in der Sonne, der Mensch ist eklig zu Mitmenschen. Möglicherweise besteht meine persönlichkeitsbildende Lebensaufgabe darin, mit diesem Konflikt fertig zu werden. Noch aber unterliege ich dem paradoxen Zwang, regelmäßig klugscheißende Belehrungen weiterzugeben und verzweifelt zu versuchen, damit die Welt zu verbessern.

Angefangen hat dieser Gedankengang bei BHs.
Einerseits habe ich den Eindruck, Tipps zur Bestimmung der idealen BH-Größe würden regelmäßig in praktisch allen Medienformen veröffentlich. Andererseits legen die sommerlichen Temperaturen offen, wie erschreckend hoch der Prozentsatz an Frauen ist, die diese Tipps entweder übersehen oder sich nicht darum scheren. Also versuche auch ich mich an dieser Form der Weltverbesserung im Detail. (Größere Projekte überlasse ich Herrn Nilzenburger.)

Die häufigsten Indizien für die falsche BH-Größe:
1. Das Unterbrustband sitzt hinten weit oberhalb der Brusthöhe. (Dass es seit einigen Jahren schick ist, BH-Träger vorscheinen zu lassen, habe ich inzwischen verwunden. Aber dass ich an den Halswirbeln von Spaghettiträgershirt-Trägerinnen regelmäßig die hochgewanderte Rückseite des BHs samt Verschlussart besichtigen kann, beklemmt mich.)
2. Die Brüste schwappen über den Rand des Körbchens. (Wenn der Ausschnitt des Oberteils mit dem oberen Rand des BHs abschließt, mag das noch angehen, bei folkloristischer Kleidung ist das zum Teil sogar gewünscht. Drückt sich der schwappende Busen aber durch Shirts und Blusen, nimmt der Gesamteindruck Schaden.)

Die meisten Frauen neigen dazu, eine zu große Unterbrustweite und zu kleine Körbchen zu wählen. Denken Sie einfach mal physikalisch: Damit das Kleidungsstück den B auch H kann, muss er Zug auf die Träger bringen. Damit das Brustband, an dem die Träger befestigt sind, diesen Zug auch halten kann, muss es fest sitzen, je mehr H, desto fester. Wenn Sie sich dadurch beengt fühlen, probieren Sie es mal mit einem breiteren Unterbrustband.

Wie also muss ein BH richtig sitzen? Einer der besten BH-Hersteller Europas (hoppla, schon wieder Werbung) stellt die richtigen Fragen.
1. Das Muss:
– Sitzt der Rückenteil schön tief am Rücken? Unter den Schulterblättern und zirka auf der gleichen Höhe wie die Bügel an der Vorderseite des BHs?
– Füllt der Busen den Cup schön aus? Ist der Übergang zwischen Cup und Busen fließend?
2. Für Fortgeschrittene noch die Extras für den nicht nur richtigen, sondern sogar perfekt passenden BH (allerdings ist perfekter Sitz der Kleidung heutzutage keine Priorität, den meisten sind Bequemlichkeit, Preis, Marke oder modische Aussage wichtiger – ist ja auch in Ordnung):
– Liegen die Bügel und der Steg schön flach am Körper (und nicht auf dem Busen)?
– Liegen die Träger schön auf den Schultern, ohne zu schneiden oder zu rutschen?

Hier noch ein paar Beispielfotos.

Abschließend, wie auf Bestellung, die Geschichte eines bra fitting (BH-Maß-nahme) aus New York (die zweite Texthälfte erzählt eine Mammografie, nicht erschrecken).

Tipp für den Umgang mit Eltern

Montag, 16. Juli 2007

Wenn Eltern über Monate jammern und bitter klagen, wie furchtbar ihre pubertierenden Kinder sich daheim aufführen (Verweigerung jeder Mithilfe im Haushalt / Schuleschwänzen / tagelange Kommunikationsverweigerung / Einforderung kostspieliger Elektrogeräte samt grober Beschimpfung bei Nichtfolge) – dann berechtigt das eine Zuhörerin noch lange nicht zur Bemerkung: „Scheint ja ein ausgesprochen unangenehmer Mensch zu sein, mit dem du da zusammenlebst.“
Zumindest habe ich als Reaktion zum ersten Mal etwas Nettes über den angeblichen Mistkerl gehört.

Walzer, Polka, Boarischer, Zwiefacher

Sonntag, 15. Juli 2007

Ferse, Spitze, Wechselschritt
Ferse, Spitze, Wechselschritt
Wechselschritt
Wechselschritt
s’Madl drehn, s’Madl drehn
So einfach geht die Kuckuckspolka.

Schön war’s auf dem Kocherlball. Die Tanzmeisterin Katharina Mayer ist eine echte Bereicherung (war schon letztes Jahr im Einsatz, aber ich nicht): Die junge Frau auf der Bühne erklärte die Tänze kurz und knackig, tanzte ein, zweimal mit dem altehrwürdigen Tanzmeister Willi Poneder vor – und ab gings. Ich bin der Bewältigung des Zwiefachen einen großen Schritt näher gekommen. Zudem ermunterte Frau Mayer die Gäste so lange, nicht nur auf der eigentlichen Tanzfläche zu tanzen, sondern “wo hoit a Plotz is”, bis viele das tatsächlich taten.

Wieder schöne Kleidung gesehen, allerdings mit Bestürzung festgestellt, dass das Schuhwerk du jour zur Lederhose Badelatschen sind. Mein Tänzer schwächelte bald, wir waren schon um 9 wieder daheim. Für nächstes Jahr habe ich mir gemerkt, dass um 8 mehr Platz zum Tanzen ist als kurz nach Beginn um 6 Uhr – die Massen, die ein wenig später kommen, sind wohl nicht zum Tanzen da.

Weitere Eindrücke bei Frau Klugscheisser.

Und jetzt ein paar Fotos:

kocherlball07_1.jpg

Auf dem Weg zum Chinesischen Turm liegt noch Morgennebel auf den Wiesen des Englischen Gartens.

Fotos vom Tanz gibt es reichlich hier. Ich habe lieber getanzt als fotografiert.

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Ausgeruht haben sich die Tänzer dann einfach überall.

kocherlball07_3.jpg

Und abschließend den verkürzten Nachtschlaf nachgeholt.