Archiv für März 2009

Grantventil für falsches Englisch

Montag, 16. März 2009

… weil es mir sonst wieder Löcher in die Gehirnmasse brennt.

„Redaktionsteam“ heißt NICHT „reductional team“.
„Man kann nicht“ heißt NICHT „you don’t can“.
„Wir haben besprochen“ heißt NICHT „we have talked together“.
„Tagging“ wird NICHT „tecking“ ausgesprochen.
„Actual“ wird NICHT „ektuel“ ausgesprochen (und bedeutet NICHT „aktuell“).
„Discuss“ wird NICHT „diskusch“ ausgesprochen.
„No“ wird NICHT „nau“ ausgesprochen.

Und das war nur die erste halbe Stunde. Ich bin mir sicher, dass keiner der Anwesenden wusste, was mit „Tecking“ gemeint war und warum der Referent so davon schwärmte.

Bloggende Modejournalistinnen

Montag, 16. März 2009

Mode und Blogs waren für mich bis vor Kurzem vor allem private Blogs von Aficionados, z.B. Cool Outfit, The Sartorialist – der aus dieser privaten Leidenschaft mittlerweile seinen Lebensunterhalt bestreitet –, oder Advanced Style, Straßenmode alter Menschen. (Bei Cool Outfit habe ich mir gleich mal die Idee für das nächste Strickstück geholt – ich meine selbstverständlich das rechte Bild.)

Doch seit einiger Zeit bloggen auch Fachfrauen – und zwar genau die Hintergründe und alltäglichen Insider-Details, die es nicht in die gedruckten Magazine schaffen: Wie man es ins Publikum von Modeschauen schafft, was andere Leute im Publikum so anhaben, wie das gesellige Beisammensein nach den Schauen aussah, Grusligkeiten und Absurdes, Designer übergreifende Trends.

Deshalb eine dicke Empfehlung des Blogs Modepilot. Denn zudem ist im Internet unendlich viel Platz: Hier finden sich ausführliche Fotostrecken der einzelnen Schauen, aus denen es höchstens eines auf die Panorama-Seite der Süddeutschen schafft.

Mein diesjähriger Favorit in Paris: Yves Saint Laurent. Möglicherweise verrät das aber einfach nur mein Alter.

Schwimmen durch München: Müller’sches Volksbad

Sonntag, 15. März 2009

Das Müller’sche Volksbad, so hatte ich immer angenommen, ist was zum Plantschen und Gucken, das schönste Münchner Hallenbad, in das man gerne auch Besuch von weit außerhalb mitnimmt, um ihm etwas zu bieten – aber nichts zum Schwimmen. Ich kannte es von einigen Saunabesuchen und von Fotos. Nun berichtete aber ein Arbeitskollege, der in der Nähe wohnt, im Herrenbecken des Müller’schen Volksbads könne man durchaus gut schwimmen, zum Beispiel Sonntagvormittag. Ha, dachte ich, vielleicht bin ich einem Geheimtipp für entspanntes Schwimmen auf der Spur.

Nicht.

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Wahrscheinlich hätte ich erst mal mit dem Kollegen abgleichen sollen, was wir unter „Schwimmen“ verstehen. Für mich bedeutet es zwei Bahnen gemächliches Brustschwimmen, dann zwei Bahnen ruhiges Kraulen, dann wieder zwei Bahnen Brustschwimmen und nochmal zwei Bahnen Kraulen – so oft wiederholt, bis die geplante Entfernung (in meinem Fall etwa 3000 Meter) auf diese Weise zurückgelegt ist.

Für die meisten anderen Menschen in einem Hallenbad bedeutet „Schwimmen“, was auch der geschätzte Herr banana darunter versteht:

Fünfundsiebzig Minuten, in denen ich von der einen Seite des Beckens zur anderen schwimme, mich an den Rand stelle, mir die Leute anschaue und dann wieder zurückschwimme. Das ganze etwa dreissig Mal. Oder bis es mir langweilig wird.

