Im Arri-Studio

Mittwoch, 23. März 2011 um 13:15

Alteingesessenen Münchnern ist es natürlich vertraut, doch mich konnte man damit überraschen, dass es mitten in München ein Fernsehstudio gibt: Das Arri-Studio in der Türkenstraße – so zentrales Schwabing, dass es fast noch Maxvorstadt ist.

Andererseits: Mich überraschte ja auch die Erkenntnis, dass eine Live-Sendung, die im Fernsehen um 22.15 Uhr beginnt, auch in Echt um viertel nach zehn anfängt – also ungefähr zu der Zeit, zu der ich mich gewöhnlich mit einem Buch ins Bett zurückziehe, um spätestens eine halbe Stunde später das Licht zu löschen und einzuschlafen.

Gestern sah ich mir zum zweiten Mal die Sendung Neues aus der Anstalt direkt im Studio an.

Karten kann man für diese Show online reservieren, sollte allerdings eine Nachtschicht einkalkulieren: Ab Mitternacht des ersten Vorverkauftags steht die Funktion zur Verfügung, und das Interesse ist erheblich größer als das Angebot. Die bis zu vier Karten, die man zurücklegen lassen darf, holt man dann im Ticketbüro in der Ursulastraße ab, direkt neben der legendären Lach- und Schießgesellschaft, in einem ganz besonderen Eck Alt-Münchens, das mich mit seiner Mischung aus zwei- bis dreigeschoßigem Zuckerbäckerbarock gleich beim Englischen Garten und Pilskneipen sowie kleinen Boutiquen ein bisschen an Wien erinnert.

Bei meinem ersten Besuch der Show im Arri-Studio vor gut zwei Jahren erklärten mir Bekannte das Procedere, dieses Wissen nützte mir gestern: Einlass ins Studio beginnt um 21.15 Uhr, und für einen guten Platz empfiehlt es sich, deutlich vor 21 Uhr eine gute Startposition in der Schlange im Foyer zu sichern. In der Zeit bis zur Öffnung der Studiotüre kann man sich ja noch ein Gläschen Wein an der Theke holen und die vielen Technik-Oscars bewundern, die die Firma Arri in den vergangenen Jahrzehnten eingesammelt hat.

Kurz vor Einlass bat uns eine offizielle Dame inständig, Mobiltelefone ganz und gar auszuschalten: Die Tontechnik eines Fernsehstudios ist wohl deutlich empfindlicher als Flugzeugtechnik. Ins Studio geht man über einen lauschigen Innenhof und eine Rampe, drin sieht es sofort sehr nach Fernsehen aus – inklusive ordentlich heizender Scheinwerfer. Gesessen wird auf beteppichten Stufen mit Kissen, alles sehr Schulaula 1991. Es gibt zwar am Bühnenrand auch Tischchen mit echten Stühlen, doch diese Plätze werden direkt vom Personal vergeben und sind nicht reservierbar.

In den letzten 20 Minuten vor Sendungsbeginn wurden wir gestern individuellbespaßt von Urban Priol, Wilfried Schmickler und Max Uthoff – alle drei beeindruckende Vollprofis (ich schmeiß mich ja immer wieder über Herrn Priols Fähigkeit der Imitation weg), die aus dem Ärmel tagesaktuelle Themen kommentierten. Erwin Pelzig hatte nur noch Zeit für wenige Sätze, bevor ihn die Regie in die Kulisse zurückpfiff („Noch 15 Sekunden!“) und er maulend abging: „Bei der ARD hätt’s des net g’eben!“

Die Show war gut; ich bin immer wieder dankbar, dass es überhaupt noch politisches Kabaret gibt. Der rote Faden fehlte zwar, doch die derzeitige Themenlage ist ja wirklich völliger Overkill.

Hier die gestrige Sendung zum Hinterherschauen.

Mehr in Erinnerung bleiben wird mir aber sicher mein erstes Neues aus der Anstalt Ende 2008, vor allem Reainald Grebe mit seinem unvergesslichen „Ich bin der Präsident“:

(Ab 1:15)

Seither kann ich das Wort Fähre nicht mal lesen, ohne an die Aussprache in diesem Lied zu denken.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Im Arri-Studio“

  1. Julia meint:

    “Ich bin der Präsident” war wirklich der Hammer. Der Typ ist genial. Nachdem Scheibenwischer/Satiregipfel so grauenvoll schlecht geworden ist, bin ich für Priol & Co auch sehr dankbar!

  2. barbara meint:

    Einziger Pflichttermin im TV.
    Ihre schöne Brille, das Kleid und Ihr Haarschnitt huschten mehrfach durchs Bild.
    Ich war etwas unsicher, da ich keine Ahnung hatte, wo die Sendung aufgezeichnet wird.
    Aber Ihnen hätte ich auch zugetraut, dafür nach Mainz zu fahren.

  3. philine meint:

    Liebe Kaltmamsell, als Alt-Münchnerin darf ich Ihnen sagen, dass die Türkenstrasse komplett Maxvorstadt ist. Schwabing beginnt auf der Mittellinie der Georgenstrasse Richtung Norden.
    Das “Schwabing” (München leuchtet) ist heute die Maxvorstadt. Im Volksmund ist es natürlich immer noch Schwabing.

  4. rum meint:

    Echt? Das wird hier in Minga aufgezeichnet? Das ist ja gut zu wissen, da es das perfekte Geschenk fuer einen Freund waere!

  5. Musiker meint:

    18:52 ;-)

  6. Georg meint:

    Rainald (/nitpick) — und die Nummer ist in der Tat unvergesslich.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Danke für den Hinweis, Georg!

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