Je weiter der Weg eines Nahrungsmittels vom Erzeuger an die Verkaufsstelle, desto schlechter für die Umwelt – richtig? Deswegen schaun wir auch im Supermarkt auf den Herkunftsort des Joghurts und rümpfen die Nase über den Biomarkt, der im März Äpfel aus Argentinien im Sortiment hat. Deswegen gibt es Forderungen, dass alle Lebensmittel die „Food Miles“ ausweisen müssen, die sie bis zum Verkauf gereist sind.
Aber. Aber wie so oft, ist das alles dann vielleicht doch viel, viel komplizierter. Vor allem wenn man neben Kraftstoffverbrauch für den Transport einige andere Faktoren berücksichtigt, zum Beispiel Wasserverbrauch, Erntemethoden, Düngemittelverbrauch, Lagerung. Im International Herald Tribune wird das Thema heute von mehreren Seiten beleuchtet:
Incorporating these measurements into their assessments, scientists reached surprising conclusions. Most notably, they found that lamb raised on New Zealand’s clover-choked pastures and shipped 11,000 miles by boat to Britain produced 1,520 pounds of carbon dioxide emissions per ton while British lamb produced 6,280 pounds of carbon dioxide per ton, in part because poorer British pastures force farmers to use feed.
In other words, it is four times more energy-efficient for Londoners to buy lamb imported from the other side of the world than to buy it from a producer in their backyard. Similar figures were found for dairy products and fruit.
Der Autor, James E. McWiliams, schlägt eine differenziertere Lösung vor:
…wouldn’t it make more sense to stop obsessing over food miles and work to strengthen comparative geographical advantages? And what if we did this while streamlining transportation services according to fuel-efficient standards? Shouldn’t we create development incentives for regional nodes of food production that can provide sustainable produce for the less sustainable parts of the nation and the world as a whole?
Jetzt freu ich mich erst mal auf die Zwetschgen vom Baum vor Elterns Garten, die etwa nächstes Wochenende reif sein müssten. Solche Gemeinschaftsobstbäume, wie ich sie aus meiner Kindheit vor allem an Landstraßen kenne, müssten doch eigentlich zum nachhaltigsten Anbau überhaupt gehören: Keiner düngt, keiner spritzt, die Bäume spenden Schatten und werden im Grunde nur beachtet, wenn ihre Früchte erntereif sind (oder ein Diskoheimfahrer dagegenknallt). Dann radelt man hin, holt sich Kirschen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen, so viel man will, und gut ist.