Wenn, wie im Müller’schen Volksbad, diese beiden Auffassungen in einer von zwei abgegrenzten Bahnen für „Sportschwimmer“ aufeinandertreffen, entsteht bei allen Beteiligten Unmut. Bei mir, weil ich die Schwimmer nicht berechnen kann (lohnt es sich, den zu überholen oder habe ich ihn zwei Bahnen später wieder vor der Nase, weil er sich dazwischen am Beckenrand ausgeruht hat?) oder weil sie mir für eine Wende im Weg stehen. Bei den anderen, weil ich sie durch mein Überholen verunsichere oder zwischen ihnen wende, während sie sich gerade angeregt mit der Freundin unterhalten. Heute handelte ich mir sogar den klassischen Lebertritt ein (der übrigens nie von einem Sportkrauler kommt, da Sportkraulen eine gleitende, sehr platzsparende Bewegung ist, sondern auf den typisch kräftigen Beinschlag beim Brustschwimmen zurückzuführen ist), als eine Schwimmerin von der Nachbarbahn überraschend auf meine wechselte. Und zwar auf exakt die Stelle, an der ich mich gerade befand.

Gegen eine Nutzung als Schwimmbad spricht außerdem, dass der Nichtschwimmerteil des Beckens gerade mal einen guten Meter tief ist – bei den ersten Wenden (altmodisch seitlich, das Erlernen der Rollwende habe ich mir für das sechste Lebensjahrzehnt vorgenommen) schlug ich mir die Zehen am Beckenboden an. Dass die 31 Meter Beckenlänge fürs Streckenschwimmen fortgeschrittene Arithmetik verlangt, lassen wir mal beiseite; wir Münchner sind durch das 33-Meter-Becken des Nordbads Kummer gewohnt.

Aber schön ist es, das Müller’sche Volksbad, wunderschön. Bei so viel Stuck und Schmuck an der Hallendecke ist der überproportional hohe Rückenschwimmeranteil eigentlich nur konsequent. Vielleicht mögen Sie sich durch diese Fotostrecke klicken? Das Bad wurde glücklicherweise sehr vorsichtig modernisiert, verfügt über den gewohnten sanitären Komfort eines heutigen Hallenbades, ohne nostalgische Details auszumerzen. Diese Mischung verursacht ein wenig Umstände, die die Besucherin halt in Kauf nehmen muss. Die Schließfächer sind hölzern und Jugendstil, sie befinden sich im Obergeschoss. Den Schlüssel dazu holt man sich unten gleich beim Eingang durch das Einschieben der Eintrittskarte in ein modernes Minischließfach. Die Umkleiden liegen separat ein ganzes Stück entfernt von den Schließfächern, sind ebenfalls aus Holz und schön nostalisch mit Fensterchen und schützendem Vorhängchen. Die Duschen befinden sich wiederum ebenerdig am anderen Ende des Bades. Die Wege sind also durchaus weit, erfahrene Besucherinnen trugen Handtücher und Toilettsachen in einer Tasche bei sich. Hier ein bebilderter Besuchsbericht von sueddeutsche.de.

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Münchner dörflich

Samstag, 14. März 2009

Senffrüchte, hatte meine Schwiegermutter im Herbst letzten Jahres geseufzt, Senffrüchte bekomme sie ja nun auch nicht mehr, weil die Fahrten ins Tessin nach dem Tod ihrer dort zur Ruhe sitzenden Schwester aufgehört hätten. Und hier bei uns, klagte sie, gebe es die halt nicht. Sie begnüge sich mit Senfsaucen und Ähnlichem, aber das sei halt nicht dasselbe.

Jetzt hat sie Geburtstag, meine liebe, herzensgute Schwiegermutter, und ich wollte sie mit einem Topf Senffrüchten überraschen. Bis zu ihrer Klage hatte ich zwar noch nie davon gehört, aber in München konnte ich bislang noch praktisch jedes Lebensmittel auftreiben.

