Journal Montag, 23. August 2010

Dienstag, 24. August 2010 um 6:35

Wie soll er schon gewesen sein, der erste Arbeitstag nach einer intensiv wundervollen Urlaubswoche? Zumindest fiel mir die Konzentration leichter als in der Woche davor. Aber den ganzen Tag von Kopfweh geärgert, das ich aufs schwülwolkige Wetter schob.

Ich schleimte mich bei Kollegen und Kolleginnen mit einer großen Schachtel Fudge ein. Zur Brotzeit hatte ich Tomaten aus Elterns Garten dabei.

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Ganz ruhig Mama

Malte Welding erinnert sich in der Berliner Zeitung an den Tod seiner Mutter und eine Therapeutensitzung mit alten Familienfotos

via Anke Gröner

Wie klar mir ist, dass mir das noch bevor steht. So höllenschmerzlich klar, dass ich manchmal die jetzigen Momente mit meinen ausgesprochen lebendigen Eltern gar nicht genieße.
Wenn ich mir dazu etwas wünschen könnte, dann, dass ich dannerzeit nicht vor den Gefühlen wegrenne, die das Erleben des elterlichen Sterbens auslösen wird. Sondern dabei bleibe und fühle, alles. Weil mir alles andere bis ans Ende meines Lebens leid täte.

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Feierabendliches Gewichteheben klappte nach einer Woche Pause unverändert gut.

Daheim erfreulicher Besuch aus Hamburg.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Montag, 23. August 2010“

  1. lihabiboun meint:

    So ein schöner Text, danke Ihnen. Geht es Ihrer Mutter gut?

  2. Sebastian Dickhaut meint:

    Liebe kaltmamsell, es ist vielleicht kein Trost, aber ich glaube, man muss nicht immer dabei bleiben und alles fühlen. Meine Eltern hat das auch belastet, weswegen beide jeweils zum Sterben eine Lücke abgewartet haben, in der sie alleine waren. Wie Elefanten. Was nicht ideal klingt, aber das ist das ja nie. Es machte es aber in der Trauer danach leichter, dabei zu bleiben und alles zu fühlen. Aber auch das ist wohl immer anders.

  3. Petra_s meint:

    Als meine Mutter vor 2 Jahren gestorben ist nach langer Krankheit und einer Talfahrt mit allen Verlusten (Sprache, Mobilität, Verstand, zuhause etc.) kamen diese Träume sofort und ich war sehr über mich erschrocken, dass ich im Traum sogar dachte “jetzt geht das schon wieder los”.
    Die Erschöpfung und Enttäuschung waren bei mir groß. Ich konnte nichts verbessern, mit allem Einsatz der mir möglich war und immer noch suche ich nach Momenten in denen definitiv Dinge hätten besser laufen können. Aus der Zeit habe ich noch 2 prall gefüllte Ordner mit jedem einzelnen Brief von oder an einen Arzt. Ich weiß auch, dass ich sie noch nicht wegwerfen kann.
    Mein Resümee ist, dass man gar nicht so erwachsen sein kann, um diesen Verlust leicht zu verschmerzen.
    Diese “Jetzt-geht-das-Sterben-wieder-los” Träume sind rar geworden und ich verkrafte sie auch leichter und freue mich am “Treffen” mit meiner Mutter.
    Dass ich so “dabei bleiben” konnte, darauf bin ich ein wenig stolz. Auch wenn man ganz fertig ist, kann man doch wieder eine Portion Stärke aufbringen und weiter die Situation, wie sie auch sei, begleiten. Sie werden sehen, Sie werden nicht rennen!

  4. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank, Sebastian und Petra_s für Eure persönlichen Erlebnisse. Bei meiner Mutter (danke der Nachfrage, lihabiboun, es geht ihr gut) bin ich mir sehr sicher, dass meine Anwesenheit bis zuletzt ersehnt und angenommen wird. Ich bin fest entschlossen, ihr diese zu schenken, auch wenn es einen hohen Preis haben sollte. Meinen Vater kann ich darin viel weniger einschätzen; er ist bislang gar nicht gut im Bekümmern lassen.

  5. Petra_s meint:

    Auch wenn das Bekümmern lassen schwer fällt, so ist eine gescheite Beobachterin und Gesprächspartnerin für Ärzte so wichtig. Im Krankenhaus können Missverständnisse und Schlampereien entstehen, ich hab da Sachen erlebt!
    Doch nun genug. Lange Gesundheit für die Eltern und eine gute Zeit mit Ihnen.
    Wir haben noch eine 92-jährige, polnisch stämmige, kinderlose Großtante, die ein Leben lang für das Alter gespart hat. Vor einem Jahr ist sie ins Alterheim eingezogen, wie in ein Hotel und wenn es gut geht reicht das Geld bis 100 oder noch länger.
    Im Moment sieht sie bei jedem Besuch besser aus. So kann es auch werden!

    Danke für die Schreibfläche, war wohl auch so ne kleine Therapie ;-)

  6. mariong meint:

    ja, unbedingt die gemeinsame zeit bewusster nutzen.

    plötzlich steht man da und merkt, dass man selbst “die alte” geworden ist, die vorhergegangene generation ist zack gegangen und da ist noch soviel was man mit ihnen hätte machen wollen, was man jetzt am liebsten noch fragen würde, aber man dachte immer: jetzt hab ich keine zeit, morgen.

    Es ist so, wie bei den meisten Dingen im Leben, was es wirklich bedeuten kann, Eltern zu verlieren, weiß man erst dann, wenn es passiert ist. trivial aber auch wieder nicth.

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