Journal Brighton, Montag, 16. August 2010

Dienstag, 17. August 2010 um 9:20

Weil wir am Sonntag so viel erlebt hatten, hatte ich viel zu bloggen – das füllte die ersten Stunden des Tages. Als Morgengetränk bereitete ich uns café con leche nach Art der kulturlosen spanischen Kaltmamsellfamilienseite: zwei Löffel Instantkaffee (stellte die Apartmentküche) in heißer Milch aufgelöst. Schmeckt auch nicht schlechter als so manches, was man mir in Münchner Cafés als Cappuccino andreht.

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Für Montag hatte ich ein besonderes Abenteuer geplant: Schwimmen durch Brighton. Erst letztes Jahr hatte ich das örtliche Schwimmbad entdeckt – wäre ja auch seltsam, wenn es in einer 140.000-Einwohner-Stadt keine Schwimmmöglichkeit gäbe. Es liegt sehr zentral in der Nähe des Royal Pavillon, allerdings ziemlich versteckt. Und da bis vor kurzem der Bereich davor Baustelle war, war ich nie daran vorbeigekommen.

Der Eintritt kostete 3,60 Pfund, also etwa so viel wie die Schwimmbadnutzung in Berlin. Dafür bekommt man ein weißes Papierbändel ohne Aufschrift. In den Umkleiden (Gruppenkabinen, Rollikabinen, Familienkabinen, Einzelkabinen – nichts davon nach Geschlechtern getrennt) sah ich, dass die Leute sich dieses Bändel um das Handgelenk klebten. Da es keine Schranken für die einzelnen Bereiche gibt (im Obergeschoß ist ein Fitnessstudio eingerichtet) nehme ich an, dass das Personal an den Bändeln die Zugangsberechtigung sieht.

Auch Duschen gab es nur eine für alle. Klar: Mir fiel wieder ein, dass sich der Engländer nie nackich macht, nicht mal in der Sauna. Zumindest hatte es ein paar Einzelduschkabinen.

An der Kasse hatte ich mich erkundigt, wie lange das Schwimmbecken ist: 25 Meter. Umgehend beschloss ich, statt meiner gewohnten 3.000 nur 2.000 Meter zu schwimmen – ich befürchtete, entweder vom ständigen Wenden oder vom Bahnenzählen wuschig zu werden. Eine breite Bahn „slow lane“ war bereits abgetrennt, dazu kam bald eine „medium lane“, in der trotz zunächst dichter Besetzung gut schwimmen war.

Nach überstandenem Abenteuer traf ich mich mit dem Begleiter zum besten Kaffee in der Stadt bei Red Roasters.

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SCHUHE!

So gerne ich Schuhe habe: Schuhekaufen gehört zu den Pflichten, um die ich mich gerne drücke. Lieber trage ich die vorhandenen x-mal zum Schuster. Nun aber begab es sich, dass sich meine dunkelblauen Pumps verabschieden, ich also wirklich welche brauche. Außerdem hatte ich mir eigentlich vorgenommen, auch mal Schuhe zu kaufen, einfach weil sie schön sind und nicht nur, weil sie zu meiner Garderobe passen. Seit zwei Jahren macht mir allerdings die Schuhmode in Deutschland die Umsetzung dieses Vorsatzes schwer: Es scheint bei interessanten Schuhen keine Absatzhöhen zwischen irre hoch (nach kurzer Zeit böse Fußballenschmerzen, tja, das Alter) und brettelflach (Gang eines trächtigen Nashorns plus Fersenschmerzen) zu geben. Zudem hüllen sich die für den Herbst dekorierten Schuhladenschaufenster in München ausschließlich in Schwarz und Grau, mit ein wenig Braun dazwischen. Ich verschob also den Schuhkauf auf den Englandurlaub. Welch hervorragende Idee!

Hier ist dunkelblau eine der dominierenden Schuhfarben, schließlich hieß es in der Modeindustrie schon letztes Jahr, dunkelblau werde das neue Schwarz. Außerdem leuchten aus vielen Schuhläden abgefahren bunte Modelle. Am Sonntag hatte ich mich schon mal ein wenig umgeschaut, jetzt ging es ans Einkaufen. Und dann gab es die beiden Wunschmodelle auch noch in meiner Riesengröße!

Die grünen sind von Irregular Choice, die blauen von Schuh.

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Mittagessen im unvergleichlichen Food for Friends: ein Croque Monsieur aus Auberginen mit Knoblauch-Kartoffelpüree für den Begleiter, Blattsalate mit Bohnen, Brokkoli, Joghurt und Käse für mich. Pimm’s für beide.