Gestern war die verregnete Münchner Innenstadt belebt, aber keineswegs überlaufen, und so lernte ich, dass die heimischen Geschäftsleute ohne Massenansturm so entspannt und hilfsbereit sein können, wie ich es sonst nur vom Dorf kenne. (Dass Sie dort und selbst in sehr kleinen bayerischen Städten darauf gefasst sein müssen, auf die Frage nach dem Weg zurückgefragt zu werden: „Zu wem woin‘S denn?“ – das wissen Sie hoffentlich.)

Mein erster Weg führte mich in den Dallmayr. Auch hier war es eher ruhig, um die Mittagszeit standen lediglich an der Hendltheke Pelzmantelschlangen und ansonsten Touristengruppen mit nassen Regenschirmen im Weg herum. Bei den Marmeladen wusste die Angestellte, dass Dallmayr mal ein Senffrüchte-Relish geführt habe, diese Art Produkt bekäme ich aber am ehesten an der Theke mit dem Lachs. Dort musste man mich enttäuschen: Senffrüchte gebe es nicht mehr.

Da ich nebenan bei Manufaktum eh ein Roggenbrot holte, fragte ich den Herrn, der mich bediente, ob es hier vielleicht…? Nein, beschied auch er mir, aber begann sofort zu überlegen, wo es Senffrüchte geben könnte. Er nannte ein paar Feinkostspezialisten, hielt den Käfer für die erfolgsversprechendste Adresse. Doch dann fiel ihm der Viktualienmarkt ein: Da solle ich mich mal durchfragen. Ich befolgte seinen Rat – und auch hier erlebte ich überraschende Hilfsbereitschaft: An ihren überwiegend menschenleeren Ständen überlegten hintereinander vier Viktualienmarkthändler mit, wo ich wohl Senffrüchte bekommen könnte. Bis ich wieder an einem Stand stand und sagte: „Ich bin auf der Jagd nach Senffrüchten?“ Und der Mann dahinter nur antwortete: „Ja.“ Mit etwas besserem Gedächtnis hätte ich schneller darauf kommen können, dass der Rottler sehr wahrscheinlich auch Senffrüchte führen würde: Es ist schließlich noch keine drei Jahre her, dass Nicky Delicious von ihm schwärmte und von einem Besuch in seiner Herstellung berichtete. So plauderte ich mit Herrn Hollweck ein wenig über aus der Mode gekommene Köstlichkeiten, kaufte ihm zwei Gläser Senffrüchte ab, ließ mich informieren, dass er auch unmoderne schwarze Walnüsse und grüne Mandeln führe. (Werde ich dringend beim nächsten Einkauf mitnehmen.)

Und jetzt freue ich mich auf das überraschte Gesicht der Frau Schwiegermama.

Aerobic-Abenteuer

Freitag, 13. März 2009

Was führe ich doch für ein aufregendes Leben!
Als ich seinerzeit an einem freien Freitag in diese Stepaerobic-Stunde ging, ahnte ich nicht, dass die Vorturnerin lediglich eine Vertretung war. Heute erlebte ich den Vorturner, den die Damen dort gewohnt sind. Nun sollte man wissen, dass eine nahezu feste Aerobic-Mannschaft und ihr Trainer wie ein eingespieltes Tanzpaar funktionieren: Die Kommunikation ist fast schon telepathisch.

Der junge Vorturner erkannte mich also sofort als Neuling, kam zu mir und fragte: „Zum ersten Mal Step?“ Und nun bitte ich zu berücksichtigen, dass meine Antwort nicht ausschließlich von Größenwahn getrieben war, sondern durchaus auch von dem Anliegen, möglichst keine Umstände zu verursachen. Ich sagte: „Nee. Du kannst mit mir alles machen.“

Im gleichen Moment, aber leider etwas zu langsam, hob mein Großhirn den Finger und schimpfte: „Prima. Jetzt kannst du dir natürlich nicht den geringsten Fehler mehr erlauben. Und das, wo du nicht mal richtig wach bist.“ Ich war nämlich von einem Beginn der Stepstunde 30 Minuten später ausgegangen, hatte meinen Irrtum gerade noch rechtzeitig erkannt und war morgens überstürzt ins Fitnessstudio aufgebrochen.

