Kocherlball-Training

Freitag, 11. Juli 2008 um 11:06

Treffen
freimaurerisch interessierte Frauen
heute im Bräustüberl

stand auf Zetteln, die über das Treppenhaus des Hofbräuhauses verteilt waren. Verursacht hatte die Verlegung der Volkstanzkurs im Erkerzimmer als Vorbereitung auf den Kocherlball*. Im Erker stand die Musik: Harfe, Klarinette, Quetschn, Bass, Trompete. Die großen Fenster des alten, holzverkleideten Tanzzimmers gingen aufs Platzl und ließen die Luft eines wundervollen Sommerabends herein. Es wurde sehr schnell sehr voll, glücklicherweise taugten auch Nebenzimmer und der Korridor als Tanzfläche. Und so spielte die Musi auf, und Vortänzer Magnus Kaindl zeigte, wie sie gehen, der Dreher, der Landler, die Polka, der Ruach (richtig gehört?), die Schee Marie, der Boarische, der Höllnteifi. Viele der Musikstücke haben einen Text, der beim Merken der (einfachen) Figurenfolgen helfen.

Das tanzende Volk hätte kaum bunter gemischt sein können:
– das verwitterte alte Paar, das sich durchgehend anlachte
– der talibanös aussehende junge Mann in Camouflage-Bermudas
– die beiden Italienerinnen, die kichern miteinander tanzten
– die winzige solariumgegerbte Minirockträgerin mit Gold-Stilettos
– einige Tänzer und Tänzerinnen durchaus schon in Oktoberfest-Verkleidung (bezeichnenderweise aber weder die Musikanten noch die Vortänzer)

Und wer meint, na, zumindest an Walzer und a Polka kann doch a jeda …: Nein. Keineswegs. Während die meisten Tänzer und Tänzerinnen ihre vagen Ahnungen vom alpenländischen Volkstanz konkretisierten, brauchten einige durchaus noch Hilfe bei der Verteilung der drei Viertel eines Walzertaktes auf zwei Füße. Manche trauten sich gleich gar nicht selbst auf die Tanzfläche, sondern standen paarweise auf den Stühlen am Rand und musterten konzentriert die Füße der Mutigeren.

Selbst die werden geschwitzt haben, es war ganz schön heiß. Und ein großes Vergnügen. Nächsten Donnerstag gibt es noch eine Chance zum Lernen, selbe Zeit, selber Ort.

Hier eine Bildstrecke vom Tanzabend letzte Woche.

(Zur Sicherheit für unsere norddeutschen Mitbürger: Nein, Schuhplattler gehört nicht zu den üblichen Tänzen einer bayerischen Volkstanzveranstaltung.)

* Ich hätte lieber die Kocherlball-Seite der Stadt München verlinkt, aber darauf ist immer noch der im Mai verstorbene Willi Poneder als Tanzmeister angegeben.

die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Kocherlball-Training“

  1. walküre meint:

    Wirklich bemerkenswert finde ich, dass sich der Kocherlball anscheinend über so viele Jahre hinweggerettet hat, in denen Brauchtum aber sowas von out war, dass es gar nicht zu sagen ist. Oder täusche ich mich und es handelt sich in Wirklichkeit um eine wiederbelebte Veranstaltung ?

  2. Lila meint:

    ICH WILL DIE KALTMAMSELL IM DIRNDL SEHEN!!!
    ICH WILL DIE KALTMAMSELL IM DIRNDL SEHEN!!!
    ICH WILL DIE KALTMAMSELL IM DIRNDL SEHEN!!!
    ICH WILL DIE KALTMAMSELL IM DIRNDL SEHEN!!!

    *räusper* War das deutlich genug????

  3. die Kaltmamsell meint:

    Sie täuschen sich tatsächlich, walküre, die Veranstaltung wurde 1989 wiederbelebt, nachdem es ihn über 80 Jahre nicht mehr gegeben hatte.