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Einkäufe im Apartment abgeladen, wegen Sommerhitze in ein Sommerkleidchen gewechselt.

Wir spazierten am dicht badebevölkerten Strand zurück in die Brightoner Innenstadt, bummelten vorbei am Royal Pavillon durch die Lanes und North Laine. In Letzterem fielen wir wie jedes Jahr in den Gummibärchen- und Schokoladenladen ein – Sie kennen diese Etablissements, in denen man sich mit Tüte in der Hand aus Behältnissen selbst bedient? Verheerend. Jedesmal wieder.

Ein Pint Cider in einem Pub in North Laine, dazu ein wenig Buchlesen.

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Abendessen sollte in Jamie’s Italian stattfinden, ich wollte gerne herausfinden, wie man dort isst. Das verhinderte eine geschlossene Veranstaltung. Wir gingen also in einen anderen Kettenitaliener gegenüber: Zizzi. Dort gab es einen lachhaft winzigen Vorspeisensalat, dafür aber umwerfend gute Spaghetti pomodoro.

Rückweg vor ersterbendem Sonnenuntergang am Strand entlang in lauem Lüftchen.

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Journal Brighton, Montag, 16. August 2010“

  1. Sophie meint:

    Ooooohhhh die Schuhe sind reizend, wirklich zauberhaft mit den gruenen Schleifen herzliebst…die schoensten weiteren Urlaubstage

  2. Nathalie meint:

    Und wie war das jetzt mit der Toilette und dem Keller? :-)

  3. Norma meint:

    Beifall für die Schuhe! Die sind individuell und elegant und haben das gewisse Etwas.

  4. franziska meint:

    Die grünen sind toll! (Die blauen auch, aber die grünen sind noch toller.)

  5. croco meint:

    Alos, ich tät die lindgrünen nehmen, in 40 bitteschön.

  6. barbara meint:

    Ich auch die grünen.
    Seufz.
    Wahrscheinlich gibt’s auch noch “Fluevogs”.
    Da. In Braitn.
    Schöne Tage, die Sie da haben.

  7. walküre meint:

    Die grünen Pumps sind absolut toll; ich würde sie zwar – sofern erhältlich – für mich in einer anderen Farbe nehmen, aber der Stil sagt mir extrem zu. Wetten, dass sie auch in Brrraitn nicht in 7 1/2 bis 8 1/2 G zu bekommen sind ?

  8. wortschnittchen meint:

    Grandios, die grünen Schuhe! Ich liebe diese Farbe und war sehr glücklich, endlich auch welche in genau diesem gedeckten Grün zu finden. Ich musste dafür auch nur nach Polen fahren. Haben deutsche Schuhhändler Angst vor Farbe?

  9. Sebastian Dickhaut meint:

    Ooooooh und seufz – was für grandiose Mittagessen jeden Tag. Ich mach jetzt auch bald die Brighton-Kur.

  10. ubarto meint:

    Ohhhh die tollen Schuhe sooo tolle Schuhe auch-will-auch-will!
    Wie schön dass irregular choice auch nach Deutschland liefert :-)

  11. die Kaltmamsell meint:

    Die Toilette, Nathalie, war die des Zizzi: Ich hatte das Schild, das zum Keller leitete, beim Hereinkommen gesehen, und begab mich von unserem Tisch im Obergeschoß aus dorthin.

    Meine haben Größe 41, Walküre, mit anderen Größensystemen bin ich überfordert – zumal zumindest früher die einstelligen Schuhgrößen in England anders gezählt wurden als in Deutschland. Laut Website gibt es die Damenschuhe des Anbieters bis in Größe 43 – und das abgebildete Paar ist sehr bequem.

    Wenn die Schuhläden in München so weitermachen, lohnen sich die 15 Pfund Versandgebühren nach Deutschland wirklich noch.

  12. walküre meint:

    Ich trage Größe 42, aber die Schuhe meines Hauptlieferanten (Ara) sind alle in britischen Größen gekennzeichnet, sodass ich diese Angaben gern übernehme, zumal die Weiten – zu meinem Vorteil – nicht einheitlich gehalten sind.

  13. midori meint:

    Die Schuhe sind ein Traum! (wünschte, ich könnte so etwas tragen)

  14. mediokra meint:

    Awww! Die grünen!
    (Also, die Schuhe meine ich, schon klar)

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