Ich kam ganz schön ins Schwitzen, und keineswegs nur wegen der Bewegung. Die Stunde war extrem choreographiebetont, meine Mitturnerinnen (Alter zwischen ca. 30 und deutlich über 60) kannten offensichtlich zahlreiche Teilstücke bereits aus früheren Stunden, und obwohl der Vorturner die Schrittfolgen wirklich sauber aufbaute, stolperte ich zunächst unelegant um mein Sportgerät – immer bemüht, wenigstens am Schluss des Blocks auf der richtigen Seite des Steps und auf dem richtigen Fuß zu landen. Erfahrene Aerobicerinnen unter meinen Leserinnen ahnen: Ich hatte einen Heidenspaß. Der Vorturner ignorierte meine Probleme und ließ mich in meinem Tempo lernen – was ich als Respektsbezeugung auffasste. Zudem hatte ich viel Vergnügen daran, wie er mit seiner gewohnten Mannschaft umging, gelbe Karten „fürs Augenrollen“ zeigte, in etwa sechs Sprachen und Dialekten seine Ansagen machte, zählte und uns anfeuerte (Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Kanaksprach, irgendwas Slawisches – vor der Stunde und out of character hatte er lupenreines Bayerisch gesprochen).

In der Schlussrunde hatte ich tatsächlich die ganze Choreo drauf, was Herr Vorturner dadurch honorierte, dass er zu meinem Step kam und darauf einen Teil gleichzeitig spiegelverkehrt turnte. Selbstverständlich brachte mich das völlig aus dem Konzept; ich lachte und stieg beim nächsten Block wieder ein.

Hach ist das schade, dass ich diese Stunde nur an einem freien Tag besuchen kann.

Körperlichkeiten

Mittwoch, 11. März 2009

Fingernägel: Wenn sie dann wieder, wie jetzt, zwei Millimeter lang sind und sauber gefeilt (oval, immer oval – ich werde mich in diesem Leben nicht mehr an spatenförmig zugeschnittene Fingernägel gewöhnen), dann fällt mir schon sehr auf, wie viel hübscher meine Hände damit aussehen. Allein diese zwei Millimeter lassen meine Finger 20 Prozent länger wirken, und ich ertappe mich dabei, dass ich automatisch viel damenhaftere Handbewegungen mache. Dennoch werde ich meine Nägel heute Abend ratzekurz schneiden: Dem hübscheren Aussehen steht das Gefühl entgegen, durch Fremdkörper an jeder Fingerspitze behindert zu werden. Das Klappern auf den Computertasten, die Vorsicht bei jedem Zupacken aus Angst vor dem Umknicken des Nagels, das mangelnde Detailgefühl beim Zwiebelschneiden – all das bereitet mir großes Unbehagen. Für mich ist jedes Nägelschneiden eine Befreiung.

Haare: Sind schon ganz schön weit Richtung Bob gewachsen, meine Haare. Und schon nerven mich die Begleiterscheinungen: Haare in der Badewanne, in allen Abflüssen, in der Haarbürste, außerdem fast doppelt so lange Fönzeit (nur Trocknen). Und man sieht die meisten meiner schönen Ohrringe nicht mehr; nur noch die allerlängsten lugen unter den Fransen hervor. Eine überraschende und besonders doofe Wirkung hat meine Brille: Abgeblockt durch den Rahmen machen die Stirnhaare einen Bogen nach oben – und so habe ich manchmal eine Frisur wie Howard Carpendale in den 80ern. Was ich ebenfalls seit vielen Jahren nicht mehr hatte: Haarklammern (für Daheim, in der Öffentlichkeit sind sie mir noch zu peinlich).

Nur ein kleines Bisschen Isar

Dienstag, 10. März 2009

Auch München kann treu sein. An gleicher Stelle wie vor dreieinhalb Jahren liegt die Matratze an der Isar.

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Und dann begegnete ich dem Eichkätzchen wieder, das ich vergangenes Jahr an selber Stelle am Schwanz gezupft hatte.

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