    Ich bin eine Städterin, Lila, von Geburt an – mich kriegt niemand in das Gwand von Dorftrampeln. Ich gehe auf den Kocherball als Kocherl (Hauspersonal, in meinem Fall Kaltmamsell).

  4. Richard meint:

    @kaltmamsell: aufschrei “dorftrampl” bin 1944 in gartenstadttrudering geboren, meine eltern in thalkirchen und nymphenburg-soweit zur definition “städter” meine eltern , meine frau und ich gingen bzw. gehen bei entsprechenden anlässen in dirndl und janker und fühlen sich doch immer als städter. wie heißt das beim hosenbandorden “honi soit….” (verweis wg. anglophilie bei fr. kaltmamsell)
    ach es ist immer wieder erfrischend und anregend …. die vorspeisenplatte!

  5. Lila meint:

    Dann will ich Dich eben beim Schee-Marie-Tanzen in Schürze und Häubchen sehen!!!! Jawohl.

    Ich muß gestehen, daß ich Bayrinnen um die Option mit dem Dirndl sehr beneide, immer schon. Meine Oberweite verlangt förmlich danach. Leider gibt es nur eins, das schlimmer ist als elegante Städterinnen im Dirndl, und das sind rheinische Landeier im Dirndl.

    Schade eigentlich. (Ich hatte als Kind zwei Dirndl und habe vermutlich nie mehr ein Kleid so geliebt wie mein dunkelblaues Dirndl mit den Rosenknospen und der weißen Schürze….)

  6. die Kaltmamsell meint:

    Ach ja, Richard, zu den früheren Blütezeiten des Kocherlballs (und des Oktoberfests!) haben sich Landbevölkerung und kleine Leute zu feierlichen Anlässen stadtfein gemacht. Jetzt unterstreicht die Stadtbevölkerung feine Anlässe halt mit bäuerlicher Bekleidung.

    Ich hatte schon auch mal ein Dirndl, Lila, als Jugendliche für Volksmusikauftritte mit meinem Chor.

    Wenn schon Bauerntracht, dann vielleicht eher so eine?

    (Hier in Bewegung: Der tatsächlich typischste und am weitesten verbreitete spanische Volkstanz, die Jota.)

  7. creezy meint:

    – das verwitterte alte Paar, das sich durchgehend anlachte

    Wie schön … ,-)

  8. Sebastian meint:

    Das wäre wirklich der einzige Grund, nochmal eine Kochjacke anzuziehen – wenn man es tanzen könnt’. Aber die zwei Füße hören einfach nicht.

  9. Frau Klugscheisser meint:

    Ich komme aus ärmlichen Verhältnissen (kleine Leut’). Gerade deshalb trage ich Dirndl und bin stolz drauf.

  10. die Kaltmamsell meint:

    Ist das nicht unpraktisch bei der Arbeit, Frau Klugscheisser?

  11. Frau Klugscheisser meint:

    Ich trag’s ja nicht bei der Arbeit, sondern nur wenn ich mich zu festlichen Anläßen fein machen will. Wie die kleinen Leut’ das halt so gmacht ham. Und: es gab Arbeitsgwand und Sonntagsdirndl, gell ;o)

  12. Tina meint:

    Das Umeinanderhupfen interessiert mich jetzt nicht so, aber die Musi hätt ich schon gern g´hört. Schade, dass da kein Video war.

  13. die Kaltmamsell meint:

    Ich könnte Ihnen was vorsingen, Tina. *Hüsthüsthüst*.

    *Oh wie schön,
    oh wie schön,
    oh wie schön bist du, Marie,
    vom Kopf bis zu den Knie,
    vom Kopf bis zu den Knie.
    Oh wie schön,
    oh wie schön,
    oh wie schön bist du, Marie,
    vom Kopf bis zu den Knie
    ja bei der Nacht!*

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